Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Nordkoreas Machthaber Kim besucht russische Hafenstadt Wladiwostok

  • EU-Kommission verteidigt Ende von Getreide-Embargo

  • Baerbock weiterhin zurückhaltend zu Taurus-Lieferung

  • Polen begehrt gegen EU-Getreidebeschluss auf

  • Selenskyj: Dank an von der Leyen, Warnung an Polen und Ungarn

  • USA bestätigen Bidens Treffen mit Selenskyj

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Nordkoreas Machthaber Kim besucht russische Hafenstadt Wladiwostok +++

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat seine Reise durch Russlands Osten fortgesetzt und in der Hafenstadt Wladiwostok Militäranlagen besichtigt. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu empfing Kim am Samstag unter anderem auf dem Flughafen Knewitschi und zeigte ihm Kampfflugzeuge vom Typ MiG-31, die mit Kinschal-Hyperschallraketen bestückbar sind. Darüber hinaus besichtigte der nordkoreanische Diktator das Kriegsschiff «Marschall Schaposchnikow». Auf Videos ist auch zu sehen, wie der Oberbefehlshaber der russischen Marine, Nikolai Jewmenow, Kim an Bord verschiedene Raketensysteme erklärt.

Wladimir Putin und Kim Jong-un vertiefen die Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea. (Bild: Uncredited/KCNA/KNS/dpa)
Wladimir Putin und Kim Jong-un vertiefen die Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea. (Bild: Uncredited/KCNA/KNS/dpa)

Kim war bereits Anfang vergangener Woche mit dem Zug in Russland eingetroffen und hatte auch Kremlchef Wladimir Putin getroffen. Seitdem reist er durch verschiedene ostrussische Regionen und besichtigt militärische Objekte. Vermutet wird, dass es bei seiner Reise um Waffengeschäfte geht: Russland, das bereits seit anderthalb Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, benötigt dringend Munition. Das abgeschottete Nordkorea wiederum dürfte auf russische Technologien etwa für den Bau von Satelliten oder Atom-U-Booten hoffen.

+++ Russland bestreitet Verlust eines Dorfes im Gebiet Donezk +++

Russlands Militär hat ukrainische Berichte über die Rückeroberung des Dorfes Andrijiwka im östlichen Gebiet Donezk bestritten. Die ukrainische Armee habe «vergeblich versucht, die russischen Streitkräfte aus den Orten Klischtschijiwka und Andrijiwka (...) zurückzudrängen», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Für diese Aussage legte er allerdings keine Belege vor.

Am Freitag hatten sowohl der ukrainische Generalstab als auch Präsident Wolodymyr Selenskyj die Befreiung des durch den Krieg komplett zerstörten Ortes Andrijiwka gemeldet. Zudem hieß es aus Kiew, auch in den anliegenden Ortschaften Klischtschijiwka und Kurdjumowka seien die eigenen Truppen aktiv. Am Samstag veröffentlichte eine ukrainische Brigade zudem ein Video, das die Befreiungsoperation in Andrijiwka zeigen soll.

+++ Kiew: Zwei Getreidefrachter wollen ukrainischen Hafen anlaufen +++

Erstmals seit dem Ende des von Russland aufgekündigten Getreideabkommens wollen Angaben aus Kiew zufolge zwei zivile ausländische Frachtschiffe einen ukrainischen Hafen anlaufen. Die Reedereien der Schiffe «Resilient Africa» und «Aroyat» hätten ihre Bereitschaft bekundet, den Hafen von Tschornomorsk am Schwarzen Meer anzulaufen und dort rund 20 000 Tonnen Weizen für afrikanische und asiatische Länder zu laden, teilte der ukrainische Vizeregierungschef Olexander Kubrakow am Samstag bei Facebook mit.

Beide Schiffe fahren demnach unter der Flagge des Pazifikstaats Palau, ihre Besatzungen bestehen aus Bürgern der Ukraine, der Türkei, Aserbaidschans und Ägyptens. Wann genau sie in Tschornomorsk erwartet werden, schrieb Kubrakow nicht. Laut dem Schiffsinformationsdienst MarineTraffic befanden sich die «Resilient Africa» und die «Aroyat» am Samstagnachmittag bereits vor der ukrainischen Küste, offenbar mit Kurs auf den nahen Hafen Tschornomorsk.

+++ EU-Kommission verteidigt Ende von Getreide-Embargo +++

Die EU-Kommission hat ihre Entscheidung für ein Ende der Handelsbeschränkungen für ukrainische Getreideprodukte verteidigt. «Wir brauchen außergewöhnliche Umstände, um diese Art von Beschränkungen zu rechtfertigen, und derzeit sehen wir, dass es keine Störung oder Verzerrung auf dem Markt dieser fünf Mitgliedstaaten gibt», sagte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis am Samstag am Rande eines Treffens der EU-Finanzminister im spanischen Santiago de Compostela. Die Europäische Kommission werde die Situation weiter beobachten und bereit sein, auch Beschränkungen einzuführen, «wenn die Marktsituation dies rechtfertigt».

Die Brüsseler Behörde hatte am Freitagabend mitgeteilt, das Getreideembargo werde beendet. Die bisherigen Einschränkungen hatten es den östlichen EU-Mitgliedern Ungarn, Polen, Slowakei, Rumänien und Bulgarien erlaubt, den Handel mit Produkten wie Weizen, Mais, Raps oder Sonnenblumen aus der Ukraine auf ihren Märkten zu beschränken.

+++ Baerbock weiterhin zurückhaltend zu Taurus-Lieferung +++

Zur Forderung der Ukraine nach weitreichenden modernen deutschen Marschflugkörpern vom Typ Taurus äußerte sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock weiterhin zurückhaltend. Hier müssten sensible Fragen beantwortet werden, «was nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick vielleicht klingen mag», sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken am Freitag in Washington. Man sei intensiv in der Prüfung.

Annalena Baerbock (Bild: Kay Nietfeld/dpa)
Annalena Baerbock (Bild: Kay Nietfeld/dpa)

Dem Fernsehsender Welt sagte Baerbock, sie unterstützte die Haltung des Bundeskanzlers, nur im engen Schulterschluss mit den USA zu entscheiden: «Wir arbeiten da Hand in Hand mit den Amerikanern. Deswegen spielen die Entscheidungen der Amerikaner da auch mit rein.» Man bleibe dazu im engen Austausch, wie das auch bei den Leopard-2-Panzern der Fall gewesen sei.

+++ Polen begehrt gegen EU-Getreidebeschluss auf +++

Die EU-Kommission beendet die umstrittenen Handelsbeschränkungen für ukrainische Getreideprodukte - und wird daraufhin von mehreren Mitgliedstaaten öffentlich brüskiert. Polen, Ungarn und die Slowakei gaben am Freitagabend bekannt, dass sie auch ohne die Zustimmung Brüssels an Importverboten für bestimmte ukrainische Agrarprodukte festhalten wollen. Deutschland und andere EU-Länder hatten dieses Verhalten zuvor als unsolidarisch kritisiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird in der kommenden Woche nach seinem Auftritt bei der UN-Generalversammlung in New York auch US-Präsident Joe Biden in Washington treffen, um weitere Unterstützung im Abwehrkrieg gegen Russland zu erbitten.

Ein Mähdrescher erntet Getreide auf einem Feld in der Region Odessa im Süden der Ukraine (Bild: -/Ukrinform/dpa)
Ein Mähdrescher erntet Getreide auf einem Feld in der Region Odessa im Süden der Ukraine (Bild: -/Ukrinform/dpa)

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, der sich im Wahlkampf befindet und auf reichlich Stimmen von EU-Kritikern setzt, suchte am Freitagabend die offene Konfrontation mit Brüssel: «Weil es im Interesse der polnischen Landwirte ist», werde seine Regierung die Anordnung der Europäischen Kommission zum ukrainischen Getreide nicht befolgen. Damit machte er seine schon vor Wochen erhobene Drohung wahr, obwohl die Brüsseler Behörde immer wieder betont hatte, dass sie für Handelspolitik in der EU zuständig ist. In Polen wird am 15. Oktober ein neues Parlament gewählt, der Streit um die ukrainischen Waren ist dort zum Wahlkampfthema geworden.

+++ Selenskyj: Dank an von der Leyen, Warnung an Polen und Ungarn +++

Dennoch folgten Ungarn und die Slowakei prompt dem Beispiel Polens. Ungarn «nimmt seine Angelegenheiten in die eigenen Hände, um die eigenen Bauern zu schützen», erklärte ein Regierungssprecher im Namen des Landwirtschaftsministers Istvan Nagy. Der Transit ukrainischen Getreides durch Ungarn bleibt demnach weiter erlaubt. Der geschäftsführende slowakische Regierungschef Ludovit Odor sagte: «Wir müssen einen übermäßigen Druck auf den slowakischen Markt verhindern, um auch gegenüber den einheimischen Landwirten fair zu bleiben.»

Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)

Selenskyj ging in seiner täglichen Videobotschaft am Freitag auf die Streitigkeiten ein. Er habe EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen für das Ende der Handelsbeschränkungen gedankt, sagte er. «Europa gewinnt immer, wenn Verträge funktionieren und Versprechen eingehalten werden», betonte Selenskyj. Er kündigte Gegenmaßnahmen an, sollten sich Polen, Ungarn und die Slowakei - die er nicht namentlich nannte - gegen die Ausfuhr ukrainischen Korns sperren. Solches Verhalten sei angesichts der russischen Seeblockade nicht im Sinne guter Nachbarschaft, kritisierte Selenskyj.

+++ USA bestätigen Bidens Treffen mit Selenskyj +++

Mehr Unterstützung kann sich die Ukraine von ihrem wichtigsten Verbündeten erhoffen, wenn US-Präsident Biden kommende Woche den ukrainischen Staatschef empfängt. «Es wird das dritte Treffen der beiden sein und es kommt zu einem kritischen Zeitpunkt», sagte Biden-Berater Jake Sullivan. Der US-Präsident freue sich darauf, seiner Unterstützung für die Ukraine Nachdruck zu verleihen und weiterhin eine weltweite Führungsrolle in dieser Sache einzunehmen. Ein Termin für das Treffen werde in den kommenden Tagen verkündet.

Joe Biden (Bild: dpa)
Joe Biden (Bild: dpa)

Zuvor wird Selenskyj am New Yorker East River vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen sprechen. Außerdem sind Treffen mit US-Kongressmitgliedern in Washington geplant. Im Senat erfährt die Ukraine seit Kriegsbeginn breite Unterstützung durch beide Parteien, im Repräsentantenhaus nahm zuletzt aber die Kritik an den anhaltenden Hilfszahlungen zu. Dort haben die Republikaner eine knappe Mehrheit.

+++ Kiew gibt Rückeroberung einer weiteren Ortschaft bekannt +++

Unterdessen bestätigte Selenskyj die Rückeroberung der nahe Bachmut im Gebiet Donezk gelegenen Ortschaft Andrijiwka von den russischen Besatzern. Auch in den anliegenden Ortschaften Klischtschijiwka und Kurdjumowka seien die eigenen Truppen aktiv. Die Befreiung von Andrijiwka hatte der Generalstab bereits am Morgen gemeldet, nachdem sich ähnliche Meldungen am Vortag noch als verfrüht herausgestellt hatten.

+++ Medien: Russlands General Surowikin mit Delegation in Algerien +++

Der nach dem Putsch der Wagner-Söldner lange verschollene russische General Sergej Surowikin soll Medienberichten zufolge mit einer Delegation des Verteidigungsministeriums zu Verhandlungen in Algerien sein. Die Reise zeuge davon, dass die Militärführung in Moskau der Kooperation mit arabischen Ländern größere Bedeutung zumesse und weiter Vertrauen in Surowikin habe, zitierte die Tageszeitung «Kommersant» einen Informanten aus dem Umfeld des Generals.

Surowikin war von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine gewesen. Er galt als einer der wichtigsten Verbündeten des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschins in der russischen Armee bei dessen Machtkampf mit dem Verteidigungsministerium. Den Aufstand von Prigoschins Söldnern Ende Juni verurteilte Surowikin zwar öffentlich, er wurde danach aber nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Mitte August wurde er dann Medienberichten zufolge seines Amtes als Chef der russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte enthoben. Erst Anfang September tauchte er erstmals wieder in der Öffentlichkeit auf.