Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)
Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen!

  • Kulturstaatsministerin Roth zu Besuch in Odessa

  • Minister Lawrow nennt Blockade von Serbien-Trip «ungeheuerlich»

  • Situation in Sjewjerodonezk verschlechtert sich

  • Kreml bezeichnet Europas Luftraumsperre als «feindliche Handlungen»

  • Neue Angriffe auf Kiew

  • Großbritannien sagt Langstrecken-Raketensysteme zu

  • Selenskyj besucht umkämpfte Region Saporischschja

Die aktuellen Nachrichten im Live-Videostream:

+++ Kulturstaatsministerin Roth zu Besuch in Odessa +++

Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist am Montag zu einem zweitägigen Besuch in Odessa eingetroffen. Die Grünen-Politikerin ist das erste Mitglied der Bundesregierung, das nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in der Hafenstadt am Schwarzen Meer zu Gast ist.

Kulturstaatsministerin Roth besucht Odessa (Bild: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk)
Kulturstaatsministerin Roth besucht Odessa (Bild: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk)

Roth ist auf Einladung des ukrainischen Kulturministers Olexandr Tkatschenko in Odessa. Die Stadt habe unheimlich viel Kultur, sagte Roth zum Auftakt der Reise. «Wir wollen zeigen, dass wir da sind», sagte Roth, «wir wollen zeigen, wie die Kultur angegriffen wird».

Sie wolle in Odessa erfahren, wie das Gesicht des Krieges jenseits der Frage von schweren Waffen aussehe. Humanitäre Hilfsangebote kämen in den Debatten noch zu selten vor.

+++ Athen: Schützenpanzer an Ukraine nur nach Erhalt deutscher Panzer +++

Griechenland wird seine rund 100 Schützenpanzer sowjetischer Bauart aus DDR-Beständen nur dann an die Ukraine liefern, wenn die dafür versprochenen deutschen Schützenpanzer auch tatsächlich in Griechenland angekommen sind. Das betonte Regierungssprecher Giannis Oikonomou bei einer Pressekonferenz am Montag in Athen.

Hintergrund ist der Konflikt des Landes mit der Türkei: Athen hatte bereits im Mai angekündigt, man werde nur dann schwere Waffen an die Ukraine liefern, wenn diese umgehend ersetzt würden, weil die griechischen Inseln nicht ungeschützt bleiben dürften. Die Türkei stellt aktuell die Souveränität etlicher Eilande in der östlichen Ägäis in Frage. Die griechischen Streitkräfte sind deshalb in Alarmbereitschaft.

Premier Kyriakos Mitsotakis hatte Bundeskanzler Olaf Scholz den «Ringtausch» von Panzern vergangene Woche grundsätzlich zugesagt. Die griechischen Streitkräfte verfügen über gepanzerte Fahrzeuge des sowjetischen Typs BMP-1. Dafür könnten sie deutsche Schützenpanzer vom Typ Marder erhalten. Die griechische Regierung geriet allerdings anschließend unter Beschuss der Opposition, die kritisierte, die Inseln dürften durch den Ringtausch nicht ungeschützt bleiben.

+++ Streit um russische Äußerungen - Italien bestellt Botschafter ein +++

Italiens Außenministerium hat den russischen Botschafter wegen anhaltender Vorwürfe gegen italienische Medien und Vertreter von Institutionen einbestellt. Generalsekretär Ettore Francesco Sequi habe bei dem Treffen die russischen Anschuldigungen, einige Vertreter Italiens und Medien verhielten sich unmoralisch, zurückgewiesen, teilte das italienische Außenministerium am Montag in Rom mit. Außerdem habe der Diplomat den Verdacht einer Beteiligung italienischer Medien an einer «anti-russischen Kampagne» bestritten.

In einer Mitteilung der russischen Vertretung in Italien hieß es später, man könne die «Propagandalinie» in italienischen Medien kaum anders als «feindselig» bezeichnen. Ein Bericht des russischen Außenministeriums sprach zuvor von einer «offenen anti-russischen Kampagne» in italienischen Medien. Informationen beruhten nur auf westlichen oder ukrainischen Quellen, was das Verhalten von Italienern gegenüber in Italien lebenden Russen beeinflusse.

+++ Russisches Flugzeug darf Sri Lanka wieder verlassen +++

Ein zeitweise auf Sri Lanka festgesetztes russisches Passagierflugzeug hat den Inselstaat wieder verlassen dürfen. Ein Gericht in der Hauptstadt Colombo erlaubte dies am Montag. Noch vergangene Woche hatte das Gericht dem Flieger der Fluggesellschaft Aeroflot verboten, das Land zu verlassen. Der Grund für das Verbot war nach Angaben des Gerichts ein hängendes Schiedsgerichtsverfahren in Großbritannien, bei dem eine irische Leasingfirma, die Anspruch auf das Flugzeug erhebt, wegen Nicht-Zahlung von Leasinggebühren gegen Aeroflot vorgehe.

Der Flieger verließ den Bandaranaike International Airport am Montagabend (Ortszeit), wie Daten auf Flugtracking-Seiten zeigten.

Ursprünglich sollte die Maschine am vergangenen Donnerstag mit 191 Passagieren nach Russland fliegen. Wegen des Gerichtsbeschlusses hatte das Außenministerium in Moskau am Freitag den Botschafter des Inselstaates im Indischen Ozean einbestellt. Sri Lankas Minister für Luftfahrt, Nimal Siripala de Silva, erklärte: «Wir haben der russischen Regierung mitgeteilt, dass dies eine gerichtliche Angelegenheit sei und die Regierung nicht involviert gewesen war.» Sri Lankas Generalstaatsanwalt hatte das Gericht aufgefordert, seine ursprüngliche Entscheidung angesichts größerer Folgen zu überdenken.

Sri Lanka positioniert sich zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine neutral. Das stark vom Tourismus abhängige und verschuldete Land erlebt derzeit seine schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Colombo hat Moskau um Treibstoffhilfe gebeten. Außerdem sind russische Touristen wichtig für das Land.

+++ Lettland sperrt in Russland registrierte Fernsehkänale +++

Lettland stellt nach der Sperre von mehreren russischen Staatssendern die Ausstrahlung von allen in Russland registrierten Fernsehkanälen ein. Dies sagte der Vorsitzende des Nationalen Rats für elektronische Massenmedien (NEPLP), Ivars Abolins, am Montag der lettischen Nachrichtenagentur Leta. Betroffen von der am 9. Juni in Kraft tretenden Sperre sind demnach 80 Fernsehsender.

Das Sendeverbot basiert nach Angaben von Abolins auf Änderungen am Gesetz zu elektronischen Massenmedien. Demnach dürften TV-Kanäle, die in einem Land registriert sind, das die territoriale Unversehrtheit und Unabhängigkeit eines anderen Landes bedroht, in Lettland nicht ausgestrahlt werden. Die Sperre bleibe solange in Kraft, bis Russland seinen Krieg gegen die Ukraine beendet und die annektierte Krim an die Ukraine zurückgibt.

Lettland hatte nach Russlands Angriff auf die Ukraine bereits mehrere russischsprachige Fernsehsender gesperrt. Damit sollen nach Angaben des NEPLP Gefahren für die nationale Sicherheit des baltischen EU- und Nato-Landes mit großer russischer Minderheit verhindert werden.

Abolins gab zugleich bekannt, dass der NEPLP beschlossen hat, dem unabhängigen russischen Kanal Doschd eine Sendelizenz zu erteilen. Der Online-Sender, der angesichts des harten Vorgehens der russischen Behörden Anfang März vorübergehend seine Arbeit eingestellt hatte, werde vom 9. Juni an in Lettland registriert sein.

+++ Selenskyj: Ukrainische Truppen halten sich in Sjewjerodonezk +++

In der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk bleibt die Situation für die ukrainischen Truppen dem Präsidenten des Landes zufolge angespannt. «Wir halten die Lage, halten eben die Lage», sagte Wolodymyr Selenskyj am Montag der Agentur Interfax-Ukraine zufolge. Die russischen Truppen seien überlegen. «Dennoch haben wir alle Chancen, in dieser Richtung weiter zu kämpfen», betonte der 44-Jährige.

Für die ukrainischen Truppen gebe es «schrittweise» Erfolge im angrenzenden Gebiet Charkiw. Am «bedrohlichsten» sei die Situation jedoch im Gebiet Saporischschja, in dem die russische Armee die Gebietshauptstadt bedrohe, sagte er nach einem Besuch an der Front.

Armeesprecher Olexander Motusjanyk berichtete von intensiven Kämpfen «praktisch entlang der gesamten Frontlinie in den Gebieten Luhansk und Donezk». Die russische Luftwaffe habe 39 Einsätze für Luftschläge auch außerhalb der Ostukraine geflogen. Ziele im Land seien zudem mit landgestützten Raketen von der von Russland annektierten Halbinsel Krim beschossen worden.

Die Ukraine kämpft seit mehr als 100 Tagen gegen die russische Invasion. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 4100 getötete Zivilisten registriert, gehen aber von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

+++ Ukraine bestätigt Tötung russischen Generals an der Front +++

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben einen weiteren hochrangigen russischen Offizier im Generalsrang getötet. Der Kommandeur des 1. Armeekorps der separatistischen Donezker Volksrepublik, Generalmajor Roman Kutusow, sei «offiziell entnazifiziert und entmilitarisiert» worden, teilte die Verwaltung für strategische Kommunikation der ukrainischen Streitkräfte laut dem Online-Portal «Ukrajinskaja Prawda» in der Nacht zum Montag mit. Über den Tod Kutusows hatte zuerst ein Korrespondent des russischen Staatsfernsehens berichtet.

Kutusow soll gefallen sein, während er einen russischen Angriff auf eine Ortschaft nahe Popasna im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine leitete. Die ukrainische Seite hatte zuvor berichtet, die russische Attacke sei abgewehrt worden und der Feind habe sich unter «erheblichen Verlusten» zurückziehen müssen.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar sind schon mehrere Moskauer Generäle gefallen. Offizielle russische Quellen haben in der Zwischenzeit den Tod von vier Generälen bestätigt. Die Ukraine hatte sogar von mindestens sieben getöteten russischen Generälen gesprochen. Allerdings tauchten zwei davon nach der ukrainischen Todesmeldung lebend wieder auf.

+++ Sudetendeutscher Karlspreis für Selenskyj +++

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgezeichnet. Er sei nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht geflohen, sondern kämpfe mit dafür, sein Land in eine europäische Zukunft zu führen, sagte Bernd Posselt, der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, am Samstag in Hof. Den Europäischen Karlspreis nahm stellvertretend eine Frau entgegen, die aus der Ukraine geflohen war. Sobald es die Lage zulasse, wollen Vertreter der Landsmannschaft mit dem Preis nach Kiew reisen, sagte Posselt. Ein weiterer Karlspreis ging an den rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis - er erhält den Preis für das Jahr 2020, damals fiel die Verleihung wegen der Corona-Pandemie aus.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgezeichnet (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)
Die Sudetendeutsche Landsmannschaft hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausgezeichnet (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)

Mit dem Europäischen Karlspreis zeichnet die Landsmannschaft Menschen aus, die sich besonders für die europäische Einigung und die Völkerverständigung verdient gemacht haben. Er ist nach dem mittelalterlichen Kaiser Karl IV. benannt.

+++ Minister Lawrow nennt Blockade von Serbien-Trip «ungeheuerlich» +++

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die Blockade seiner Reise nach Serbien durch einige «Nato-Mitglieder» als «ungeheuerlich» kritisiert. Die EU und die Nato versuchten, Serbien in der freien Wahl seiner Partner zu behindern, sagte Lawrow am Montag in einer Video-Konferenz mit ausländischen Journalisten in Moskau. «Serbien sollte die freie Wahl haben.» Zuvor hatten Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro den Luftraum für das Flugzeug von Lawrow gesperrt, der am Montag zu einem zweitägigen Besuch nach Belgrad aufbrechen wollte.

Sergej Lawrow hat sich über die Blockade seiner Reise nach Serbien echauffiert (Bild: Maxim Shipenkov/Pool via REUTERS)
Sergej Lawrow hat sich über die Blockade seiner Reise nach Serbien echauffiert (Bild: Maxim Shipenkov/Pool via REUTERS)

Lawrow kritisierte, dass einige «Nato-Mitglieder» diese Reise verhindert hätten. Der Westen wolle den Balkan für sich, so wie er die Ukraine beanspruche. Lawrow kritisierte, dass die EU etwa im Fall der Ukraine ausschließlich auf jene Kräfte setze, die «allem Russischen den Krieg» erklärt hätten. Russland hatte seinen Krieg in der Ukraine auch damit begründet, dort die «russische Welt» vor ukrainischen Nationalisten zu schützen.

«Unsere Beziehungen mit Serbien wird niemand zerstören können», betonte Lawrow. Er will demnach seinen serbischen Kollegen Nikola Selakovic bald in Moskau treffen. Die Sperrung des Luftraums sei eine «schändliche Bestrafung» für ein Land, das gemäß seinen eigenen nationalen Interessen eigenständig seine Außenpolitik bestimmen wolle, sagte Lawrow. «Die Puppenspieler in Brüssel wollen den Balkan in ihr Projekt eines geschlossenen Balkans verwandeln.» Lawrow meinte, dass die westlichen Länder immer mehr eigene Probleme hätten, sich aber damit beschäftigten, die Beziehungen zwischen anderen Ländern zu erschweren.

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist auch Lawrow mit westlichen Sanktionen belegt. Zudem ist der europäische Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt. Der Minister wollte sich mit der serbischen Führung treffen, um etwa über die Versorgung des Landes mit russischer Energie zu sprechen.

+++ Bundesnetzagentur warnt nach Lieferstopps vor höheren Gaspreisen +++

Nach dem russischen Lieferstopp für Dänemark und Shell rechnet der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, mit weiteren Preissteigerungen beim Gas. «Das Gas, das in Europa frei gehandelt wird, dürfte sukzessive weniger werden», sagte Müller dem «Tagesspiegel» (Dienstag). «Wenn die Schraube weiter angezogen wird, seien es auch nur kleine Schritte, wird Gas noch teurer», warnte der Behördenchef. Dass Russland auch Deutschland den Gashahn zudrehen wird, befürchtet Müller aktuell nicht. «Die Gaszuflüsse sind derzeit stabil.» Seriöse Vorhersagen seien aber unmöglich, die Bundesnetzagentur könne nur auf Sicht fahren. «Ich wage keine Prognose, die über die nächsten 24 Stunden hinaus geht».

+++ Deutschland will Putin-Kritikern helfen: Aufenthalt für Journalisten +++

Rund 70 kremlkritische russische Journalisten und andere Dissidenten sollen nach den Plänen der Bundesregierung in Deutschland leben und arbeiten können, ohne Asyl beantragen zu müssen. Es handelt sich um Menschen, die nach Kriegsbeginn mit einem für 90 Tage gültigen Schengen-Visum nach Deutschland geflüchtet waren. Wie der «Spiegel» an Pfingsten unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, ist die Bundesregierung dazu unter anderem mit den Innenbehörden der Länder Berlin und Sachsen im Gespräch.

«Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass regimekritische Kultur- und Medienschaffende aus der Russischen Föderation, die mit einem Schengen-Visum eingereist sind und nunmehr längerfristig in Deutschland bleiben möchten, um ihre Arbeit hier fortzusetzen, einen Aufenthaltstitel zum Zweck der Beschäftigung im Bundesgebiet einholen können», zitiert der «Spiegel» aus dem Bericht einer «Task Force Russische Fachkräfte für die Sitzung des Bundeskabinetts an diesem Mittwoch.

+++ Ukraine-Krieg: Situation in Sjewjerodonezk verschlechtert sich +++

In der Ostukraine hat sich die Situation der ukrainischen Truppen in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk wieder verschlechtert. «Die Kämpfe verlaufen ziemlich dynamisch», sagte der Militärgouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag im ukrainischen Fernsehen. Nach der Zurückeroberung von etwa der Hälfte der Stadt hätten sich die ukrainischen Einheiten wieder ins Industriegebiet zurückziehen müssen.

Die Lage in Sjewjerodonezk wird immer schlimmer (Bild: Rick Mave/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)
Die Lage in Sjewjerodonezk wird immer schlimmer (Bild: Rick Mave/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

«Sie haben eine Taktik: einfach alles dem Erdboden gleich machen, damit nichts übrig bleibt, um sich festzusetzen», beschrieb Hajdaj das Vorgehen der russischen Truppen. In Sjewjerodonezk sollen noch etwa 15 000 Zivilisten ausharren. In der Nacht war bekannt geworden, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj im benachbarten Lyssytschansk persönlich Orden an Soldaten verliehen habe.

Im Luhansker Gebiet stehen dem ukrainischen Militär zufolge etwa ein Dutzend Ortschaften unter schwerem Beschuss durch Artillerie und Mörser. Der ukrainische Generalstab berichtete zudem über schwere Kämpfe im Donezker Gebiet um Swjatohirsk. Bei der Stadt Bachmut seien Luftangriffe geflogen worden.

An der belarussisch-ukrainischen Grenze hat Moskau dem Bericht nach zudem Truppen mit Iskander-Raketen stationiert. Die Iskander-Rakete mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern kann mit atomaren und konventionellen Sprengköpfen bestückt werden. Am Sonntag wurde erstmals seit Ende April wieder Kiew zum Ziel russischer Raketenangriffe. Tote gab es nicht. Die UN hat allerdings bisher landesweit mehr als 4100 getötete Zivilisten registriert und geht sogar noch von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

+++ Kreml bezeichnet Europas Luftraumsperre als «feindliche Handlungen» +++

Der Kreml hat die Sperrung des europäischen Luftraums für Russlands Außenminister Sergej Lawrow nach dessen geplatzter Serbien-Reise als «feindliche Handlung» kritisiert. «Zweifellos können solche feindlichen Handlungen gegenüber unserem Land, gegenüber hochrangigen Vertretern unseres Landes gewisse Probleme verursachen und dazu führen, dass der Zeitplan dieser Kontakte um einige Zeit verschoben wird», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag laut der Nachrichtenagentur Interfax. Diese Maßnahmen könnten aber prinzipiell Russlands gute Beziehungen zu freundschaftlich gesinnten Staaten wie Serbien nicht zerstören, fügte er hinzu.

Lawrow musste seine Reise nach Belgrad absagen, weil Bulgarien, Montenegro und Nordmazedonien dem Regierungsflugzeug des Ministers die Überflugrechte verweigerten. Lawrow steht wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf der Sanktionsliste der EU.

Mit dem Kriegsverlauf selbst zeigte sich Moskau derweil zufrieden. Der Kreml sehe «optimistisch» auf die Entwicklung der «militärischen Spezialoperation in der Ukraine», sagte Peskow. Moskau bezeichnet den Krieg gegen das Nachbarland nur als militärische Spezialoperation.

+++ Ukraine-Krieg: Studenten suchen mehr psychologische Beratung+++

In den psychologischen Beratungsstellen des Berliner Studierendenwerks steigt die Nachfrage erneut deutlich. Neben der Pandemie sorge nun auch der Krieg in der Ukraine bei vielen Studenten für Unsicherheit, sagte Irina Theisen, Leiterin der Psychologisch-Psychotherapeutischen Beratungsstelle, der Deutschen Presse-Agentur. «Unter den Klienten sind jetzt auch viele ukrainische Studierende, die sich zum Beispiel Sorgen um ihre Familien in der Heimat machen», so die Psychologin.

«Aber auch viele russische Studierende kommen zu uns, etwa weil sie Angst vor Diskriminierung haben», sagte Theisen. Viele hätten auch Geldprobleme, da Eltern ihnen nun nichts mehr überweisen könnten. Andere Studierende wiederum hätten Medikamente für kranke Familienmitglieder in der Heimat finanziert. Durch die Sanktionen sei auch das nicht mehr ohne weiteres möglich.

Schwarzer Rauch steigt über der ukrainischen Hauptstadt auf. (Bild: dpa)
Schwarzer Rauch steigt über der ukrainischen Hauptstadt auf. (Bild: dpa)

+++ Neue Angriffe in Kiew +++

Nach den Angriffen auf Saporischschja im Südosten der Ukraine ist Präsident Wolodymyr Selenskyj in die Region gereist. Er traf sich dort mit Flüchtlingen und bedankte sich bei den Truppen für ihren Einsatz. Einem Post auf Selenskyjs Telegam-Konto zufolge sprachen die Geflüchteten über die Wiederbeschaffung verlorener Dokumente und die Bereitstellung von Wohnraum. Britischen Berichten zufolge geht die ukrainische Armee zu einem Gegenangriff über. Teile der Region stehen derzeit unter russischer Kontrolle.

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+++ Großbritannien sagt Lieferung von Langstrecken-Raketensystemen zu +++

Trotz Warnungen von Russlands Staatschef Wladimir Putin will auch Großbritannien die Ukraine mit der Lieferung von Langstrecken-Raketensystemen unterstützen. Das Verteidigungsministerium in London teilte am Montag mit, die Lieferung des in den USA produzierten Mehrfachraketenwerfer- Artilleriesystems (MLRS) an die Ukraine sei eng mit der Regierung in Washington abgestimmt.

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+++ Mehr Fälle von HIV und Tuberkulose durch Krieg erwartet +++

Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria erwartet infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mehr Infektionen mit Tuberkulose und HIV.

«Es ist noch zu früh, um die langfristigen Folgen des Krieges genau einzuschätzen, aber wir gehen davon aus, dass sich der Konflikt erheblich auf die Tuberkulose- und HIV-Raten in der Ukraine und in der gesamten Region auswirken wird», sagte der Direktor des Fonds, Peters Sands, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. «Große Fluchtbewegungen, die Unterbringung in beengten Unterkünften und die Unterbrechung der medizinischen Versorgung begünstigen die Verbreitung von Infektionskrankheiten.»

Anwohner bergen Habseligkeiten aus ihrem zerstörten Haus. (Bild: dpa)
Anwohner bergen Habseligkeiten aus ihrem zerstörten Haus. (Bild: dpa)

Schätzungsweise 260.000 Menschen in der Ukraine leben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mit HIV. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) verzeichnete die Ukraine im Jahr 2020 eine der höchsten Tuberkulose-Inzidenzen in der europäischen WHO-Region.

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+++ Selenskyj besucht umkämpfte Region Saporischschja +++

Bei einem Besuch in der umkämpften Region Saporischschja informierte sich Selenskyj am Sonntag über die militärische Lage. Knapp 60 Prozent der südostukrainischen Region seien seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar inzwischen von Moskaus Truppen besetzt worden, sagte der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Staruch, bei dem Gespräch mit dem Präsidenten in der Großstadt Saporischschja. «Viele Menschen treffen aus Orten ein, die zeitweise vom Feind besetzt sind», schilderte Selenskyj. Die Flüchtlinge bräuchten Wohnungen und Arbeit.

Präsident Selenskyj in Luhansk (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)
Präsident Selenskyj in Luhansk (Bild: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS)

Nach Saporischschja waren auch besonders viele Menschen aus der umkämpften Ostukraine geflüchtet, darunter aus dem Gebiet Donezk. Dort liegt auch die Hafenstadt Mariupol, in der prorussische Separatisten mit Hilfe von Moskaus Truppen im Mai die Kontrolle übernommen hatten. Die Kämpfe im Donbass dauern an. Ein Schwerpunkt ist das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk, wo ukrainische Truppen nach Behördenangaben erfolgreich Widerstand leisten gegen russische Einheiten.

In einem in der Nacht veröffentlichten Video sagte Selenskyj, dass er zusammen mit seinem Bürochef Andrij Jermak eine Rundreise in den umkämpften Gebieten Donezk und Luhansk gemacht und dabei die Frontstädte Lyssytschansk und Soledar besucht habe. Lyssytschansk liegt am Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk. Selenskyj hatte zuletzt immer wieder schwere Waffen vom Westen gefordert, um nicht nur den russischen Vormarsch aufzuhalten, sondern auch besetzte Gebiete zurückzuerobern.

+++ Ukraine bestätigt Tod russischen Generals +++

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben einen weiteren hochrangigen russischen Offizier im Generalsrang getötet. Der Kommandeur des 1. Armeekorps der separatistischen Donezker Volksrepublik, Generalmajor Roman Kutusow, sei «entnazifiziert und entmilitarisiert» worden, teilte die Verwaltung für strategische Kommunikation der ukrainischen Streitkräfte laut dem Online-Portal «Ukrajinskaja Prawda» in der Nacht zum Montag mit. Über den Tod Kutusows hatte zuerst ein Korrespondent des russischen Staatsfernsehens berichtet.

Kutusow soll gefallen sein, während er einen russischen Angriff auf eine Ortschaft nahe Popasna im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine leitete. Die ukrainische Seite hatte zuvor berichtet, die russische Attacke sei abgewehrt worden und der Feind habe sich unter «erheblichen Verlusten» zurückziehen müssen.