Thadeusz: Wer nicht wissen will, kann fühlen

Jörg Thadeusz

Berlin. Für alles, was öffentlich aufscheint, gibt es zum Glück eine Schublade. In der Kiste, die mit "Voll Rebell" beschriftet ist, war bis kürzlich der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert aufbewahrt. Der hatte in der SPD eine Art Französische Revolution angezettelt. Sobald ein Fußballspieler auspacken sollte, dass er nach der Karriere als Transperson weiterleben möchte, wird er unter "Voll mutig" sortiert. Leider haben wir in dieser Woche jemanden verloren, der unter "Voll klug" gelistet war. Nach Stephen Hawkings Tod muss der WDR-Wissenschaftsmann Ranga Yogeshwar in dieser Schublade erst einmal alleine sein.

Das Erinnern an Hawking in vielen Nachrufen könnte aber auch die Frage aufwerfen: Gehören wir als Öffentlichkeit eigentlich in die riesengroße Kiste, auf der "Voll neugierig" steht? Denn was wussten wir denn über Stephen Hawking? Er saß im Rollstuhl und konnte nur mithilfe eines Sprachcomputers reden. Aber wer weiß, was die "Hawking-Strahlung" ist? Und vor allem: Wer möchte mehr darüber erfahren?

Wir sind angeblich eine Wissensgesellschaft und haben tatsächlich Zugang zu mehr Informationen als jede Generation vor uns. Trotzdem meinen wir lieber, als zu wissen. Warum Sendezeit mit Wissenschaft verdödeln, wenn wir doch lieber noch einmal bei Plasberg etwas über Flüchtlinge fühlen können. In Berlin forschen Neurophysiker daran, wie sich gelähmte Menschen mithilfe eines Chips wieder bewegen können, und sie sind damit ganz schön weit.

In Berlin sitzen international vernetzte Wissenschaftle...

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