0:10! Eine historische Horror-Serie nimmt kein Ende

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Andrej Rublew im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers: Tennis-Kenner ahnten, was passieren würde - und er hat es wieder nicht verhindern können.

Mit 4:6, 6:7 (5:7), 3:6 verlor die aus Russland stammende Nummer 5 der Weltrangliste am Dienstag sein Match gegen Jannik Sinner aus Italien, der nun Superstar Novak Djokovic fordert. Während Rublew einmal mehr vor der Frage steht, was er noch tun kann, um seinen schier unglaublichen persönlichen Fluch zu brechen.

Zum zehnten Mal stand der Spitzenspieler im Viertelfinale eines Grand-Slam-Events. Zum zehnten Mal verlor er. Ein einmaliger Negativrekord in der Tennis-Geschichte.

Australian Open: Rublew verliert auch Viertelfinale Nummer 10

Schon im vergangenen Jahr hatte sich der 26-Jährige in Melbourne eigentlich große Hoffnungen gemacht, den Bann zu beenden: Er weinte vor Freude, als er im Achtelfinale einen Fünf-Satz-Krimi gegen Holger Rune überstand - wenige Monate, nachdem er während Viertelfinal-Aus Nummer 6 bei den US Open 2022 gegen Francis Tiafoe aus Frust in Tränen ausgebrochen war.

Vor einem Jahr in Melbourne ging Rublew dann aber in drei Sätzen gegen Novak Djokovic unter. In Wimbledon war in der Runde der letzten 8 ebenfalls gegen Djokovic Schluss, bei den US Open gegen Landsmann Daniil Medwedew.

Auch in diesem Jahr lief es bis zum Achtelfinale gut für Rublew - der schon öfters mit Selbstironie auf seinen Viertelfinal-Fluch reagiert hatte (“Wenigstens eine Sache, bei der ich der Erste bin“): Er rang dort in einem weiteren Fünf-Satz-Krimi Alex de Minaur trotz Krämpfen nieder. Danach unterhielt er die Fans mit einem emotionalen Zungen-Jubler, entlehnt aus einem Kult-Werbespot der Neunziger, parodiert in der Horrorkomödie „Scary Movie“.

„Ich hab an diesen dummen Film gedacht und da ist es so aus mir rausgebrochen“, schilderte Rublew im TV-Interview mit Kollege Nick Kyrgios. Legende Jim Courier, der ihn vorher ebenfalls auf seine Gefühlsausbrüche ansprach, gestand er zuvor: „Du möchtest in so einem Match nicht in meinem Kopf sein. Es ist wirklich wie in einem scary movie, einem Gruselfilm.“

Vergebene 5:1-Führung als Knackpunkt

Zu Rublews Leidwesen endete gegen Sinner die gute Laune und es gab Grusel-Kopfkino der anderen Art: Rublew zeigte einmal mehr mentale Schwächen in kritischen Situationen, verhängnisvoll war vor allem der Tiebreak in Satz 2, in dem er eine 5:1-Führung verspielte und den Durchgang dann vergab.

Rublew ließ sich nach seiner Niederlage diesmal keine Emotionen anmerken, gratulierte fair, dankte dem Publikum und verschwand in den Katakomben. Den nächsten Anlauf, den Fluch zu brechen, kann er bei den French Open im Mai in Paris unternehmen.