Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Dienstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker ist für heute beendet, Sie können hier die wichtigsten News nachlesen:

  • Selenskyj sieht Erfolge an der Front

  • Selenskyj bestätigt ersten Einsatz von ATACMS-Raketen aus USA

  • EU-Parlament spricht sich für 50 Milliarden Euro Ukraine-Hilfen aus

  • Großbritannien: Russland hat neue Offensive begonnen

  • Putin empfängt Orban: Genugtuung über Ungarns Haltung

  • Russland: Unsere Drohnen kommen aus China

  • Putin landet zu Seidenstraßen-Gipfel in Peking

  • Selenskyj: Langfristig angelegte Unterstützungsprogramme wichtig

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Selenskyj sieht Erfolge an der Front +++

Nach einer Sitzung des ukrainischen Generalstabs hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Erfolge seiner Truppen im Kampf gegen die russischen Besatzer hervorgehoben. «Es gibt Ergebnisse», sagte er am Dienstag in einer Videomitteilung, ohne Details zu nennen. «Wir haben ein Ergebnis in unseren Fortschritten, das Ergebnis der Angriffsoperationen unserer Jungs, und das ist die wichtigste Nachricht für unser Land.»

Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)

Die Ukraine brauche solche Ergebnisse «jeden Tag, jede Woche». Jeder zurückgelegte Kilometer, jede überwundene Verteidigungslinie der Besatzer zähle. «Die Beständigkeit unserer Ergebnisse bedeutet die Beständigkeit der Unterstützung der Welt für die Ukraine.»

Kurz zuvor hatte die ukrainische Militärführung von neuen Geländegewinnen im zentralukrainischen Bezirk Saporischschja berichtet. Die russischen Linien seien dort um knapp einen Kilometer zurückgedrängt worden. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

+++ Selenskyj bestätigt ersten Einsatz von ATACMS-Raketen aus USA +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Dienstagabend die Lieferung amerikanischer ATACMS-Raketen an sein Land und deren ersten Einsatz bestätigt. «Die ATACMS haben sich bewährt», sagte er in seiner abendlichen Videoansprache am Dienstag.

Eine Einheit der 8. US Armee feuert eine Artillerie-Kurzstreckenrakete vom Typ ATACMS ab. (Bild: South Korea's Joint Chiefs of Staff/YNA/dpa)
Eine Einheit der 8. US Armee feuert eine Artillerie-Kurzstreckenrakete vom Typ ATACMS ab. (Bild: South Korea's Joint Chiefs of Staff/YNA/dpa)

+++ EU-Parlament spricht sich für 50 Milliarden Euro Ukraine-Hilfen aus +++

Das Europäische Parlament unterstützt Pläne für neue Milliardenhilfen für die kriegsgeplagte Ukraine, will dafür aber auch eingefrorene russische Vermögen verwendet sehen. Insgesamt geht es um einen Betrag in Höhe von 50 Milliarden Euro, den jüngst die EU-Kommission vorgeschlagen hatte. Das Geld soll von 2024 bis 2027 in den Wiederaufbau und die Modernisierung des Landes fließen, wie das EU-Parlament am Dienstag in Straßburg mitteilte.

Ende Juni hatte die EU-Kommission mit Blick auf fehlendes Geld im langfristigen Gemeinschaftsetat die Mitgliedsländer um 66 Milliarden Euro zusätzlich für die kommenden Jahre gebeten. Neben den 50 Milliarden Euro für die Ukraine soll das Geld etwa in die Bereiche Migration und Wettbewerb fließen, aber auch für höhere Zinsen und Mehrkosten aufgrund der Inflation aufgewendet werden.

+++ Großbritannien: Russland hat neue Offensive begonnen +++

Das britische Verteidigungsministerium stuft die Attacken Russlands im Osten der Ukraine als womöglich größte Angriffswelle seit Monaten ein. «Russland hat höchstwahrscheinlich eine koordinierte Offensive an mehreren Achsen im Osten der Ukraine begonnen», teilten die Briten am Dienstag in ihrem täglichen Update beim Kurznachrichtendienst X mit.

Ukrainische Soldaten (Symbolbild: Alex Babenko/AP/dpa)
Ukrainische Soldaten (Symbolbild: Alex Babenko/AP/dpa)

Russische Streitkräfte greifen seit Längerem vehement die Stadt Awdijiwka an. Die Stadt sei bisher ein großes Hindernis für die Russen, um die Kontrolle über das teils von Moskau besetzte Gebiet Donezk zu übernehmen, schrieben die Briten. Nach ihrer Einschätzung könnten mehrere Panzerbataillone versuchen, die Stadt zu umzingeln. «Es ist wahrscheinlich die bedeutendste Offensive Russlands seit mindestens Januar 2023.»

Verschanzte ukrainische Streitkräfte hätten bisher wohl einen russischen Vormarsch verhindert, teilten die Briten mit. Der langsame Fortschritt und hohe Opferzahlen hätten nun wahrscheinlich einen Strategiewechsel in Russland ausgelöst - von einer Offensive hin zu einer «aktiven Verteidigung», weil es zunehmend unwahrscheinlich erscheine, Awdijiwka auf kurze Sicht erfolgreich einzunehmen.

+++ Putin empfängt Orban: Genugtuung über Ungarns Haltung +++

Kremlchef Wladimir Putin hat am Rande eines Besuchs in Peking den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zu einem längeren Gespräch auch über den Krieg in der Ukraine empfangen. Putin sprach bei diesem ersten Treffen mit einem Regierungschef eines EU-Staates in diesem Jahr von «Genugtuung», dass es trotz der Spannungen mit dem Westen noch Länder in Europa gebe, die zu Russland Kontakt hielten. Orban, der Putin auch vor Beginn des Krieges voriges Jahr im Februar in Moskau besucht hatte, sprach laut russischer Übersetzung von einem «schwierigen» Treffen in Peking.

Wladimir Putin und Viktor Orban (Bild: Grigory Sysoyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa)
Wladimir Putin und Viktor Orban (Bild: Grigory Sysoyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa)

Trotz der Sanktionen der EU im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine versuche Budapest, an bilateralen Kontakten mit Moskau zu retten, was möglich sei, sagte Orban. Ungarn erhält von Russland anders als Deutschland noch Pipeline-Gas. Orban lobte den russischen Staatsmedien zufolge, dass neben dem Energieriesen Gazprom auch der Atomkonzern Rosatom ein guter Partner bleibe. Ungarn wolle die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland fortsetzen.

Putin zeigte sich betont «zufrieden». «Ungeachtet dessen, dass die heutigen geopolitischen Bedingungen die Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Kontakte und zur Entwicklung der Beziehungen ziemlich einschränken, kann es dennoch Zufriedenheit hervorrufen, dass wir unsere Beziehungen mit vielen Ländern Europas erhalten und ausbauen. Eines dieser Länder ist Ungarn», sagte Putin. Der Kremlchef empfing Orban in einem Gästehaus der chinesischen Führung, wo er während des Seidenstraßen-Gipfels bis zum Mittwoch wohnt.

+++ Staatsduma ebnet Weg für mögliche russische Atomwaffentests +++

Russland hat offiziell mit dem Ausstieg aus einem weiteren internationalen Sicherheitsvertrag begonnen und will damit erstmals seit Jahrzehnten wieder Atomwaffentests ermöglichen. Die Staatsduma verabschiedete am Dienstag in erster von drei Lesungen ein Gesetz, mit dem Russlands Ratifizierung des globalen Vertrags über den Stopp von Nukleartests (CTBT) zurückgezogen wird. Die zweite Lesung ist an diesem Mittwoch geplant, die letzte Lesung am Donnerstag. Es wird erwartet, dass Kremlchef Wladimir Putin den Austritt aus dem Vertrag dann per Unterschrift rasch formalisiert.

Damit kann Russland bald erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder Kernwaffen testen. Der letzte Atomwaffentest liegt 33 Jahre zurück - am 24. Oktober 1990.

+++ Ukraine meldet Zerstörung von neun russischen Hubschraubern +++

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben bei Luftschlägen gegen Flugplätze in der Nähe der von Russland besetzten Städte Luhansk und Berdjansk neun Hubschrauber zerstört. Darüber hinaus seien Spezialtechnik, eine Flugabwehrabschussrampe und Arsenale zerstört worden, teilten die Spezialkräfte der Armee in Kiew am Dienstag bei Telegram mit. Start- und Landebahnen seien ebenfalls beschädigt worden. Von russischer Seite gab es dafür keine Bestätigung.

+++ Russland: Unsere Drohnen kommen aus China +++

Der russische Finanzminister Anton Siluanow hat die Abhängigkeit Russlands von Drohnen aus China eingeräumt. «Im Grunde kommen alle unsere Drohnen aus der Volksrepublik China», sagte der Minister bei einer Sitzung des Haushaltsausschusses des russischen Parlaments. Derweil kam Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstagmorgen zum Seidenstraßen-Gipfel in Peking an, wo er auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen will. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock versprach der Ukraine und deren kleiner Nachbarrepublik Moldau trotz der Krise im Nahen Osten anhaltende Unterstützung im Abwehrkampf gegen Russland.

Nach Angaben Siluanows soll die russische Produktion von zivilen Drohnen ausgeweitet werden. Dafür sehe der Staatshaushalt mehr als 60 Milliarden Rubel (rund 585 Millionen Euro) vor.

+++ Russlands Präsident Putin landet zu Seidenstraßen-Gipfel in Peking +++

Putin landete am Dienstagmorgen zum Seidenstraßen-Gipfel in Peking. Das berichtete das chinesische Staatsfernsehen. Putin wird im Rahmen des internationalen Gipfels zum chinesischen Investitions- und Infrastrukturprojekt «Neue Seidenstraße» auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen. China ist ein wichtiger Partner Russlands und hat dem Land in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine bislang Rückendeckung gegeben, indem sich die Volksrepublik nach außen hin neutral positionierte.

Wladimir Putin (Bild: dpa)
Wladimir Putin (Bild: dpa)

+++ Baerbock: Ukraine und Moldau können sich auf Unterstützung verlassen +++

Baerbock versprach der Ukraine und Moldau anhaltende Unterstützung: «So sehr uns die Krisendiplomatie dieser Tage fordert, wir weichen keinen Zentimeter in unserer Unterstützung für die Ukraine und unsere Partner im Europas Osten wie Moldau», erklärte die Grünen-Politikerin am Montag angesichts des Hamas-Angriffs auf Israel vor ihrem Flug zur vierten Moldau-Unterstützerkonferenz. Das Treffen findet an diesem Dienstag in Chisinau statt, der Hauptstadt Moldaus.

Annalena Baerbock (Bild: Reuters)
Annalena Baerbock (Bild: Reuters)

Die Moldau-Plattform war im April 2022 von Baerbock zusammen mit Frankreich und Rumänien als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine ins Leben gerufen worden. Bei den drei Geber-Konferenzen 2022 waren mehr als eine Milliarde Euro für Moldau zusammengekommen.

+++ Selenskyj: Langfristig angelegte Unterstützungsprogramme wichtig +++

In seiner abendlichen Videoansprache sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag mit Blick auf sein vorangegangenes Treffen mit der US-Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau der Ukraine, Penny Pritzker: «Ein solcher Besuch an einem solchen Tag ist ein wichtiges Signal.»

Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: dpa)

Er hob zugleich die Zusammenarbeit aller Strukturen des Landes hervor. Egal ob Militär, Wirtschaft oder private Initiativen, sie alle zusammen ermöglichten den Menschen und Städten der Ukraine «ein normales Leben». Vor allem die langfristig angelegten Unterstützungsprogramme für die Ukraine seien von großer Bedeutung. Selenskyj verglich diese mit einem Marathonlauf.

+++ Kämpfe um Awdijiwka - Raketen auf Poltawa - Bomben auf Cherson +++

Russische Truppen griffen am Montag erneut die Stadt Awdijiwka in der Region Donezk im Osten der Ukraine an. Die Attacken seien unter erneuten schweren Verlusten der russischen Militärs zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Abend mit. Bei einem russischen Raketenangriff auf Mirgorod nahe der zentralukrainischen Stadt Poltawa wurden nach offiziellen Angaben drei Menschen verletzt, darunter ein zehnjähriges Kind. Zudem griffen russische Kampfflugzeuge am Montagabend den Bezirk Cherson in der Südukraine an. Dabei warfen sie mehrere Bomben auf die Vororte ab, wie ukrainische Medien meldeten. Über Opfer lagen zunächst keine Angaben vor.

+++ Moskau spricht von hohen ukrainischen Verlusten +++

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Großoffensive nach russischer Darstellung hohe Verluste an Menschen und Material erlitten. Die ukrainischen Truppen hätten rund 1500 gepanzerte Fahrzeuge eingebüßt, erklärte Verteidigungsminister Sergej Schoigu nach Angaben der Staatsagentur Tass vom Montag. Die Zahlen ließen sich nicht unabhängig prüfen. Schoigu machte zudem keine näheren Angaben zu russischen Verlusten bei den Gefechten.