Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)
Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Komplette Umzingelung von Lyssytschansk gemeldet

  • Selenskyj spricht von «russischem Terror»

  • Ukraine sieht veränderte Kriegsführung russischer Armee

  • Außenminister: Russland führt Krieg gegen Zivilisten

  • USA kündigen weiteres Waffenpaket für Ukraine an

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Prorussische Kämpfer melden komplette Umzingelung von Lyssytschansk +++

Prorussische Separatisten haben nach eigenen Angaben die schwer umkämpfte Stadt Lyssytschansk im ostukrainischen Gebiet Luhansk vollständig umzingelt. Am Samstag seien mithilfe der russischen Armee «die letzten strategisch wichtigen Höhen» besetzt worden, sagte der Separatistenvertreter Andrej Marotschko der russischen Agentur Interfax. Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, erklärte, Russlands Truppen seien bereits bis ins Stadtzentrum von Lyssytschansk vorgedrungen. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht. Die ukrainische Seite spricht zwar auch von heftigen Gefechten, bezeichnet die Stadt aber weiter als umkämpft.

+++ Selenskyj spricht von «russischem Terror» +++

Mit scharfen Worten hat die Ukraine einen russischen Raketenangriff mit mindestens 21 Toten und 39 Verletzten auf ein Wohnhaus im südukrainischen Gebiet Odessa verurteilt. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem «absichtlichen, gezielten russischen Terror». In dem Haus seien weder Waffen noch militärische Ausrüstung versteckt gewesen - «wie russische Propagandisten und Beamte immer über solche Angriffe erzählen», sagte er am Freitag in einer Videobotschaft. Der Einschlag der drei Raketen sei kein Versehen gewesen. Der Samstag ist für die Ukraine der 129. Kriegstag.

Blick auf ein Gebäude, das bei einem russischen Angriff in Charkiw, Ukraine, zerstört wurde. (Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa)
Blick auf ein Gebäude, das bei einem russischen Angriff in Charkiw, Ukraine, zerstört wurde. (Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa)

+++ Osten der Ukraine: Angriffe auf breiter Front +++

Im Osten der Ukraine hat Russland seine Angriffe auf breiter Front fortgesetzt. Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptete, bei Luftangriffen seien mehrere ukrainische Waffenlager zerstört worden. Der ukrainische Generalstab in Kiew berichtete, in der Umgebung von Charkiw - der zweitgrößten Stadt des Landes - versuche die russische Armee, mit Unterstützung der Artillerie verlorene Positionen zurückzuerobern. Die Angaben aus den Kampfgebieten lassen sich unabhängig kaum prüfen. Der russische Angriffskrieg auf das Nachbarland dauert schon mehr als vier Monate.

+++ Ukraine sieht veränderte Kriegsführung russischer Armee +++

Gut vier Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs sieht der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak eine veränderte Kriegsführung der russischen Armee. «Es ist eine neue Taktik Russlands: Wohnviertel zu attackieren und Druck auf westliche politische Eliten auszuüben, um die Ukraine zu zwingen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen», sagte Podoljak nach Berichten verschiedener Medien am Samstag in Kiew. Moskau nehme keine Rücksicht darauf, wie die Welt auf «unmenschliche Angriffe» mit Marschflugkörpern auf Wohnviertel reagiere. Diese Taktik werde aber nicht aufgehen. Russland kämpfe nicht, um Gebietsgewinne zu erzielen, sondern um die Ukraine zu zerstören und eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa zu schaffen, sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj.

+++ London: Zivile Opfer in Ukraine wegen ungenauer russischer Raketen +++

Russland setzt nach britischer Einschätzung bei seinen Angriffen in der Ukraine zunehmend auf ungenaue Raketen. Grund sei vermutlich, dass die Vorräte an modernen, zielgenauen Waffen schwinden, teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag mit. Analysen von Überwachungsaufnahmen hätten ergeben, dass das Einkaufszentrum in der ostukrainischen Stadt Krementschuk sehr wahrscheinlich von einer Rakete des Typs Ch-32 getroffen worden sei, hieß es unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse.

Dabei handele es sich um eine Weiterentwicklung der sowjetischen Rakete Ch-22 (Nato-Code: AS-4 Kitchen), die aber noch immer nicht dafür optimiert sei, Bodenziele genau zu treffen, vor allem in Städten. «Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von Kollateralschäden beim Zielen auf bebaute Gebiete erheblich», betonte das Ministerium.

Bei Angriffen auf das südwestukrainische Gebiet Odessa am 30. Juni seien vermutlich Raketen vom Typ Ch-22 eingesetzt worden. «Diese Waffen sind sogar noch ungenauer und ungeeignet für zielgenaue Angriffe und haben in vergangenen Wochen so gut wie sicher zu wiederholten zivilen Opfern geführt», hieß es weiter.

+++ Außenminister: Russland führt Krieg gegen Zivilisten +++

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warf Russland im Zusammenhang mit dem Raketenangriff einen Krieg gegen Zivilisten vor. «Ich fordere unsere Partner dringend auf, der Ukraine so schnell wie möglich moderne Raketenabwehrsysteme zur Verfügung zu stellen. Helft uns, Leben zu retten und diesem Krieg ein Ende zu setzen», teilte Kuleba per Twitter mit.

+++ USA kündigen weiteres Waffenpaket für Ukraine an +++

Die US-Regierung sagte der Ukraine weitere Militärhilfen zur Verteidigung im russischen Angriffskrieg zu. Mit einem Paket in Höhe von 820 Millionen US-Dollar (etwa 787 Millionen Euro) sollen dem Land unter anderem weitere Munition für das Raketenwerfersystem vom Typ Himars, zwei Boden-Luft-Raketenabwehrsysteme mit der Bezeichnung Nasams, Artilleriemunition und Radare zur Artillerieabwehr bereitgestellt werden, wie das Pentagon mitteilte. Ein großer Teil der neuen Hilfen kommt nicht aus Beständen der USA, sondern aus einer Vereinbarung mit der Industrie. Die USA haben der Ukraine seit Kriegsbeginn Ende Februar damit nach eigenen Angaben Waffen und Ausrüstung im Wert von fast sieben Milliarden US-Dollar (6,73 Milliarden Euro) zugesagt oder bereits geliefert.

Dieses Satellitenbild zeigt einen Überblick über die Schlangeninsel im Schwarzen Meer. (Foto: -/Planet Labs PBC /dpa)
Dieses Satellitenbild zeigt einen Überblick über die Schlangeninsel im Schwarzen Meer. (Foto: -/Planet Labs PBC /dpa)

+++ Kiew wirft Moskau Attacke mit Phosphorbomben vor +++

Die Ukraine wirft Russland den Abwurf von Phosphorbomben auf die Schlangeninsel im Schwarzen Meer vor. Mit Kampfflugzeugen des Typs Su-30 seien von der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim zwei Angriffe mit Phosphorbomben geflogen worden, teilte der Oberkommandierende der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, mit. Dazu präsentierte der 48-Jährige ein Video, das die Bombardierung belegen soll. Tags zuvor war das russische Militär von der Insel abgezogen. Moskau hatte das als «Geste des guten Willens» dargestellt. Kiew betrachtet den Abzug von dem am zweiten Kriegstag durch die Russen eroberten Eiland als Sieg infolge häufiger Angriffe.

Auch die US-Regierung sieht die Rückeroberung der Schlangeninsel als Erfolg für das ukrainische Militär an. Die Behauptung Russlands, der Abzug sei eine Geste des guten Willens gewesen, sei unglaubwürdig, sagte ein ranghoher Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Freitag. «Die Ukrainer haben es den Russen sehr schwer gemacht, ihre Operationen dort aufrechtzuerhalten», erklärte er dem Pentagon zufolge. Das sei der Grund, warum die Russen die Insel verlassen hätten.

+++ Ukrainische Stellungen unter schwerem Beschuss +++

In der Ost- und in der Südukraine sind Stellungen der ukrainischen Armee entlang der ganzen Frontlinie von russischen Truppen mit Artillerie beschossen worden. Dutzende Orte in den Gebieten Charkiw, Donezk, Luhansk, Saporischschja, Mykolajiw und Cherson wurden am Freitag in dem bei Facebook veröffentlichten Bericht des ukrainischen Generalstabs aufgezählt. Vereinzelt seien auch Angriffe von Flugzeugen und Hubschraubern geflogen worden, hieß es. Ukrainische Einheiten hätten einen russischen Angriff bei einem Gelatine-Werk bei der Industriestadt Lyssytschansk im Gebiet Luhansk abgewehrt. Die Berichte können nicht unabhängig geprüft werden.

+++ Kiew feiert «Sieg im Suppenkrieg» +++

Die UN-Kulturorganisation Unesco hat die ukrainische Kochkultur der Rote-Beete-Suppe Borschtsch auf ihre Liste des zu schützenden Kulturerbes gesetzt. Grund sei eine Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew zeigte sich hocherfreut. «Der Sieg im Krieg um den Borschtsch ist unser!», schrieb Kulturminister Olexander Tkatschenko im Nachrichtendienst Telegram. Die Suppe sei nun «offiziell ukrainisch». Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa reagierte gereizt. «Was kommt als Nächstes? Anerkennung von Schweinefleisch als "ukrainisches Nationalprodukt"?» Andere russische Vertreter kommentierten, dass die Ukraine durch die Entscheidung kein ausschließliches Recht auf die Suppe bekommen habe. Borschtsch-Varianten werden in vielen Ländern Osteuropas zubereitet.