Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Montag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

In unserem Nachrichtenticker können Sie die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Russischer Kampfjet stürzt über Wohnviertel ab

  • Anwalt: Kriegskritikerin Owsjannikowa hat Russland verlassen

  • Minsk: Russland schickt bis zu 9000 Soldaten nach Belarus

  • Moskau meldet Raketenschläge gegen Energie-Infrastruktur der Ukraine

  • Enerhoatom: AKW Saporischschja nach Beschuss vom Stromnetz getrennt

  • Außenminister beschließen EU-Mission für ukrainische Streitkräfte

  • Weitere Regionen in Ukraine melden russische Angriffe

  • Baltenstaaten fordern Sondertribunal wegen Russlands Angriffskrieg

  • Klitschko: Eine Tote aus Haus-Trümmern geborgen

  • London: Noch immer lange Schlange von Lastwagen an Kertsch-Brücke

  • Lambrecht: Russische Atomdrohungen ernst nehmen

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Russischer Kampfjet stürzt über Wohnviertel ab +++

Ein russischer Kampfjet vom Typ Su-34 ist am Montag in der russischen Stadt Jejsk am Asowschen Meer über einem Wohnviertel abgestürzt. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte den Absturz. Beim Start habe eines der zwei Triebwerke der Maschine Feuer gefangen, hieß es. Die zwei Mann aus dem Cockpit des Kampfbombers hätten sich mit Fallschirmen gerettet. Angaben über Opfer am Boden gab es zunächst nicht. Nicht verifizierte Videos und Fotos, die angeblich aus der Stadt stammen, zeigten eine Explosion dicht an einem mehrstöckigen Wohnhaus und einen großen Brand. Das Ministerium sprach von einem Übungsflug. Die Hafenstadt Jejsk liegt aber auch so dicht an der Ukraine, dass von dort Luftangriffe gestartet werden könnten.

+++ Anwalt: Kriegskritikerin Owsjannikowa hat Russland verlassen +++

Die wegen ihrer Kriegskritik bekannt gewordene frühere russische Redakteurin des russischen Staatsfernsehens, Marina Owsjannikowa, ist nach Angaben ihres Anwalts aus Russland geflohen. Owsjannikowa sei «in einem der europäischen Länder», sagte ihr Anwalt Dmitri Sachwatow am Montag der Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge in Moskau. Sie sei «gezwungen» gewesen, das Land zu verlassen, und stehe jetzt «unter dem Schutz eines der europäischen Länder».

Die bis dahin als linientreu geltende Mitarbeiterin des Ersten Kanals hatte Mitte März in einer Nachrichtensendung ein Anti-Kriegs-Plakat in die Kamera gehalten. Danach hielt sie sich einige Monate im Ausland auf und arbeitete zeitweilig für die deutsche Zeitung «Welt». Mitte Juli protestierte sie in Sichtweite des Kremls erneut gegen den Krieg. Sie wurde wegen der Verbreitung angeblicher Falschinformationen über die russische Armee angeklagt. Dafür drohen ihr der Agentur Interfax zufolge zwischen fünf und zehn Jahren Haft.

Russischen Medien zufolge hatte ein Gericht in Moskau am Montag entschieden, dass die Kinder von Owsjannikowa bei ihrem Vater leben sollten. Die Tochter habe jedoch das Land bereits mit der Mutter verlassen. Der älteste Sohn der Journalistin habe sich in der Verhandlung dafür ausgesprochen, beim Vater zu leben, hieß es.

Die russische Journalistin und Kriegskritikerin Marina Owsjannikowa. (Bild: Reuters)
Die russische Journalistin und Kriegskritikerin Marina Owsjannikowa. (Bild: Reuters)

+++ Minsk: Russland schickt bis zu 9000 Soldaten nach Belarus +++

Russland schickt nach amtlichen Angaben bis zu 9000 Soldaten sowie Hunderte Einheiten Technik nach Belarus. Erwartet würden rund 170 Panzer, 200 gepanzerte Kampffahrzeuge und Artillerie, teilte der Leiter der Abteilung für internationale militärische Zusammenarbeit im belarussischen Verteidigungsministerium, Waleri Rewenko, am Montag in Minsk mit. Er habe Militärattachés der Botschaften mehrerer Länder darüber unterrichtet. Zuvor hatten Russlands Präsident Wladimir Putin und der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko über die Bildung einer gemeinsamen Militäreinheit informiert.

Die Gruppe sei in der Lage, sich für den Fall eines Angriffs aus dem Westen zu verteidigen, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Alexander Wolfowitsch. Zuvor hatte der belarussische Grenzschutz über eine stärkere Sicherung der Staatsgrenzen informiert. Zugleich betonte Wolfowitsch, dass sich Belarus nicht auf einen Krieg vorbereite. Es gehe vor allem um gemeinsame Manöver als Reaktion auf Militärübungen in den benachbarten Nato-Staaten. Belarus grenzt sowohl an Russland als auchh an die Ukraine.

Im Winter war ein gemeinsames Manöver von russischen und belarussischen Soldaten in den Angriff auf die Ukraine übergegangen. Lukaschenko hatte Militärbasen in Belarus für russische Angriffe auf die Ukraine bereitgestellt. Die Ukraine sieht Belarus deshalb als Kriegspartei. Belarus hatte bisher stets betont, sich nicht an dem Krieg in der Ukraine beteiligen zu wollen.

+++ Moskau meldet Raketenschläge gegen Energie-Infrastruktur der Ukraine +++

Nach den morgendlichen Explosionen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und anderen Städten hat Russland den erneuten Beschuss des Landes mit Raketen bestätigt. Mit vom Meer und aus der Luft abgeschossenen Raketen seien Schläge gegen die Energie-Infrastruktur und militärische Objekte des Nachbarlandes ausgeführt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Montag in Moskau mit. «Alle anvisierten Objekte wurden getroffen», sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

Dagegen berichtete etwa in der Hauptstadt Kiew Bürgermeister Vitali Klitschko, dass die meisten Angriffe von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen worden seien. Kiew war am Morgen von mehreren Explosionen erschüttert worden. Dabei starb mindestens eine Frau. Es gab mehrere Verletzte. Schon vor einer Woche war das Zentrum der ukrainischen Hauptstadt von Explosionen betroffen.

Berichte über russische Angriffe gab es am Montag auch aus den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk und Odessa. In Moskau sagte Ministeriumssprecher Konaschenkow, es seien in einigen Gebieten Munitionslager getroffen worden. Beschossen worden seien auch die Gebiete Charkiw und Donezk. Im Raum Mykolajiw seien ein Treibstofflager und ein Reparaturbetrieb mit Militär zerstört worden.

+++ Enerhoatom: AKW Saporischschja nach Beschuss vom Stromnetz getrennt +++

Das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist erneut von externen Stromversorgung abgeschnitten worden. Diese ist extrem wichtig für die Kühlung der Brennstäbe. Der ukrainische Kraftwerksbetreiber Enerhoatom teilte am Montag mit, dass in der Nacht die letzte Verbindungsleitung «infolge des Beschusses durch das russische Militär» wieder getrennt worden sei. Als Ersatz seien Dieselgeneratoren in Betrieb genommen worden.

Russland kontrolliert das größte Atomkraftwerk Europas faktisch seit Anfang März, als Moskaus Truppen im Zuge des Angriffskriegs große Teile der Südukraine besetzten. Das AKW ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld.

Enerhoatom warf Russland am Montag vor, «die Ukraine und die ganze Welt durch Raketenangriffe» zu erpressen. «Wir appellieren erneut an die internationale Gemeinschaft, unverzüglich Maßnahmen zur baldigen Entmilitarisierung des Atomkraftwerks Saporischschja zu ergreifen», teilte der Kraftwerksbetreiber mit. Das russische Militär müsse abziehen aus der Anlage und der Stadt Enerhodar und das AKW wieder unter die volle Kontrolle der Ukraine geben - «aus Gründen der Sicherheit für die ganze Welt».

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. (Bild: Reuters)
Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. (Bild: Reuters)

+++ Tote und Verletzte bei russischen Angriffen in der Ukraine +++

Bei russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Orte des Nachbarlands sind am Montag nach amtlichen Angaben mindestens sechs Menschen getötet worden. In Kiew seien drei Tote geborgen worden, teilte der stellvertretende Chef des Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, im Nachrichtenkanal Telegram mit. 19 Menschen seien aus den Trümmern eines Hauses gerettet worden. «Die Arbeiten dauern an», berichtete Tymoschenko am Nachmittag. Wieder galt Luftalarm in dem Land.

Unter den Toten in Kiew sei auch ein junges Paar, erklärte Bürgermeister Vitali Klitschko. «Die Frau war im 6. Monat schwanger.» Er hatte zuvor von einer toten Frau gesprochen und einer noch vermissten Person. Die Behörden in Sumy sprachen von mindestens drei Toten und neun Verletzten. Am Morgen seien drei russische Raketen in ein ziviles Ziel eingeschlagen, teilte Gouverneur Dmytro Schywyzkji, mit. «Unter den Trümmern befinden sich noch immer Menschen.» Berichte über russische Angriffe gab es auch aus den Gebieten Dnipropetrowsk und Odessa.

Innenminister Denys Monastyrskyj zufolge wurden in Kiew auch zwei Rettungskräfte verletzt. Insgesamt habe Russland mit etwa 40 Drohnen angegriffen, von denen fünf Kiew getroffen hätten, sagte Monastyrskyj der Agentur Ukrinform zufolge. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, die Luftangriffe hätten sich gegen Energie-Infrastruktur und militärische Stellen gerichtet. Nach Angaben von Ministerpräsident Denys Schmyhal sind «hunderte Orte» ohne Strom.

+++ Außenminister beschließen EU-Mission für ukrainische Streitkräfte +++

Die EU-Außenminister haben eine Ausbildungsmission für die Streitkräfte der Ukraine sowie die Freigabe von weiteren 500 Millionen Euro für Waffenlieferungen beschlossen. Die Pläne sehen nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock vor, dass insgesamt 15 000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten in Deutschland und anderen EU-Ländern ausgebildet werden. Damit wolle man das Land bestmöglich unterstützen, sagte die Grünen-Politikerin am Rande eines Treffens in Luxemburg.

Angelegt ist die Mission auf zwei Jahre. Neben militärischen Grundfähigkeiten soll sie auch weitere Fähigkeiten in Bereichen wie Minenräumung und Sanitätsdienst vermitteln. Die Summe der über die EU finanzierten Kosten wird mit 106,7 Millionen Euro angegeben. «Die jüngsten willkürlichen Angriffe Russlands werden unsere Entschlossenheit, die Ukraine zu unterstützen, nicht erschüttern, sondern nur verstärken», erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach der Entscheidung für die seit Wochen geplante Mission.

Mit den weiteren 500 Millionen Euro will die EU vor allem Waffen, aber auch Ausrüstung für die ukrainischen Streitkräfte zur Verfügung stellen. Bislang wurden fünf mal je 500 Millionen Euro bewilligt - insgesamt also 2,5 Milliarden. «Die Ukraine braucht mehr Waffen - wir werden sie liefern», sagte Borrell.

Das Geld kommt aus der sogenannten Europäischen Friedensfazilität - ein neues Finanzierungsinstrument der EU, das genutzt werden kann, um Streitkräfte in Partnerländern zu stärken. Für 2021 bis 2027 ist sie mit 5,7 Milliarden Euro ausgestattet. Deutschland finanziert nach Angaben von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) rund ein Viertel.

+++ Ukraine-Flüchtlinge können Landeswährung bis Ende Oktober umtauschen +++

Geflüchtete aus der Ukraine können noch bis Ende Oktober ihre Landeswährung Hrywnja bei Banken und Sparkassen in Deutschland in Euro umtauschen. Der letzte Bankarbeitstag zum Umtausch von Hrywnja sei im Regelfall der 28. Oktober, teilten das Bundesfinanzministerium, die Deutsche Bundesbank und die Deutsche Kreditwirtschaft am Montag in Berlin mit. Man habe sich mit der ukrainischen Nationalbank darauf verständigt, das Programm wegen stark gesunkener Nachfrage auslaufen zu lassen. Zuletzt hätten nur noch sehr wenige Transaktionen stattgefunden.

Das Programm war im Mai nach einer Vereinbarung mit der ukrainischen Nationalbank über ein Umtauschvolumen von zunächst 1,5 Milliarden Hrywnja an den Start gegangen.

+++ Weitere Regionen in Ukraine melden russische Angriffe +++

Russland hat am Montag neben der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach örtlichen Behördenangaben auch andere Regionen im Land beschossen. Berichte über Explosionen gab es aus den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk und Odessa. Kremlnahe russische Militärblogger berichteten von einem Beschuss insbesondere der Energieinfrastruktur des Landes. Solche Attacken hatte Kremlchef Wladimir Putin angekündigt. In sozialen Netzwerken wurden Videos verbreitet, auf denen über der Hauptstadt Kiew Rauchwolken zu sehen waren.

Es seien weiter Explosionsgeräusche zu hören, berichtete eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur in Kiew. Es herrschte Luftalarm. Die ukrainische Luftabwehr hatte bereits vor einer Woche zahlreiche russische Raketen- und Drohnenangriffe abgewehrt.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief die Menschen auf, unbedingt in den Schutzbunkern zu bleiben. Er sprach von einem Drohnenangriff auf Kiew - und veröffentlichte dazu auch ein Foto von Resten einer Drohne in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram. Betroffen war demnach das Zentrum der Hauptstadt. Es war zunächst unklar, ob es Opfer gab und wie groß das Ausmaß der Zerstörungen ist. Mehrere Gebäude wurden beschädigt.

Die Drohnenangriffe zeigten Russlands Verzweiflung in dem Krieg, sie würden dem Angreifer aber nicht helfen, teilte der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, mit. «Wir brauchen mehr Systeme für die Luftverteidigung und so bald wie möglich», sagte Jermak. «Wir haben keine Zeit für langsames Handeln.» Die westlichen Waffen würden gebraucht, um den Feind zu zerstören. Im Süden des Landes setzt die Ukraine bereits das vor wenigen Tagen von Deutschland gelieferte Flugabwehrwehrsystem Iris-T ein.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. (Bild: Reuters)
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. (Bild: Reuters)

+++ Baltenstaaten fordern Sondertribunal wegen Russlands Angriffskrieg +++

Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben die EU aufgefordert, zusammen mit internationalen Partnern ein Sondertribunal wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine einzurichten. «Die EU muss handeln, um sicherzustellen, dass die Suche nach Gerechtigkeit und Rechenschaft für Russlands schreckliche Verbrechen in der Ukraine im Mittelpunkt unserer Politik steht», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister der drei EU- und Nato-Mitgliedsländer vom Sonntagabend . «Die wichtigsten Drahtzieher, Anstifter und Unterstützer dieser mörderischen Aggression können der Justiz nicht allein wegen der Lücke in der internationalen Strafgerichtsbarkeit entkommen.»

Unmittelbar vor dem EU-Außenministertreffen in Luxemburg forderten die drei Chefdiplomaten ihre europäischen Amtskollegen dazu auf, laufende Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC), der Ukraine und einer Reihe anderer Staaten weiter zu unterstützen. «Unsere Bemühungen dürfen hier jedoch nicht enden. Derzeit gibt es kein internationales Gericht oder Tribunal, das Russlands oberste politische und militärische Führung für das Verbrechen der Aggression gegen die Ukraine zur Rechenschaft ziehen könnte», schrieben sie in ihrer Erklärung.

Nach Ansicht der baltischen Außenminister würde die Einrichtung eines Sondertribunals die Rolle des Strafgerichtshofs ergänzen. «Während der ICC Einzelpersonen wegen Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit strafrechtlich verfolgen würde, wäre das Verbrechen der Aggression die Kernaufgabe des Sondertribunals», erläuterten sie in ihrem gemeinsamen Schreiben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im September vor den Vereinten Nationen die Einrichtung Sondertribunals gefordert, um Russland für Verbrechen in dem Krieg gegen sein Land zur Rechenschaft zu ziehen. Die EU-Kommission hatte darauf zurückhaltend reagiert.

+++ Klitschko: Eine Tote aus Haus-Trümmern geborgen +++

Nach dem russischen Drohnenangriff in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko eine tote Frau aus den Trümmern eines zerstörten Hauses geborgen worden. Eine weitere Person sei noch in den Ruinen, teilte Klitschko am Montag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten dauerten an. Drei Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden. Zuvor hatte Klitschko gesagt, dass 18 Menschen aus den Trümmern gerettet worden seien. Nach seinen Angaben hatte ein Drohnenangriff am Morgen zu einer Explosion in dem Haus geführt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die neuen russischen Angriffe mit Raketen und Drohnen als Terror gegen die Zivilbevölkerung. In der Nacht und den ganzen Morgen sei das Land angegriffen worden, teilte der Staatschef in Kiew mit.

Wie schon eine Woche zuvor war auch das Stadtzentrum Kiews von den Explosionen betroffen. Berichte über russische Angriffe gab es neben Kiew auch aus den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk und Odessa. Kremlnahe russische Militärblogger berichteten von einem Beschuss insbesondere der Energieinfrastruktur des Landes.

+++ London: Noch immer lange Schlange von Lastwagen an Kertsch-Brücke +++

An der von einer Explosion beschädigten Kertsch-Brücke zwischen Russland und der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim stauen sich noch immer die Lastwagen. Das geht aus dem Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum Krieg in der Ukraine hervor. «Die Arbeiten zur Reparatur dauern an, und sie ist für etwas Verkehr geöffnet. Doch nahe des Übergangs gibt es noch immer eine lange Schlange wartender Lastwagen», hieß es in der Twitter-Mitteilung am Montag.

Die für den Nachschub der russischen Invasionstruppen in der Ukraine wichtige Brücke war am 8. Oktober durch eine Explosion schwer beschädigt worden. Die russischen Truppen in der südlichen Ukraine nutzen nach Einschätzung der britischen Experten daher zunehmend eine alternative Nachschublinie über die besetzte ukrainische Stadt Mariupol. Von wachsender Bedeutung ist demnach zudem die Kommunikationslinie durch den Bezirk Saporischschja. Die dort gelegene Stadt Melitopol sei ein Knotenpunkt von Nachschublinien und sei Standort erheblicher russischer Luftstreitkräfte.

+++ Lambrecht: Russische Atomdrohungen ernst nehmen +++

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat davor gewarnt, Russlands Drohungen mit einem Atomwaffen-Einsatz im Ukraine-Krieg als Bluff abzutun. Man müsse diese Drohungen ernst nehmen, «aber ernst nehmen bedeutet nicht, sich davon lähmen zu lassen, sondern genau zu beobachten», sagte Lambrecht am Montag im ZDF-«Morgenmagazin». Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten Übungen wie das am Montag beginnende Nato-Manöver «Steadfast Noon» zur Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen.

Es sei ein Gebot der Stunde, genau zu schauen, ob solche Manöver so abliefen wie geplant und welche Schlüsse daraus gezogen werden könnten. Offen ließ Lambrecht die Frage, ob die Bundeswehr auch Szenarien eines Atomwaffenangriffs auf Deutschland durchspiele. Die Bundeswehr sei hier in das Nato-Bündnis und dessen Abstimmungen eingebunden, etwa beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister vergangene Woche in Brüssel. «Das sind eben auch Entscheidungen, die dann auch aus strategischen Gründen geheim bleiben sollten.»

An der Übung «Steadfast Noon» werden nach Bündnisangaben in den kommenden zwei Wochen bis zu 60 Flugzeuge beteiligt sein. Schauplatz soll besonders der Luftraum über Belgien, Großbritannien und der Nordsee sein. Auch die Bundeswehr ist beteiligt. Die Nato betont, «Steadfast Noon» sei keine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und es kämen keine scharfen Waffen zum Einsatz.

In der Sendung «Frühstart» bei RTL/ntv sagte Lambrecht, Deutschland werde sich «sehr prominent» an der EU-Mission zur Ausbildung ukrainischer Soldaten beteiligen. «Wir sind da ganz vorn mit dabei, denn wir haben ja schon gezeigt, dass wir ukrainische Soldaten sehr gut ausbilden.» Dabei gehe es nicht nur um Spezialisten. «Wir haben bisher Spezialkräfte ausgebildet (...), aber wir richten uns da auch nach dem Bedarf in der Ukraine.»

VIDEO: Nato probt den Ernstfall: Start der Verteidigungsübung mit Atomwaffen