"Tatort: Die Nacht der Kommissare": Wie ist der neue Stuttgart-Krimi?

Sämtliche Bemühungen der Stuttgarter Kommissare, dem lokalen Drogenbaron Boris Kellermann (Thomas Gräßle, 47) und seinem Umfeld das Handwerk zu legen, blieben bislang erfolglos. Als dessen abgetrennter Kopf gefunden wird, intensiviert Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller, 67) seine Ermittlungsarbeit auf eigene Faust und kommt tatsächlich zu neuen Erkenntnissen in dem Mord- und Drogenfall. Dumm ist allerdings, dass er seinem Kollegen Sebastian Bootz (Felix Klare, 44) zunächst nichts Erhellendes davon berichten kann, nachdem die ertappten Hintermänner ihn mit halluzinogenen Drogen vollgepumpt haben.

Worum geht es im "Tatort: Die Nacht der Kommissare"?

Mit dem "Tatort: Die Nacht der Kommissare" wagen sich die Macher des Stuttgart-"Tatorts" an das Sujet der Krimikomödie.

Die Kommissare Lannert und Bootz ermitteln zu einer Drogengeschichte, in deren Mittelpunkt der umtriebige Ganove Kellermann, Inhaber der zwielichtigen Neon-Bar "Der Wilde Mann", steht. Zu Beginn des Krimis ist von dem Mann allerdings nicht mehr viel übrig: Nur sein im Fluss gefundener Kopf steht Rechtsmediziner Dr. Daniel Vogt (Jürgen Hartmann, 58) und den Kommissaren zur Verfügung. Dr. Vogt kann lediglich feststellen, dass es sich bei der ehemaligen Koksnase um Kellermann handelt und die Wunden in seinem Gesicht mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem außergewöhnlich großen Hund stammen könnten.

Auf ihrem gemeinsamen Weg in den Feierabend erreichen Bootz und Dr. Vogt verstörende Bilder eines blutverschmierten Stahltisches mit einer Waage und diversen Metzgerwerkzeugen darauf, die der solo ermittelnde Lannert ihnen sendet. Ihre anfängliche Beunruhigung steigert sich zur Panik, als dieser daraufhin nicht mehr zu erreichen ist. Diese plötzliche Wendung katapultiert die beiden auf der Suche nach dem verschwundenen Kollegen in die anbrechende Stuttgarter Nacht heraus, in der sie noch so einige Seltsamkeiten erwarten.

Allerdings führen ihre Ermittlungen zunächst in die falsche Richtung. Eine als Drogenpackstation observierte Wohnung mit ähnlicher Ausstattung erweist sich bei der Durchsuchung als verlassen und frei von zerteilten Kommissaren. Fündig auf der Suche nach seinem verschollenen Kollegen wird Bootz schließlich im "Wilden Mann", der nach dem Ableben des bisherigen Chefs von seinem kleinkriminellen Kompagnon Jan Hanika (Frederic Linkemann, 42) und seiner Freundin Jessy Schwanitz (Rilana Nitsch, 37) weiterbetrieben wird.

Dort entdeckt er seinen Kollegen Lannert in außergewöhnlicher Gemütsverfassung: Offensichtlich hat man ihm eine ordentliche Dosis psychedelischer Drogen verabreicht, die ein glückseliges Dauergrinsen in sein Gesicht meißeln und seinen Fokus auf das Studium funkelnder Lavalampen konzentrieren.

Bootz' den weiteren Ablauf bestimmendes Dilemma: Lannert ist eigentlich nicht mehr einsatzfähig, jedoch im Besitz neuer Erkenntnisse, die zur Lösung des Mordfalls Kellermann und der Aufdeckung seiner Drogenvertriebsstrukturen führen könnten. Spätestens als Lannert sich wieder verschwommen an seine Ermittlungsergebnisse zu einem "großen Deal" erinnert, der noch in dieser Nacht über die Bühne gehen soll, wird klar, dass er nur mit seinem verstrahlten Kollegen an der Seite eine Chance hat, den Ganoven endgültig das Handwerk zu legen.

Doch um was für einen Deal handelt es sich dabei genau? Wer hat Kellermann den Kopf abgebissen? Und was zum Teufel haben die plötzlich ins Blickfeld geratende Schweinezüchterfamilie Bechtle und der mafiöse chinesische Restaurantbesitzer "Herr Zhou" mit der Geschichte zu tun?

Lohnt sich das Einschalten?

Ja. Der "Tatort: Die Nacht der Kommissare" (18.6., 20:15 Uhr, das Erste) ist eine mit Ernsthaftigkeit und Ruhe erzählte Krimikomödie, die ohne jene Art von brachialem Klamauk auskommt, wie man sie von den beliebten Münster-"Tatorten" kennt. Der komödiantische Aspekt dieser im Grunde ziemlich düsteren Verbrechensgeschichte ergibt sich vornehmlich aus dem halluzinogenen Bewusstseinszustand Lannerts, aus dem sein bierernster Kollege Bootz zur Aufklärung des Falls das Beste herausholen muss.

Richy Müller in seiner Rolle als selig grinsende und kindlich-emotionale Spürnase auf Trip zu beobachten, ist abendfüllend unterhaltsam. Sämtliche Rollen sind hervorragend und realistisch besetzt, die Dialoge sitzen und glänzen mit subtilem Wortwitz, der immer wieder zum Schmunzeln verführt, ohne Schenkelklopfer zu provozieren.

Regisseurin Shirel Peleg (geb. 1985) inszeniert diese tragisch-komische Reise durch die berauschte "Nacht der Kommissare" in betont ruhigen Einstellungen und einer auf Lannerts Bewusstseinserweiterung zugeschnittenen poppigen Farbigkeit.

"Die Nacht der Kommissare" ist ein originell gestricktes Verwirrspiel, das nicht nur die Kommissare, sondern auch die Zuschauerinnen und Zuschauer bis zum bizarren Schlusspunkt immer wieder in die falsche Richtung schickt.