Werbung

Tatortreiniger und letzte Bullen: Diese deutschen Serien wurden im Ausland adaptiert

"Der Tatortreiniger" findet über Deutschland hinaus Beachtung, in Großbritannien entsteht mit "The Cleaner" sogar ein Remake. Die Serie ist nicht die einzige, die im Ausland adaptiert wurde.

Bilder: ddp
Bilder: ddp

In den Kino-, Fernseh- und Streaming-Landschaften steht Deutschland gerne, aber nicht nur auf der Nehmerseite. Auch hierzulande waltet – zunehmend, darf man längst sagen – die Kreativität, deren filmischen und seriellen Ergebnisse schon mal in andere Länder verkauft werden. Und mitunter dienen sie sogar – auch das wird man glauben müssen – als Vorbild für ausländische Adaptionen. Aktuelles Beispiel: "Der Tatortreiniger". Die schwarzhumorige Serie mit Bjarne Mädel in der Rolle eines Mannes, der beruflich macht, was der Titel sagt, hat ein englisches Pendant erhalten. Der Titel der BBC One-Produktion mit dem britischen Komiker und Schauspieler Greg Davies in der Hauptrolle: "The Cleaner".

Pedro Pascal: Großer Gewinner bei MTV Movie Awards

"Der Tatortreiniger" ist nicht die erste deutsche Serie, die Produzenten im Ausland offenbar so beeindruckt, dass sie einen Ableger für das heimische Publikum realisieren. Wenn auch zugegeben werden muss: Ein Serienland wie die USA und Großbritannien ist Deutschland bei weitem nicht, der positiven Entwicklung in den letzten Jahren zum Trotz, siehe "Babylon Berlin", "Deutschland 83", "Im Angesicht des Verbrechens". Und wenn Remakes wo auch immer entstehen, dann haben die Produzenten die Stoffe eher in anderen Ländern gefunden als hierzulande – wieder müssen USA und Großbritannien genannt werden. Aber: Wer suchet, der findet. Ja, es gibt sie durchaus, die deutschen Serien, die es vermittels eines Remakes ins Ausland schaffen.

Heiko
Heiko "Schotty" Schotte (Bjarne Mädel) wird immer gerufen, wenn ein Tatort gereinigt werden soll. Das britische Pendent hört auf den Namen Paul "Wicky" Wickstead und wird von Greg Davies gespielt. (Bild: ddp/BUG)

Der Tatortreiniger – The Cleaner

Zu einer Kultserie muss "Der Tatortreiniger" in den sieben Jahren ihrer Ausstrahlung seit Dezember 2011 erst heranwachsen. NDR steckt die ersten Folgen ins Nachtprogramm, in der Weihnachtszeit auch noch, sodass sie sich unter dem Radar der Aufmerksamkeit bewegt. Die Qualität der Arbeit von Regisseur Arne Feldhusen und Drehbuchautorin Mizzi Meyer spricht sich trotzdem herum. Es folgen die ersten Preise, Grimme-Preis, Deutscher Fernsehpreis, Deutscher Comedypreis, und Bjarne Mädel schafft, nach dem Achtungserfolg in "Stromberg", endgültig den Durchbruch. Auch das internationale Publikum wird auf die Serie aufmerksam – weil sie ins Ausland verkauft und sogar adaptiert wird.

Im Jahr 2021 ist es soweit, das Remake "The Cleaner" feiert in Großbritannien Premiere. Der englische Tatortreiniger heißt nicht Heiko "Schotty" Schotte, sondern Paul "Wicky" Wickstead, man merkt dennoch: Die Anlehnung an das Original macht sich schon am Namen der Hauptfigur bemerkbar. Greg Davies spielt nicht nur die Hauptrolle, er verantwortet die Serie auch als kreativer Schöpfer und Autor. Dass "The Cleaner" trotzdem nicht zu einer One-Man-Show gerät, dafür sorgt das Gegengewicht auffälliger, zugkräftiger Darsteller von Neben- und Gastrollen, darunter Helena Bonham Carter und Donald Sumpter. Offenbar kommt die Serie bei den Zuschauern an, hat sie es doch sogar, über Disney+, bis nach Deutschland geschafft.

Danni Lowinski – Masha v zakone und andere

Gerne sind Krimi- oder Comedyserien deutsche Exportgüter. "Der Tatortreiniger" ist ein Beispiel (auch wenn die Serie nicht als Krimi firmiert, dafür geht es hier umso lustiger zu) und die Anwaltskomödie "Danni Lowinski" ein anderes. In der Sat. 1-Serie spielt Annette Frier die gelernte Friseurin Daniela Lowinski, die umsattelt und nach dem Abendschule-Abitur und einem Jura-Studium Rechtsanwältin wird. Aller Anfang ist jedoch auch im Beruf schwer, Danni kann als Anwältin nicht Fuß fassen und so trifft sie eine ungewöhnliche Entscheidung: Sie eröffnet einen Beratungsstand – mitten in einem Einkaufszentrum – und vertritt fortan und mit zunehmendem Erfolg "kleine Leute" vor Gericht.

Darstellerensemble eines deutschen Serienexports: Elyas M'Barek, Nadja Becker, Oliver Fleischer, Annette Frier und Jan Sosniok (Bild: ddp/Horst Galuschka / interTOPICS)
Darstellerensemble eines deutschen Serienexports: Elyas M'Barek, Nadja Becker, Oliver Fleischer, Annette Frier und Jan Sosniok (Bild: ddp/Horst Galuschka / interTOPICS)

Auf fünf Staffeln bringt es "Danni Lowinski" insgesamt. Die Zuschauer finden genug Anknüpfungspunkte mit der Arbeiterklasse-Anwältin, die mit ihren David-Mandanten gegen Goliaths kämpft, und auch die Kritiker überzeugt die "sorgfältig recherchierte" Unterhaltungsserie "mit gehobenem Anspruch", die zum Nachdenken anrege. Auch so mancher Produzent im Ausland denkt angesichts des deutschen Serienhits nach, nämlich über die Frage, ob das Konzept auch außerhalb Deutschlands aufgehen würde. Hie und da ist man davon überzeugt. Und so entstehen in Belgien ("Danni Lowinski"), den Niederlanden ("Danni Lowinski") und der Ukraine ("Masha v zakone") Remakes. In den USA werden sogar drei Adaptionen in Angriff genommen, bei zweien kommt es zu Umsetzungen, die jedoch nicht über Pilotfolgen hinauskommen.

Der letzte Bulle – Falco und Co.

Auch das Konzept von "Der letzte Bulle" schreit förmlich nach einer ausländischen Fassung. Die inhaltliche Prämisse ist originell, mindestens sorgt sie für Unterhaltung. Die Handlung: Ein Polizist (Hauptdarsteller Henning Baum hat mit der Rolle Michael Brisgau seinen Durchbruch) wird bei einem Einsatz schwer verletzt und fällt ins Koma. Dort verbleibt er 20 Jahre. Als er aufwacht, ist die Welt eine andere und auch die Menschen haben sich verändert. Nur er ist derselbe geblieben, mit seiner ruppig-rauen und unkonventionellen Art eckt er jedoch als Mensch bei seinen Zeitgenossen an, als Polizist löst er aber so manchen Fall.

Henning Baum am Set der Kinoadaption von
Henning Baum am Set der Kinoadaption von "Der letzte Bulle - Der Kinofilm" (Bild: ddp)

Auch "Der letzte Bulle" zieht mehrere Adaption nach sich. Die hierzulande bekannteste ist die französische Fassung, weil sie auch in Deutschland ausgestrahlt wird. "Falco" heißt die Krimiserie, weil der französische "letzte Bulle" so heißt: Alexander Falco. Näher zumindest am Originaltitel bleibt das russische Remake, "Poslednij Ment", was sich genauso als "letzter Bulle" übersetzen lässt wie das japanische Pendant. Die tschechische Version wird unter "Polda" ausgestrahlt, in Estland heißt die Serie "Viimane võmm" und die Mexikaner nennen ihre Umsetzung wie die Franzosen: "Falco". Wie das US-Remake betitelt wäre, darüber kann nur spekuliert werden, sowohl das Projekt, für das sich Sylvester Stallone interessiert, als auch ein zweiter Versuch versanden in der Planungsphase.

Einstein – Einstein - Případy nesnesitelného génia

Für das universelle Konzept von "Einstein" spricht allein der Titel, der auf ein weltbekanntes Genie verweist: Albert Einstein. Den Überphysiker spielt Tom Beck in der Krimiserie jedoch nicht, sondern dessen unehelichen Ur-Urenkel Felix Winterberg. Und der ist als Apfel nicht weit vom Stamm gefallen. Winterberg ist ein brillanter theoretischer Physiker, der neben seiner Lehrtätigkeit an einer Universität die Polizei bei der Ermittlung von kniffligen Mordfällen berät. Die Grundkonstellation hat neben einer komischen auch eine tragische Seite: Der ebenso kluge wie sympathische und lebenslustige Winterberg hat aufgrund einer unheilbaren Krankheit nicht lange zu leben.

Einen brillanten Nachkommen des offenbar ziemlich umtriebigen Albert Einstein gibt es auch in Tschechien ("Einstein – Případy nesnesitelného génia") und der Slowakei ("Einstein"). Inhaltlich bleiben die Serien der deutschen Vorlage treu: ein brillanter, unheilbar erkrankter Physiker hilft der Polizei bei der Verbrecherbekämpfung. Nicht so das geplante US-Remake. Dieses entsteht Medienberichten zufolge im Auftrag des Senders CBS und soll um eine Ur-Urenkelin des legendären Physikers kreisen, auch sie eine geniale Physik-Professorin. Ob das Vorhaben allerdings je umgesetzt wird, immerhin war zuvor schon ein Versuch von NBC gescheitert, bleibt abzuwarten.

Fazit: Vier im Ausland adaptierte deutsche Serien – das ist nicht viel, zugegeben, aber auch kein Beleg für eine fehlende Resonanz hiesiger Fernsehproduktionen. Zu beachten sind schließlich auch die Produktionen, die ins Ausland verkauft werden und jene, die dort synchronisiert werden. Aber auch die bereits genannte positive Entwicklung in den letzten Jahren gilt es zu berücksichtigen, die immer mehr Serien mit internationaler Strahlkraft hervorbringt. Und wer weiß, vielleicht wird der eine oder andere dieser Serienhits, sei es "Im Angesicht des Verbrechens", "4 Blocks" oder "Bad Banks", demnächst Vorlage sein für eine ausländische Adaption.