Thrill à la Sebastian Fitzek: Serienfans gehen bei Prime Video in "Die Therapie"
Nach zahlreichen Romanerfolgen mischt Bestsellerautor Sebastian Fitzek nun den Streamingmarkt auf. Die Serienadaption seines Debütromans "Die Therapie" lässt bei Prime Video Realität und Unterbewusstsein verschwimmen. Im Zentrum: ein verzweifelter Vater, der den Verlust seines Kindes nie verkraftet hat.
Paranoia, Panik, schiere Angst: Viktor Larenz (Stephan Kampwirth) widerfährt das Schreckensszenario aller Eltern. Beim Kinderarzt wartet er vergeblich darauf, dass seine Tochter Josy (Helena Zengel, "Systemsprenger") aus dem Behandlungsraum zurückkehrt. Auch die Arzthelferin reagiert ratlos auf die Hilferufe des renommierten Psychiaters. Wenig später müssen Viktor und seine Frau Isabel (Andrea Osvart) die traurige Gewissheit akzeptieren: Josy ist wie vom Erdboden verschluckt - und bleibt es auch.
Das triste Szenario aus Sebastian Fitzeks Debütroman "Die Therapie", den Prime Video ab 26. Oktober in Form einer sechsteiligen Psychothriller-Serie adaptiert, bildet den Nährboden einer Geschichte, die permanent zwischen Realität und Unterbewusstsein oszilliert. Die eigentliche Handlung, beinahe ausschließlich in düsteren und verregneten Sequenzen abgebildet, setzt allerdings erst zwei Jahre später ein. Viktor hat den Verlust seiner Tochter nie verkraftet. Um zum zweiten Jahrestag des Schicksalsschlages Fragen der Medien zu entgehen, zieht er sich in ein abgelegenes Ferienhaus auf der fiktiven Insel Parkum zurück.
Serienmacher bauen in "Die Therapie" ein Dickicht an Hinweisen auf
In der unwirtlichen Umgebung des Eilands will Viktor eigentlich nur seine Ruhe haben. Doch dann taucht die mysteriöse Anna Spiegel (Emma Bading) vor seiner Tür auf. Sie wird von Visionen geplagt und ersucht Viktor für eine Therapiestunde. Der lehnt zunächst ab, wird dann aber hellhörig, als die junge Frau andeutet, etwas über Josys Verschwinden zu wissen.
Parallel entfaltet sich im Prime-Video-Sechsteiler ein Handlungsstrang um den Psychiater Dr. Roth (Trystan Pütter). Der garstige Medizinier übernimmt einen hochrangigen Posten an einer renommierten Klinik. Dort stößt er mit seiner abweisenden Art und seinen unkonventionellen Behandlungsmethoden aber erst einmal alle Kollegen vor den Kopf. Seine Motive und seine Verbindung zu Viktor Larenz entblättern sich in der Serie der Regisseure Thor Freudenthal und Ivan Sainz-Pardo nur Stück für Stück, Hinweis für Hinweis.
Stefan Kampwirth brilliert in der Hauptrolle
Überhaupt belässt es Headautor Alexander M. Rümelin, der gemeinsam mit Romanautor Sebastian Fitzek das Drehbuch zu "Die Therapie" schrieb, zunächst bei diversen Handlungssträngen größtenteils mit Andeutungen. Viele lose Enden führen erst im letzten Drittel des Psychothrillers zueinander.
Weil die Produktion obendrein munter durch verschiedene Zeitebenen springt, erscheint sie teils etwas sperrig. Doch mit zunehmender Dauer nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Reizvoll ist zudem das Spiel mit unterschiedlichen Genres. Ohne inhaltlich zu viel zu verraten, pendelt sich "Die Therapie" zwischen psychotischem Suspense-Stück samt Horrorelementen, Familiendrama und charaktergetriebenem Erzählstück ein.
Im Zentrum dieser Mischung verschiedener Gattungen spielt sich Stephan Kampwirth fast in einen Rausch. Den fürsorglichen Familienvater gibt der Schauspieler genauso überzeugend wie das vom Leben gebrochene und von Flashbacks geplagte Wrack. Kampwirths engagiertem Spiel ist es auch zu verdanken, dass man vor dem Bildschirm trotz der ein oder anderen Länge und Schwäche im Drehbuch bei "Die Therapie" dranbleibt.