Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Dienstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

In unserem Nachrichtenticker können Sie die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Moskau stellt Zugang zu besetztem AKW in Ukraine in Aussicht

  • Explosionen auf annektierter Halbinsel Krim

  • Moskau: Ukraine hat Transit von russischem Öl nach Ungarn gestoppt

  • Kreml kritisiert Selenskyjs Forderung nach Reisebann für Russen

  • Russische Truppen stationieren Luftabwehr um Atomkraftwerk

  • London: Russland fokussiert sich auf Verteidigung in Süd-Ukraine

  • Studie: Ukraine-Krieg bremst die Wirtschaft und kostet Jobs

  • Rätsel um Getreidefrachter «Razoni» geht weiter

  • Selenskyj fordert internationalen Reisebann für Russen

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Moskau stellt Zugang zu besetztem AKW in Ukraine in Aussicht +++

Russland will eigenen Angaben zufolge einen Besuch der Internationalen Atombehörde im kürzlich beschossenen Kernkraftwerk Saporischschja im von eigenen Truppen besetzten Süden der Ukraine ermöglichen. «Von unserer Seite aus sind wir bereit, maximal mögliche Unterstützung zur Lösung organisatorischer Fragen zu leisten», teilte das russische Außenministerium am Dienstag mit. Zugleich beschuldigte Moskau die Vereinten Nationen, eine bereits geplante Inspektionsreise angeblich abgesagt und damit eine neue Eskalation herbeigeführt zu haben.

Das in der Stadt Enerhodar gelegene AKW Saporischschja war am vergangenen Wochenende mehrfach beschossen und teils beschädigt worden. Die kritische Infrastruktur soll aber weiter intakt sein.

Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld. Unabhängig zu überprüfen sind die Vorwürfe bislang nicht. UN-Generalsekretär António Guterres hatte den Beschuss des Kraftwerks «selbstmörderisch» genannt und internationalen Zugang zum Gelände gefordert.

+++ Explosionen auf annektierter Halbinsel Krim +++

Auf der von Russland annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist lokalen und Moskauer Angaben zufolge ein Munitionsdepot auf einem Luftwaffenstützpunkt explodiert. In sozialen Netzwerken kursierende Videos zeigten am Dienstag zudem Explosionen und große Rauchwolken, die bei dem Ort Nowofjodorowka unweit des Badeortes Feodossija aufgenommen worden sein sollen. Es gebe keine Opfer, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

Touristen verließen das Gebiet fluchtartig. Krim-Chef Sergej Aksjonow teilte mit, dass ein Bereich im Radius von fünf Kilometern rund um den Stützpunkt abgesperrt werde. Zur Ursache der Explosion äußerte er sich nicht. Beobachter gingen von einem Sabotageakt aus, da die ukrainischen Truppen über 200 Kilometer entfernt sind. Bisherigen Berichten zufolge verfügt die ukrainische Armee derzeit nicht über Raketen mit dieser Reichweite.

+++ Moskau: Ukraine hat Transit von russischem Öl nach Ungarn gestoppt +++

Der Transit von russischem Öl über die Pipeline Druschba (Freundschaft) nach Ungarn ist nach Angaben aus Moskau eingestellt worden. Der russische Pipeline-Monopolist Transneft machte für den Lieferstopp die Ukraine verantwortlich: «Tatsächlich hat (das ukrainische Unternehmen) Ukrtransnafta das Durchpumpen von Öl nach Ungarn, Tschechien und in die Slowakei über den Südstrang der Pipeline Druschba am 4. August um 6.10 Uhr morgens vollständig gestoppt», gab Transneft laut staatlicher russischer Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Dienstag bekannt. Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

Nach Angaben von Transneft-Sprecher Igor Djomin hängt die Beendigung des Transits mit Zahlungsproblemen zusammen: Die Ukraine fordere für die Durchleitung russischen Öls Vorkasse, doch von Transneft getätigte Zahlungen seien wegen neuer europäischer Sanktionen zurückgewiesen worden. Über die Nordroute der Druschba, die durch Belarus und Polen bis nach Deutschland führt, werde hingegen weiter geliefert.

Durch die Pipeline Druschba (Freundschaft) wird Öl von Russland in den Westen geleitet. (Bild: Reuters)
Durch die Pipeline Druschba (Freundschaft) wird Öl von Russland in den Westen geleitet. (Bild: Reuters)

+++ Kreml kritisiert Selenskyjs Forderung nach Reisebann für Russen +++

Die ukrainische Forderung nach einem internationalen Reisebann für alle Russen hat in Moskau heftige Kritik ausgelöst. Die Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seien «äußerst negativ» aufgenommen worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge. «Die Irrationalität des Gedankengangs übersteigt jedes Maß», kritisierte er.

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew beschimpfte Selenskyj auf Twitter als «größten ukrainischen Clown» - und verglich ihn sogar mit NS-Diktator Adolf Hitler. Medwedew fällt seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine immer wieder mit abfälligen Bemerkungen über das Nachbarland auf. So stellte er in der Vergangenheit etwa das Fortbestehen der Ukraine als souveränen Staat infrage. Immer wieder rechtfertigt Moskau seinen schon seit fast einem halben Jahr dauernden Angriffskrieg mit einer angeblichen «Befreiung» des Nachbarlands von Nationalisten - was auch deshalb für besondere Empörung sorgt, weil Selenskyj jüdischer Abstammung ist.

+++ Russische Truppen stationieren Luftabwehr um Atomkraftwerk +++

Nach mehrfachem Beschuss des südukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja stationieren die russischen Besatzungstruppen eigenen Angaben zufolge Luftabwehrsysteme rund um die Anlage. «Die Luftabwehrsysteme des Kraftwerks werden verstärkt», sagte der Chef der von Moskau eingesetzten Militärverwaltung in der Region, Jewgeni Balizki, am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. Moskau und Kiew hatten sich in den vergangenen Tagen wiederholt gegenseitig für Angriffe auf das AKW verantwortlich gemacht. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Balizkis Angaben zufolge arbeitet das Kraftwerk derzeit normal. Die Stromleitungen und beschädigten Blöcke des Meilers seien repariert, sagte er. Das Atomkraftwerk Saporischschja verfügt über insgesamt sechs Blöcke mit einer Gesamtleistung von 5700 Megawatt. Damit ist es das leistungsstärkste Kernkraftwerk in Europa. Bis zum Beschuss am Wochenende waren davon laut ukrainischen Angaben noch drei Blöcke in Betrieb.

Das südukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. (Bild: Reuters)
Das südukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. (Bild: Reuters)

+++ London: Russland fokussiert sich auf Verteidigung in Süd-Ukraine +++

Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine haben nach Angaben britischer Militärexperten ihre Bemühungen in den vergangenen Tagen darauf konzentriert, eine ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes abzuwehren. Trotzdem seien die russischen Angriffe in der östlichen Region Donezk weitergeführt worden, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Dienstag.

Die Fortschritte der russischen Aggressoren seien weiterhin begrenzt, so das Fazit der britischen Experten. Den größten Erfolg in den vergangenen 30 Tagen haben die Russen demnach beim Vorrücken auf die Stadt Bachmut erreicht. Doch auch dort sei die Frontlinie in diesem Zeitraum um gerade einmal zehn Kilometer verschoben worden. In anderen Gebieten seien es nur drei Kilometer gewesen.

Als Grund dafür sehen die Briten unter anderem Personalmangel bei den Russen. «Trotz des weiterhin starken Einsatzes von Artillerie in diesen Gebieten, war Russland nicht in der Lage, fähige Infanterie-Kampftruppen in ausreichender Zahl aufzubringen, um größere Gebietsgewinne zu sichern», hieß es.

+++ Studie: Ukraine-Krieg bremst die Wirtschaft und kostet Jobs +++

Welche Folgen hat der Ukraine Krieg für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland? Drei Forschungsinstitute prognostizieren immense Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung.

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen könnten die deutsche Wirtschaft bis 2030 mehr als 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung kosten. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie mehrerer Institute schadet der Konflikt außerdem der Beschäftigung: Im kommenden Jahr könnten deswegen rund 240 000 Menschen weniger erwerbstätig sein als ohne Krieg, im Durchschnitt der Jahre 2022 bis 2028 wären es 150 000 Menschen. An der Untersuchung waren neben dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsbildung (IAB) auch das Bundesinstitut für Berufsbildung und die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung beteiligt.

Für ihre Prognose gingen die Forscher davon aus, dass die Sanktionen gegen Russland bis 2030 bestehen bleiben, selbst wenn der Krieg bis dahin beendet sei. «Wegen der Kriegswirkungen fällt der Nach-Corona-Aufschwung aus», erklärte Enzo Weber vom IAB. Als wichtigsten Bremsfaktor sehen die Forscher in ihrem Bericht die gestiegenen Preise für fossile Rohstoffe. Diese belasteten die Exportwirtschaft und die Konsummöglichkeiten der privaten Haushalte. Mehr dazu lesen Sie hier.

+++ Rätsel um Getreidefrachter «Razoni» geht weiter +++

Das mit ukrainischem Getreide beladene Frachtschiff «Razoni» hat unerwartet vor dem türkischen Hafen in Mersin geankert. Das zeigten die Schiffsortungsdienste vesselfinder.com und marinetraffic.com am Dienstag. Eigentlich sollten die 26 000 Tonnen Mais in den libanesischen Hafen Tripoli und von dort nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur weiter ins benachbarte Syrien transportiert werden. Etwa einen Tag vor Ankunft änderte das Schiff dann seinen Kurs.

Die «Razoni» hatte den ukrainischen Schwarzmeer-Hafen Odessa vor einer Woche verlassen - als erstes Schiff nach Ende einer Getreide-Blockade Russlands. Nach einer Inspektion in Istanbul steuerte sie zuerst den Libanon an, erklärte als neues Ziel dann aber unerwartet «Order», also einen unbestimmten Ort, von dem aus ein Händler die geladene Ware dann bestellt.

Seit Samstag lag die «Razoni» nahe der türkischen Küste bei Iskenderun vor Anker - und machte sich laut Marinetraffic dann in der Nacht zum Dienstag auf in Richtung des Hafens von Mersin. Der Hafenbetreiber war vorerst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Verwirrung um das Frachtschiff
Verwirrung um das Frachtschiff "Razoni". (Bild: Reuters)

+++ Selenskyj fordert internationalen Reisebann für Russen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert einen internationalen Reisebann für alle Russen, um Moskau von einer Annexion besetzter Gebiete abzuhalten. «Die wichtigsten Sanktionen sind es, die Grenzen zu schließen, denn die Russen nehmen anderen ihr Land weg», sagte er der US-Zeitung «Washington Post» in einem Interview vom Montag. Die Russen sollten «in ihrer eigenen Welt leben, bis sie ihre Philosophie ändern».

Im russisch besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Saporischschja wurde am Montag ein Referendum über einen Beitritt zur Russischen Förderation angekündigt. Ähnliche Pläne gibt es für das besetzte Gebiet Cherson.

Selenskyjs Äußerungen stoßen auch auf eine wachsende Diskussion in der EU, die Erteilung von Touristenvisa an Russen zu erschweren oder ganz einzustellen. Auch wenn der Reiseverkehr durch gekappte Flug- und Bahnverbindungen erschwert ist, sind doch im Sommer viele Russen trotz Krieges in die EU gereist. Russlands Nachbar Lettland im Baltikum hat bereits die Visa-Bestimmungen verschärft. Finnland erwägt dies, fordert aber eine Lösung für den ganzen Schengen-Raum.

Nach Russlands Krieg gegen die Ukraine sollte es weder einen schwelenden noch einen eingefrorenen Konflikt geben, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Die Ukraine muss alles zurückbekommen, was Russland vorübergehend besetzt hat.» Nur eine offensichtliche Niederlage des Angreifers sei ein Schutz vor einem weiteren Krieg, sagte der ukrainische Präsident in Kiew.

VIDEO: Kernkraftwerk Saporischschja: Atomenergie-Behörde drängt auf Zutritt