Die Tochter des Kölner "Tatort"-Ermittlers Freddy Schenk kehrte nach 23 Jahren zurück: Ein Rekord?
Natalie Spinell war 23 Jahre nach ihrem letzten Auftritt im Kölner "Tatort" in der Neujahrsfolge "Schutzmaßnahmen" als Tochter von Freddy Schenk zu sehen. Eine so lange Rollen-Pause klingt nach Rekord. Aber auch eine andere "Tatort"-Figur kehrte nach sehr, sehr langer Abwesenheit zurück.
Der Kölner "Tatort: Schutzmaßnahmen" war trotz seiner Platzierung zum Jahresauftakt nicht besonders zukunftsorientiert - sondern ziemlich "retro". Nicht nur wegen der gelbstichigen Bilder und einer abgeranzten Eckkneipe als Schauplatz, in der traurige Katja Ebstein-Chansons aus der Musikbox tropften und die Wirtin Gästen ungefragt einen Schnaps einschenkte.
Nein, die neue Ermittlung Freddy Schenks (Dietmar Bär) und Max Ballaufs (Klaus J. Behrendt) um nachbarschaftliche Verstrickungen in einem innerstädtischen Kiez badete geradezu im Gestern. Wozu auch passte, dass Freddy Schenks Tochter Sonja, damals wie heute gespielt von Schauspielerin Natalie Spinell, ihren ersten Auftritt seit Teenagertagen hatte. Sind ihre 23 Jahre "Rollenpause" eigentlich Rekord beim "Tatort"?
Worum ging es?
Kommissars-Tochter Sonja Schenk (Natalie Spinell) betreibt mit ihrem Lebensgefährten Karim Farooq (Timur Isik) das Restaurant "Wunderlampe". Ein Vermummter dringt ins leere Lokal ein und will einen Brandsatz zünden. Dabei wird der Feuerteufel selbst zur Strecke gebracht, sein Leichnam verbrennt danach. Max und Freddy, der froh ist, dass seiner Tochter, ihrem Freund und der 15-jährigen Enkelin Frida Schenk (Maira Helene Kellers) nichts passiert ist, finden heraus, dass der Tote ein Sohn des auf dem gleichen Kiez wirtschaftenden Feinkosthändlers Viktor Raschke (Manfred Zapatka) ist.
Doch warum wollte er das Lokal anzünden, und wer hinderte ihn daran? Auch die anderen Figuren des vor allem in der Kölner Weidengasse gedrehten Nachbarschaftsfilms machen in Familie: Viktor Raschke hat noch einen zweiten Sohn, Marko (Paul Wollin), und eine kleine Enkelin. Ohnehin scheint das Familienunternehmen Raschke sehr einflussreich im Viertel. Mit vielen anderen Läden ist man irgendwie "verstrickt".
Worum ging es wirklich?
Drehbuchautor Paul Salisbury bewies mit dem Kino-Kleinod "Atlas" (2018, Rainer Bock als alternder Möbelpacker!), das für zwei deutsche Filmpreise nominiert war, dass er aus Kleine-Leute-Geschichten viel herauszuholen vermag. In seinem "Tatort", der ebenfalls von nachbarschaftlichen sowie familiären Verstrickungen in einem Kiez-Mikrokosmos erzählt, sind ihm die Beziehungen zwischen den Figuren allerdings teils ein wenig konstruiert geraten.
"Schutzmaßnahmen" ist eine Mafia-Geschichte im Miniaturformat und der Beweis dafür, dass es im Geschäftsleben, aber auch im Zuge familiärer Verwerfungen immer wieder das berühmte Zitat aus "Der Pate" gilt: "Ich machte ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte."
Wer war die Tochter Freddy Schenks?
Schauspielerin Natalie Spinell (40) kehrte nach 23 Jahren - sehr überzeugend - in eine Rolle zurück, die sie letztmals als Teenagerin spielte. Der Kölner "Tatort: Kinder der Gewalt", erstausgestrahlt im Mai 1999, war der letzte Auftritt der Münchnerin als Freddys Tochter Sonja. Natalie Spinell hat als Schauspielerin eine lange Liste mit Film- und Serienrollen vorzuweisen - vor allem pointierte Nebenrollen. Mittlerweile feiert sie jedoch als Autorin und Regisseurin große Erfolge.
Die von Spinell und ihrem Mann Felix Hellmann entwickelte komödiantische BR-Serie "Servus Baby" über eine Gruppe großstädtischer Thirtysomethings und ihrer Lebensprobleme ist preisgekrönt und ein richtiger Zuschauer-Hit der ARD. Wer den Kölner "Tatort" schon lange verfolgt, weiß, dass Freddy Schenk noch eine zweite Tochter hat: Melanie Schenk, früher gespielt von Karoline Schuch. Sie tauchte in der Zeit von 2001 bis 2010 in insgesamt sechs Fällen auf. Ob es auch hier zu einem Comeback kommt?
Wer legte die längste "Tatort"-Pause ein?
Mit mehr als 23 Jahren Rollenpause dürfte Natalie Spinell als Sonja Schenk im "Tatort"-Rollen-Comebacker-Ranking weit vorn liegen. Noch etwas "besser" war jedoch Ben Becker, der in den beiden Lena Odenthal-Fällen "Tod im Häcksler" (13.10.1991) und "Die Pfalz von oben" (17.11.2019) den Kleinstadt-Polizisten Stefan Tries verkörperte. Zwischen diesen beiden Engagements lagen satte 28 Jahre.
Nicht ganz so ausufernd, aber doch unerwartet war das Kurz-Comeback von Kult-Schauspielerin Maren Eggert ("Ich bin dein Mensch") als Psychologin und "Liebesobjekt" Klaus Borowskis (Axel Milberg) im Kieler "Tatort". Sieben Jahre lang, von 2003 bis 2010, war Eggert als Polizeipsychologin Dr. Frieda Jung zu sehen. Mit dem Film "Die Rückkehr des stillen Gastes" - Lars Eidingers zweiter Auftritt als Serienmörder Kai Korthals - kehrte Eggert 2015, nach fünf Jahren Pause, in die Rolle zurück. Eidinger selbst entwischte 2021 zum zweiten Mal als irrer Kai Korthals der Zwangsjacke und kehrte zurück: im Film "Borowski und der gute Mensch", was in seinem Fall eine "Rollenpause" von sechs Jahren bedeutete.
Wie geht es beim Kölner "Tatort" weiter?
In der Vorweihnachtszeit 2022 fanden die Dreharbeiten für den 89. Kölner Fall statt. Der "Tatort: Des anderen Last" macht den Tod eines Kurierfahrers in eben jener stressigen Vorweihnachtszeit zum Thema. Man kann sich vorstellen, dass dieser Krimi in Richtung Weihnachten 2023 platziert werden könnte. Das Drehbuch schrieb übrigens wieder "Schutzmaßnahmen"-Autor Paul Salisbury. Zuvor dürfte noch der Fall 87, "Abbruchkante", zu sehen sein, der Ballauf und Freddy Schenk in ein Dorf am Rande des Braunkohletagebaus führt. Fehlt noch die 88. Folge, richtig: In "Pyramide" geht es um den Mord an einem Fachanwalt für Verbraucherschutz. Für alle drei bereits abgedrehte Köln-"Tatorte" gibt es noch keinen Sendetermin.