Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Scholz zurückhaltend zur Lieferung von Marschflugkörpern an Ukraine

  • Scholz: Gespräche über Friedenslösung für Ukraine fortsetzen

  • Ukraine: Sechs Tote bei Artilleriebeschuss auf Dörfer am Dnipro

  • Ukrainische Justiz hat 500 getötete Kinder gezählt

  • Russisches Kriegsschiff soll Frachter mit Warnschüssen gestoppt haben

  • Kiew wirbt weiter um deutsche Marschflugkörper

  • Großbritannien: Wagner-Truppe muss Kosten sparen

  • Rheinmetall liefert Aufklärungsdrohnen an die Ukraine

  • Selenskyj begrüßt weitere deutsche Flugabwehr

  • Moskau: Ukrainische Drohne über Region Belgorod abgeschossen

  • Explosionen an Krim-Brücke - Russland spricht von abgewehrten Raketen

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Russisches Militär meldet vier Drohnenabschüsse +++

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben am Sonntag über den Regionen Belgorod und Kursk an der Grenze zur Ukraine insgesamt vier ukrainische Drohnen abgeschossen. In keinem der Fälle habe es Schäden oder Verletzte gegeben, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Weitere Details wurden nicht genannt. Die Angaben waren nicht unabhängig zu verifizieren.

Drei der Drohnen wurden den Ministeriumsangaben zufolge über dem Gebiet Belgorod abgefangen, eine davon schon in der Nacht auf Sonntag. In den vergangenen Wochen sind mehrere mutmaßlich ukrainische Kampfdrohnen bis in die russische Hauptstadt Moskau geflogen und haben dort Sachschaden angerichtet.

+++ Scholz zurückhaltend zur Lieferung von Marschflugkörpern an Ukraine +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich zurückhaltend zu einer mögliche Abgabe von Marschflugkörpern vom Typ Taurus an die Ukraine geäußert. Der SPD-Politiker sagte am Sonntag im ZDF-«Sommerinterview» der Sendung «Berlin direkt», so wie in der Vergangenheit werde die Bundesregierung jede einzelne Entscheidung immer sehr sorgfältig überprüfen - was gehe, was Sinn mache, was der deutsche Beitrag sein könne.

(Bild: Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa)
(Bild: Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa)

Deutschland werde es sich weiter schwer machen, sagte Scholz. Sein Eindruck sei, dass die Bürgerinnen und Bürger das in der ganz großen Mehrheit sehr richtig fänden. «Entscheidungen müssen immer sorgfältig gewogen werden», so der Kanzler. «Und das werde ich weiter tun und das auch sehr klar sagen.» Weiter sagte Scholz: «Wir beschäftigen uns mit all den Fragen, die an uns herangetragen werden, und können dann was dazu sagen, wenn es etwas dazu zu sagen gibt.»

Scholz sagte, Deutschland sei das Land, das nach den USA die Ukraine am meisten unterstütze. «Wir machen das vor allem mit Panzern, mit Artillerie. Wir haben das gemacht mit sehr viel Luftverteidigung.» Scholz verwies darauf, das der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Deutschland für die beiden weiteren Abschussrampen des Flugabwehrsystems Patriot gedankt hatte.

+++ Scholz: Gespräche über Friedenslösung für Ukraine fortsetzen +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für weitere internationale Gespräche über Wege zu einem Ende des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgesprochen. Im «Sommerinterview» der ZDF-Sendung «Berlin direkt» bezeichnete der SPD-Politiker am Sonntag ein Treffen in Saudi-Arabien vom vergangenen Wochenende als «sehr wichtig». Dies sei «wirklich erst der Anfang, leider». Trotzdem seien die Gespräche auf Ebene außenpolitischer Berater etwas ganz Besonderes.

Olaf Scholz (Bild: Reuters)
Olaf Scholz (Bild: Reuters)

Es hätten mehr Länder teilgenommen, darunter auch China, sagte der Kanzler mit Blick auf ähnliches Treffen in Kopenhagen im Juni. «Deshalb macht es Sinn, dass wir diese Gespräche fortsetzen, weil sie ganz konkret den Druck darauf erhöhen, dass Russland einsieht, dass es einen falschen Weg eingeschlagen hat und Truppen zurückziehen muss, und ein Frieden möglich wird».

+++ Ukraine: Sechs Tote bei Artilleriebeschuss auf Dörfer am Dnipro +++

Durch russischen Artilleriebeschuss auf Dörfer im südukrainischen Gebiet Cherson sind am Sonntagmorgen nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Dazu zähle eine vierköpfige Familie mit Vater, Mutter, einem Zwölfjährigen und einem erst 22 Tage alten Baby aus dem Dorf Schyroka Balka. Das teilte Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram mit. Der Zwölfjährige war erst verletzt in ein Krankenhaus gekommen und dort dann gestorben.

In dem benachbarten Dorf Stanislaw seien zwei Erwachsene getötet worden, schrieb der Chef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak. «Der Feind beschießt weiterhin das Gebiet Cherson.» Die Dörfer liegen auf dem Nordufer des Flusses Dnipro an seiner Mündung ins Schwarze Meer. Aus diesem Gebiet hatten sich russische Truppen im vergangenen Herbst zurückgezogen. Es liegt aber immer noch im Bereich ihrer Artillerie.

+++ Ukrainische Justiz hat 500 getötete Kinder gezählt +++

Dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach der fortlaufenden Zählung der ukrainischen Justiz mindestens 500 Kinder zum Opfer gefallen. Diesen Stand teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Sonntag in der Hauptstadt Kiew mit. Außerdem hätten fast 1100 Kinder Verletzungen verschiedener Schwere erlitten, schrieb die Behörde auf Telegram. Sie wies darauf hin, dass die Zählung unvollständig sei. Es werde in der Kampfzone, in den von der Ukraine befreiten Gebieten wie auch in den von russischen Truppen besetzten Gebieten ermittelt und nach weiteren Fällen gesucht.

Die meisten getöteten und verletzten Kinder gab es demnach in den frontnahen östlichen Gebieten Donezk und Charkiw, gefolgt von der Hauptstadtregion Kiew und Cherson im Süden. Jüngster bekannter Fall war ein achtjähriger Junge, der nach ukrainischen Angaben am Freitag bei einem Raketenangriff auf die Westukraine tödlich verletzt wurde.

+++ Russisches Kriegsschiff soll Frachter mit Warnschüssen gestoppt haben +++

Ein russisches Kriegsschiff soll nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau auf dem Schwarzen Meer ein Frachtschiff Richtung Ukraine mit Warnschüssen gestoppt haben. Beteiligt an dem Zwischenfall vom Sonntag waren demnach das russische Patrouillenboot «Wassili Bykow» und ein Frachter unter der Flagge von Palau, den das Ministerium als «Sukra Okan» bezeichnete. Gemeint war wahrscheinlich der türkische Frachter «Sukru Okan», der unter der Flagge des Pazifikstaates Palau fährt und am Sonntag auf dem Schwarzen Meer unterwegs war. Bestätigungen des Zwischenfalls von türkischer oder anderer Seite gab es zunächst nicht.

Der Frachter sei um 6.40 Uhr Moskauer Zeit (5.40 Uhr MESZ) auf dem Weg in den ukrainischen Donauhafen Ismail gewesen und habe nicht auf Stoppsignale reagiert, gab das russische Militär an. Darauf seien Warnschüsse aus automatischen Waffen abgegeben worden. Das Schiff habe gestoppt. Mit einem Hubschrauber seien Soldaten zur Kontrolle der Fracht übergesetzt worden. Nach der Kontrolle habe das Schiff die Fahrt nach Ismail fortsetzen können. Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Moskau drohte an, alle Schiffe als feindlich zu betrachten, die die Ukraine anliefen.

Als Ort des Zwischenfalls nannte das russische Ministerium nur grob den Südwesten des Schwarzen Meeres.

+++ Kiew wirbt weiter um deutsche Marschflugkörper +++

Die Ukraine macht weiter Druck auf die Bundesregierung, Kiew deutsche Taurus-Marschflugkörper für die Verteidigung gegen Russland zu liefern. Die Ukraine brauche diese, «um mehr Leben ukrainischer Soldaten und Zivilisten zu retten und um die Befreiung ihrer Gebiete zu beschleunigen», sagte Außenminister Dmytro Kuleba der «Bild am Sonntag». Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich unterdessen bei Deutschland einmal mehr für zwei weitere Patriot-Flugabwehrsysteme, die kürzlich geliefert wurden.

«Die Formel ist einfach: Eine größere Reichweite der Raketen bedeutet eine kürzere Dauer des Krieges», sagte Kuleba. Mit der Waffe könne die Ukraine «die russischen Besatzungstruppen auf ukrainischem Boden weit über die Frontlinie hinaus erreichen, ihre Logistik stören und Kommandozentralen und Munitionsdepots zerstören».

Auch in Deutschland war der Druck auf Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frage zuletzt gestiegen. Politiker aus den Regierungsparteien und der Opposition forderten, den ukrainischen Streitkräften das für die Zerstörung von Bunkern und geschützten Gefechtsständen auf bis zu 500 Kilometer Entfernung geeignete Waffensystem zu überlassen.

+++ Großbritannien: Wagner-Truppe muss Kosten sparen +++

Nach dem kurzen Aufstand gegen die russische Militärführung befindet sich die Söldnertruppe Wagner nach britischen Geheimdienstinformationen finanziell unter Druck. Die Wagner-Gruppe stehe wahrscheinlich vor einer Verkleinerung und Umstrukturierung, um in erster Linie Gehaltskosten zu sparen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem täglichen Geheimdienst-Update auf der Online-Plattform X mit.

Seit dem Aufstand im Juni sei der russische Staat gegen andere Geschäftsinteressen von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin vorgegangen, berichtete das Ministerium. «Es besteht eine realistische Möglichkeit, dass der Kreml die Gruppe nicht mehr finanziert», hieß es. Wenn der russische Staat die Söldner nicht mehr bezahle, kämen die Behörden in Belarus als zweitplausibelster Geldgeber in Frage. Dies würde jedoch eine erhebliche und möglicherweise unwillkommene Belastung für die überschaubaren belarussischen Mittel darstellen, schrieben die Briten.

+++ Rheinmetall liefert Aufklärungsdrohnen an die Ukraine +++

Nach Munition, Panzern, Flugabwehr und Militär-Lastwagen wird der Rüstungskonzern Rheinmetall bald auch Drohnen in die Ukraine liefern. Ein entsprechender Auftrag sei erteilt worden, sagte ein Firmensprecher am Sonntag in Düsseldorf. Zuvor hatte die «Bild am Sonntag» berichtet. Die Auslieferung werde bis Jahresende erfolgen, das Auftragsvolumen nannte er nicht.

Es handelt sich um «Luna NG»-Aufklärungsdrohnen, die nicht bewaffnet sein werden. Sie können mehrere Hundert Kilometer weit fliegen und die Kommunikation des Feindes abhören oder stören. Auch Lkw, die zum Bodentransport genutzt werden, werden geliefert.

Der Auftrag kommt von der Bundesregierung, die damit das von Russland angegriffene Land unterstützt. Der größte deutsche Rüstungskonzern, dessen Auftragsbücher so voll sind wie noch nie, lieferte bereits umfangreiche Militärgüter oder arbeitet daran. Unlängst wurde bekannt, dass er alte Leopard-Panzer von einer belgischen Firma kaufte und diese auf Vordermann bringen will, damit rund 30 davon fronttauglich sind. Außerdem will Rheinmetall direkt mit Kiew einen Vertrag abschließen, um in der Ukraine eine Kampfpanzer-Fabrik zu bauen

+++ «Danke, Olaf!» - Selenskyj begrüßt weitere deutsche Flugabwehr +++

Der ukrainische Präsident Selenskyj dankte Deutschland unterdessen erneut für die beiden weiteren Abschussrampen des Flugabwehrsystems Patriot, die sein Land erhalten hat. «Das ist sehr wichtig», sagte er in seiner abendlichen Ansprache am Samstag. «Danke! Danke, Deutschland. Danke an die Menschen», sagte Selenskyj - und fügte an Bundeskanzler Scholz gerichtet hinzu: «Danke dir, Olaf!»

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Pavel Golovkin/AP/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Pavel Golovkin/AP/dpa)

Die Lieferung der neuen Patriot-Systeme durch Deutschland war vor wenigen Tagen bekannt geworden. Bereits unmittelbar danach hatte sich Selenskyj auch bei Scholz bedankt. Für die Ukraine sind die in den USA gebauten Patriot-Systeme besonders wertvoll, weil sie nach Kiewer Angaben schon mehrmals russische Hyperschallraketen abgefangen haben.

+++ Moskau: Ukrainische Drohne über Region Belgorod abgeschossen +++

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Drohne über dem russischen Gebiet Belgorod abgeschossen. Gegen 4.00 Uhr (3.00 Uhr MESZ) morgens sei der Angriff in der an die Ukraine angrenzende Region vereitelt worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Sonntag unter Berufung auf das Ministerium. Die russische Raketenabwehr habe die Drohne entdeckt und zerstört. Es gebe keine Berichte über Schäden oder Opfer. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

+++ Explosionen an Krim-Brücke - Russland spricht von abgewehrten Raketen +++

An der Brücke von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim gab es erneut Explosionen.

Eine Explosion und ein schwerer Brand haben die Krim-BEine Explosion hat die Krim-Brücke vor einigen Wochen schwer beschädigt (Bild: Uncredited/AP/dpa)rücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel vor einigen Wochen schwer beschädigt (Bild: Uncredited/AP/dpa)
Eine Explosion hat die Krim-Brücke vor einigen Wochen schwer beschädigt (Bild: Uncredited/AP/dpa)

Die russische Luftabwehr habe mehrere feindliche Raketen abgeschossen, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Halbinsel, Sergej Aksjonow, auf Telegram mit. «Die Krim-Brücke ist nicht beschädigt», schrieb er. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Der Autoverkehr über das 19 Kilometer lange Bauwerk wurde vorübergehend eingestellt. Russland machte die Ukraine für die Attacken verantwortlich.

+++ Medien: Drohnenangriff auf Krim galt russischem Truppenstützpunkt +++

Ein ukrainischer Drohnenangriff auf der Krim in der Nacht zum Samstag galt laut einem Medienbericht unterdessen einem Logistikstützpunkt der russischen Truppen in der Nähe von Jewpatorija im Westen der Halbinsel. Bei dem nächtlichen Angriff seien 17 Drohnen zum Einsatz gekommen, berichtete das Internetportal «Ukrajinska Prawda» am Samstagabend unter Berufung auf Quellen beim ukrainischen Geheimdienst SBU. Nach vorläufigen Angaben seien «Dutzende von Besatzern» getötet oder verletzt worden. Auch Ausrüstung sei zerstört worden. Das genaue Ausmaß der Schäden werde aber noch untersucht. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

In der Nacht zum Samstag war Berichten zufolge über Teilen der Krim die Flugabwehr aktiviert worden. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hatte das Militär 20 ukrainische Drohnen abgewehrt. Das Ministerium behauptete, es habe weder Opfer noch Schäden gegeben. Auch diese Angaben ließen sich nicht verifizieren.

+++ Russischer Kampfjet in Region Kaliningrad abgestürzt - Insassen tot +++

In der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad ist offiziellen Angaben zufolge ein russisches Kampfflugzeug beim Training abgestürzt. «Die Besatzung des Flugzeugs kam ums Leben», teilte das russische Verteidigungsministerium laut der Agentur Interfax mit. Um wie viele Insassen es sich handelte, war zunächst unklar. Auch die genaue Absturzstelle wurde nicht genannt. Die Maschine vom Typ Suchoi Su-30 sei über unbewohntem Gebiet geflogen, als technische Probleme aufgetreten seien, hieß es.