Susan Sideropoulos über Gil Ofarim: "Echte Opfer verlieren ihre Glaubwürdigkeit"
Susan Sideropoulos (43) ist wie viele Menschen entsetzt über den Ausgang des Prozesses gegen Gil Ofarim (41). Die Schauspielerin ('Gute Zeiten, schlechte Zeiten') hatte dem Sänger ('Ein Teil von mir') öffentlich Rückendeckung gegeben, als dieser vor zwei Jahren von einem antisemitischen Vorfall in einem Leipziger Hotel berichtete.
Susan Sideropoulos ist fassungslos
Mittlerweile wissen wir: Den Zwischenfall hat es nie gegeben, Gil hatte gelogen. Diese Lüge erzählte er zwei Jahre lang, ließ es zum Prozess kommen, bei dem er sich wegen Verleumdung verantworten musste. Diese Woche gestand er, dass die Hotelmitarbeiter sich nichts zu Schulden hatten kommen lassen. Susan Sideropoulos zeigte sich gegenüber 'Bild' noch immer entsetzt. "Für meine Realität ist es so weit weg, dass jemand in so einem Fall die Unwahrheit sagen könnte, daher bereue ich es auch nicht, dass ich am Anfang dem augenscheinlichen Opfer geglaubt habe", so die Bestsellerautorin, die selbst Jüdin ist. "Es ist unglaublich traurig und beschämend, dass es Menschen gibt, die große Missstände und Leidthemen – wie Antisemitismus, Rassismus und Unterdrückung in jeglicher Form – ausnutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen."
Auch Sandy Meyer-Wölden stand Gil Ofarim bei
Ganz besonders sorgt sich Susan Sideropoulos darum, wie es mit der Einordnung echter Fälle weitergehen wird: "Dadurch verlieren die Opfer bei echten Vorfällen ihre Glaubwürdigkeit, und das darf nicht passieren." Sie ist nicht die Einzige, die diese Bedenken äußert. Auch Sandy Meyer-Wölden (40) hatte Gil Ofarim nach Bekanntwerden der vermeintlichen Vorfälle beigestanden und trennt ihr Engagement für ihn von der Lüge: "Für die Sache war es richtig, für die Person Gil Ofarim war es leider falsch. Wenn jemand sagt, er wurde antisemitisch beleidigt, muss ich das ernst nehmen und ihm beiseite stehen." Sie hoffe, dass der Ego-Trip des Sängers jetzt nicht zur Schlagwaffe der Antisemiten wird.
Susan Sideropoulos beschäftigt sich natürlich schon von Haus aus mit dem Thema; als Tochter eines Griechen und einer Israelin ist sie selbst Jüdin und mit einem Juden verheiratet. "Solange ich darüber nachdenken muss, ob ich Angst haben muss, wenn meine Kinder mit einem Davidstern auf der Straßen laufen, so lange haben wir ein Problem", erzählte sie vor einiger Zeit der 'B.Z.' In der Tat sollten die Verfehlungen von Gil Ofarim nicht davon ablenken, dass das Problem echt und für Menschen wie Susan Sideropoulos Alltag ist.
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