Das sind die teuersten Netflix-Filme aller Zeiten
Mit Filmbudgets von teils über 100 Millionen Dollar zeigt sich Netflix bei Eigenproduktionen immer wieder äußerst spendabel. Zum Start von "The Gray Man", dem teuersten Netflix-Film aller Zeiten, stellen wir die kostspieligsten Filme des Streamingdienstes vor.
Für diesen Film ließ man sich im Hause Netflix nicht lumpen: "The Gray Man" (ab 22. Juli) war dem Streaming-Riesen 200 Millionen Dollar wert, was den Action-Kracher mit Ryan Gosling, Chris Evans und Ana de Armas in den Hauptrollen zur teuersten Netflix-Eigenproduktion aller Zeiten macht. Es ist nicht das erste Mal, dass der Streamingdienst den Geldbeutel für eine Filmeigenproduktion weit öffnet. Lesen Sie hier, welche Filme Netflix am teuersten zu stehen kamen - und ob sich eine Sichtung lohnt.
Platz 6: "Triple Frontier" (115 Millionen Dollar)
Für "Triple Frontier" packte Regisseur J.C. Chandor ("A Most Violent Year") 2019 die großen Geschütze aus - zumindest, was die Darsteller angeht. Denn im Film selbst lässt er das Potenzial der Stars um Ben Affleck, Charlie Hunnam, Pedro Pascal und Garret Hedlund weitgehend ungenutzt. Die planen als Ex-Special-Forces einen eigentlich todsicheren Überfall auf einen südamerikanischen Drogenbaron, der aus dem Ruder läuft und in einer verlustreichen Odyssee durch die südamerikanische Bergwelt endet.
Anders als es der furiose Trailer der 115 Millionen Dollar teuren Eigenproduktion hatte erwarten lassen, sind knallharte Action-Sequenzen und bleischwere Ballerorgien Mangelware. Das liegt vor allem an der schwer zu erklärenden Tatsache, dass den Räubern auf ihrer Flucht niemand so wirklich auf den Fersen zu sein scheint. Logisch ist das nicht, schließlich wurde der vermeintlich berüchtigtste Drogenboss der Welt getötet und bestohlen.
Bis auf eine kurze, aber effektvoll bebilderte Schießerei in einer Felswand sind die Protagonisten hauptsächlich mit sich selbst und ihrer misslichen Situation beschäftigt. Fragen nach der Schuld an der verpatzten Mission werden laut. Aufkeimende Konfliktpotentiale werden von Drehbuchautor Mark Boal ("Zero Dark Thirty") aber nicht weitergesponnen, und sich anbietende dramaturgische Elemente werden ohne wirkliche Beachtung links liegen gelassen. Kurzum: "Triple Frontier" ist eine absolute - und vor allem teure - Enttäuschung.
Platz 5: "Outlaw King" (120 Millionen Dollar)
Deutlich besser kam bei den Kritikern das Historiendrama "Outlaw King" weg, für das Netflix 2018 immerhin 120 Millionen Dollar springen ließ. "Wonder Woman"-Star Chris Pine schlüpfte damals in die Rolle von Robert I. alias Robert the Bruce. Der erlebt während der Besetzung des mittelalterlichen Schottland durch Eduard I. von England einen Abstieg vom angesehenen Adligen zum gesetzlosen Helden.
Der Großteil des großzügig bemessenen Produktionsbudgets dürfte wohl für die bildgewaltig inszenierten Schlachten und die aufwendig designten Kostüme draufgegangen sein. Abgesehen davon erhielt der Film von Regisseur David Mackenzie Lob aufgrund seiner historischen Genauigkeit. Nicht umsonst wurden bei dem Historienepos Vergleiche mit erfolgreichen Genre-Vorbildern wie dem oscarprämierten "Braveheart" gezogen.
Platz 4: "6 Underground" (150 Millionen Dollar)
Wo Michael Bay draufsteht, kracht es meistens - und zwar gewaltig: Das Netflix-Debüt des Krawallregisseurs, "6 Underground", schickte 2019 Ryan Reynolds als totgeglaubten Milliardär mit Weltverbesserungsambitionen und eine Handvoll Söldner (unter anderem Dave Franco, Ben Hardy und Mélanie Laurent) in einen globalen Kampf gegen das Verbrechen. Das Beste daran: Die Truppe agiert wie von Geisterhand, denn alle Welt hält sie für tot.
Was die rein zahlenmäßige Rückmeldung des Publikums anging, war "6 Underground" für Netflix ein voller Erfolg: 83 Millionen User gaben dem Film eine Chance - allerdings in vielen Fällen wohl nur so lange, bis ihnen vom Stakkato-haften Schnitt oder der völlig überzogenen Brutalität übel wurde. Denn das Qualitätsversprechen konnte das 150 Millionen Dollar teure Action-Abenteuer nicht halten.
Platz 3: "The Irishman" (159 Millionen Dollar)
Immer wieder beschleicht einen in den dreieinhalb Stunden, die "The Irishman" dauert, das Gefühl, einem Dinosaurier zuzusehen, der in den letzten Zügen liegt. Nicht nur, weil Regisseur Martin Scorsese in seinem Mafiafilm von einer Welt erzählt, die längst vergangen ist. "The Irishman" ist auch ein Film, wie er heute eigentlich nicht mehr gemacht wird. Ein 210 Minuten langes und 159 Millionen US-Dollar teures Epos über einen Auftragskiller der Mafia und einen Gewerkschaftsführer, den keiner mehr kennt, der jünger ist als Scorsese selbst - wer finanziert so etwas heute überhaupt noch?
Die Antwort lautete 2019: Netflix. Scorsese verzichtet in seinem Mafiafilm weitgehend auf eine klassische Dramaturgie, auf Spannungsbögen, Actionsequenzen und Schießereien. Stattdessen erzählt er ziemlich schnörkellos vom Aufstieg und Fall des Mafiakillers und Gewerkschaftlers Frank "The Irishman" Sheeran (Robert De Niro), von dessen ersten Schritten hinein in die Illegalität bis hin zu seinen einsamen letzten Tagen in einem Altenheim. "The Irishman" ist eine Chronik, bisweilen nüchtern, immer aber opulent - und bestens besetzt: Zum Cast gehören neben De Niro auch Al Pacino, Joe Pesci, Harvey Keitel, Bobby Cannavale und Jesse Plemons.
Platz 2: "Red Notice" (160 Millionen Dollar)
Regisseur Rawson Marshall Thurber schickt in "Red Notice" seine drei Hauptdarsteller Dwayne "The Rock" Johnson, Gal Gadot und Ryan Reynolds auf eine weltumspannende Jagd nach drei sagenumwobenen goldenen Eiern. Neben dem begabten Ganoven Nolan Booth (Reynolds) scheint es zunächst vor allem die berühmt-berüchtigte Kunstdiebin "The Bishop" (Gadot) auf den Schatz abgesehen zu haben. Als wäre es nicht kompliziert genug, die wertvollen Artefakte aufzuspüren, ist den beiden auch noch der FBI-Profiler John Hartley (Johnson) auf den Fersen.
Toll in Szene gesetzte Handlungsorte von Bali über Rom bis London treffen in "Red Notice" auf rasant choreografierte Action-Szenen. Seine große Stärke entfaltet der Film-Kracher aber dank des pointierten Drehbuches, das vor schlagfertigen Dialogen nur so strotzt. Weil auch die Chemie zwischen dem munter aufspielenden Trio Johnson, Reynolds und Gadot stimmt, gehört "Red Notice" (ab 12. November verfügbar) zu den besten Film-Eigenproduktionen von Netflix bislang. Da haben sich die üppigen 160 Millionen Dollar Produktionsbudget gelohnt.
Platz 1: "The Gray Man" (200 Millionen Dollar)
Dass "The Gray Man" teuer war, glaubt man sofort, wenn man nur die Liste der involvierten Personen durchliest. Neben Ryan Gosling und Chris Evans, also zwei echten A-Stars in Hollywood, standen für die Netflix-Produktion unter anderem "Bond"-Girl Ana de Armas, Billy Bob Thornton sowie die mehrfache Emmy-Gewinnerin Alfre Woodard vor der Kamera. Regie führten die Brüder Joe und Anthony Russo, die nach inzwischen fünf Marvel-Blockbustern (zuletzt "Avengers: Endgame", 2019) als absolute Spezialisten für Action und Spektakel gelten.
Court Gentry (Gosling) war mal ein Krimineller, wurde dann aber aus dem Knast heraus vom CIA angeworben und zu einem der besten und kaltblütigsten Auftragskiller des US-Geheimdienstes ausgebildet. Sierra Six, so nennt man ihn jetzt, gerät aber plötzlich selbst ins Visier, nachdem er in den Besitz von kompromittierendem Material über seinen Chef (Regé-Jean Page) gekommen ist. Der setzt kurzerhand den hemmungslosen Ex-Agenten Lloyd Hansen (Chris Evans) auf Gentry an - mit einer Mission: Er soll den potenziellen Whistleblower zur Strecke bringen.
Wirkliche Bedeutung erlangen die Motive, die Lebensgeschichten oder die Eigenheiten der Figuren an keiner Stelle von "The Gray Man". Sämtliche Ansatzpunkte einer Handlung werden ab dem Zeitpunkt plattgewalzt, in dem das gigantomanische Action-Gewummer einsetzt, das den Rest des Netflix-Films prägt. Im atemlosen Wechsel zwischen Schießereien, intensiven Nahkämpfen und Zerstörungsorgien lässt "The Gray Man" Dialogwitz und Charaktertiefe völlig vermissen. Zu einem gelungenen und abwechslungsreichen Spionage-Highlight fehlt dem Möchtegern-James-Bond dann doch einiges.
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