Trotz Protest auf der Straße: Zuschauer wählen Israel ins ESC-Finale

Israel hat es trotz der Boykottforderungen in Malmö ins Finale des Eurovision Song Contest geschafft. Sängerin Eden Golan gehörte genau wie der hoch gehandelte Schweizer Sänger Nemo zu den im zweiten ESC-Halbfinale erfolgreichen Ländern. (Jessica GOW)
Israel hat es trotz der Boykottforderungen in Malmö ins Finale des Eurovision Song Contest geschafft. Sängerin Eden Golan gehörte genau wie der hoch gehandelte Schweizer Sänger Nemo zu den im zweiten ESC-Halbfinale erfolgreichen Ländern. (Jessica GOW)

Israel hat es trotz der Boykottforderungen in Malmö ins Finale des Eurovision Song Contest (ESC) geschafft. Die israelische Sängerin Eden Golan katapultierte sich nach ihrem Auftritt im zweiten Halbfinale bei den Wettbüros am Freitag außerdem in den engsten Favoritenkreis. Ebenfalls ins Finale schaffte es Nemo aus der Schweiz, nicht mehr dabei sind unter anderem Dänemark und Belgien.

Das zweite Halbfinale sahen im deutschen Spartensender One 660.000 Menschen, was einem Marktanteil von drei Prozent entspricht. Nach einer Auswertung des Medienbranchendienstes dwdl.de schalteten damit 40.000 Menschen mehr das zweite Halbfinale ein als im vergangenen Jahr. Auch beim ersten Halbfinale hatte es im Vorjahresvergleich einen Zuwachs der Zuschauerzahlen gegeben, besonders beim Publikum der 14- bis 49-Jährigen ist der ESC ein Magnet.

Der diesjährige ESC wird überschattet vom militärischen Vorgehen Israels gegen die Hamas im Gazastreifen nach dem Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation auf Israel im Oktober. Unmittelbar vor dem Auftritt von Eden Golan erreichte der Protest gegen Israel in Malmö seinen Höhepunkt mit einer pro-palästinensischen Demonstration mit laut Polizei etwa 10.000 bis 12.000 Teilnehmern. Dort wurde der Ausschluss Israels vom ESC gefordert.

Schon vor dem ESC sorgte Israels Beitrag für Diskussionen, da das Lied ursprünglich "October rain" hieß und einen Text hatte, der sich eindeutig auf den Hamas-Angriff bezog. Da politische Beiträge verboten sind, musste Israel den Text ändern. Nun singt die 20-Jährige die Ballade "Hurricane".

Die Boykottforderungen auf den Straßen in Malmö verfingen offensichtlich nicht bei den Fernsehzuschauern: Denn während im ESC-Finale eine Jury und Publikum über die Platzierungen entscheiden, entscheidet in den Halbfinals alleine das Publikum über den Einzug ins ESC-Finale.

Bei den Buchmachern katapultierte sich Eden Golan nach dem Halbfinale vom achten auf den zweiten Platz und verdrängte den Schweizer Sänger Nemo. In den Wettbüros steht der kroatische Sänger Baby Lasagna als Favorit aber deutlich vorne, er konnte sich bereits im ersten Halbfinale qualifizieren.

Auch der in den Wettbüros ebenfalls hoch gehandelte Niederländer Joost Klein schaffte es mit seinem Lied "Europapapa" ins Finale. Dort ist auch die Österreicherin Kaleen mit "We will rave" dabei. Außerdem zogen Lettland, Norwegen, Griechenland, Estland, Georgien und Armenien ins Finale ein. Ausgeschieden sind hingegen Dänemark, Malta, Albanien, Tschechien, San Marino und Belgien.

Deutschland startet mit Isaak und dessen Lied "Always on the run". In den vergangenen zwei Jahren landete Deutschland jeweils auf dem letzten Platz. Siegchancen werden dem 29 Jahre alten Isaak nicht zugerechnet. Nachdem nun alle Finalisten feststehen, rutschte Isaak in den Wettbüros ein Stück nach hinten - er wird lediglich auf dem 22. Platz der 26 Starter gesehen. Die Buchmacher waren in den vergangenen Jahren allerdings vor allem beim Siegertipp treffsicher, die weiteren Platzierungen wurden durch die Wetten nicht exakt widergespiegelt.

Der ESC ist der weltweit am meisten beachtete Musikwettbewerb. Die Show soll nach den Regeln der europäischen Rundfunkunion EBU unpolitisch sein. Deshalb achten die Organisatoren in diesem Jahr besonders darauf, ob die Proteste gegen Israel auch die Show erreichen.

Zu der Demonstration in Malmö erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, diese seien eine "schreckliche Welle des Antisemitismus". In einer Videobotschaft an Eden Golan wünschte er der Starterin viel Glück. Sie habe bereits gewonnen, weil sie sich dem Antisemitismus entgegen stelle.

ran/ck