Stunk mit Schumacher: RTL-Kommentator erklärt sich

Die neue Saison in der Formel 1 startet zwar erst am Wochenende - Wirbel gab es allerdings schon vor dem ersten Rennen am Sonntag (16.00 Uhr) in Bahrain.

Ralf Schumacher
Der langjährige RTL-Kommentator Heiko Waßer bringt Ralf Schumacher mit schlüpfrig formulierter Kritik an Sky auf die Palme. (Bild: Gongora/NurPhoto via Getty Images)

Was damit zu tun hat, dass die Königsklasse des Motorsports fortan nicht mehr im Free-TV bei "RTL" zu sehen ist, nachdem der Sender die Rechte an der Formel 1 verloren hat, sondern ausschließlich beim Bezahlsender "Sky" läuft.

"Formel 1 auf 'Sky' schauen ist so, wie einer großen Liebe beim Sex mit ihrem Neuen zugucken zu müssen. Und dann ist der auch noch richtig schlecht im Bett", hatte Heiko Waßer dazu in der "Sport Bild" erklärt.

Ralf Schumacher meldet sich auf Instagram

Eine launige Aussage, durch die sich der langjährige Motorsport-Kommentator und -Experte von "RTL" den Groll von Ralf Schumacher zuzog. Der ehemalige F1-Fahrer, der dazu ein "Daumen-nach-unten"-Emoji postete, schrieb bei Instagram: "Lieber Heiko, bei solchen Kommentaren kann man nur von bedauernswert sprechen! Wusste nicht, dass du dich so steigern kannst. Einfach nur peinlich."

Im SPORT1-Interview bezieht Waßer nun Stellung zu der Aufregung um seine Aussagen - und erklärt seine Gründe detailliert: "Ich habe gar keine Lust auf einen Rosenkrieg, hätte das zurückblickend weniger drastisch formulieren können", sagt der 65-Jährige, der in der Sache aber zu seiner Haltung steht.

SPORT1: Herr Waßer, klären Sie uns doch mal auf, warum Sie mit der Formel-1-Berichterstattung der "Sky"-Kollegen so hart ins Gericht gegangen sind.

Heiko Waßer: Bei der Qualität, die da bei "Sky" abgeliefert wird, fehlen mir einfach die Wow-Effekte. Der Vorlauf ist einfach so berechenbar, es sind auch fast immer die gleichen Interviewpartner, die da bereit stehen. Von einem Exklusivsender würde ich mir zusätzlich mehr Einspielfilme und außergewöhnliche Ideen erwarten. Das ist mir zu lieblos.

"Das hat der Sport wirklich nicht verdient"

SPORT1: Zum Beispiel?

Waßer: Zum Beispiel auch mal ein witziges Intro, wie wir es bei "RTL" etwa beim Großen Preis der Niederlande in Zandvoort gemacht haben. Da haben wir mit einem Fahrrad die Gegend erkundet und von Pommes bis zur Windmühle alle Holland-Facetten bedient. Das geschieht bei "Sky" aber nicht. Daher mache ich mir nun auch sehr große Sorgen um die Formel 1 in Deutschland. Wenn die so weitermachen… die fahren irgendwohin zu einem Rennen und haben einen Interviewer dabei - oder eben Ralf Schumacher, der als Experte dann aber in München sitzt. Und das verkaufen sie dann als Premium-Produkt. Das hat der Sport wirklich nicht verdient.

SPORT1: Was dann?

Waßer: Es sind ja nicht nur die Interviews. Ich erinnere mich da zum Beispiel an das Rennen 2021 in Ungarn. Da hatte es mehrfach gekracht, auch Max Verstappens Auto war kaputt - und 45 Minuten lang hat der Zuschauer nicht erfahren, wie das Rennen nun weitergeht. Da laufen einfach so viele gravierende Fehler. Das schneide ich mir ja auch nicht aus den Rippen - ich weiß ja auch, wie andere Fachleute darüber denken.

SPORT1: Was denken Sie noch?

Waßer: Wenn von den zuletzt vier Millionen, die bei "RTL" die Formel 1 geschaut haben, sich nun gerade mal 200.000 ein "Sky"-Abo zulegen, dann ist das ja nicht gerade ein Ruhmesblatt. Wir hätten im Free-TV den Fans gern weiterhin die Formel 1 geliefert, aber wenn man nun mit so viel Geld und exklusivem Anstrich die Leute aussperrt... dadurch verschwindet die Formel 1 in der Bedeutungslosigkeit.

Zur Erklärung: Beim Pay-TV-Sender sind in der kommenden Saison alle 23 Rennen exklusiv zu sehen. Laut Vertrag müssen aber vier Grands Prix zeitgleich im Free TV verfügbar sein - 2022 sind diese bei "RTL" gelaufen. Wo sie künftig zu sehen sind, ist weiter offen. Möglicherweise könnte es auch eine Highlight-Sendung geben.

"Der Spruch war ein bisschen flapsig"

SPORT1: Aber Ihre Aussage war schon kernig…

Waßer: Wie gesagt: Der Spruch war ein bisschen flapsig, kam aus der Emotionalität heraus. Beim nächsten Mal würde ich das weniger hart formulieren. Und als Tweet hätte ich ein lachendes Emoji dahintergesetzt. Ich hätte sagen sollen, "und der Sex ist nur so lala2 - dann wäre es nicht so dramatisch gewesen, und alle hätten es als lustig abgetan. Aber jetzt ist das Zitat eben nun mal so in der Welt. Grundsätzlich stehe ich weiterhin zu meiner Meinung.

SPORT1: Neben Ralf Schumacher haben sich auch viele Fans kritisch geäußert.

Waßer: Natürlich werfen mir manche Leute nun Neid vor und sagen: Das macht man nicht, man übt keine Kollegen-Schelte, das gehört sich einfach nicht.

SPORT1: Steckt wirklich kein bisschen Neid dahinter?

Waßer: Sagen wir es so: Es kann schon sein, dass da was mit reinspielt. Ich habe das 30 Jahre lang gemacht, das steckt eben sehr viel Herzblut drin. Wenn einer die Hintergründe nicht kennt, ist dann schnell die Rede von Neid und Missgunst, der versteht das dann natürlich nicht. Aber jeder, dem man etwas wegnimmt und der dann nicht mehr machen kann, was er liebt, der kann das wohl nachvollziehen. Aber ich habe auch viele positive Rückmeldungen bekommen. So nach dem Motto: Endlich sagt es mal einer, der Waßer hat doch recht. Und noch einmal: Wir haben in der Vergangenheit sicher auch Fehler gemacht - aber bei "Sky" waren und sind es einfach sehr viele.

SPORT1: Wie ist es nun um Ihr Verhältnis mit Ralf Schumacher bestellt?

Waßer: Er hatte mich in der Vergangenheit ja schon mal während einer Sendung angerufen, um mich zu maßregeln. Das war vor einigen Jahren nach einem Rennen in Indianapolis, da war Ralf von der Strecke abgeflogen und hatte danach einen Protest angezettelt. Und als wir das dann kritisierten, hat sich Ralf bei "RTL live" in die Sendung durchstellen lassen und mich dann vor ein paar Millionen Menschen angepflaumt. So ein bisschen, wie man das von Uli Hoeneß aus dem Doppelpass kennt.

"Ralf hat meine Nummer, wenn er sich bei mir melden mag, darf er das gern tun"

SPORT1: Und wie geht es aktuell weiter? Gibt es nun eine Aussprache?

Waßer: Wir hatten bislang keinen Kontakt, es gab ja nur seinen Post. Ich habe auch kein Problem, mit Ralf zu reden. Ralf hat meine Nummer, wenn er sich bei mir melden mag, darf er das gern tun. Und da kracht nun auch nichts wirklich vor dem Saisonstart. Es ist auch nicht "RTL" gegen Ralf Schumacher, sondern allein meine persönliche Meinung gewesen.

SPORT1: Wie groß sind die Chancen, dass Sie selbst zum Hörer greifen und Schumacher anrufen?

Waßer: Das kann ich mir nicht vorstellen. Wie gesagt: Ich habe ja auch nicht Ralf persönlich gemeint, sondern die Sendungsmacher von "Sky". Wenn er meint, darauf nun etwas antworten zu müssen, dann kann ich es ja auch nicht ändern. Ich glaube aber übrigens, dass Ralf selber weiß, was da bei "Sky" fehlerhaft läuft und wo dort die Liebe fehlt. Um es plastisch zu sagen: Das hat die Formel 1 nicht verdient.

Im Video: Ralf Schumacher kritisiert Haas-Teamchef Günther Steiner wegen Mick