Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.
Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.
Lawrow kritisiert Guterres-Initiative für neues Getreideabkommen
Russische Medien: General Surowikin wird Chef der GUS-Luftabwehr
US-Generalstabchef: Ukrainern bleibt noch 30 bis 45 Tage Zeit
Klitschko: Drohnenangriff auf Kiew
Russland hält Regionalwahlen ab
Russland: Angriffe mit Drohnen und Booten Richtung Krim abgewehrt
Selenskyj: Bereiten Energiesektor auf nächsten Kriegswinter vor
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+++ Lawrow kritisiert Guterres-Initiative für neues Getreideabkommen +++
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die Initiative von UN-Generalsekretär António Guterres für eine Wiederbelebung des Abkommens zum Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer als «unrealistisch» kritisiert. Beim Lesen des Briefes entstehe der Eindruck, dass sich Guterres von einer interessierten Seite instrumentalisieren lasse, sagte Lawrow am Sonntag in Neu Delhi am Rande G20-Gipfels.
Demnach hat der UN-Chef zwar Vorschläge unterbreitet, um das im Juli von Kremlchef Wladimir Putin aufgekündigte und für die Welternährung wichtige Abkommen wieder in Kraft zu setzen.
Lawrow beklagte, dass Guterres etwa vorschlage, eine Filiale der russischen staatlichen Agrarbank Rosselchosbank in Luxemburg an das internationale Finanznetzwerk Swift anzuschließen. «Aber diese Filiale hat keine Lizenz für Bankoperationen (…), wird geschlossen», sagte Lawrow. Auch die angedachte Einbindung des Versicherungsträgers Lloyd’s lasse Fragen offen.
Der Minister bekräftigte, dass Russland im Fall einer Erfüllung seiner Forderungen bereit sei, das Abkommen wieder einzusetzen. Moskau verlangt unter anderem, dass die Agrarbank selbst an Swift angeschlossen wird und auch andere Sanktionen des Westens gegen Russland gelockert werden. Russland beklagt, es werde als Folge der Strafmaßnahmen beim Export seiner Agrarprodukte eingeschränkt.
In seinem Brief macht Guterres noch drei weitere Vorschläge, um diese russischen Exporte zu ermöglichen. Darin geht es auch um das Auftauen von eingefrorenem Vermögen der Düngemittel-Firmen in Europa und die Erlaubnis für russische Schiffe, in europäische Häfen einzulaufen. Aus dem Brief erschließt sich indirekt, dass die Vereinten Nationen für diese Zugeständnisse mit der EU zusammenarbeiten.
Das im Sommer 2022 unter Vermittlung der Türkei und der UN erreichte Abkommen galt als ein Meilenstein für die Linderung steigender Getreidepreise angesichts von Millionen vom Hunger bedrohten Menschen. Die Ukraine ist dringend angewiesen auf den Export von Weizen und Mais, um trotz des russischen Angriffskrieges weiter Einnahmen zu erzielen.
+++ Russische Medien: General Surowikin wird Chef der GUS-Luftabwehr +++
Der russische General Sergei Surowikin ist Medienberichten zufolge zum Leiter des Koordinierungsausschusses für Luftverteidigungsfragen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ernannt worden. Die regierungstreue russische Nachrichtenplattform EADaily berichtete darüber am Sonntag mit Berufung auf den Rat der GUS-Verteidigungsminister. Die Entscheidung soll demnach einstimmig gefallen sein. Aus dem Kreml gab es zunächst keinen Kommentar zu der Ernennung.
Im Angriffskrieg gegen die Ukraine war Surowikin von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine. Er galt als einer der wichtigsten Verbündeten des inzwischen toten Anführers der Wagner-Söldertruppen, Jewgeni Prigoschin, bei dessen Machtkampf mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow. Den Aufstand von Prigoschins Wagner-Truppe Ende Juni verurteilte Surowikin zwar öffentlich, er wurde danach aber nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Mitte August wurde er als Chef der russischen Luft- und Raumfahrttruppen Medienberichten zufolge seines Amtes enthoben. Am Dienstag tauchte ein erstes Bild des seit dem Wagner-Aufstand verschollenen Generals auf.
+++ Nach Drohnenfunden: Rumänien richtet Protestnote an Moskau +++
Die rumänische Regierung hat nach russischen Drohnenangriffen auf die ukrainisch-rumänische Grenzregion an der Donau eine Protestnote an Moskau gerichtet. «Der Staatssekretär für strategische Angelegenheiten, Iulian Fota, forderte die russische Seite nachdrücklich auf, Maßnahmen gegen die ukrainische Bevölkerung und Infrastruktur einzustellen, einschließlich solcher, die in irgendeiner Weise die Sicherheit der rumänischen Bürger in der Region gefährden würden», zitierten rumänische Medien am Sonntag eine Pressemitteilung des Außenministeriums.
Das Außenministerium hatte am Samstag dazu die russische Botschaftsberaterin Elena Kopnina nach Bukarest einbestellt.
Das rumänischen Verteidigungsministerium bestätigte zuletzt den Fund von Drohnenbruchteilen in der Nähe des Dorfs Plauru. Das Donau-Dorf liegt unmittelbar gegenüber des ukrainischen Hafens Ismajil, der in den vergangenen Tagen mehrfach von Russland angegriffen worden ist.
Moskau hatte ein Abkommen aufgekündigt, das es der Ukraine ermöglichte, Getreide über das Schwarze Meer zu exportieren. Seitdem versucht Kiew vermehrt, Getreide über seine eigenen Donauhäfen und das angrenzende EU-Mitglied Rumänien zu transportieren.
+++ US-Generalstabchef: Ukrainern bleibt noch 30 bis 45 Tage Zeit +++
Den ukrainischen Streitkräften bleibt für ihre Gegenoffensive nach Einschätzung des US-Generalstabschefs Mark Milley wahrscheinlich noch 30 bis 45 Tage Zeit, bevor das Wetter die Kampfhandlungen erschweren könnte. Dies sei «immer noch eine ordentliche Zeitspanne», sagte Milley dem britischen Sender BBC in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. Die Ukrainer hätten stetige Fortschritte erzielt und eine beträchtliche Kampfkraft aufrechterhalten. Die Schlacht sei aber noch nicht vorbei. Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 eine russische Invasion ab.
Milley sagte weiter, in etwa einem Monat komme die Kälte, es fange an zu regnen und werde sehr schlammig. «Dann wird es sehr schwierig zu manövrieren sein, und dann kommt der tiefe Winter», sagte Milley. Im Moment sei es noch zu früh, um zu sagen, ob die Offensive gescheitert sei oder nicht.
+++ Kiew befreit Gebiet um Robotyne - weitere russische Angriffe im Osten +++
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben weitere 1,5 Quadratkilometer um die zuletzt befreite Ortschaft Robotyne im Süden zurückerobert. «Die Russen klammern sich an jeden Meter unserer ukrainischer Erde (...) Die Streitkräfte der Ukraine versuchen jedoch, die Versorgung der russischen Armee so schwierig wie möglich zu machen, und in bestimmten Gebieten trägt dies Früchte», zitierten ukrainische Medien den für den Frontabschnitt zuständigen Militärsprecher, Olexander Schtupun, am Sonntag.
In der Ostukraine soll die russische Armee derweil ihre Angriffe weiterhin fortsetzen. Bei Marjinka im Gebiet Donezk hätten ukrainischen Soldaten laut Schtupun etwa 15 feindliche Angriffsversuche abgewehrt. Auch in der Region Charkiw unternahmen die Russen nach Angaben der ukrainischen Behörden einen gescheiterten Vorstoß nahe der Ortschaft Berestowe. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs fanden in den vergangenen 24 Stunden insgesamt mehr als 30 Gefechte statt.
+++ Klitschko: Drohnenangriff auf Kiew +++
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist am frühen Sonntagmorgen erneut von Explosionen erschüttert worden. Das Luftverteidigungssystem sei im Einsatz, Drohnen flögen auf Kiew zu, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram.
In mehreren Bezirken seien Trümmer herabgefallen. Einige würden auf Straßen brennen. Ein Mensch sei verletzt worden. Gebäude seien nicht beschädigt worden. Die Feuerwehr und Rettungsdienste seien im Einsatz.
+++ Russland hält Regionalwahlen ab +++
Überschattet von Betrugsvorwürfen hält Russland in Dutzenden Gebieten Regionalwahlen ab. Noch bis zum Sonntagabend können Menschen in 22 Gebieten ihre Stimme bei der Gouverneurswahl und in 16 Gegenden bei der Wahl zum Regionalparlament abgeben. In der Hauptstadt Moskau dürfte sich bei der Bürgermeisterwahl Amtsinhaber Sergej Sobjanin von der Kremlpartei Geeintes Russland eine weitere Amtszeit sichern.
Unabhängige Beobachter haben bereits in den ersten Tagen der Abstimmung zahlreiche Verstöße registriert. Die Urnengänge gelten Experten zufolge als die am wenigsten freien seit Beginn der Ära Wladimir Putins in Russland vor rund 24 Jahren. Seit Kriegsbeginn hat im flächenmäßig größten Land der Erde unter Führung von Präsident Putin die Unterdrückung Andersdenkender massiv zugenommen. Viele kremlkritische Oppositionelle sitzen mittlerweile entweder im Straflager oder sind ins Ausland geflohen.
Auch in den vier von Russland annektierten ukrainischen Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson hat der Kreml nun Scheinwahlen angesetzt. Die Ergebnisse dieser von der Besatzungsmacht organisierten Urnengänge werden international nicht anerkannt.
+++ Nato-Staat Rumänien findet erneut Drohnenteile an ukrainischer Grenze +++
Im Nato-Staat Rumänien fand das Militär nach eigenen Angaben erneut Teile einer mutmaßlich russischen Drohne im Grenzgebiet zur Ukraine. Die Fragmente seien am Samstag in der Nähe des rumänischen Dorfes Plaur sichergestellt worden und ähnelten den vom russischen Militär eingesetzten Drohnen, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums. Zunächst blieb unklar, ob sie auf einen neuen russischen Drohnenangriff zurückgingen. Bereits am Mittwoch hatte das rumänische Militär Drohnenteile in der Nähe von Plaur gefunden. Die Ortschaft liegt am Chilia-Arm der Donau, die die Grenze zur Ukraine bildet.
+++ Russland: Angriffe mit Drohnen und Booten Richtung Krim abgewehrt +++
Russland zerstörte nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Schwarzen Meer mehrere ukrainische Marineboote und Drohnen mit Zielrichtung Halbinsel Krim. Flugzeuge der Schwarzmeerflotte hätten nord-östlich der Schlangeninsel drei militärische Schnellboote vom US-Typ Willard Sea Force mit Besatzung vernichtet, teilte das Ministerium am Sonntag in Moskau mit. Die Boote seien in Richtung Halbinsel Krim unterwegs gewesen. Zuvor hatte das Ministerium mitgeteilt, dass die Flugabwehr in der Nacht auch Angriffe mit acht Drohnen nahe der Krim-Küste abgewehrt habe. Überprüfbar waren die Angaben nicht.
Die ukrainischen Angriffe stehen in keinem Verhältnis zu den schweren Bombardements durch Russland, das gegen die Ukraine vor mehr als anderthalb Jahren den Angriffskrieg begonnen hatte. Bei ihrer laufenden Gegenoffensive hatte die Ukraine stets deutlich gemacht, dass es ihr dabei auch um die Befreiung der Halbinsel von der russischen Besatzung gehe.
+++ Brand bei russischer Militäreinheit auf annektierter Halbinsel Krim +++
Bei einer russischen Militäreinheit in der Krim-Hauptstadt Simferopol brach Angaben der Besatzer zufolge ein Feuer aus. «In einer Militäreinheit in Simferopol gab es einen gewöhnlichen Haushaltsbrand», schrieb der Berater der russischen Führung auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel, Oleg Krjutschkow, auf Telegram. In sozialen Netzwerken wurde hingegen vielfach ein Video von einer großen schwarzen Rauchsäule geteilt. Unter Berufung auf Anwohner war zudem von einem Explosionsgeräusch und Schüssen die Rede. Die Ursache des Brandes blieb zunächst unklar.
+++ Selenskyj: Bereiten Energiesektor auf nächsten Kriegswinter vor +++
Die Ukraine bereitet sich derweil Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf den nächsten Kriegswinter vor. «Im öffentlichen Sektor und in den Kommunen muss nun jeder alles Mögliche - und wenn nötig, auch das Unmögliche - tun, um der Ukraine zu helfen, den Winter zu überstehen», sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Dabei gehe es nicht nur um die Vorbereitung des Energiesektors selbst, sondern beispielsweise auch um den Schutz durch Luftverteidigungssysteme.