Wie steht es um den Iran, ein Jahr nach dem Tod von Mahsa Amini?
Die Welt erfuhr über die sozialen Netzwerke, dass im Iran etwas Ernstes vor sich ging. Empörte Frauen verbrannten ihren Hidschab. Auslöser war der Tod von Mahsa Amini - einer jungen kurdisch-iranischen Frau - in Polizeigewahrsam. Sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht korrekt getragen hatte.
Das geschah am 15. September 2022 - daraufhin verbreiteten sich Proteste wie ein Lauffeuer unter Jugendlichen. Sie trotzten der Unterdrückung durch ein Regime, das die meisten als überholt betrachten. Die Behörden reagierten, indem sie den Zugang zum Internet und zu sozialen Netzwerken einschränkten.
"Frauen, Leben, Freiheit": Ein Slogan geht um die Welt
Das Regime beschuldigte die USA, Israel und deren Agenten, die Proteste geschürt zu haben. Der Westen verschärfte die Sanktionen, und die iranischen Behörden ließen Zehntausende in Teheran marschieren, die das Tragen des Hijab verteidigten.
Doch die Proteste wurden zu einer Bewegung. Der Slogan "Frauen, Leben, Freiheit" keimte in allen Ecken des Landes auf. Das Regime war entschlossen, sie mit Gewalt zum Schweigen zu bringen. Auf Demonstrant:innen wurde geschossen, es gab Hunderte von Toten.
Verschärfte Gesetze zum Tragen des Schleiers
Zehntausende wurden festgenommen, einige wurden wegen ihrer Teilnahme an den Protesten zum Tode verurteilt.
Im Februar verkündete die Regierung eine beispiellose Amnestie. Unterdessen werden zahlreiche Mädchenschulen auf mysteriöse Weise mit Giftgas angegriffen. Manche sahen darin die Hand des harten Flügels des Regimes, der diese Ereignisse jedoch entschieden verurteilte.
Die Repressionen zeigten Wirkung und allmählich ließ die Intensität der Proteste nach. Die Regierung ist entschlossen, das Tragen des Schleiers im öffentlichen Raum wieder einzuführen, verschärfte die Gesetze. Doch noch immer gibt es Frauen ohne Schleier auf den Straßen, und die Erinnerung an Mahsa Amini bleibt lebendig. Zum ersten Todestag hat die Regierung die Polizeipräsenz aus Sorge vor Ausschreitungen verdoppelt.