Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.
Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Nato-Chef erwartet «schon in naher Zukunft» mehr Waffenlieferungen

  • Russischer Raketenangriff auf Dnipro: Ukraine meldet mehr als 20 Tote

  • London: Russland könnte Altersgruppe für Wehrdienst ausweiten

  • Ukraine beklagt Strom-Engpässe nach jüngsten russischen Angriffen

  • Erster russischer Großangriff seit dem Jahreswechsel

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Nato-Chef erwartet «schon in naher Zukunft» mehr Waffenlieferungen +++

Vor neuen Gesprächen in Ramstein über westliche Militärhilfe für die Ukraine hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sich für die Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen. «Die jüngsten Zusagen für schweres Kriegsgerät sind wichtig - und ich erwarte schon in naher Zukunft mehr», sagte Stoltenberg dem «Handelsblatt».

Großbritannien hatte am Samstag angekündigt, der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Verfügung zu stellen. Auf die Frage, ob sich auch Deutschland jetzt bewegen müsse, sagte Stoltenberg: «Wir sind in einer entscheidenden Phase des Kriegs. Wir erleben heftige Gefechte. Daher ist es wichtig, dass wir die Ukraine mit den Waffen ausstatten, die sie braucht, um zu gewinnen - und als unabhängige Nation fortzubestehen.» Militärische Unterstützung für die Ukraine sei der schnellste Weg zum Frieden.

Kiew bittet seit Monaten um weitere schwere Waffen. Deutschland hat der Ukraine bisher neben anderen Waffen- und Luftabwehrsystemen die weniger schlagkräftigen Schützenpanzer vom Typ Marder zugesichert. Zuletzt signalisierten Polen und Finnland Bereitschaft, der Ukraine Leopard-2-Panzer zu überlassen. Damit wächst der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ampel-Regierung.

Der Nato-Generalsekretär warnte davor, Russland im Ukraine-Krieg zu unterschätzen. «Was ihnen an Moral und Ausbildung fehlt, versuchen die Russen mit schierer Masse zu kompensieren. Und sie haben demonstriert, dass sie bereit sind, für ihre Ziele hohe Verluste in Kauf zu nehmen.»

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. (Bild: Reuters)
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. (Bild: Reuters)

+++ Tote und Verletzte nach Explosion in russischer Kaserne +++

Infolge einer schweren Explosion sind in einer Kaserne in der westrussischen Region Belgorod drei Soldaten getötet und 16 weitere verletzt worden. Acht weitere Männer würden seit dem Vorfall, der sich bereits am Samstag in der an die Ukraine grenzenden Region ereignete, vermisst, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax am Sonntag unter Berufung auf Rettungsdienste. Den Angaben zufolge hatte ein Unteroffizier versehentlich eine Handgranate zur Detonation gebracht, woraufhin in dem Gebäude ein Feuer ausbrach. Er selbst erlitt schwere Verletzungen und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Das Internetportal Baza wiederum berichtete, der Mann habe in einem zum Militärquartier umfunktionierten Kulturzentrum unweit der Stadt Korotscha mit der Granate hantiert, um sich vor ihm unterstellten Militärangehörigen Autorität zu verschaffen. Bei den Getöteten und Verletzten soll es sich demnach um mobilisierte Rekruten handeln. Andere Portale schrieben darüber hinaus, das Feuer habe auch ein Waffenlager erfasst und die Munition dort zur Explosion gebracht. Die verschiedenen Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

+++ Russischer Raketenangriff auf Dnipro: Ukraine meldet mehr als 20 Tote +++

Nach dem verheerenden russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der ukrainischen Großstadt Dnipro ist die Zahl der Toten offiziellen Angaben zufolge auf mehr als 20 gestiegen. Bis zum Sonntagmittag seien 21 Menschen tot aus den Trümmern des teils eingestürzten Hochhauses geborgen worden, teilte der Vorsitzende des Gebietsparlaments von Dnipropetrowsk, Mykola Lukaschuk, mit. Noch immer würden 35 Menschen vermisst. Angaben des Zivilschutzes zufolge wurden bislang 73 Menschen verletzt gerettet - darunter 14 Kinder.

Das russische Geschoss hatte das Haus am Samstag getroffen. Noch Stunden nach dem Einschlag waren aus den Trümmern Hilferufe verschütteter Bewohner zu hören gewesen.

Der Angriff auf das im zentralukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Großangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform kamen landesweit mindestens 26 Zivilisten ums Leben, mehr als 80 wurden demnach verletzt. Die Führung in Kiew verurteilte die Angriffe scharf und sprach einmal mehr von «russischem Terror».

+++ London: Russland könnte Altersgruppe für Wehrdienst ausweiten +++

Die russische Regierung könnte nach Einschätzung britischer Militärexperten die Altersgrenze für die Einziehung zum Wehrdienst hochsetzen. Das geht aus dem Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg am Sonntag hervor. Demnach könnte der Kreml das Höchstalter der zur Musterung infrage kommenden Männer von 27 auf 30 Jahre erhöhen, um die geplante Vergrößerung der Streitkräfte um 30 Prozent ohne eine erneute Teilmobilmachung zu erreichen. In Russland sind alle Männer zwischen 18 und 27 Jahren grundsätzlich wehrpflichtig. Eingezogen zu dem einjährigen Dienst wird aber immer nur ein Teil dieser Altersgruppe.

«Es gibt die realistische Möglichkeit, dass die russische Führung darauf hofft, eine Änderung der Alterskriterien für die Routine-Einziehung könne das verfügbare Personal erhöhen und für die Bevölkerung weniger alarmierend erscheinen als eine neue Runde eines unpopulären 'Teilmobilmachungsprozesses'», so die Mitteilung weiter.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

+++ Ukraine beklagt Strom-Engpässe nach jüngsten russischen Angriffen +++

Nach der schweren russischen Angriffswelle vom Samstag hat die Ukraine ihre Bürger auf verstärkte Probleme bei der Stromversorgung eingestellt. Landesweit müsse am Sonntag die vielerorts ohnehin schon deutlich reduzierte Strommenge pro Haushalt noch weiter gedrosselt werden, um größere Engpässe zu vermeiden, teilte der staatlichen Stromnetzbetreiber Ukrenerho auf Facebook mit. Auch Notabschaltungen seien nicht ausgeschlossen.

In der größten Angriffswelle seit dem Jahreswechsel hatte Russlands Armee am Samstag Dutzende Raketen auf die Ukraine abgefeuert - und dabei einmal mehr auf die Energie-Infrastrukur des Nachbarlands gezielt. Betroffen waren unter anderem die Region um die Hauptstadt Kiew sowie Charkiw im Osten des Landes. Ein besonders verheerender Einschlag erschütterte darüber hinaus die zentralukrainische Großstadt Dnipro, wo ein Hochhaus zerstört und mehr als 20 Menschen getötet wurden.

Russlands Verteidigungsministerium äußerte sich nicht zu den vielen zivilen Opfern. Stattdessen sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Sonntag mit Blick auf die jüngsten Angriffe lediglich: «Alle ausgewiesenen Objekte wurden getroffen. Das Ziel des Schlags wurde erreicht.»

+++ Selenskyj beklagt Schäden an Energie-Infrastruktur +++

Staatschef Selenskyj verurteilte Russland dafür, dass es nicht nur «Tod sät», sondern auch die Energie-Infrastruktur des Landes erneut durch den Raketenbeschuss getroffen habe - demnach besonders hart in der Region Charkiw im Osten der Ukraine und in der Hauptstadt Kiew. Dort liefen die Arbeiten für eine Wiederherstellung der Versorgung auf Hochtouren, wie die Regierung mitteilte. Insgesamt waren sechs Gebiete des Landes von Stromausfällen betroffen, hieß es. In der benachbarten Republik Moldau beklagte die Regierung erneut, dass Raketenteile auf ihr Staatsgebiet gefallen seien.

Der ukrainische Staatschef Selenskyj. (Bild: Reuters)
Der ukrainische Staatschef Selenskyj. (Bild: Reuters)

+++ Panzer aus GB für die Ukraine +++

Großbritannien will der Ukraine in den kommenden Wochen 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Abwehr der russischen Angreifer zur Verfügung stellen. Das teilte die britische Regierung mit, nachdem Premierminister Rishi Sunak am Samstag mit Selenskyj telefoniert hatte. Die britischen Verteidigungs- und Sicherheitsbehörden sähen eine Gelegenheit zum Handeln, da Russland «wegen Versorgungsengpässen und schwindender Moral (seiner Truppen) in die Defensive geraten ist». Verbündete sollten ihre für 2023 geplante Unterstützung für die Ukraine «sobald wie möglich auf den Weg zu bringen, um maximale Wirkung zu erzielen», hieß es aus London.

+++ Erster russischer Großangriff seit dem Jahreswechsel +++

Der Raketeneinschlag in Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Russland hatte am Morgen und am Nachmittag Ziele in der Ukraine beschossen. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Großangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Das ukrainische Militär teilte mit, von 38 russischen Raketen am Samstag 25 seien abgeschossen worden. Die und andere Angaben zum Kampfgeschehen ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche russische Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.