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Studie: Es gibt noch einen Weg, das globale Klimaschutzziel zu erreichen

Angesichts der derzeitigen Herausforderungen um Pandemie und Ukraine-Krieg stellt sich die berechtigte Frage: Welchen Stellenwert nimmt die Klimakrise gerade in Politik und Gesellschaft ein? Wegsehen hilft nicht. Auch diese Krise schreitet unaufhaltsam voran. Experten sind sich aber sicher: Noch kann man die globale Erderwärmung abwenden!

Windkraft und Solarenergie sind wichtige Schritte zur Bekämpfung der Klimakrise. (Bild: Getty Images)
Windkraft und Solarenergie sind wichtige Schritte zur Bekämpfung der Klimakrise. (Bild: Getty Images)

Eine neue Studie besagt: Wenn die Nationen alles tun, was sie versprochen haben, um den Klimawandel zu bekämpfen, kann die Welt immer noch eines von zwei international vereinbarten Zielen zur Begrenzung der Erwärmung erreichen. Wie MPRNews berichtet, ist die Welt möglicherweise auf dem richtigen Weg, die globale Erwärmung auf eine Nuance weniger als 2 Grad Celsius (3,6 Grad Fahrenheit) als in vorindustriellen Zeiten zu halten - ein Ziel, das einst unerreichbar schien.

Dies wird laut der Studie, die im Nature-Magazin veröffentlicht wurde, nur geschehen, wenn die Länder nicht nur ihre spezifischen zugesagten nationalen Ziele zur Eindämmung der CO2-Emissionen bis 2030 erfüllen, sondern auch weiter entfernte Versprechen einlösen, bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen.

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Diese 2 Grad wärmere Welt repräsentiert allerdings immer noch das, was Wissenschaftler als ein tiefgreifend gestörtes Klima bezeichnen - mit heftigeren Stürmen, höheren Meeren, dem Aussterben von Tieren und Pflanzen, verschwindenden Korallen, schmelzendem Eis und mehr Menschen, die an Hitze, Smog und Infektionskrankheiten sterben. Es ist nicht das eigentliche Ziel, das von führenden Politikern angestrebt wird. Das wäre: 1,5 Grad Celsius (2,7 Grad Fahrenheit) seit vorindustrieller Zeit.

Die Welt wird dieses wichtigere und propagierte Ziel allerdings nicht einhalten, sagen die Wissenschaftler, die an der Studie gearbeitet haben. Es sei denn, innerhalb der kommenden drei Jahre werden weitere tiefgreifende Emissionssenkungen erreicht.

Beide, 1,5-Grad- und 2-Grad-Ziele, sind Teil des Pariser Klimapakts 2015 und des Glasgow-Folgeabkommens 2021. Erstmals könne mit diesen Abkommen möglicherweise die Erwärmung unter der symbolischen 2-Grad-Marke gehalten werden. Das setzt natürlich voraus, dass die Länder die Versprechen einhalten, erklärt der Hauptautor der Studie, Malte Meinshausen, Klimawissenschaftler an der Universität in Melbourne.

Untersucht wird nur das "optimistische Szenario"

Das ist ein großes Wenn, sagen externe Klimawissenschaftler sowie die Autoren der Studie. Es bedeutet, dass hochrangige Politiker tatsächlich tun müssen, was sie versprechen. Innerhalb der Studie wird allerdings nur dieses "optimistische Szenario" untersucht. Es werde darin nicht geprüft, ob sich die Regierungen bemühen, ihre langfristigen Ziele umzusetzen, und ob sie glaubwürdig sind, erklärt Niklas Hohne aus Deutschland, ein Wissenschaftler des New Climate Institute, der Zusagen für den Climate Action Tracker analysiert und selbst nicht Teil dieser Studie war. Die Regierungen seien aber seiner Meinung nach weit davon entfernt, ihre langfristigen Ziele umzusetzen.

Hohnes Team hat in ähnlicher Weise herausgefunden, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf 2 Grad immer noch möglich ist. Meinshausens Studie war aber die erste, die von Experten begutachtet und in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht wurde.

Billigere Wind- und Solarenergie hätten gezeigt, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen schneller kommen kann als gedacht, und einige Länder würden ihre versprochenen Kürzungen sogar übertreffen, so Meinshausen. Er glaubt, die Klimaschutzmaßnahmen beginnen mit Versprechen und dann mit Richtlinien, daher sei es nicht unvernünftig, die Länder auch beim Wort zu nehmen. Die Begrenzung der Erwärmung auf 2 Grad sei immer noch eine große Verbesserung im Vergleich zu vor fünf oder zehn Jahren. Er glaubt, dass Optimismus für die Länder wichtig ist. Seiner Meinung nach gebe es noch immer Hoffnung.

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Etwa 20 bis 30 Prozent dieser Hoffnung seien auf das Pariser Klimaabkommen zurückzuführen, der Rest aber auf frühere Investitionen von Ländern, die grüne Energietechnologien billiger gemacht hätten als fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas, so Meinshausen. Doch selbst wenn das gute Nachrichten sind, so sei damit noch nicht alles gut. Denn weder gebe es eine Fehlermarge (bei einer knappen Begrenzung auf 2 Grad), noch nähere die Welt sich damit den 1,5 Grad.

Im Jahr 2018 untersuchte das wissenschaftliche Expertenteam der Vereinten Nationen die Unterschiede zwischen der 1,5- und 2-Grad-Schwelle und stellte bei 2 Grad Erwärmung deutlich schlimmere und umfangreichere Schäden auf der Erde fest. So hat die Welt zuletzt versucht, das 1,5-Grad-Ziel möglich zu machen. Die Erde hat sich seit der vorindustriellen Zeit bereits um mindestens 1,1 Grad Celsius (2 Grad Fahrenheit) erwärmt, demnach bedeuten 2 Grad Erwärmung weitere 0,9 Grad Celsius (1,6 Grad Fahrenheit) mehr als jetzt.

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