Trauer um Harald Schmidts Kult-Sidekick: WDR-Legende Charly Wagner ist tot

Harald Schmidt nannte ihn "eine Legende des Westdeutschen Rundfunks". Jetzt wurde bekannt, dass der langjährige WDR-Radiomann und TV-Ansager Charly Wagner im Alter von 78 Jahren verstarb.

Sein Gesicht kennen nicht viele, seine Stimme haben aber fast alle schon einmal gehört, und für die Fans von Harald Schmidts ARD-Latenight ist er auf alle Zeiten eine Kultfigur, denn da las Charly Wagner einst mit Schlips, Karosakko und Einstecktuch genüsslich die überaus beliebten "Klassiker des Herrenwitzes" vor. Jetzt ist der ehemalige Hörfunkmoderator, Nachrichtensprecher und Ansager im Alter von 78 Jahren verstorben.

WDR-Informationen zufolge starb Wagner bereits am 7. Mai. Der Mann, den Harald Schmidt nicht zu Unrecht "eine Legende des Westdeutschen Rundfunks" zu nennen pflegte, entwickelte sich in seiner Zeit bei Radio und Fernsehen zu einer echten Marke. Valerie Weber, Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur, sagte am Dienstag, die Stimme Charly Wagners - "ein gepflegter Bariton" - sei fast 40 Jahre lang "ein Markenzeichen des Westdeutschen Rundfunks" gewesen. "Radiosendungen wie 'Swing und Balladen' und 'Shellack-Schätzchen' sind unvergessen. Und wer sich in Nordrhein-Westfalen an die Zeiten erinnert, als es im Fernsehen noch Programmansager gab, wird stets auch an Charly Wagner denken. Wir sind traurig darüber, dass wir einen geschätzten Kollegen und feinen Menschen verloren haben und fortan auf Aufzeichnungen zurückgreifen müssen, wenn wir seine Stimme noch einmal hören möchten", schloss Valerie Weber.

In einer bemerkenswert sympathisch formulierten Stellungnahme lässt der WDR noch einmal Charly Wagners Werdegang Revue passieren. Seine Rundfunkkarriere nahm demnach im September 1953 ihren Anfang - "ausgerechnet mit einem Hörspiel namens 'Ich kannte die Stimme', an dessen Produktion beim NWDR der damals Zwölfjährige für eine Gage von fünf D-Mark mitwirkte", heißt es da über den Kölner, der im WDR-Radio zahlreiche populäre Formate moderierte und in den 80er-Jahren auch als TV-Ansager bekannt wurde.

Nicht unterschlagen wird, dass Wagner 1994 als Sprecher an einem, so der WDR, "legendären Fernsehskandal" beteiligt gewesen sei. Die Älteren erinnern sich vielleicht an den Vorfall, den der WDR folgendermaßen zusammenfasst: "Nach einer Satire über angeblich manipulierte Lotto-Ziehungen im Politmagazin 'Monitor' verlangte der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel, dass die verantwortlichen WDR-Mitarbeiter 'zum Teufel gejagt'" werden sollten - was zum Glück nicht geschah." Charly Wagner war nach 39 Dienstjahren beim WDR erst 2004 in den Ruhestand gegangen.