Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages nachlesen.

  • Wagner-Chef beklagt «Chaos» in russischer Kriegsführung

  • Demos an Geburtstag von Kremlgegner Nawalny

  • Russischer Angriff bei Dnipro: Kind getötet

  • Neue russische Angriffe auf Ukraine - Flugplatz getroffen

  • London: Russlands Beamtentum «paranoid» und verunsichert

  • Selenskyj sieht Ukraine bereit für Gegenoffensive

  • Öffentliche Kritik an Kriegsführung in Russland nimmt zu

Die aktuelle Newslage:

+++ Wagner-Chef beklagt «Chaos» in russischer Kriegsführung +++

Mit Kritik an einer «chaotischen» Kriegsführung gegen die Ukraine setzt der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, den Kreml zunehmend unter Druck.

Bild: Uncredited/AP/dpa
Bild: Uncredited/AP/dpa

Angesichts der seit Tagen unter Artilleriefeuer stehenden Grenzregion Belgorod droht er nun sogar mit dem Einmarsch seiner Söldner, sollte das Verteidigungsministerium dort nicht «schleunigst» Ordnung schaffen. «In dem Ministerium herrscht Chaos», sagte Prigoschin am Samstag. In dem 15 Monaten dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine musste Russland schon zahlreiche Rückschläge einstecken.

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+++ Demos an Geburtstag von Kremlgegner Nawalny +++

Anlässlich des 47. Geburtstags des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny haben Menschen in Russland und verschiedenen anderen Ländern für dessen Freilassung demonstriert. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch veröffentlichte am Sonntag auf Twitter Fotos unter anderem aus Japan, Australien und Georgien. Auch in Berlin war eine Kundgebung angekündigt.

In russischen Städten wurden laut Bürgerrechtlern bis zum Abend 90 Demonstranten festgenommen, mehr als die Hälfte von ihnen in der Hauptstadt Moskau.

Nawalny ließ ausrichten, er sei guter Laune, obwohl er natürlich lieber bei seiner Familie wäre als im Straflager 260 Kilometer nordöstlich von Moskau. «Aber das Leben funktioniert so, dass gesellschaftlicher Fortschritt und eine bessere Zukunft nur dann erreicht werden können, wenn eine bestimmte Anzahl von Menschen bereit ist, den Preis für ihr Recht auf ihre Überzeugungen zu zahlen», schrieb er. «Und ganz sicher wird der Tag kommen, an dem das Aussprechen der Wahrheit und das Eintreten für Gerechtigkeit in Russland etwas Alltägliches und Ungefährliches sein wird.»

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+++ Russland greift Millionenstadt Dnipro an - Tote und Verletzte +++

Mit neuen Angriffen auf die Millionenstadt Dnipro hat Russland am Wochenende seinen Krieg gegen das Nachbarland Ukraine fortgesetzt. Dabei kam nach ukrainischen Angaben in den Trümmern eines Wohnhauses ein zweijähriges Mädchen ums Leben. Mindestens 22 Menschen seien verletzt worden. Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptete, Ziel sei eine ukrainische Drohnen-Werkstatt gewesen. Auch mehrere andere Regionen in der Ukraine waren wieder Ziel von russischen Drohnen und Raketen. Der Krieg dauert inzwischen schon mehr als 15 Monate, ohne dass irgendeine Lösung in Sicht ist.

Mit etwa einer Million Einwohnern ist Dnipro im Südosten der Ukraine die viertgrößte Stadt des Landes. Das Präsidialamt veröffentlichte von dort ein Video, auf dem ein völlig zerstörtes zweistöckiges Gebäude zu sehen ist. Darüber hinaus wurden nach ukrainischen Angaben zehn weitere Häuser beschädigt. Unter den Trümmern suchten Rettungskräfte nach Überlebenden. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte: «Wieder hat Russland gezeigt, dass es ein Terrorstaat ist.» In Moskau wurde abermals Kritik am eigenen Militär laut. Auch gab es Forderungen, den Krieg endlich Krieg zu nennen und nicht mehr nur «militärische Spezialoperation».

Wolodymyr Selenskyj auf dem G7-Gipfel (Bild: Louise Delmotte/Pool AP/AP/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Louise Delmotte/Pool AP/AP/dpa)

+++ Neue russische Angriffe auf Ukraine - Flugplatz getroffen +++

Bei neuen russischen Angriffen ist in der Zentralukraine offiziellen Angaben zufolge ein Flugplatz getroffen worden. Insgesamt seien in der Nacht auf Sonntag sechs Marschflugkörper auf sein Land abgefeuert worden, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Juryj Ignat. «Von sechs Marschflugkörpern wurden vier durch die Luftabwehr zerstört und zwei trafen leider einen Flugplatz in der Nähe von Kropywnyzkyj.» Über das Ausmaß der Schäden war zunächst nichts bekannt.

Russland feuerte demnach auch fünf Kampfdrohnen auf das Nachbarland ab, von denen drei abgefangen werden konnten. Die Ukraine, die sich seit mehr als 15 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg verteidigt, wird derzeit täglich von auch weit weg von der Front beschossen. Häufig und schwer betroffen ist auch die Hauptstadt Kiew.

Unterdessen meldeten auch die russischen Besatzer auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim Drohnenangriffe, die demnach alle abgewehrt worden seien. «Die Krim soll spüren, dass sie zur Ukraine gehört», kommentierte die Sprecherin der ukrainischen Heeresgruppe Süd, Natalja Humenjuk, wenig später.

+++ Selenskyj sieht Ukraine bereit für Gegenoffensive +++

In einem Interview sagte Selenskyj, dass er das Land bereit für die seit langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung sehe. «Ich denke, wir sind heute dafür bereit», sagte er dem «Wall Street Journal». Die US-Zeitung veröffentlichte das Interview am Samstag auch als Video auf ihrer Internetseite. Selenskyj betonte, dass die Ukraine gern noch einige Waffen für die Offensive gegen die russische Invasion gehabt hätte, aber nicht mehr Monate warten könne auf deren Lieferung.

«Wir glauben sehr an den Erfolg, ich weiß nicht, wie lange wir Zeit brauchen», sagte er. Zugleich wies er darauf hin, dass es dauern könne und der Preis für den Erfolg hoch sein werde. Seit Monaten wird über den Beginn der Offensive spekuliert, zeitweilig hatte es in Kiew geheißen, die Operation laufe bereits.

+++ London: Russlands Beamtentum «paranoid» und verunsichert +++

Die Unterdrückung von Kritik am russischen Angriffskrieg in der Ukraine nimmt in Russland nach Darstellung britischer Geheimdienstexperten absurde Züge an. Die Behörden seien «paranoid» und verunsichert, was in einem «zunehmend totalitären System» als zulässig gelte, hieß es im täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Sonntag.

So werde wohl das öffentliche Zurschaustellen von Gegenständen in den Farben der ukrainischen Flagge, blau und gelb, verfolgt. Beispielsweise sei Berichten zufolge der Mitarbeiter eines Pflegeheims festgenommen worden, weil er in einer blau-gelben Jacke zur Arbeit erschienen sei. Ein anderer Mann sei ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten, weil er die blau-gelbe Fahne der russischen Luft- und Weltraumkräfte gezeigt habe.

Kritik an dem Vorgehen komme inzwischen selbst von der ultra-nationalistischen Liberal-Demokratischen Partei Russlands, die den Krieg in der Ukraine unterstütze, aber ebenfalls ein blau-gelbes Logo habe.

+++ Russisches Militär baut Musterungspunkte für Krieg aus +++

Dagegen denkt Russland laut Regierung nicht ans Aufgeben. Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben die Zahl der Musterungsstellen zur Anwerbung Freiwilliger für den Kriegseinsatz in der Ukraine ausgeweitet. Es gebe mehr solcher Punkte und mehr Instrukteure, um mit den Kandidaten zu arbeiten, teilte das Ministerium am Samstag in Moskau mit. So könnten mehr Verträge mit Bürgern für den Kriegsdienst abgeschlossen werden. Die Zahl der Bewerber, die «ihr Leben mit dem Kriegsdienst verbinden wollen», sei in «bedeutendem Maße» gestiegen, hieß es in der Mittelung.

Nach offiziellen Angaben hatten sich in den vergangenen Monaten im Zuge einer Werbekampagne des Verteidigungsministeriums mehr als 100 000 Russen Freiwillige zum Kriegsdienst gemeldet, etwa ein Viertel der geplanten Zahl. Unter der Losung «Gemeinsam zum Sieg» hofft das Ministerium nun auf mehr Zulauf. Zehntausende sind in dem Krieg bereits getötet worden.

+++ Öffentliche Kritik an Kriegsführung in Russland nimmt zu +++

In Russland wächst derweil die öffentliche Kritik an der eigenen Kriegsführung, weil die Truppen Moskaus keine militärischen Erfolge gegen den Widerstand der ukrainischen Streitkräfte vorweisen können. Der prominente Parlamentsabgeordnete Konstantin Satulin von der Regierungspartei Geeintes Russland beklagte bei einer Konferenz zum Thema «Welche Ukraine brauchen wir?» ein Versagen und Fehler Moskaus.

Die «militärische Spezialoperation» hätte gleich von Anfang als «Krieg» bezeichnet werden müssen, meinte Satulin. Es sei nicht nur eine Fehleinschätzung gewesen, den Krieg innerhalb weniger Tage gewinnen zu können; es sei auch nicht ein einziges vom Kreml ausgegebenes Kriegsziel erreicht worden.

Solche Aussagen von Abgeordneten sind ungewöhnlich. Allerdings ist Satulin insofern auf Kreml-Linie, als dass er den Krieg unterstützt. Der Abgeordnete bejahte die Frage, ob die Ukraine als Staat überleben werde. «Weil unsere Kräfte nicht ausreichen, um das zu verhindern - bei solch einer Unterstützung, die sie erhält», sagte er mit Blick auf die westliche Hilfe für die Ukraine.