Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Putins Dekret über 137.000 zusätzliche Soldaten in Kraft getreten

  • Klitschko: Müssen jederzeit mit neuem Angriff auf Kiew rechnen

  • Ukraine: 45 Kampfdrohnen in der Nacht zu Neujahr zerstört

  • Selenskyj an Russland: Ukraine wird niemals vergeben

  • Selenskyjs Neujahrs-Glückwünsche an Ukrainer

  • Putin hält Neujahrsrede umgeben von Soldaten

  • Energieversorgung der Ukraine trotz Schäden stabil

Die aktuelle Newslage:

Kremlchef Wladimir Putin (Bild: Contributor/Getty Images)
Kremlchef Wladimir Putin (Bild: Contributor/Getty Images)

+++ Putins Dekret über 137.000 zusätzliche Soldaten in Kraft getreten +++

Mehr als zehn Monate nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine erhöht sich mit Beginn des neuen Jahres in Russland die Zahl der Militärs um 137.000 Soldaten. Ein entsprechendes Dekret über die bereits im August von Kremlchef Wladimir Putin angeordnete Erhöhung auf rund 1,15 Millionen Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende trat am Sonntag offiziell in Kraft. Demnach soll die Armeestärke insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen umfassen. Bei den restlichen Militärangehörigen handelt es sich um ziviles Personal, darunter etwa Verwaltungsangestellte.

Im September hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu gesagt, dass neue Einheiten entstünden. Der Minister warf den westlichen Staaten mit den USA an der Spitze vor, einen Kurs gegen Russland und seine Verbündeten zu fahren; damit begründete er den Anstieg bei der Zahl der Soldaten. «Der Block der Nato bewegt sich weiter auf die russischen Grenzen zu», hatte Schoigu gesagt.

+++ Klitschko: Müssen jederzeit mit neuem Angriff auf Kiew rechnen +++

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko geht von weiteren russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt aus. «Russland mobilisiert weitere Kräfte, wir rechnen damit, dass bis zu 300 000 Soldaten einen erneuten Angriff auf unser Land starten», schrieb er in einem Gastbeitrag für die «Bild am Sonntag». «Kiew war und bleibt ein Ziel.» Man müsse jederzeit damit rechnen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin einen neuen Angriff auf Kiew befehle. Klitschko erneuerte seine Forderung, dass Deutschland Kampfpanzer des Typs Leopard 2 an die Ukraine liefern müsse.

Russland hatte zu Beginn des Angriffskriegs versucht, die ukrainische Hauptstadt einzunehmen, war aber gescheitert. Seitdem konzentrieren sich die Kämpfe vor allem auf den Osten und Süden des Landes. Doch auch Kiew steht weiter im Visier der russischen Truppen und ist immer wieder Ziel von Luftangriffen. Bei Angriffen kurz vor den Neujahrsfeierlichkeiten waren in Kiew am Samstag rund ein halbes Dutzend Explosionen - mutmaßlich von Marschflugkörpern und Raketen - zu hören. Klitschko sprach von Zerstörungen.

+++ Ukraine: 45 Kampfdrohnen in der Nacht zu Neujahr zerstört +++

Russland hat die Ukraine in der Nacht zu Neujahr nach Angaben der Flugabwehr in Kiew mit insgesamt 45 Drohnen angegriffen. Alle Kamikaze-Kampfdrohnen vom iranischen Typ Schahed-136 seien von der ukrainischen Luftverteidigung zerstört worden, teilten die Streitkräfte am Neujahrstag in Kiew mit. «Es ist nicht gelungen, den Ukrainern das Fest zu verderben», hieß es in der Mitteilung. Russland setzt die Drohnen unter dem eigenen Namen Geran - zu Deutsch: Geranie - ein, um eine iranische Beteiligung zu verschleiern. Russland und der Iran arbeiten seit langem militärisch zusammen.

«Die Soldaten der ukrainischen Luftstreitkräfte gratulieren ihrer unbezwingbaren Nation zum neuen Jahr 2023! Gemeinsam zum Sieg!», hieß es in der Mitteilung vom Sonntag weiter. Am Silvestertag hatte Russland Militärangaben aus Kiew zufolge auch 20 Raketen auf die Ukraine abgefeuert, von denen die meisten zerstört worden seien. Betroffen waren die Hauptstadt Kiew und andere Städte des Landes.

+++ Selenskyj an Russland: Ukraine wird niemals vergeben +++

Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen auf ukrainische Städte mit weiteren Zerstörungen hat sich Staatschef Wolodymyr Selenskyj direkt an das russische Volk gewandt. «Einem terroristischen Staat wird nicht vergeben», sagte er am Samstag in seiner Videobotschaft. «Und denen, die solche Angriffe befehlen, und denen, die sie ausführen, wird nicht verziehen, um es milde auszudrücken.» Kurz vor und auch nach dem Jahreswechsel griffen russische «Kamikaze-Drohnen» an, im Süden und Osten der Ukraine sowie in Kiew wurde Luftalarm ausgelöst. In der Hauptstadt gab es mehrere Explosionen. Größere Schäden oder Opfer wurden zunächst nicht bekannt.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Win McNamee/Getty Images)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Win McNamee/Getty Images)

Auf Russisch erklärte Selenskyj in seiner Ansprache, dass das Nachbarland keinen Krieg mit der gesamten Nato führe, «wie Ihre Propagandisten lügen». Der Krieg diene auch keinen historisch bedeutsamen Zielen. «Er (der Krieg) ist für eine Person, die bis an ihr Lebensende an der Macht bleibt», sagte er in Anspielung auf Kremlchef Wladimir Putin. «Und was von Ihnen allen übrig bleibt, Bürger Russlands, geht ihn nichts an.»

Putin wolle zeigen, dass er das Militär anführe und dessen Rückendeckung habe. «Aber er versteckt sich nur», sagte Selenskyj. «Er versteckt sich hinter dem Militär, hinter Raketen, hinter den Mauern seiner Residenzen und Paläste, er versteckt sich hinter euch und verbrennt euer Land und eure Zukunft.» Niemand werde Russland jemals den Terror verzeihen, sagte Selenskyj. «Niemand auf der Welt wird euch das verzeihen. Die Ukraine wird euch niemals vergeben.»

In einer weiteren Videobotschaft sagte Selenskyj später: «Die Ukraine hat ihre Söhne und Töchter nicht verloren - sie wurden von Mördern weggebracht.» Das Land sei von Eindringlingen überfallen worden. «Die Welt hat den Frieden nicht verloren - Russland hat ihn zerstört.»

+++ Selenskyjs Neujahrs-Glückwünsche an Ukrainer +++

In einer kurzen Silvesterbotschaft wünschte Präsident Selenskyj seinen Landsleuten ein frohes neues «Jahr unseres Sieges», wie er es nannte. «Heute Wunder wünschen? Die Ukrainer haben sie schon lange geschaffen», betonte Selenskyj. Dazu veröffentlichte er auf Instagram ein Foto von sich und seiner Frau Olena vor einem bescheiden geschmückten Weihnachtsbaum. In seiner Neujahrsbotschaft fanden sich weitere politische Untertöne. «Sich echte Freunde wünschen? Wir haben bereits mit Sicherheit herausgefunden, wer sie sind», sagte Selenskyj - und meinte damit offenkundig die Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland. Mit leichter Ironie und Hinweis auf die wiederholten Angriffe auf das ukrainische Stromnetz erklärte er: «Willst du Licht? Es ist in jedem von uns, auch wenn es keinen Strom gibt.»

+++ Putin hält Neujahrsrede umgeben von Soldaten +++

Russlands Präsident Putin ließ seine Neujahrsansprache in Kriegszeiten diesmal umgeben von Soldaten aufzeichnen. «Es war ein Jahr schwieriger, notwendiger Entscheidungen, wichtiger Schritte zum Erhalt der vollen Souveränität Russlands und mit einer gewaltigen Konsolidierung in unserer Gesellschaft», sagte Putin in der am Samstag ausgestrahlten Rede. Zugleich warf er dem Westen «Lügen» vor. «Die westlichen Eliten haben uns allen jahrelang heuchlerisch ihre friedlichen Absichten versichert, darunter zur Lösung des schwersten Konflikts im Donbass», sagte Putin. «Der Westen hat gelogen, was den Frieden angeht und sich auf eine Aggression vorbereitet. Und er schämt sich heute nicht einmal mehr, das offen zuzugeben.»

+++ Energieversorgung der Ukraine trotz Schäden stabil +++

Das neue Jahr konnten die Ukrainer trotz der durch russische Raketenangriffe angerichteten Schäden größtenteils bei Licht begrüßen. Die Energieversorger hatten die Anweisung erhalten, Privathaushalte zum Neujahrsfest bevorzugt mit Strom zu versorgen. Am Samstag herrschte in den Supermärkten in Kiew nach dem dreistündigen Luftalarm großer Andrang. Die Bewohner der Hauptstadt deckten sich kurz vor dem Fest noch mit Leckereien und dem traditionellen Sekt ein.

Trotz des Feiertags wurde die in Kiew und den meisten Gebieten ab 23 Uhr Ortszeit (22 Uhr MEZ) geltende Sperrstunde nicht aufgehoben. In westlicheren Gebieten wie Lwiw (Lemberg), Tscherniwzi (Czernowitz), Winnyzja, Chmelnyzkyj und Riwne galt die Ausgangssperre erst ab Mitternacht. Lediglich in der westlichsten Region Transkarpatien, die an Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Polen grenzt, gab es keine Ausgangssperre. Generell galt landesweit ein Verbot für Feuerwerkskörper.