Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Selenskyj: Hören Respekt aus China

  • Kreml: Keine guten Aussichten für Getreide-Abkommen

  • Bundesregierung: Russland will eigene Bevölkerung mundtot machen

  • Zahl der Toten im zentralukrainischen Uman steigt weiter

  • Selenskyj verurteilt «Nacht des Terrors»

  • Kiew fordert Rückkehr deportierter Kinder

  • Über 1000 Russen vor Gericht wegen Fahnenflucht und Verweigerung

Die aktuelle Newslage:

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Artur Widak/NurPhoto via Getty Images)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Artur Widak/NurPhoto via Getty Images)

+++ Selenskyj: Hören Respekt aus China +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich einmal mehr positiv über ein kürzliches Telefonat mit Chinas Staatschef Xi Jinping geäußert. In dem Gespräch sei es um die territoriale Unversehrtheit der Ukraine «einschließlich der Krim» und die Charta der Vereinten Nationen gegangen. «Wir haben Respekt gegenüber allen diesen Prinzipien gehört», sagte der 45-Jährige am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kiew. Das sei sehr wichtig. Über gegenseitige Besuche sei mit Peking nicht gesprochen worden.

Selenskyj habe Xi ebenfalls darum gebeten, auf Moskau einzuwirken, um eine Rückkehr von ukrainischen Kriegsgefangenen und «verschleppten Kindern» zu erreichen. Seinen Angaben nach geht es um «knapp 20 000 Kinder». «Ich sage es offen, bei der Rückkehr unserer Kinder hilft der Ukraine derzeit nur die Ukraine», klagte der Staatschef. Es gebe zwar Bemühungen von Seiten der Vereinten Nationen, doch nur mit schwachen Ergebnissen. Daher habe er Xi auch hierbei um Hilfe gebeten.

+++ Kreml: Keine guten Aussichten für Getreide-Abkommen +++

Der Kreml bewertet die Aussichten für eine Fortsetzung des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer als nicht gut. Präsident Wladimir Putin habe einen Brief von UN-Generalsekretär António Guterres mit Argumenten für die Verlängerung erhalten, allerdings gebe es für Russland keine Fortschritte, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag. So hätten die russischen Hersteller von Düngemitteln weiter Probleme, ihre Waren zu exportieren. Russland beklagt, dass die im Zuge des Krieges in der Ukraine verhängten Sanktionen die Lieferungen behinderten.

Kremlchef Putin hatte Guterres aufgefordert, sich international dafür einzusetzen, dass russische Schiffe wieder ungehindert fahren können. Probleme gibt es etwa beim Abschluss von Versicherungen für die Frachter, aber auch bei den Bezahlungen, weil Geldüberweisungen durch die mit Sanktionen belegten russischen Banken schwierig sind. Die negativen Einschränkungen für die russischen Düngemittellieferanten bestünden fort, kritisierte Peskow. Deshalb sehe es nicht gut aus für eine Verlängerung des Abkommens nach dem 18. Mai.

(Bild: REUTERS/Nina Liashonok)
(Bild: REUTERS/Nina Liashonok)

Russland droht immer wieder damit, das zuletzt Mitte März um 60 Tage verlängerte Getreide-Abkommen platzen zu lassen, wenn seine Bedingungen nicht erfüllt werden. Schon in den vergangenen Tagen beklagten die ukrainischen Behörden Behinderungen beim Auslaufen der Getreide-Frachter aus ihren Häfen. Platzt das Abkommen, könnte die russische Kriegsflotte die Verschiffung des Getreides verhindern.

+++ Bundesregierung: Russland will eigene Bevölkerung mundtot machen +++

Die Bundesregierung hat das Vorgehen Russlands gegen Oppositionelle wie den seit mehr als zwei Jahren inhaftierten Alexej Nawalny scharf kritisiert. «Wir sehen mit großer Sorge und Bestürzung, dass nicht nur die Aggressionen Russlands nach außen, sondern auch die Repressionen nach innen immer weitere Ausmaße annehmen», sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Freitag in Berlin.

Insbesondere seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr werde das Vorgehen der russischen Führung gegen die eigene Zivilbevölkerung immer unerbittlicher, sagte Hoffmann. Es gebe faktisch keine Meinungsfreiheit mehr in Russland. «Mit zunehmender Repression soll die Bevölkerung mundtot gemacht werden.»

Russische Aktivisten demonstrieren in Italien (Bild: Simona Granati - Corbis/Corbis via Getty Images)
Russische Aktivisten demonstrieren in Italien (Bild: Simona Granati - Corbis/Corbis via Getty Images)

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der Regierungskritiker Nawalny nach dem Ende einer 15-tägigen Isolationshaft sofort erneut in eine Einzelzelle verlegt worden ist. Am selben Tag wurde ein neuer Strafprozess gegen den 46-Jährigen in Moskau eröffnet. Nach Angaben Nawalnys wird ihm vorgeworfen, im Gefängnis Terroranschläge vorbereitet zu haben. Er sprach von einer «absurden Anklage».

+++ Zahl der Toten im zentralukrainischen Uman steigt weiter +++

Im zentralukrainischen Uman ist die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus weiter gestiegen. Das Innenministerium in Kiew meldete am Freitag 15 Tote. Demnach waren weitere Leichen aus den Trümmern des teils zerstörten Hauses gezogen worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff als «Terror gegen Zivilisten». Er teilte mit, dass unter den Toten zwei nicht identifizierte Kinder seien. «Das Schicksal ihrer Eltern ist unklar», sagte er.

Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach möglichen weiteren Opfern. Es gab 18 Verletzte, von denen elf im Krankenhaus behandelt wurden. Selenskyj forderte vom Westen mehr Waffen für die Ukraine und härtere Sanktionen gegen Russland sowie eine Verurteilung der Täter. «Wir können den russischen Terror nur gemeinsam besiegen», betonte er.

+++ Selenskyj verurteilt «Nacht des Terrors» +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach den neuen russischen Raketenangriffen von einer «Nacht des Terrors» gesprochen. «Terroristen haben Zivilisten als Ziel genommen», sagte er am Freitag. Zehn Wohngebäude seien in der zentralukrainischen Stadt Uman im Gebiet Tscherkassy getroffen worden. Selenskyj veröffentlichte dazu Fotos von den Zerstörungen in den sozialen Netzwerken. Ein Wohnblock sei zerstört.

UMAN, UKRAINE - APRIL 28: Rescuer looks at a destroyed residential building during search and rescue operation on April 28, 2023 in Uman, Ukraine. During the night, Russia carried out a massive missile attack on the entire territory of Ukraine. A rocket hit a residential building in Uman, prompting a search and rescue operation. (Photo by Yevhenii Zavhorodnii/Global Images Ukraine via Getty Images)
(Bild: Yevhenii Zavhorodnii/Global Images Ukraine via Getty Images)

Innenminister Ihor Klimenko teilte mit, dass die Zahl der Toten auf zehn gestiegen sei. Aus den Trümmern seien drei weitere Leichen geborgen worden. Zunächst war von sieben Toten die Rede gewesen. Laut den Rettungskräften waren zwei Kinder unter den Toten. Zudem gab es Behördenangaben zufolge 18 Verletzte, von denen 11 im Krankenhaus behandelt werden mussten.

«Das russische Böse kann durch Waffen gestoppt werden, unsere Verteidiger tun dies. Und es kann durch Sanktionen beendet werden», sagte Selenskyj. Er fordert seit langem deutlich mehr Waffen, eine Verschärfung der internationalen Strafmaßnahmen gegen Russland und eine bessere Kontrolle der Umsetzung der bisher erlassenen Exportbeschränkungen in das Riesenreich.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba forderte einmal mehr Kampfjets vom Westen, um die russischen Truppen aus der Ukraine zu vertreiben. «Der Weg zu Frieden ist, die Ukraine mit F-16 zu bewaffnen und die Kinder vor russischem Terror zu schützen.» Das russische Verteidigungsministerium brüstete sich dagegen in Moskau einmal mehr mit den Raketenschlägen und teilte bei Telegram mit: «Sicher ins Ziel».

+++ Kiew fordert Rückkehr deportierter Kinder +++

Mehr als 14 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Rückkehr aller verschleppten Kinder und Strafen für die Täter gefordert. «Die Deportation ukrainischer Kinder ist eines der komplett vorsätzlichen Elemente von Russlands Versuch, die Identität unseres Volkes auszulöschen und das Wesen der Ukrainer auszulöschen», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache am Donnerstag.

Die USA verhängten unterdessen neue Sanktionen gegen Russland wegen «unrechtmäßiger Verhaftungen». Und es gibt neue Entwicklungen im Fall der mysteriösen Nord-Stream-Explosionen.

Die Verschleppung von ukrainischen Kindern müsse sowohl politisch als auch juristisch als Völkermord eingestuft werden, forderte Selenskyj. Das sei auch wichtig, um anderen potenziellen Täter-Staaten zu signalisieren: «Es wird Strafen für Völkermord geben.» An der Rückkehr der verschwundenen Kinder werde weiter gearbeitet.

+++ Über 1000 Russen vor Gericht wegen Fahnenflucht und Verweigerung +++

Seit Beginn der Mobilmachung in Russland haben die Behörden Medien zufolge mehr als 1000 Soldaten wegen Fahnenflucht, unerlaubter Entfernung von der Truppe oder Befehlsverweigerung angeklagt. «Stand letzte Aprilwoche sind 1064 Fälle bei Militärgerichten eingegangen», berichtete das unabhängige Portal Mediazona.

(Symbolbild: getty Images)
(Symbolbild: getty Images)

Putin hat im Herbst 2022 eine Teilmobilmachung verkündet. Aus Angst vor einer Einberufung flüchteten damals Hunderttausende Russen ins Ausland. Derzeit häufen sich wieder Spekulationen um eine neue Einberufungswelle. Der Kreml hingegen dementiert das bislang.

+++ USA verhängen wegen Verhaftungen Sanktionen gegen Russland und Iran +++

Die USA verhängen wegen «unrechtmäßiger Verhaftungen» neue Sanktionen gegen Russland und den Iran. Betroffen sei unter anderem der russische Geheimdienst FSB, teilte die US-Regierung am Donnerstag mit. Menschen dürften keine «politischen Schachfiguren» sein, die «unter falschem Vorwand» verhaftet werden.

Aufsehen in Russland erregte zuletzt die Verhaftung des US-Reporters Evan Gershkovich wegen angeblicher Spionage in Russland. Der Korrespondent des «Wall Street Journal» wurde Ende März im Ural vom FSB in Gewahrsam genommen. Die Behörden werfen ihm Spionage im Auftrag der US-Regierung vor. Die US-Regierung betonte nun, dass an dem neuen Sanktionspaket schon vor Gershkovichs Verhaftung gearbeitet worden sei. Ebenfalls wegen angeblicher Spionage in Russland inhaftiert ist seit 2018 der US-Amerikaner Paul Whelan.

+++ Bericht: Russisches Schiff kurz vor Nord-Stream-Explosion nahe Tatort +++

Wenige Tage vor den Nord-Stream-Explosionen in der Ostsee hat sich nach Angaben des dänischen Militärs ein russisches Spezialschiff in der Nähe der Detonationsorte befunden. Das dänische Verteidigungskommando bestätigte der Zeitung «Information», dass ein Patrouillenschiff am 22. September 2022 östlich der Insel Bornholm 26 Bilder von der «SS-750» gemacht habe. Vier Tage später war es nahe Bornholm zu mehreren Explosionen an den Pipelines gekommen. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar. In Deutschland, Dänemark und Schweden laufen Ermittlungen.