Auf Tauchstation in Berlin: So endet die Erfolgsserie "Das Boot"

Der U-Boot-Krieg wechselt nach Berlin: Staffel vier der Sky-Serie "Das Boot" erzählt vom Kriegsjahr 1943 und einem vertrackten Agentenspiel, das erstmals - in der Serie - Berlin erreicht. U-Boot-Held und Regime-Gegner Klaus Hoffmann (Rick Okon, links) versucht den Krieg zu beenden (Szene mit Florian Panzner als Albrecht Lessing).   (Bild:  Sky Studios/Bavaria Fiction/Stanislav Honzík)

Man konnte die Idee, aus Wolfgang Petersens deutschem Kino-Welterfolg "Das Boot" (1981) eine Serie zu machen, bekloppt oder genial finden. Wirtschaftlich hat das Ganze funktioniert. Auch weil man nie versuchte, im Geiste des Kultfilms weiterzuarbeiten. Nun kommt die aller Voraussicht nach letzte Staffel.

Der Markenname "Das Boot" hat immer noch einen Ruf wie Donnerhall. Bis heute ist Wolfgang Petersens klaustrophobischer Kriegs- und Unterwasser-Thriller (nach dem Roman Lothar-Günther Buchheims) einer der erfolgreichsten und am stärksten im Gedächtnis verhaftete Kinofilm, der jemals aus Deutschland kam. Entsprechend schlau war wohl die Idee, 2018 eine Serie nach dem Stoff aufzulegen. Denn auch, wenn die Kritiken nicht immer blendend waren, die solide gemachte historische Kriegs- und Thrillerserie fand national wie international ihr Publikum, ja sie war ein Cash-Bringer für die deutsche Sparte des Pay-TV-Senders Sky. Der hat nun jedoch das Ende seiner Fiction-Sparte beschlossen. Entsprechend dürften die (nur) sechs Episoden der vierten Staffel (ab Samstag, 23. September, in Doppelfolgen, um 20.15 Uhr, bei Sky One oder auf Abruf) wohl die letzten sein.

Erzählerisch ist man mittlerweile im Jahr 1943 angekommen. U-Boot-Held Klaus Hoffmann (Rick Okon) spinnt "undercover" in Berlin seine Fäden, um den Krieg zu beenden. Er sucht nach einer Kooperation mit "dem Feind". Doch die Nazis könnten dem Verräter schon auf der Spur sein. Parallel spitzt sich der U-Boot-Krieg im Mittelmeer zu.

Die Alliierten, die im Juli 1943 Sizilien und im September das italienische Festland erobern, nehmen den deutschen Booten viele Häfen weg. Man sitzt in der Falle. Als die Geschwister Klaus und Hannie Hoffmann (neu dabei: Rosalie Thomass) sich wieder versöhnen und den Kampf gegen das Regime aufnehmen, treten ihnen potente Gegenspieler in den Weg. Mit Anna Schudt und Johann von Bülow (als Nazi "Power Couple" Gruber), Ernst Stötzner, Franz Dinda, Florian Panzner und Rainer Bock ist das unter der Regie von Dennis Gansel ("Die Welle") entstandene Serienwerk bis in die Nebenrollen stark besetzt.

Im Mittelmeer gerät die deutsche U-Boot-Flotte immer mehr unter Druck. Die Sizilien-Invasion der Alliierten fand im Juli 1943 statt, im September folgte der Angriff auf ganz Italien. Für den deutschen U-Boot-Kapitän Rahn (Sascha Alexander Geršak) natürlich ein Problem. (Bild:  Sky Studios/Bavaria Fiction/Stanislav Honzík)
Im Mittelmeer gerät die deutsche U-Boot-Flotte immer mehr unter Druck. Die Sizilien-Invasion der Alliierten fand im Juli 1943 statt, im September folgte der Angriff auf ganz Italien. Für den deutschen U-Boot-Kapitän Rahn (Sascha Alexander Geršak) natürlich ein Problem. (Bild: Sky Studios/Bavaria Fiction/Stanislav Honzík)

Mäandernde Erzählstränge zu Wasser und zu Land

Von Anfang an zog das von Headautor Tony Saint (nun mit Colin Teevan) erdachte Serienprojekt einige Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Roman- und Kinostoff durch: Die Handlung spielte mindestens ebenso oft an Land wie im klaustrophobischen "Metallsarg" der U-Boote unter Wasser. Frauenfiguren wurden wichtig, und die gesamte Erzählung war nun eher ein Agenten-Thriller vor historischer Kriegskulisse als Fiction-Abbild des traumatischen Kriegserlebnisses auf und unter dem Meer.

Somit geriet das "Serienboot" erst gar nicht unter Verdacht, den Film 40 Jahre später noch einmal oder weitererzählen zu wollen. Gleichwohl war "Das Boot" auch erzählerisch nie eine Highend-Serie. Dazu mäanderten die Erzählstränge zu Wasser und zu Land ein wenig zu durchsichtig nach gängigen Thrillerkonstrukten umher, waren teilweise historisch fragwürdig und auch nicht immer schlüssig.

Trotzdem fand "Das Boot" sein Publikum, und die Serie machte auch einiges richtig: Die Ausstattung stimmte, auch wenn die Unterwasserszenen aus Kostengründen sporadisch bis "trocken" ausfielen. Auch die verpflichteten Schauspielerinnen und Schauspieler waren hochkarätig.

"Das Boot" scheute sich nicht, in Sachen Set-Design schwierige Schauplätze zu bespielen (das historische New York in Staffel zwei oder aktuell in Staffel vier das Berlin des Jahres 1943). Dabei zog man sich optisch und in Sachen "erzeugte Stimmung" sehr ordentlich aus der Affäre. Nur in Sachen Handlung blieb der Stoff trotz aller Intention, bisher verborgene oder wenig ausgeleuchtete Seiten des Krieges zu erzählen, oft zu sehr an der Oberfläche. Klassische Serien-Spannungsmomente schlugen im Zweifelsfall psychologischen Tiefgang und entsprechendes (Figuren)-Erzählen. Doch was soll's: Nicht jede Serie muss einen Grimme-Preis oder Emmy gewinnen, und "Das Boot" hat zumindest Deutschland als Serienland und Produktionsstandort Geld und ein gewisses Maß an Renommee wiedergegeben. Wahrscheinlich findet es die Welt immer noch interessant, wenn die Deutschen selbst von Krieg und Nazi-Zeit erzählen. Und wenn ein bisschen Action und U-Boot-Klaustrophobie mit im Spiel ist, umso besser.

Das Nazi "Power Couple" bei der Arbeit: Das Ehepaar Bettina und Gustav Gruber (Anna Schudt und Johann von Bülow) spinnt seine Netzwerke im Berlin des Jahres 1943. (Bild:  Sky Studios/Bavaria Fiction/Stanislav Honzík)
Das Nazi "Power Couple" bei der Arbeit: Das Ehepaar Bettina und Gustav Gruber (Anna Schudt und Johann von Bülow) spinnt seine Netzwerke im Berlin des Jahres 1943. (Bild: Sky Studios/Bavaria Fiction/Stanislav Honzík)