The Social Pulse: Wirbel um Schnitzel für 43 Euro

Ein Restaurant erhöht seine Preise, geht dabei aber transparent vor und erklärt die Zahlen und Kosten dahinter. Dafür gibt es online Applaus, aber auch Kritik.

Viele Restaurants erhöhen derzeit ihre Preise, weil die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wieder auf 19 Prozent steigt
Viele Restaurants erhöhen derzeit ihre Preise, weil die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wieder auf 19 Prozent steigt. (Foto: Symbolbild / Getty Images)

Ein Berliner Gastronom hat ein Video veröffentlicht, in dem er Gründe für die Preissteigerungen in seinem Restaurant erklärt. Die Reaktionen darauf fallen geteilt aus.

Warum der ganze Wirbel?

Das Nobelhart & Schmutzig ist ein Fine Dining-Restaurant in Berlin. Der Guide Michelin hat es mit einem Stern ausgezeichnet. Begründung: "Gekocht wird durchdacht und reduziert, jeder Bestandteil eines Gerichts hat seine Geschichte." Man verwende zudem beste saisonale Zutaten, natürlich aus der Region. Gleichzeitig trägt das Restaurant einen grünen Stern für nachhaltige Küche. Das formulierte Ziel sei: Den Gästen "das Berliner Umland auf dem Teller zu präsentieren".

Das ist nicht günstig. Bislang veranschlagte das Restaurant für ein 10-Gänge-Menü 175 Euro – unter der Woche. Am Wochenende kostete es 25 Euro mehr.

Zum Jahresbeginn sahen sich die Betreiber nun gezwungen, die Preise zu erhöhen. Auf 195 Euro und 225 Euro. Wieso, das erklärt der Sommelier Billy Wagner in einem oft geteilten und kommentierten Video.

Das sind die Hintergründe

Wagner beginnt das rund fünfminütige Video, in dem er vor einer grauen Wand steht und von Textkarten abliest, so: "Ich möchte Sie informieren, dass wir 2024 wieder teurer werden." Das höre man derzeit sicher überall. Was man hingegen nicht so häufig höre, sei die unternehmerische Rechnung dahinter. Denn: "Transparenz war uns schon immer wichtig."

Zum ersten liege das an der Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent. Die Bundesregierung hatte den Satz während der Coronavirus-Pandemie auf 7 Prozent gesenkt – der jetzige Anstieg ist somit eine Rückkehr zur Normalität. Das heißt, dass Restaurants seit Jahresbeginn 12 Prozent mehr Steuern abführen müssen.

Das Team vom Nobelhart & Schmutzig hat deshalb ausgerechnet, was das für 2023 bedeutet hätte: Mit dem höheren Satz wären monatlich 12.700 Euro mehr Steuern fällig geworden. Aufs Jahr gerechnet seien das: 152.000 Euro.

Zweiter Punkt: die Erhöhung des Mindestlohns. Den würden zwar nur Praktikan*innen und Auszubildende erhalten – weil deren Löhne aber stiegen, müssten auch alle anderen Gehälter angepasst werden. Der Fairness halber. Mehrkosten: 36.000 Euro.

Die beiden Punkte machen so viel aus: "Ohne Berücksichtigung von Inflation und steigenden Energiepreisen kommen wir in den nächsten zwölf Monaten folglich auf 188.000 Euro Mehrkosten", heißt es in einem begleitenden Schreiben auf der Webseite des Restaurants.

Um das zu erwirtschaften, würde das Abendessen zwischen Dienstag und Donnerstag ab sofort 195 Euro und am Freitag und Samstag 225 Euro kosten. Dann nennt Wagner noch ein konkretes Beispiel: "Das Schnitzel wird ab jetzt mit 43 Euro zu Buche schlagen. Das ist eine richtige Stange Geld."

Dem Restaurant und seinem Team, heißt es weiter, gehe es um Nachhaltigkeit, Fairness, Transparenz. Das Video schließt der Sommelier mit den Worten: "Ich weiß, Sie kommen auch wegen unserer Werte zu uns. Danke schön."

Wer 200 pro Kopf für ein Essen zahlen kann, der hat in der Regel auch mit 220 kein Problem.

So reagiert die Netzgemeinde

Online haben viele Menschen ihre Meinung geteilt. Viele zeigen Verständnis. So etwa: "Lieber Billy, wie immer grandios auf den Punkt gebracht." Oder: "Sehr gut und sachlich erklärt."

Eine Aussage, die in weiteren Kommentaren mehrfach auftaucht, ist diese: "Wer 200 pro Kopf für ein Essen zahlen kann, der hat in der Regel auch mit 220 kein Problem." Eine etwas andere Version klingt so: "Wer in der Gastronomie eures Niveaus essen geht, macht das eh aus speziellem Interesse. Entweder hat der Gast finanzielle Spielräume oder er spart, um sich ein tolles Erlebnis bei euch zu leisten." Und noch eine dritte: "Die Kunden in Sterne-Restaurants brauchen keine weiteren Subventionen. Es wäre wünschenswert, Grundverpflegung zum Beispiel in Schulen und Kindergärten steuerreduziert oder steuerfrei zu stellen, aber doch keine Sterne-Restaurants."

Aber es gibt auch einige Kritik, ein Nutzer hat sich beispielsweise die Preisentwicklungen für die Menüs der vergangenen Jahre angeschaut. Er schreibt: "Als 2020 die Mehrwertsteuer gesenkt wurde, habt ihr diese nicht an eure Kunden weitergegeben, ganz im Gegenteil, ihr habt die Preise kontinuierlich erhöht." Laut seiner Aufstellung gab es jährlich mindestens eine Erhöhung. Der Start habe im Jahr 2020 bei 105 Euro und 130 Euro gelegen. Heute verdient das Restaurant pro Gast also 95 Euro mehr. Der Nutzer schreibt deshalb: "Die 225 Euro pro Menü gehen vermutlich immer noch in Ordnung. […] Aber so ein krudes Statement – neeee…"

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