Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Mittwoch

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)
Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)

Der Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen.

  • EU wird Visa-Abkommen mit Russland vollständig aussetzen

  • EU erreicht Gasspeicherziel zwei Monate im Voraus

  • Ukraine will Demilitarisierung von AKW Saporischschja

  • Gazprom klemmt Ostsee-Pipeline für drei Tage ab

  • AKW Saporischschja: Besatzer werfen Ukraine erneut Beschuss vor

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ EU wird Visa-Abkommen mit Russland vollständig aussetzen +++

Die EU wird ein mit Russland geschlossenes Abkommen zur Erleichterung der Visa-Vergabe für Reisende vollständig aussetzen. Das kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Mittwoch nach Beratungen der Außenminister in Prag an.

Der Schritt ist eine weitere Strafmaßnahme in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

+++ Russland: Ukraine erleidet schwere Verluste bei neuer Offensive +++

Seit der zu Wochenbeginn gestarteten ukrainischen Gegenoffensive im Süden der Ukraine will Russland den Truppen des Nachbarlandes schwere Verluste zugefügt haben. Es seien bereits mehr als 1700 ukrainische Soldaten getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit. Zudem haben die russischen Truppen laut Armeesprecher Igor Konaschenkow 63 Panzer, 48 gepanzerte Fahrzeuge und 4 Kampfflugzeuge zerstört. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

+++ EU erreicht Gasspeicherziel zwei Monate im Voraus +++

Laut Daten der europäischen Gasspeicher-Betreiber waren die europäischen Reserven am Mittwoch zu 80,1 Prozent voll. Die deutschen Gasspeicher überschritten die Marke und waren laut den Daten am Mittwoch zu knapp 84 Prozent gefüllt. Wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine hatte die Europäische Union ein neues Gesetz erlassen, wonach die Reservoirs in diesem Jahr bis zum 1. November zu 80 Prozent gefüllt sein müssen.

Ziel ist es, bei einem Totalausfall russischer Gaslieferungen besser gewappnet zu sein. In Deutschland gilt, dass die Speicher am 1. Oktober zu mindestens 85 Prozent und am 1. November zu mindestens 95 Prozent voll sein sollen. Die bei einem Füllstand von 95 Prozent gespeicherte Gasmenge entspricht etwa dem bundesweiten Verbrauch der beiden Monate Januar und Februar 2022.

+++ Baerbock: Sanktionen gegen Russland bleiben auch im Winter +++

Mögliche Proteste wegen hoher Energiepreise im Herbst und Winter werden den Worten von Außenministerin Annalena Baerbock zufolge nicht zur Aufhebung von Sanktionen gegen Russland führen. «Wir werden an der Seite der Ukraine stehen, und das bedeutet, dass die Sanktionen auch im Winter aufrechterhalten werden, selbst wenn es für Politiker sehr schwierig wird», sagte die Grünen-Politikerin bei einer Podiumsdiskussion am Mittwoch in Prag.

Baerbock äußerte die Erwartung, dass Menschen auf die Straße gehen und sagen würden: «Wir können unsere Energiepreise nicht bezahlen.» Dagegen müsse man mit Sozialmaßnahmen vorgehen, aber sie werde deswegen nicht sagen, man müsse die Sanktionen gegen Russland aufheben. «Ich gebe den Menschen in der Ukraine das Versprechen: Wir stehen zu euch, solange ihr uns braucht», betonte die Außenministerin.

+++ Greenpeace dämpft Erwartungen an IAEA-Inspektion +++

Die Zeit für eine gründliche Untersuchung sei viel zu kurz, sagte der Greenpeace-Experte Heinz Smital. Zudem habe Russland etwa über den Energieriesen Rosatom großen Einfluss auf die IAEA. «Dies könnte dazu führen, dass die Delegation weniger Kritik übt, als es angemessen wäre. Ihre Ergebnisse werden daher kritisch zu hinterfragen sein», sagte der Atomphysiker Smital. Mit sechs Blöcken und einer Nettoleistung von 9500 Megawatt ist Saporischschja das größte Atomkraftwerk Europas. Vor dem Krieg hatte es mehr als 10 000 Mitarbeiter.

+++ Ukraine will Demilitarisierung von AKW Saporischschja +++

Die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben sich am frühen Mittwochmorgen auf den Weg zum Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja ins von Russland besetzte südukrainische Gebiet gemacht. «Wir werden ein paar Tage dort verbringen», kündigte IAEA-Chef und Missionsleiter Rafael Grossi vor der Abfahrt in Kiew an. Die Gruppe von Grossi und 13 Experten sei dazu da, die Situation «so weit zu stabilisieren, wie wir können».

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Efrem Lukatsky/AP/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Efrem Lukatsky/AP/dpa)

Selenskyj gab den Experten die Forderung mit auf den Weg, das besetzte AKW Saporischschja solle demilitarisiert und wieder ukrainischer Kontrolle unterstellt werden. Nur so seien Risiken für die nukleare Sicherheit auszuschließen, sagte er. Die Aufgabe der Mission ist aber enger gesteckt. Sie soll die Sicherheit der Anlage begutachten, mögliche Schäden feststellen, die Arbeitsbedingungen der ukrainischen Kraftwerksmannschaft erkunden und überprüfen, ob alles Nuklearmaterial an seinem Platz ist. Die IAEA mit Sitz in Wien hat seit über 60 Jahren Erfahrung in der weltweiten Kontrolle von Sicherheitsstandards in Atomanlagen.

+++ AKW Saporischschja: Besatzer werfen Ukraine erneut Beschuss vor +++

Kurz vor der Ankunft einer Expertengruppe der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) ist das südukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben der russischen Besatzungsverwaltung erneut beschossen worden. Es habe mehr als 60 Einschläge durch Drohnenangriffe und Artilleriebeschuss auf dem Kraftwerksgelände und in der Umgebung gegeben, teilte der Vertreter der russischen Besatzer, Wladimir Rogow, am Mittwoch auf Telegram mit. Opfer habe es nicht gegeben.

Gesamtansicht des Kernkraftwerks Saporischschja (Bild: Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa)
Gesamtansicht des Kernkraftwerks Saporischschja (Bild: Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa)

Seinen Angaben zufolge wurde zudem unter anderem das Gebäude der Stadtverwaltung der Kraftwerksstadt Enerhodar beschädigt. Ein veröffentlichtes Video zeigte entglaste Fenster und Schäden an der Fassade. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

+++ Deutschland wirbt für achtes Sanktionspaket gegen Russland +++

Deutschland wirbt für ein achtes Paket mit EU-Sanktionen gegen Russland. Man habe Vorschläge dazu gemacht, sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Rande eines EU-Treffens in der tschechischen Hauptstadt Prag.

Details nannte die Grünen-Politikerin nicht. Nach den jüngsten Beratungen auf Ebene der G7-Gruppe der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte dürfte die Bundesregierung allerdings insbesondere auf die Einführung einer internationalen Preisobergrenze für russisches Öl dringen.

Vorschläge dazu sehen vor, Russland dazu zu zwingen, Öl künftig für einen deutlich niedrigeren Preis an große Abnehmer wie Indien zu verkaufen. Die Hoffnung ist, dass dies zu einer Entspannung an den Märkten führt. Zudem soll damit auch dafür gesorgt werden, dass Russland nicht mehr von Preisanstiegen für Öl profitiert und damit seine Kriegskasse füllen kann.

+++ Friedensorganisation für Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg +++

Die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges hat sich für eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg stark gemacht.

«Wir plädieren für einen Verhandlungsfrieden und Interessensausgleich statt des Versuchs, ohne Rücksicht auf zivile Opfer einen militärischen Sieg zu erringen», sagte die Vorsitzende der deutschen Sektion der Organisation mit der internationalen Abkürzung IPPNW, Angelika Claußen, in Berlin. Besonders die gefährliche Zuspitzung der Lage rund um das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja zeige die Dringlichkeit eines Waffenstillstands in dem Konflikt.

+++ London: Ukrainer haben Russen im Süden teilweise zurückgedrängt +++

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben die ukrainischen Streitkräfte im Süden ihres Landes die russischen Angreifer ein Stück weit zurückgedrängt. Seit Montag habe es auf mehreren Achsen Angriffe auf russische Einheiten gegeben, was die südliche Frontlinie teilweise verschoben habe, hieß es in einem Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Moskau versuche angesichts hoher Verluste weiterhin, für den Ukraine-Krieg Verstärkung zu generieren. Freiwillige Bataillone des neuen sogenannten dritten Armeekorps sollen nach den britischen Geheimdienstinformationen ihre Basis nahe Moskau bis zum 24. August verlassen haben - mutmaßlich in Richtung Ukraine. Diesen Einheiten mangele es mit hoher Wahrscheinlichkeit an Personal und guter Ausbildung.

+++ Besatzer: IAEA-Experten dürfen nur einen Tag arbeiten +++

Die russische Besatzungsverwaltung in dem teilweise eroberten Gebiet Saporischschja schränkte die Aussichten auf eine gründliche Erkundung des AKW von vornherein ein. Die Experten sollten «an einem Tag anschauen, wie das Werk arbeitet», sagte Verwaltungschef Jewgeni Balizki in Melitopol. «Die Elemente, die sie nennen, wird man im Verlauf ansehen können.»

Balizki sagte, der Übertritt der Gruppe von ukrainischem Territorium auf russisch kontrolliertes Gebiet solle bei Wassyliwka südlich der Gebietshauptstadt Saporischschja erfolgen. Die Experten müssten noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder abreisen. Bei dem Besuch wolle man vorführen, mit welchen Waffen die Ukraine das AKW beschossen habe. Kiew beschuldigt russische Truppen, selbst geschossen zu haben, um einen möglichen Schaden der Ukraine in die Schuhe zu schieben. Genaue Angaben über die Reiseroute und das Eintreffen der Experten in dem AKW gab es nicht. Die russische Agentur Tass nannte ohne Angabe von Quellen den Mittwoch.

+++ Gazprom klemmt Ostsee-Pipeline für drei Tage ab +++

Wie angekündigt wurde die Gaslieferung über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 am frühen Mittwochmorgen gestoppt. Laut Website der Nord Stream AG floss in der Stunde von 3 bis 4 Uhr keine nennenswerte Menge mehr. Bereits in der Stunde davor war die Menge demnach gesunken. Der Staatskonzern Gazprom hatte angekündigt, dass die Lieferungen über die zuletzt wichtigste Route nach Deutschland für russisches Gas wegen Wartungsarbeiten vorübergehend eingestellt werden. Demnach sollen die Lieferungen am frühen Samstagmorgen wieder aufgenommen werden.

Logo von Gazprom (Symbolbild: Getty Images)
Logo von Gazprom (Symbolbild: Getty Images)

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte gesagt, die Wartungsarbeiten seien technisch nicht nachvollziehbar. Zuletzt kamen über die Pipeline nur noch etwa 20 Prozent der maximal möglichen Menge. Nach Aussage Gazproms gibt es auch dafür technische Gründe, was unter anderem die Bundesregierung anzweifelt.

+++ Erstes Getreide aus Ukraine in Afrika angekommen +++

Ein erster Frachter mit Getreide aus der Ukraine erreichte das ostafrikanische Land Dschibuti. Es handle sich um das erste Schiff des UN-Welternährungsprogramms mit diesem Ziel seit Beginn des russischen Angriffskriegs, schrieb WFP-Geschäftsführer David Beasley auf Twitter.

Die Ladung ist laut dem WFP für Äthiopien bestimmt, wo mehr als 20 Millionen Menschen an Hunger leiden. Das Schiff hat 23 000 Tonnen Weizen geladen. Die UN und die Türkei hatten Ende Juli Vereinbarungen vermittelt, dass die Ukraine trotz der russischen Blockade wieder Getreide über ihre Schwarzmeerhäfen ausführen kann.