The Social Pulse: Robert Marc Lehmann kritisiert Anti-Influencer-Strategie von Zoos

Zoos sind schon lange ein Thema, das immer wieder heiß diskutiert wird. Während die eine Seite argumentiert, dass sie zum Artenerhalt und Tierschutz beitragen würden, kritisiert die andere, dass die Haltung meist nicht tiergerecht sei und es regelmäßig zu Skandalen käme. Nun zeigt ein neues Youtube-Video von Robert Marc Lehmann, wie Zoos künftig wohl mit der Kritik umgehen wollen...

Was halten Sie von Zoos? (Symboldbild: Getty)
Was halten Sie von Zoos? (Symboldbild: Getty)

Auch Influencer*innen, wie Rezo, Alicia Joe oder Robert Marc Lehmann, halten mit ihrer (meist negativen) Meinung zu Zoos selten hinterm Berg und haben sich bereits mehrfach zu dem Thema geäußert. Unter anderem kritisieren sie offen, dass artgerechte Haltung in Zoos nicht möglich sei oder dass die Tiere in Gefangenschaft leiden. Ebenso stimme das oft verwendete Argument, dass Zoos zum Artenschutz beitragen würden nicht, stattdessen liege der Fokus mehr auf Unterhaltung.

Diese Aussagen scheinen einigen Zoo-Betreibern sehr zu missfallen, wie es scheint.

Zoos entwickeln Strategien gegen Influencer*innen

Denn, wie es ein neues Video von Lehmann zeigt, wurden nun bei einer Tagung des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) Strategien entwickelt, wie man künftig mit Influencer*innen umgehen könne. Aufnahmen, die dem Meeresbiologen zugespielt wurden, zeigen, wie bei der Veranstaltung zunächst verschiedene Clips aus dem Netz präsentiert werden, bevor unter der Leitfrage "Warum wir neue Wege gehen müssen" darüber diskutiert wird, wie man sich vor negativer Publicity durch Social Media schützen kann.

Das komplette YouTube-Video von Robert Marc Lehmann ist hier zu sehen:

Unter anderem heißt es da von Teilnehmenden: "Ich denke, wir müssen uns wirklich gut aufstellen. [...] Einer alleine kommt da nicht mehr gegen an" oder auch "Das ist das, was junge Menschen im Internet finden. [...] Das ist die Realität und das sind Meinungsmacher." Aus diesem Grund sehe man nun eine hohe Dringlichkeit, aktiv zu werden und habe dafür unter anderem eine Marketing-Agentur engagiert.

Das ist die Realität und das sind MeinungsmacherTeilnehmerin der VdZ-Tagung

Was ist der Verband der Zoologischen Gärten?

Zur Einordnung erklärt Lehmann in seinem Video auch den Hintergrund der Veranstaltung, bei der diese Szenen aufgezeichnet wurden. Der VdZ trifft sich in regelmäßigen Abständen sowohl auf nationaler, als auch internationaler Ebene, um Veränderungen oder Probleme zu besprechen. Unter den Mitgliedern befinden sich zahlreiche Zoobetreiber, die bereits negative Schlagzeilen gemacht haben, beispielsweise der Zoo Krefeld, in dem nach einem Brand im Affenhaus mehr als 30 Tiere starben, der Zoo Hannover, dem vorgeworfen wurde, Elefanten gequält zu haben oder der Zoo Neumünster, der während der Corona-Pandemie eine Liste veröffentlichte, welche Tiere man zuerst schlachten und verfüttern würde, wenn man keine Unterstützungsgelder mehr bekäme.

Influencer*innen kritisieren "Ressourcenverschwendung"

Robert Marc Lehmann und seine Influencer-Kolleg*innen, in seinem Video kommen auch Alicia Joe, Rezo und Jonas Ems zu Wort, kritisieren diesen Ansatz scharf. Zwar loben sie, dass bei der Tagung die Kritik zum Thema gemacht wird - aber können die letztendliche Auseinandersetzung damit nicht nachvollziehen. Sie sprechen von "Ressourcenverschwendung", denn anstatt sich ernsthaft mit den angesprochenen Problemen zu beschäftigen und sie zu lösen, werden nun Geld und Zeit dafür verwendet, stattdessen Kritik verstummen zu lassen.

Youtuber Rezo ist ebenfalls ein scharfer Kritiker von Zoos. (Bild: Henning Kaiser/picture alliance via Getty Images)
Youtuber Rezo ist ebenfalls ein scharfer Kritiker von Zoos. (Bild: Henning Kaiser/picture alliance via Getty Images)

Jonas Ems geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt, dass jede*r Besucher*in im Zoo eine*r zu viel ist. Wichtig sei es, flächendeckend über Zoos aufzuklären, damit jedem und jeder bewusst werde, dass Tiere dort nicht artgerecht in Käfigen gehalten werden. Er wirft dem VdZ vor, aktiv gegen diejenigen vorgehen zu wollen, denen das Tierwohl wichtig ist. Statt in den Diskurs zu treten, werde nun versucht, mithilfe einer Marketing-Agentur das Image zu retten.

Warum gründet ihr eine Arbeitsgruppe, die sich mit uns beschäftigt [...] und nicht eine Arbeitsgruppe, die diese Missstände abschafft?Robert Marc Lehmann

Lehmann bietet in seinem Video stattdessen produktive Alternativen an: So könne man beispielsweise Arbeitsgruppen bilden, die zukunftsgerichtete Strategien für Tierhaltung, Artenschutz aber auch vor allem Transparenz entwickeln. Er fragt ganz direkt: "VdZ [...] haben erkannt, da gibt es Menschen, die kritisieren, da muss man was machen. Da frage ich dann [...], warum gründet ihr eine Arbeitsgruppe, die sich mit uns beschäftigt, die kritisieren, die Missstände aufzeigen und nicht eine Arbeitsgruppe, die diese Missstände abschafft?"

Kümmert euch nicht um die Kritiker, kümmert euch um die KritikRobert Marc Lehmann

Er plädiert abschließend: "Liebe Zoos, ich kann euch nur bitten, geht in den Austausch mit euren Kritikern, verändert euch zum Wohl der Tiere und das ist letztendlich worum es uns allen geht. [...] Es sollte am Ende immer, immer, immer um die Tiere gehen und nicht um unser eigenes Ego. [...] Alles, was ich mir wünsche, liebe Zoos, kümmert euch nicht um die Kritiker, kümmert euch um die Kritik."

Wer ist eigentlich Robert Marc Lehmann?

Robert Marc Lehmann ist ein bekannter Meeresbiologe, Fotograf, Umweltschützer und YouTuber. Er studierte Zoologie und Meeresbiologie und arbeitete früher selbst in einem Ozeaneum in Stralsund. Eigenen Angaben nach reiste er sogar um die Welt, um neue Fische für die Aquarien an seinem Arbeitsplatz einzufangen.

Doch dann gab es allerdings einen Sinneswandel, der dazu führte, dass Lehmann seine Meinung gegenüber der Tierhaltung in Aquarien und Zoos grundlegend änderte und als Konsequenz auch seinen alten Job aufgab. "Je mehr ich sie [die Fische (Anm. d. Red).] in freier Natur beobachtete, desto weniger wollte ich ihnen ihre Freiheit nehmen", erklärte er 2018 in einem Interview mit der Schweizer "Tageswoche". Viele seien zudem durch den Fang, Transport und die neuen Bedingungen im Aquarium derart gestresst, dass sie nach kurzer Zeit sterben würden. Diejenigen, die überleben, würden sich dennoch anders als in der Natur verhalten: "Die Meinung, man könne mit einem Ozeanium das Meer abbilden, ist total utopisch."

Seitdem engagiert er sich unter anderem mit Vorträgen an Schulen, YouTube-Videos und dem 2019 gegründeten Verein Mission Erde e.V. für den Schutz von Wildtieren und den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.