Studie: Extreme Hitze immer größere Bedrohung für Städte

Die Klimakrise hat die Welt fest im Griff. Es sind aber besonders die Großstädte, die die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen. Vor allem die extreme Hitze stellt eine große Bedrohung dar. Je größer die Hitze, umso größer die Folgen für die Menschen.

Menschen in Großstädten leiden immer mehr unter der Hitzebelastung (Symbolbild: Getty Images)
Menschen in Großstädten leiden immer mehr unter der Hitzebelastung (Symbolbild: Getty Images)

Die Temperatur in den Großstädten nimmt immer mehr zu, schon jetzt ist sie in einigen Innenstädten um durchschnittlich vier Grad höher als in Außenbezirken. Vor allem alte und kranke Menschen haben darunter zu leiden. Doch auch gesunden Menschen machen es Temperaturen von über 35 Grad und mehr immer schwerer, sich im Freien zu bewegen.

Hitze ist auch in Deutschland das tödlichste Wetterphänomen. Laut einer Studie, die im Fachmagazin "Lancet" veröffentlicht wurde, starben allein 2018 mehr als 20.000 Menschen über 65 Jahren an den Folgen von Hitze. Nur in China und Indien waren es noch mehr.

Einer Studie zufolge, die kürzlich im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen ist, wird die extreme Hitze in Städten weltweit zu einer immer größeren Belastung für die Menschen, die darin leben. Da auch immer mehr Menschen vom Land in Städte ziehen und diese dadurch sehr schnell wachsen, könnte die extreme Hitze zu immer mehr Hitzetoten führen.

Doch: Die extreme Hitze wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit der Menschen aus. Wie die US-Forscher der aktuellen Studie herausgefunden haben, schadet sie auch der Wirtschaft, weil sie die Produktivität der Arbeitskräfte reduziert.

Wann spricht man eigentlich von "extremer Hitze"?

Die Untersuchung, in der Daten von über 13.000 Städten auf der ganzen Welt analysiert wurden, zeigt, wie sich die Klimaerwärmung auf Menschen in Großstädten auswirkt. Dabei konnten die Studienautoren auf Daten aus den Jahren 1983 bis 2016 zurückgreifen. Sie kombinierten dazu Infrarot-Satellitenbilder und Messwerte von Tausenden von Bodenmessgeräten, um die täglichen Hitzehöchstwerte und die Luftfeuchtigkeit zu ermitteln.

Alle Perioden im Untersuchungszeitraum, in denen der WBGT-Index ("Wet Bulb Globe Temperature"-Index) für die erforschten urbanen Regionen bei über 30 Grad Celsius lag, wurde von den Forschern als "extreme Hitze" eingestuft. Der Index misst die Hitzebelastung bei direkter Sonneneinstrahlung unter Berücksichtigung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Sonnenwinkel und Wolkendecke. Als Zeiten extremer Hitze wurden auch Perioden definiert, in denen die "gefühlte" Hitzebelastung an zwei Tagen hintereinander bei über 40 Grad lag.

Dadurch konnten die Experten berechnen, wie sehr sich die Hitzebelastung in Städten zugenommen hat. Die erschreckende Statistik: Weltweit gab es im Zeitraum von 1983 bis 2016 einen durchschnittlichen Anstieg von knapp 200 (!) Prozent. Waren es im Jahr 1983 noch rund 40 Milliarden Tage, an denen die Menschen extremer Hitze ausgesetzten waren, zählten die Forscher im Jahr 2016 bereits 119 Milliarden Tage. Der Wert hat sich in diesem Zeitraum also fast verdreifacht.

Kaum grüne Flächen, viel Beton – größere Hitzebelastung

Starkes Bevölkerungswachstum und die steigenden Temperaturen sind die Gründe für diesen Extremwert. Die Anteile der beiden Aspekte sind laut den Forschern dabei von Region zu Region und von Stadt zu Stadt stark unterschiedlich. Auch spielt es eine große Rolle, dass in Großstädten kaum kühlende Vegetation herrscht und Asphalt, Beton oder verglaste Fassaden besonders viel Wärme absorbieren und auch wieder abstrahlen. Das sorgt für eine höhere Hitzebelastung. Man spricht hier vom sogenannten urbanen Wärmeinseleffekt.

Die Studie zeigt auch, dass fast ein Viertel der Weltbevölkerung in Regionen lebt, in denen die Belastung unter extremer Hitze steigt. Die Städte, die meist am stärksten von einer Zunahme der persönlichen Hitzebelastungen betroffen waren, liegen in den niedrigen Breitengraden.

Eine Frau in Bangladesch schützt sich mit einer Papiertüte auf dem Kopf vor extremer Hitze
In Dhaka haben die Menschen mit extremer Hitzebelastung zu kämpfen (Bild: REUTERS/Rafiqur Rahman)

Die Spitze bildet dabei Bangladeschs Hauptstadt Dhaka. Die Hauptursache für den großen Anstieg der Hitzebelastung dort ist laut den Forschern zu 80 Prozent die Bevölkerungszunahme in der Stadt. Andere Großstädte, die ähnliche Muster aufwiesen, sind Shanghai und Guangzhou in China, Yangon in Myanmar, Bangkok, Dubai, Hanoi, Khartum und verschiedene Städte in Pakistan, Indien und auf der Arabischen Halbinsel.

In Europa verhält es sich laut den Wissenschaftlern ein wenig anders: Da die Bevölkerungsentwicklung hier in den Städten relativ statisch ist, war der Anstieg der Exposition fast ausschließlich auf die zunehmende Wärmeentwicklung im urbanen Umfeld zurückzuführen.

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