Task Force zur Verhinderung von Überschwemmungen hat nicht funktioniert - Warum?
Die milliardenschweren Pläne für Maßnahmen zur Verhinderung von Überschwemmungen und Erdrutschen wurden von der Regierung im Jahr 2018 gestrichen. Nach der Tragödie in der Emilia Romagna gibt es neue Forderungen nach einer Wiederbelebung der Initiative. In der Emilia Romagna, der norditalienischen Region, die in dieser Woche von Rekordüberschwemmungen heimgesucht wurde, sind inzwischen mindestens 14 Tote bestätigt worden.
Für die Bewohner der Region war es ein Schock zu sehen, wie die vertrauten Straßen und Plätze ihrer geliebten Städte plötzlich in Wasser und Schlamm versanken, wie ihre Häuser von Wassermassen mitgerissen wurden, die niemand im normalerweise sonnigen Mai erwartet hatte.
Einige verloren ihre Häuser, ihre Autos, ihre Haustiere, ihr Leben: Der 75-jährige Giovanni Pavani starb während eines Telefongesprächs mit seinem Nachbarn, der ihn überreden wollte, das Haus im Erdgeschoss zu verlassen, in dem er sein ganzes Leben lang gewohnt hatte und das er nicht aufgeben wollte.
Der Klimawandel mit seinem Wechsel zwischen Dürreperioden und starken Regenfällen hat sicherlich eine entscheidende Rolle bei den Überschwemmungen in der Emilia Romagna gespielt. Im Mittelpunkt der Tragödie steht aber auch die Art und Weise, wie sich das Gebiet in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat - und die Anfälligkeit Italiens für extreme Wetterereignisse.
Laut ISPRA, dem italienischen Institut für Umweltschutz und Forschung, leben sieben Millionen Italiener in Gebieten, die als hochwassergefährdet gelten.
Die Emilia Romagna gehört zu den am stärksten gefährdeten Regionen des Landes, was Überschwemmungen und Erdrutsche angeht. Gleichzeitig wurde sehr viel gebaut. Etwa 9 % der Flächen sind versiegelt- mehr als der Landesdurchschnitt von 7,1 %. In den letzten Jahren wurden hektarweise Flächen für Neubauten zubetoniert, was die Region noch anfälliger für Überschwemmungen macht, da überschüssiges Regenwasser kaum vom Boden aufgenommen werden kann.
Bereits 2014 hatte die italienische Regierung unter Matteo Renzi einen Plan namens "Italia Sicura" - wörtlich "Sicheres Italien" - eingeführt, der ähnliche Tragödien hätte verhindern sollen. Der Plan gab 8 Milliarden Euro für Projekte frei, die das Land vor Überschwemmungen, Erdrutschen und anderen extremen Wetterereignissen schützen sollten. Doch das meiste Geld ist nicht ausgegeben worden.
Während in den vier Jahren nach der Einführung von Renzis Plan erhebliche Fortschritte erzielt wurden, wurde die Initiative schließlich von der Regierung Giuseppe Conte im Jahr 2018 abgeschafft und die Gelder umgeschichtet. Laufende Projekte, die das italienische Territorium widerstandsfähiger gegen extreme Wetterereignisse machen sollen, wurden seitdem durch langwierige und komplexe bürokratische Prozesse verlangsamt, verzögert oder auf Eis gelegt.
Die Region Emilia Romagna hatte den Bau von 23 Rückhaltebecken zwischen 2015 und 2022 für 190 Mio. EUR geplant. Vorhanden waren jetzt aber nur 12 funktionierende Becken, als letzte Woche 22 ihrer 23 Flüsse über die Ufer traten. Neun Becken sind noch nicht fertiggestellt, und zwei funktionierten nur teilweise.
Der italienische Konjunktur- und Resilienzplan - Teil der EU-Reaktion auf die durch die Pandemie ausgelöste Krise - sah 2,5 Milliarden Euro vor, die bis 2026 für ähnliche Projekte ausgegeben werden sollten.
Doch viele in Italien fordern nun, dass Renzis Taskforce "Italia Sicura" wieder eingesetzt wird, damit die bereits verfügbaren Gelder sofort dafür verwendet werden können, Italien widerstandsfähiger gegen solche Katastrophen wie die in der Emilia Romagna zu machen.
Die Region steht weiterhin unter Unwetterwarnung.