Werbung

Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen: 

  • Putin trifft Mütter getöteter Soldaten: «Teilen Ihren Schmerz»

  • EU-Kommission bereitet Generatorenspende für Ukraine vor

  • Scholz: Unterstützen Ukraine solange wie nötig

  • Nato-Generalsekretär: Patriot-Abgabe an die Ukraine ist kein No-Go

  • Selenskyj: Russland kriegt uns nicht klein

  • Techniker reparieren rund um die Uhr zerstörte Energienetze

  • Befreite Stadt Cherson wird beschossen

  • Lukaschenko schließt Einsatz seiner Armee gegen Ukraine aus

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Putin trifft Mütter getöteter Soldaten: «Teilen Ihren Schmerz» +++

Mehr als neun Monate nach dem Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin Mütter getöteter sowie derzeit kämpfender Soldaten getroffen. Staatliche russische Medien veröffentlichten am Freitag ein kurzes Video, das zeigt, wie Putin mehr als ein Dutzend ausgewählter Frauen in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo bei Moskau empfängt und ihnen Kaffeetässchen reicht.

«Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir diesen Schmerz mit Ihnen teilen, und dass wir natürlich alles dafür tun werden, damit Sie sich nicht vergessen fühlen», sagte Putin bei dem Treffen an die Familien der Getöteten gerichtet. «Wir tun alles uns Mögliche dafür, dass Sie eine Schulter an Ihrer Seite spüren.»

Den offiziellen Angaben zufolge waren 17 Frauen aus verschiedenen russischen Regionen sowie aus völkerrechtswidrig von Moskau annektierten Gebieten der Ostukraine angereist. Aus Putins Ansprache ging hervor, dass unter ihnen auch Mütter von Männern waren, die derzeit im Nachbarland kämpfen. Oppositionelle Medien verwiesen darauf, dass vor allem Vertreterinnen Kreml-naher Organisationen eingeladen worden seien.

+++ EU-Kommission bereitet Generatorenspende für Ukraine vor +++

Die Ukraine erhält 40 Generatoren aus EU-Beständen. Eine entsprechende Lieferung werde derzeit über das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen vorbereitet, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitagabend nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Mit den Generatoren könne jeweils ein kleines bis mittelgroßes Krankenhaus mit Strom versorgt werden. In der Ukraine kommt es derzeit immer wieder zu Stromausfällen. Nach mehreren massiven russischen Angriffen auf die Infrastruktur in der Ukraine sind zahlreiche Menschen von der Strom und Wärmeversorgung abgeschnitten.

+++ Scholz: Unterstützen Ukraine solange wie nötig +++

Olaf Scholz (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)
Olaf Scholz (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)

Neun Monate nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz versichert, das angegriffene Land zu unterstützen, solange dies notwendig ist. «Die Ukraine kann sich darauf verlassen, dass wir sie weiterhin umfangreich finanziell, humanitär und auch mit Waffen unterstützen werden, und zwar solange, wie es nötig sein wird», sagte der SPD-Politiker in einem am Freitag veröffentlichten Interview des Magazins «Focus». Deutschland zähle zu den Ländern, die der Ukraine am stärksten helfen. Das gelte auch für Waffenlieferungen. Die gelieferten Panzerhaubitzen und Flakpanzer Gepard seien sehr wirkungsvoll. Der Kanzler verwies zudem auf Mehrfachraketenwerfer und das Flugabwehrsystem Iris-T.

Scholz wollte nicht spekulieren, wie lange der Krieg noch dauern wird, betonte aber: «Russland darf diesen Krieg nicht gewinnen.» Und es dürfe keinen Einsatz von Nuklearwaffen geben, das habe die internationale Staatengemeinschaft unmissverständlich deutlich gemacht.

Auf die Frage, ob Russlands Präsident Wladimir Putin ein Kriegsverbrecher sei, antwortete Scholz: «Der Krieg in der Ukraine verletzt alle völkerrechtlichen Regeln, und Wladimir Putin ist für diesen Krieg verantwortlich. Es sind dort unglaublich grausame Kriegsverbrechen verübt worden. Wir werden dabei helfen, die Verbrechen aufzuklären, die Verantwortlichen zu identifizieren und zur Verantwortung zu ziehen.»

+++ Nato-Generalsekretär: Patriot-Abgabe an die Ukraine ist kein No-Go +++

Die Nato ist offen für Polens Vorschlag, die von Deutschland angebotenen Patriot-Flugabwehrsysteme in der Ukraine aufzustellen. Es sei eine nationale Entscheidung, ob solche Waffen an Kiew geliefert werden, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag. Damit entkräftete er die Argumentation von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die auf mögliche Vorbehalte der Nato verwiesen hatte. Polens Präsident Andrej Duda betonte, aus militärischer Sicht werde sein Land am besten geschützt, wenn die Patriot-Systeme in der Westukraine aufgestellt werden. Die Entscheidung müsse aber Deutschland treffen.

Deutschland hatte die Systeme eigentlich Polen zur Sicherung des polnischen Luftraums angeboten. Warschau regte dann aber eine Verlegung direkt in die Ukraine an, die im Februar von Russland überfallen worden war.

Stoltenberg wies vor Journalisten in Brüssel darauf hin, dass Nato-Verbündete bereits verschiedene Arten moderner Luftverteidigungssysteme und auch andere moderne Systeme wie die Himars-Raketenwerfer in die Ukraine geliefert hätten. Wenn es Spezialisten zur Bedienung brauche, könnten Ukrainer dafür in einem Nato-Staat ausgebildet werden. Dies sei beispielsweise auch bei dem Flugabwehrsystem Nasams so gewesen.

+++ Britischer Außenminister in Kiew: «Russland wird scheitern» +++

Bei einem Besuch in Kiew hat der britische Außenminister James Cleverly der Ukraine Rettungswagen und weitere praktische Unterstützung versprochen. «Während der Winter hereinbricht, versucht Russland, die ukrainische Entschlossenheit durch brutale Angriffe auf Zivilisten, Krankenhäuser und Energieinfrastruktur zu brechen», sagte der konservative Politiker am Freitag in Kiew der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. «Russland wird scheitern.»

Cleverly traf in Kiew den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Von der Begegnung teilte er im Anschluss ein Foto auf Twitter. «Großbritannien unterstützt Sie mit Taten - nicht nur Worten», schrieb er dazu an den Präsidenten gerichtet.

Konkret versprach der Minister 24 Rettungswagen sowie sechs gepanzerte Fahrzeuge. Außerdem will London den Aufbau von zerstörten Schulen und Schutzräumen sowie andere Programme mit drei Millionen Pfund (rund 3,5 Mio. Euro) unterstützen.

+++ Selenskyj: Russland kriegt uns nicht klein +++

Angesichts von Kälte und Dunkelheit in ukrainischen Städten infolge der massiven Blackouts hat Präsident Wolodymyr Selenskyj den Widerstandsgeist seines Volkes gegen die russische Invasion beschworen. «Wir haben neun Monate lang einen umfassenden Krieg überstanden, und Russland hat keinen Weg gefunden, uns zu brechen. Und es wird keinen finden», sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache. «Wir müssen so weitermachen wie jetzt gerade, in Einigkeit und gegenseitiger Hilfe.» Russland war am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert.

Die Wiederherstellung von Strom- und Wasserversorgung nach dem schweren Raketenangriff vom Mittwoch dauerte den ganzen Donnerstag und in die Nacht zum Freitag an. «Russland will nicht nur, dass die Ukrainer ohne Strom und Wärme sind», sagte Selenskyj in Kiew. «Die Terroristen wollen uns voneinander isolieren und dafür sorgen, dass wir einander nicht spüren.» Durch russischen Beschuss auf die Stadt Cherson in der Südukraine wurden 7 Menschen getötet und etwa 20 verletzt, wie die regionalen Behörden mitteilten. Am Freitag ist für die Ukraine der 275. Tag im Abwehrkampf gegen die Invasion.

Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Ukrainian Presidency via Getty Images)
Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Ukrainian Presidency via Getty Images)

+++ Techniker reparieren rund um die Uhr zerstörte Energienetze +++

Auch wenn es in vielen ukrainischen Haushalten noch keinen Strom, Wasser oder Heizung gab, meldeten die Behörden Fortschritte bei der Wiederherstellung der Versorgung. Das Stromnetz erhole sich von dem Blackout am Mittwoch. Die Hälfte des Bedarfs könne wieder gedeckt werden, teilte der Netzbetreiber Ukrenerho am Donnerstagabend mit.

Die meisten Wärmekraftwerke und Wasserkraftwerke produzierten wieder Strom. Die notabgeschalteten Kernkraftwerke kehrten ans Netz zurück. Auch das russisch besetzte AKW Saporischschja wurde nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder von außen mit Strom versorgt und war nicht auf Dieselgeneratoren angewiesen.

Angespannt blieb die Lage in der Hauptstadt Kiew. Dort hatten nach Angaben des Versorgers DTEK nur 30 Prozent der Haushalte Strom. Das Licht könne vorerst nur für zwei, drei Stunden eingeschaltet werden.

«Mit Stand heute Abend gibt es in 15 Regionen immer noch Probleme mit dem Wasser», sagte Selenskyj. Die Angriffe auf zivile Ziele seien «die Rache derjenigen, die verloren haben», sagte er. «Sie wissen nicht, wie man kämpft. Das Einzige, was sie tun können, ist zu terrorisieren. Ob Energieterror, Artillerieterror oder Raketenterror - dazu ist Russland unter seiner derzeitigen Führung heruntergekommen.» Nur die Befreiung des gesamten Landes und Sicherheitsgarantien könnten die Ukrainer dauerhaft vor Russland schützen.

+++ Befreite Stadt Cherson wird beschossen +++

Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs sprach am Donnerstag von andauernden schweren Kämpfen im Donbass in der Ostukraine. Die russischen Truppen versuchten weiterhin einen Durchbruch bei Bachmut und bei Awdijiwka.

Selenskyj sagte, die erst kürzlich von ukrainischen Truppen befreite Stadt Cherson werde fast stündlich beschossen. Am Donnerstag schossen russische Truppen mit Artillerie und Mehrfachraketenwerfern auf die Stadt in der Südukraine ein und töteten 7 Menschen. Etwa 20 Menschen seien verletzt worden, teilte Gebietsgouverneur Jaroslaw Januschewytsch mit. «Der heutige Tag ist eine weitere schreckliche Seite in der Geschichte unserer Heldenstadt.»

Unter dem Druck ukrainischer Angriffe hatten russische Truppen Cherson und ihren Brückenkopf auf dem nordwestlichen Ufer des Dnipro Mitte November geräumt. Die Russen halten aber Stellungen auf dem anderen Ufer des Flusses und setzen von dort ihre Artillerie ein.

+++ Selenskyj: Befreiung der Krim bleibt Kriegsziel +++

Trotz westlicher Skepsis hält Selenskyj an einer Befreiung der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim als Kriegsziel fest. «Wenn uns jemand einen Weg aufzeigt, wie die Besetzung der Krim mit nicht-militärischen Mitteln beendet werden kann, dann werde ich sehr dafür sein», sagte er der britischen Zeitung «Financial Times». Wenn ein Vorschlag aber bedeute, dass die Krim besetzt und Teil Russlands bleibe, «sollte niemand darauf seine Zeit verschwenden».

Westliche Unterstützer der Ukraine gehen davon aus, dass diese irgendwann die von Russland seit dem 24. Februar besetzten Gebiete sowie den Donbass zurückerobern kann. Sie sind aber vorsichtiger bei der Krim: Die Halbinsel sei für Moskau strategisch und symbolisch so wichtig, dass eine Eskalation des Krieges zu befürchten sei.

+++ Lukaschenko schließt Einsatz seiner Armee gegen Ukraine aus +++

Der autoritäre belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko schließt einen direkten Einsatz seiner Armee im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aus. «Wenn wir uns unmittelbar mit den Streitkräften, mit Soldaten in diesen Konflikt einmischen, tragen wir nichts bei, wir machen es nur noch schlimmer», sagte Lukaschenko nach einer Meldung der Agentur Belta vom Donnerstag. Belarus unterstütze Russland, seine Rolle sei aber eine andere.

Lukaschenko hat sein von Moskau abhängiges Land als Aufmarschgebiet für russische Truppen zur Verfügung gestellt. Die Ukraine betrachtet das Nachbarland deshalb als Kriegspartei und hält Truppen in Reserve für den Fall, einen direkten Angriff aus Belarus abwehren zu müssen.

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte in Moskau, Russland brauche zur Versorgung seiner Streitkräfte in dem Konflikt keine Kriegswirtschaft. Die Rüstungsindustrie solle die Truppe schneller und mit besseren Produkten beliefern, forderte er. Dafür seien aber keine außerordentlichen Maßnahmen notwendig. «Man muss die Arbeit nur genau, qualitätvoll, gut koordiniert organisieren», wurde er von der staatlichen Agentur Tass zitiert.