Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Kiew: Russischer Stab bei Offiziersbesprechung getroffen

  • Schwere Kämpfe um ostukrainische Frontstadt Bachmut dauern an

  • Putin sieht Russland nach zehn Monaten Krieg auf richtigem Weg

  • «Wagner»-Chef Prigoschin beklagt fehlende Kriegshilfe reicher Russen

  • Deutscher Gasspeicherstand steigt dritten Tag in Folge

  • Stadt Cherson: 16 Tote durch russische Angriffe und Minen

  • Umfrage: Kampfpanzer-Lieferung in Ukraine wird skeptisch gesehen

  • Selenskyj spricht Ukrainern zu Weihnachten Mut zu

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Kiew: Russischer Stab bei Offiziersbesprechung getroffen +++

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung bei einem Angriff in der Region Cherson im Süden des Landes eine russische Kommandostelle außer Gefecht gesetzt. Der Stab in der Ortschaft Sabaryne sei während einer Offiziersbesprechung angegriffen worden, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee am Sonntag in Kiew mit. Dabei seien mindestens 70 Soldaten verwundet worden, die Zahl der Toten stehe zunächst nicht fest. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Im Verlauf des Kriegs haben die ukrainischen Verteidiger wiederholt russische Kommandozentralen und Befehlsstellen angegriffen. Diese waren entweder durch Überwachung des Funkverkehrs oder auch des Mobilfunknetzes lokalisiert worden. Dabei wurden bereits mehrere ranghohe russische Offiziere getötet.

+++ Schwere Kämpfe um ostukrainische Frontstadt Bachmut dauern an +++

Die russischen Invasionstruppen haben ihre Angriffe gegen die Frontstadt Bachmut im Osten der Ukraine fortgesetzt. Dabei seien den Angreifern «systematische schwere Verluste» zugefügt worden, sagte am Sonntag Serhij Tscherwatko, Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost. Allein seit Samstag seien mindestens 50 russische Soldaten getötet und weitere 80 verwundet worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Stadt Bachmut gilt als sogenannter Eckpfeiler der Front im Osten der Ukraine. Ein Durchbruch an dieser Stelle würde den russischen Truppen ein Vordringen tief ins Hinterland der ukrainischen Linien ermöglichen. Die Stadt ist inzwischen von den Verteidigern zur Festung ausgebaut worden.

Nach den Worten des Verwaltungschefs der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, scheiterten neben den regulären russischen Truppen auch Söldner der sogenannten «Wagner»-Truppe sowie tschetschenische Kämpfer von Republikchef Ramsan Kadyrow bei ihren Angriffen gegen Bachmut. «Sie wollen dem Bunker-Opa (Kremlchef Wladimir Putin) zeigen, was sie können», sagte er auf Telegram. «Bisher aber verlieren sie nur tausende Soldaten, die für immer dort liegen bleiben.»

+++ Putin sieht Russland nach zehn Monaten Krieg auf richtigem Weg +++

«Ich denke, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, wir schützen unsere nationalen Interessen, die Interessen unserer Bürger, unser Menschen», sagte der 70-Jährige in einem am Sonntag vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Kurzinterview.

Zehn Monate nach Beginn seines Krieges gegen die Ukraine sieht Kremlchef Putin Russland trotz der wachsenden Spannungen mit dem Westen auf dem richtigen Kurs. (Foto: Russian Presidential Press Offic/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa)
Zehn Monate nach Beginn seines Krieges gegen die Ukraine sieht Kremlchef Putin Russland trotz der wachsenden Spannungen mit dem Westen auf dem richtigen Kurs. (Foto: Russian Presidential Press Offic/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa)

Darin betonte der Präsident erneut, dass Russland bereit sei zu Verhandlungen für eine Lösung des Konflikts um die Ukraine. «Wir sind bereit, uns mit allen Beteiligten des Prozesses auf irgendwelche annehmbaren Lösungen zu einigen. Aber das ist deren Sache. Nicht wir lehnen Verhandlungen ab, sondern sie», sagte Putin. Er hatte den Krieg vor zehn Monaten am 24. Februar begonnen.

+++ Deutscher Gasspeicherstand steigt dritten Tag in Folge +++

Dank des vergleichsweise milden Wetters in Deutschland wird wieder Erdgas eingespeichert. Der Füllstand in allen Speichern betrug am Freitag 87,59 Prozent der maximalen Menge, wie am Sonntag aus Daten des europäischen Speicherverbandes GIE hervorging. Es war demnach ein Plus von 0,15 Punkten und der dritte Anstieg in Folge.

Mitte Dezember herrschte noch Dauerfrost in weiten Teilen des Landes. Das hatte einen direkten Einfluss auf die Speicherstände: So sank der Füllstand den Daten zufolge zwischen dem 12. und 15. Dezember viermal in Folge um jeweils mehr als einen Prozentpunkt. Eine weitere Kältewelle ist vorerst nicht in Sicht.

Seit dem Lieferstopp durch Russland versucht Deutschland, das Gas von dort durch Gas aus anderen Quellen zu ersetzen. Helfen sollen etwa neue Terminals für die Einfuhr verflüssigten Erdgases. Dennoch rufen Regierung und Bundesnetzagentur Verbraucher und Wirtschaft immer wieder auf, sparsam mit Gas umzugehen, damit es nicht rationiert werden muss.

+++ «Wagner»-Chef Prigoschin beklagt fehlende Kriegshilfe reicher Russen +++

Der Finanzier der russischen Privatarmee «Wagner», Jewgeni Prigoschin, hat in einem Fernsehinterview ein fehlendes Engagement von Oligarchen und Reichen in Moskaus Krieg gegen die Ukraine beklagt. «Sie haben Angst. Ihnen gefällt der Komfort. Sie wollen alle am Abend in ein warmes Schwimmbecken abtauchen und sich vergnügen», sagte der 61-Jährige, der sich sonst nicht in Medien zeigt, am Samstag in einem Interview mit dem russischen staatlichen TV-Sender RT. Er sprach sich dafür aus, diesen russischen Landsleuten alles wegzunehmen. Dann wären auch sie aus seiner Sicht bereit, sich für die Front einzusetzen.

«Man muss irgendwann begreifen, dass man sich trennen muss von allem, was man hat, also von der verführerischen Welt, den Restaurants, Kurorten, Datschen, Schwimmbecken», sagte er. «Je schneller ihnen alles genommen wird, desto besser.» Prigoschin ist wie viele reiche Russen mit Sanktionen des Westens belegt - wegen der Unterstützung für den Krieg in der Ukraine.

Der Geschäftsmann gilt als enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin. Er wird aus ihrer früheren Zeit in St. Petersburg auch «Putins Koch» genannt, weil er den Politiker dort in seinem Restaurant bewirtete. Prigoschin, der vom FBI in den USA wegen Einmischung in die Wahlen gesucht wird, hatte sich zuletzt offen als Mann hinter der unter anderem aus Freiwilligen und Strafgefangenen gebildeten «Wagner»-Gruppe zu erkennen gegeben. Er kritisiert immer wieder auch Fehler der russischen Militärführung im Krieg gegen die Ukraine.

Prigoschin hatte sich am Samstag in St. Petersburg auf einem Friedhof bei der Beerdigung eines im Krieg in der Ukraine getöteten «Wagner»-Kämpfers öffentlich gezeigt. Staatsmedien in Russland behandelten das wie eine Sensation, weil sich Prigoschin zwar zuletzt häufig äußerte, aber nicht vor der Kamera zeigte.

Für den Geschäftsmann war die Beerdigung ein Erfolg in seinem Machtkampf mit den Behörden von St. Petersburg, die dem Toten, einem verurteilten Straftäter, auf dem militärischen Teil des Friedhofs zunächst nicht hatten die Ehre erweisen wollen. Prigoschin hingegen lobte den Mann als «wahren Patrioten». Er betonte, dass an der Front alle gleich seien. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) wertete den Auftritt und das Interview als neuen Versuch Prigoschins, in der russischen Gesellschaft an Ansehen und Einfluss zu gewinnen.

+++ Stadt Cherson: 16 Tote durch russische Angriffe und Minen +++

In der südukrainischen Stadt Cherson ist die Zahl der Toten durch Artilleriebeschuss und Explosionen nach Behördenangaben auf 16 gestiegen. Zudem seien 64 Menschen durch russische Angriffe verletzt worden, teilte der ukrainische Militärgouverneur Jaroslaw Januschewitsch am Sonntag in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Toten seien auch drei Männer, die bei Minenräumarbeiten ums Leben gekommen seien.

Die ukrainischen Behörden hatten Moskau massiven Artilleriebeschuss des Zentrums der einst von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson vorgeworfen. In der Ukraine gab es am Weihnachtstag erneut Luftalarm.

Am Vortag hatte Januschewitsch von 10 Toten und 55 Verletzten gesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte dazu bei Telegram Fotos von leblosen Menschen im Zentrum der unlängst von der russischen Besatzung befreiten Stadt. Selenskyj verurteilte den Angriff als weiteres Verbrechen des «Terrorstaates» Russland direkt vor Weihnachten. Es gebe dort keine militärischen Ziele, betonte Selenskyj. Das sei kein Krieg. «Das ist Terror, das ist Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens willen», sagte er.

Russland hatte die Region Cherson im Herbst völkerrechtswidrig annektiert. Ukrainische Truppen nahmen die Stadt Cherson dann nach einem Abzug der russischen Streitkräfte ein. Die russischen Besatzer zogen sich auf die andere Seite des Flusses Dnipro zurück. Nach ukrainischen Angaben beschießen russische Truppen die Stadt weiter aus anderen Teilen des besetzten Gebiets Cherson. Der Großteil des Gebiets wird weiterhin von russischen Truppen kontrolliert. Der Kreml betont, dass Russland die gesamte Region Cherson als sein Staatsgebiet ansehe und nicht aufgebe.

Der von Russland eingesetzte Gouverneur des besetzten Gebiets Cherson, Wladimir Saldo, wies die Anschuldigungen der Ukraine zurück. Ukrainische Truppen hätten selbst auf «terroristische Weise» die Stadt beschossen. «Das ist eine widerliche Provokation mit dem offensichtlichen Ziel, den russischen Streitkräften die Schuld daran zu geben.» Der Charakter der Zerstörungen weise darauf hin, dass das Artilleriefeuer aus dem Norden und dem Nordwesten der Stadt gekommen sei. Er warf der Ukraine ein Verbrechen gegen Zivilisten vor.

+++ Selenskyj spricht Ukrainern zu Weihnachten Mut zu +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer emotionalen Weihnachtsbotschaft den unter Russlands Krieg leidenden Menschen Mut zugesprochen und zum Durchhalten aufgerufen. «Wir haben Angriffe, Drohungen, atomare Erpressung, Terror und Raketenschläge ausgehalten. Lasst uns diesen Winter überstehen, weil wir wissen, wofür wir kämpfen», sagte Selenskyj in einem am Heiligabend verbreiteten Video. Er stand dabei im Dunkeln auf der Straße mit einem Weihnachtsbaum und spärlichem Licht im Hintergrund.

«Wir glauben, dass Tränen der Freude weichen werden, dass Hoffnung nach Verzweiflung kommt und Tod durch Leben besiegt wird», sagte Selenskyj. Millionen Menschen in der Ukraine und in der Welt würden in diesen Tagen Weihnachten feiern, sagte er. Der Präsident erinnerte an die Ukrainer, die ins Ausland geflohen sind oder Weihnachten in russischer Gefangenschaft verbringen müssen. «Wir werden allen ukrainischen Frauen und Männern ihre Freiheit zurückbringen.»

Nach den russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur des Landes könnten in diesem Jahr die Straßen und Häuser nicht so hell erstrahlen wie sonst, sagte Selenskyj. Doch könne keine russische Drohne und keine Rakete den Geist von Weihnachten brechen. «Und auch in totaler Finsternis werden wir einander finden, um uns fest zu umarmen. Und wenn es keine Heizung gibt, werden wir uns mit einer großen Umarmung wärmen», sagte Selenskyj. «Wir werden nicht auf ein Wunder warten, sondern es selbst schaffen.»

In der Ukraine ist sowohl der 25. Dezember ein offizieller Weihnachtstag als auch der 7. Januar, an dem die orthodoxen Christen feiern. Laut Umfragen führt der russische Krieg dazu, dass sich immer mehr Menschen der Feierkultur der westlichen Kirchen zuwenden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Reuters)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Reuters)

+++ Umfrage: Kampfpanzer-Lieferung in Ukraine wird skeptisch gesehen +++

Soll die Ukraine deutsche Panzer für den Kampf gegen die russischen Angreifer erhalten? Die Politik streitet noch darüber, in der Bevölkerung überwiegt die Skepsis. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprechen sich 45 Prozent der Befragten gegen eine Lieferung deutscher Kampfpanzer des Typs Leopard 2 in die Ukraine aus. Nur 33 Prozent sind dafür, 22 Prozent machen keine Angaben.

Die Ukraine fordert seit Monaten Leopard-2-Panzer von Deutschland. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will sie aber nicht im Alleingang liefern und verweist darauf, dass bisher auch kein anderes Landes ähnliche Waffensysteme bereitgestellt hat. Aus den Reihen seiner beiden kleineren Koalitionspartner Grüne und FDP gibt es aber immer wieder Forderungen, die Leopard 2 trotzdem in die Ukraine zu schicken. Auch die größte Oppositionsfraktion CDU/CSU ist dafür.

In der YouGov-Umfrage überwiegt nur bei den Wählern der Grünen die Zustimmung zur Kampfpanzerlieferung - und zwar eindeutig: 50 Prozent sind dafür, nur 25 Prozent dagegen. Bei den anderen beiden Koalitionsparteien sind die Gegner in der Mehrheit - bei der SPD nur knapp mit 41 zu 40 Prozent, bei der FDP mit 42 zu 33 Prozent. Auch die Anhänger von CDU/CSU sind eher gegen eine Panzerlieferung (43 zu 38 Prozent). Am größten ist die Ablehnung bei den Wählern der AfD (76 zu 13 Prozent) und der Linken (52 zu 32 Prozent).

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