Trumps Wiederwahl kann Deutschland 120 Milliarden Euro kosten und in eine lange Rezession stürzen, errechnen Ökonomen

Donald Trump will Amerika
Donald Trump will Amerika "wieder groß machen". Das kann auch auf Kosten Deutschlands gehen. (Bild: Reuters)

Eine Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten kann für die deutsche Wirtschaft teuer werden und spürbare Wohlstandsverluste nach sich ziehen. Das ist das Ergebnis von Berechnungen des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Der Ex-US-Präsident hat für den Fall einer Wiederwahl Zölle von 60 Prozent oder mehr auf chinesische Produkte sowie pauschale Zölle von 10 Prozent für alle in die USA importierte Güter angedroht. Über eine vierjährige Amtszeit könnte dies für die deutsche Wirtschaft einen Verlust von mehr als 120 Milliarden Euro bedeuten, schreiben die IW-Ökonomen.

Die Forscher haben dabei sowohl direkte Folgen der Zölle für Produkte aus Deutschland berücksichtigt als auch indirekte Folgen für deutsche Unternehmen, wenn sich der Handelskonflikt mit China verschärft. Sie berechneten daher in einem zweiten Szenario die Kosten, sollte China mit eigenen Zollerhöhungen auf US-Importe zurückschlagen.

Risiko einer anhaltenden Rezession

Dann würden sich die Milliardenschäden auch für Deutschland noch erhöhen, schreibt das arbeitgebernahe IW. Ein Handelskonflikt würde den Welthandel dämpfen, in Deutschland würden Exporte und private Investitionen sinken. Dies würde Deutschland und der EU stärker schaden als den USA.

Sogar im milden Szenario - in dem China nicht mit eigenen Zöllen reagiert - ergibt sich ein um 1,2 Prozent niedrigeres Bruttoinlandsprodukt für Deutschland im Jahr 2028. Da das deutsche Wachstumspotenzial von Ökonomen derzeit kaum über einem Prozent gesehen wird, hätte eine Wiederwahl Trumps das Potenzial, Deutschland in eine anhaltende Rezession zu drücken.

Beziehungen zwischen EU und USA könnte leiden

Eine Wiederwahl Trumps würde zudem der Welthandelsorganisation (WTO) einen weiteren Schlag versetzen, schreibt das IW. Denn die von Trump angekündigten Zollerhöhungen würden klar gegen die internationalen Handelsregeln verstoßen. Auch die Beziehungen der EU zu den USA dürften leiden. Erstens könnten alte Handelsstreits wieder aufflammen, die mit der aktuellen US-Regierung weitgehend beigelegt wurden, zum Beispiel bei Stahl und Aluminium. Trump könnte auch die kooperativen Maßnahmen der Biden-Regierung aufheben, die protektionistische Elemente des US Inflation Reduction Act (IRA) für EU-Exporteure abschwächen.

Als Konsequenz empfehlen die IW-Experten, die Zeit bis zu einer möglichen weiteren Trump-Präsidentschaft für Abkommen mit den USA zu Stahl und kritischen Rohstoffen zu nutzen. Auch eine Drohung mit Gegenmaßnahmen könne im Ernstfall helfen. Zudem brauche die EU neue Freihandelsabkommen mit anderen Ländern und Regionen wie Australien, den südamerikanischen Mercosur-Staaten, Indonesien und Indien. Die US-Wahlen stehen im November an.

Hinweis zur Methode

Die Auswirkungen von US-Zollerhöhungen hat das IW mit dem Global Economic Model von Oxford Economics simuliert. Dabei wurden zwei Szenarien analysiert: Im ersten Szenario wird eine Anhebung der US-Zölle auf alle Importe der Handelspartner auf zehn Prozent und eine Anhebung auf 60 Prozent der durchschnittlichen US-Zölle auf chinesische Importe angenommen. Das zweite Szenario legt eine identische Erhöhung wie in Szenario 1 zugrunde und berechnet zusätzlich eine Erhöhung der chinesischen Zölle auf US-Einfuhren um 40 Prozentpunkte.

(Mit Material von dpa)