„The Sound of 007“: Mat Whitecross verrät, wie seine Hommage an die James Bond-Musik entstand
Der Regisseur von The Sound of 007, Mat Whitecross, kannte die Musik von James Bond schon, bevor er überhaupt wusste, dass Ian Flemings eiskalter und doch lässiger MI6-Agent überhaupt existiert.
„Mein Vater hat diese Melodie immer gesungen, wenn er mir im Bett vorgelesen hat“, erzählt der Dokumentarfilmer Yahoo. „Ich dachte, es sei eine kleine Melodie, die er sich ausgedacht hatte, aber es stellte sich heraus, dass es das James-Bond-Theme war.“
Wie Millionen von Menschen auf der ganzen Welt wurde auch das Leben des gefeierten Filmemachers von Monty Normans dramatisch düsterem Gitarrenriff untermalt. Aber nun ist es an ihm, die Geschichte der Musik hinter Bond zu erzählen, dessen erster Film vor 60 Jahren Premiere feierte.
The Sound of 007 ist ein ehrgeiziges (wenn auch mit 88 Minuten Länge etwas kurz geratenes) und fesselndes Eintauchen in die Musik, die das Kino sechs Jahrzehnte lang dominiert hat.
Perfekter Regisseur für das Thema
Von der originalen Titelmelodie über die Klassiker von Paul McCartney und Shirley Bassey bis hin zu einer Neubewertung der umstrittenen Themen von Garbage und Jack White – Whitecross' Dokumentarfilm ist der erste Film dieser Art, der sich wirklich damit auseinandersetzt, wie die Musik Bond beeinflusst.
Und es gibt keinen Geeigneteren dafür, als Whitecross. Denn er ist ein vielseitiger Filmemacher, dessen Arbeit sowohl Dokumentar- als auch Spielfilme umfasst und der ungewollt eine Symbiose mit dem Musikfilm eingegangen ist.
Sein Spielfilmdebüt Sex & Drugs & Rock & Roll war ein brillant ungehemmter Blick auf das Leben von Ian Drury. Er führte Regie bei Musikvideos für Coldplay, die Rolling Stones und Take That und seine Dokumentation Supersonic schaffte das Unmögliche, nämlich etwas Aufschlussreiches über Oasis zu sagen. Eigentlich hatte Whitecross mit Musikfilmen angeschlossen, als er ein Angebot erhielt, das er nicht ablehnen konnte.
„Ich arbeitete an dieser Paralympics-Dokumentation mit John Battsek, der Barbara Broccoli kennt, weil sie vor ein paar Jahren einen Dokumentarfilm [über Bond] mit dem Titel Everything or Nothing gemacht haben, und er sagte zu mir: ‚Sie wissen, dass sie keinen großen offiziellen Bond-Film für das 60-jährige Jubiläum haben, aber sie wollen etwas machen‘“, erzählt Whitecross darüber, wie er dazu kam, bei The Sound of 007 Regie zu führen.
Obwohl er anfangs ein vielversprechendes Treffen mit Eon hatte, meldete sich die Produktionsfirma nicht zurück und er dachte einfach, dass sich ein anderer den Auftrag gesichert hatte. Dann kam ein Anruf, als die Produktion von Keine Zeit zu sterben gerade in vollem Gange war.
„Sie riefen an und fragten: ‚Was machen wir dann mit dieser Dokumentation?‘. Wir hatten viele Ideen, aber diejenige, die allen am besten gefiel, war die über die Musik, denn so etwas war noch nie zuvor gemacht worden und schon gar nicht offiziell mit einem derartigen Zugang. Ich habe schon ein paar Musikdokus gedreht und jedes Mal, wenn ich eine mache, sage ich mir, das war's jetzt, weil ich nicht in eine Schublade gesteckt werden will, aber das konnte ich nicht ablehnen.“
Obwohl die Vorstellung, Zugang zum gesamten Bond-Archiv mit seinen über 7.000 Videobändern zu erhalten, sehr reizvoll war, stellte die Zusammenstellung von The Sound of 007 eine große logistische Herausforderung dar. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei der Dokumentation von Ereignissen aus den letzten 60 Jahren nicht alle Beteiligten noch am Leben sind und viele von ihnen wurden zu Recht von COVID verschreckt, aber Whitecross machte trotzdem weiter.
Fundgrube für Bond-Fans
Das Ergebnis ist eine Fundgrube für Bond-Nerds und Neueinsteiger gleichermaßen. Selbst die Hardcore-Fans werden Leckerbissen an Informationen finden, die sie vielleicht noch nicht gehört haben. So zum Beispiel, dass Michael Caine der erste war, der Goldfinger hörte, als er bei John Barry übernachtete, weil Terence Stamp zu viele Mädchen mit nach Hause brachte, oder dass Amy Winehouse ursprünglich die Titelmelodie für Ein Quantum Trost singen sollte, bevor sich ihre Drogensucht verschlimmerte.
Die Dokumentation ist auch eine angemessene Hommage an die Größe so vieler Bond-Melodien und ihre Rolle für die anhaltende Popularität der Figur.
The Sound of 007 wirft die Frage auf, welches das beste Bond-Theme ist, wobei Nobody Does it Better von Carly Simon eine beliebte Wahl ist, aber Whitecross schlägt eine andere Richtung ein. Auf die Frage, was denn das beste Bond-Theme sei, antwortet er ganz klar: „We Have All the Time in the World von Louis Armstrong – aufgenommen für den Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät aus dem Jahr 1969 – , aber er geht auch auf einige der unpopuläreren Titel ein.
„Ich liebe den Song von Jack White [Another Way To Die für Ein Quantum, Trost]. Ich liebe, was Chris Cornell gemacht hat [You Know My Name für Casino Royale]. Es ist lustig, wenn man mit verschiedenen Leuten spricht und diese sagen, dass dieser Song nicht funktioniert, aber jemand anderes ihn liebt.“
„Ich traf mich mit Lulu und sie erzählte mir, dass sie dachte, sie hätten mit The Man with the Golden Gun einen Fehler gemacht, aber das ist der Lieblingssong meiner Kinder. Sie hat es ihnen am Telefon vorgesungen, was ziemlich toll war.“
In vielerlei Hinsicht hat Whitecross während seines gesamten Lebens und seiner Karriere auf The Sound of 007 hingearbeitet. Im Jahr 2014 führte er Regie bei Fleming: Der Mann, der Bond wurde, eine Miniserie mit Dominic Cooper in der Hauptrolle als kultiger Autor. Die Geschichte spricht viele an, aber Bond hat für ihn auch mit Familienerinnerungen zu tun.
"Für uns war Moore der Beste"
„Ich habe mich an Feiertagen immer mit meinem Vater hingesetzt und mir Bond angesehen, damals noch mit Roger Moore, aber mein Vater fand die Filme nicht ansehbar. Seiner Meinung nach war Sean Connery der wahre Bond, aber für uns war Moore der Beste, weil er lustig und nicht ganz so unheimlich war. Wir sind mit diesen Filmen aufgewachsen“, sagt er.
Diese Liebe hat er auch an seine Kinder weitergegeben: „Viele Filme, die einem als Kind viel bedeutet haben, wirken als Erwachsener nicht unbedingt nach, aber man entdeckt sie dann durch seine Kinder wieder. Wir haben also die Bonds mit unseren Mädchen angeschaut und sie werden zu einem Teil der DNA, ohne dass man es merkt.“
„Wenn ich ihnen jetzt abends Geschichten vorlese, singe ich das James-Bond-Theme, so wie es mein Vater getan hat. Eine Leidenschaft, die in jeder Einstellung des Films deutlich zu spüren ist.“
(Sam Moore)
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