Deutsche Sensation im Ski-Mekka!
Linus Straßer sank am Fuße seines „Hausbergs“ auf die Knie und genoss den so lange ersehnten Triumph.
Eine Gams hatte er auf dem „Schweinsberg“, wie er den Ganslernhang in Kitzbühel wegen dessen Tücken scherzhaft nennt, endlich mal holen wollen - nun war es vor den Augen von Edelfans wie Arnold Schwarzenegger und Maria Höfl-Riesch sogar die goldene Trophäe geworden. Dazu gab‘s 100.000 Euro Siegprämie und Freudentränen.
„Ich habe hier mein erstes Rennen bestritten und immer davon geträumt, als Weltcup-Fahrer zurückzukommen und zu gewinnen“, sagte der überwältigte Straßer mit feuchten Augen, „Mission war wie immer die Gams, und jetzt ist es die große.“ Und doch „ist es ein bisschen schwer zu realisieren, dass es wirklich Kitzbühel ist“, sagte er bewegt.
Der historische Triumph im österreichischen Ski-Mekka war Seelenbalsam für die deutschen Alpin-Männer inmitten einer ansonsten höchst durchwachsenen Saison - einen Tag nach der bittersüßen Abschiedsfahrt von Thomas Dreßen, dem zurückgetretenen Streif-Sieger von 2018.
Kitzbühel: Straßer tritt in Fußstapfen deutscher Legenden
Vierter war Straßer nach dem ersten Lauf gewesen nicht mehr zu halten: 0,14 Sekunden lag er schließlich vor dem Halbzeit-Besten Kristoffer Jakobsen (Schweden), 0,20 Sekunden vor dem zweimaligen Sieger Daniel Yule (Schweiz).
Der Coup ist Straßers vierter im Weltcup, und doch etwas Besonderes: Auf dem Ganslern hat er dereinst das Skifahren erlernt, zudem wohnt der 31 Jahre alte gebürtige Münchner gleich nebenan in Kirchberg, Familie und Weggefährten waren beim großen Moment vor Ort versammelt. Und: Kitzbühel ist Kitzbühel, auch, weil die Sieger dort mit ihrem Namen auf einer Gondel der Hahnenkamm-Bahn verewigt werden.
Straßer ist der vierte deutsche Triumphator des Slalom-Klassikers im Weltcup, davor war dies Christian Neureuther (1979), Armin Bittner (1989) und Felix Neureuther (2010, 2014) gelungen. Im Slalom ist es sein dritter Erfolg nach 2021 in Zagreb und 2022 in Schladming, davor hatte er 2017 ein City-Rennen in Stockholm gewonnen.
Auch Felix Neureuther jubelt emotional mit
Bei Felix Neureuthers erstem Sieg vor 14 Jahren war Straßer, einst Mitglied des Kitzbüheler Ski-Clubs, Vorläufer am Ganslern gewesen, diesmal hatte er schon am Morgen ein gutes Gefühl: Er saß bei der Liftfahrt zum Start in einem Sessel mit Neureuthers Siegerzeit von 2014 und der deutschen Flagge darauf: „Ich habe für mich gedacht: gutes Zeichen“, sagte er in der ARD.
Im ersten Lauf war Straßer oben am Ganslern der Schnellste, nach einem „kleinen Fehler“, wie er sagte, ging er als Viertplatzierter ins Finale - 0,40 Sekunden weg von Rang eins. „Der Hang verzeiht gar nichts und wenn du voll auf Angriff fährst, ist es ein Spiel mit dem Feuer“ machte Straßer nach Durchgang 1 klar, wie sehr er am Limit fuhr.
ARD-Experte Neureuther hatte allerdings schon da eine Vorahnung: „Mir hat der Linus am besten gefallen. Ich habe ihm in die Augen geschaut: Der hat heute was vor.“ Das war gut beobachtet: Nach dem Rennen konnten Straßer und Neureuther vor der ARD-Kamera gemeinsam den großen Wurf emotional bejubeln.
„Ich kenn den Kerl, seitdem er ein kleiner Bua ist und jetzt stehen wir da“, freute sich Neureuther, ebenfalls sichtlich bewegt. Die beiden erinnerten sich gemeinsam an Neureuthers ersten Kitzbühel-Sieg 2010, bei dem der junge Straßer Vorläufer und Augenzeuge war.
Schon im vergangenen Jahr war für Straßer ein Coup zum Greifen nahe, er hatte das Podium mit einer ähnlich wagemutigen Fahrt nur um eine sowie Rang zwei nur um zwei Hundertstel verpasst. „Schweinsberg“ eben. Nun aber nicht mehr.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)