News zum Ukraine-Krieg - Selenskyj-Berater sieht jüngste Drohungen Putins als Ausdruck „absoluter Angst“
An der langen Frontlinie im Osten der Ukraine wird hart erkämpft. An einigen Stellen verlieren die ukrainischen Verteidiger Gebiete, die sie vor einem Jahr mühsam zurückerobert hatten. Alle Informationen in unserem Ukraine-Ticker.
Selenskyj-Berater sieht jüngste Drohungen Putins als Ausdruck „absoluter Angst“
19.23 Uhr: Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mykhailo Podolyak, sieht die jüngsten Ansprachen von Russlands Präsident Wladimir Putin als Ausdruck „absoluter Angst“. Podolyak sagte „Bild“, der russische Präsident versuche, den Westen mit seinen Bedrohungen zu erschrecken. Podolyak weiter: „Putin will den Krieg nur nach seinen Bedingungen beenden, um nicht für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht zu werden."
Podolyak forderte den Westen zu einer härteren Haltung gegenüber Russland auf. „Man kann mit Putin nicht verhandeln. Man muss ihm klar und konsequent entgegentreten“, sagte er. Statt eines Dialogs, der keine Ergebnisse bringe, müsse der Westen mit drei Maßnahmen reagieren: Der Verzicht auf weitere Gespräche mit Putin, ein Ende der wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland und die sofortige Lieferung von Waffen an die Ukraine.
Auf die Frage, ob der kürzlich von Bundeskanzler Scholz bei Putin vermittelte Anruf sinnvoll war, kritisierte Podolyak die deutsche Regierung. Er warf Scholz vor, ohne ausreichende Druckmittel mit Putin gesprochen zu haben. „Putin sieht jeden Anruf als Demütigung und Bestätigung seiner Vormachtstellung“, so Podolyak. Nach dem Gespräch habe Russland mit Raketenangriffen auf die Ukraine reagiert, was seine Einschätzung bestätige.
Trotz der schwierigen Situation zeigte sich Podolyak zuversichtlich, dass Russland den Krieg nicht gewinnen werde. „Russland hat noch nicht einmal das Gebiet der Ostukraine vollständig erobert“, so Podolyak, der die Situation als eine Phase der „Mobilisierung“ für Russland beschreibt. Auf die Frage nach einem möglichen „Einfrieren“ des Krieges hielt Podolyak dieses Szenario für unrealistisch. „Ein Einfrieren bedeutet nur eine Verschiebung des Krieges“, sagte er und warnte, dass Russland weiterhin an seinen Zielen arbeiten werde, solange der Westen nicht entschlossener reagiere.
Geheimdienst berichtet über Putin-Plan: Ukraine soll in drei Teile zerschlagen werden
17.56 Uhr: Russland könnte versuchen, seine Vorstellung einer neuen Weltordnung bis 2045 den USA zu übermitteln, einschließlich eines umstrittenen Plans zur Aufteilung der Ukraine in drei Teile. Dies berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur „Interfax“ unter Berufung auf Quellen des ukrainischen Geheimdienstes.
Es bleibt unklar, welchen Status das Dokument hat, das der ukrainische Geheimdienst erhalten hat - ob es sich um einen tatsächlichen Plan der russischen Führung, einen Entwurf oder etwas anderes handelt. Zudem ist der genaue Verfasser unbekannt. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes wurde das Dokument jedoch vom russischen Verteidigungsministerium entwickelt. Es skizziert einen dreiteiligen Plan zur Aufteilung der Ukraine: die östlichen Regionen, einschließlich der teils und vollständig von Russland besetzten Gebiete, sollen von Russland annektiert werden. Die westlichen Teile könnten umstrittene Gebiete werden, die von Polen, Ungarn und Rumänien beansprucht werden. Das restliche Gebiet, einschließlich Kiew, soll zu einem russisch kontrollierten Marionettenstaat werden, was die Auflösung des unabhängigen ukrainischen Staates bedeuten würde, wie der „Kyiv Independent“ berichtet.
Die in dem angeblichen Plan vorgeschlagene Aufteilung der Ukraine reflektiert die maximalistischen Ziele der russischen Invasion, zu denen auch ein Regimewechsel in Kiew und die „Entmilitarisierung“ des ukrainischen Staates gehören. Dies äußerte ein Sprecher gegenüber dem „Kyiv Independent“.
Schuldenerlass statt Mobilisierung: Putin lockt neue Rekruten für Ukrainekrieg
17.50 Uhr: Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnet ein Gesetz über den Schuldenerlass für neue Armeeangehörige, die sich sehr zügig zum Kampf in der Ukraine verpflichten. Das geht aus einem Eintrag auf der Website der Regierung hervor. Nach Angaben russischer Agenturen ist der Erlass von bis zu 10 Millionen Rubel (etwa 92.000 Euro) für jene vorgesehen, die einen Vertrag über den Kampf in der Ukraine für mindestens ein Jahr unterzeichnen, beginnend am 1. Dezember. Das Gesetz gelte für alle potenziellen Rekruten, gegen die vor diesem Tag ein Inkassoverfahren eingeleitet worden ist.
Russland hat in der Vergangenheit bereits Zahlungen an Soldaten angehoben, die zum Kampf in der Ukraine bereit sind. In einigen Fällen betrug der Sold dadurch ein Vielfaches eines Durchschnittsgehalts. Das hat es der Armee ermöglicht, die Personalstärke im Kriegsgebiet zu erhöhen. Zugleich wurde so eine erneute allgemeine Mobilisierung vermieden, die im Herbst 2022 dazu geführt hatte, dass viele Menschen Russland verließen.
Insider: Ukraine hat mehr als 40 Prozent der Kursk-Gebiete verloren
14.27 Uhr: Die Ukraine hat offenbar mehr als 40 Prozent der eroberten Gebiete in der russischen Region Kursk wieder verloren. Das berichtet die Nachrichtenagentur „Reuters“ mit Bezug auf eine hochrangige Quelle aus dem ukrainischen Militär, die dem ukrainischen Generalstab angehören soll. Demnach habe Russland seit den ukrainischen Eroberungen rund 59.000 Soldaten nach Kursk entsandt.
Im August hatte Kiew Putin mit der Kursk-Offensive überrumpelt und zahlreiche Gebiete in der Region erobert. Die Ukraine habe laut der Quelle bis zu 1376 Quadratkilometer kontrolliert - nun seien es nur noch etwa 800 Quadratkilometer. Russland habe seine Gegenangriffe verstärkt. Kiew wolle die übrigen Gebiete laut der Quelle „so lange halten, wie es militärisch sinnvoll ist“.
Viele Gefechte in der Ostukraine
Samstag, 23. November, 9.49 Uhr: Im Osten der Ukraine liefern sich vorrückende russische Truppen und ukrainische Verteidiger weiter heftige Kämpfe. Der ukrainische Generalstab in Kiew nannte in seinem Morgenbericht die vergleichsweise hohe Zahl von 194 Angriffen seit Freitagmorgen. „Der Feind nutzt seine Überlegenheit an Menschen und Material und attackiert pausenlos unsere Stellungen“, hieß es.
Allein am Frontabschnitt Pokrowsk im Gebiet Donezk wurden 44 Angriffe gezählt, wobei die Militärangaben nicht im Detail nachprüfbar sind. 36 russische Sturmangriffe gab es demnach bei der extrem gefährdeten Stadt Kurachowe. Südlich davon droht sich Lagekarten zufolge ein Kessel zu bilden, aus dem ein Abzug der ukrainischen Soldaten schwierig werden dürfte.
Der ukrainische Militärblog DeepState verwies auch auf das russische Vordringen bei Welyka Nowosilka im Süden des Gebietes Donezk. Dort verlieren die Ukrainer Gebiete, die sie bei ihrer Sommeroffensive 2023 zurückerobert hatten. Russische Militärblogs berichten von einem weiteren Vordringen ihrer Truppen in der Bergbaustadt Torezk.
Selenskyj wirft Putin neue Kriegsverbrechen vor
21.56 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Kremlchef Wladimir Putin nach dem Beschuss der Stadt Dnipro mit einer neuen Mittelstreckenrakete Kriegsverbrechen vorgeworfen. Wenn jemand andere Länder beschieße, nicht nur um sie zu terrorisieren, sondern um neue Raketen für weiteren Terror zu testen, dann sei dies ganz sicher ein Kriegsverbrechen, argumentierte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Putin hatte zuvor den Einsatz der Mittelstreckenrakete als gelungenen Test unter Kriegsbedingungen bezeichnet.
Das Verhalten Russlands sei auch ein Affront gegenüber China und den Ländern des Globalen Südens, die zur Mäßigung aufrufen, klagte Selenskyj. Einmal mehr forderte er eine scharfe Reaktion der internationalen Gemeinschaft.
Russisches Militär: Neue Rakete kann Ziele in ganz Europa treffen
20.03 Uhr: Die auf das ukrainische Dnipro abgefeuerte neue russische Mittelstreckenrakete kann nach Angaben des Moskauer Militärs Ziele in ganz Europa treffen. „Ausgehend von den gestellten Aufgaben und der Reichweite dieser Waffe, kann sie Ziele auf dem ganzen Gebiet Europas angreifen, was sie vorteilhaft von anderen Arten von hochpräziser Waffen großer Reichweite unterscheidet“, sagte der Chef der strategischen Raketenstreitkräfte Russlands, Sergej Karakajew, laut russischen Nachrichtenagenturen bei einer Sitzung mit Präsident Wladimir Putin.
Das Raketensystem mit Namen Oreschnik (deutsch: Nussstrauch) könne sowohl mit konventionellen als auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden, sagte der hochrangige General. Seinen Angaben nach ist die Rakete von der Flugabwehr nicht aufzuhalten. Zuvor hatte Putin in seiner Rede vor den Militärs und Rüstungsbeamten erklärt, dass die neue Rakete in Serie gefertigt werden solle.
Putin ordnet weitere Tests und Serienproduktion von Oreschnik-Rakete an
18.11 Uhr: Russland wird nach Angaben von Präsident Wladimir Putin weitere Tests der neuartigen Oreschnik-Rakete in „Kampfsituationen“ vornehmen. „Wir werden diese Tests fortsetzen, auch in Kampfsituationen, abhängig von der Situation und der Art der Bedrohungen für die Sicherheit Russlands“, sagte Putin am Freitag bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Militärvertretern. Russland hatte die Rakete am Donnertag bei einem Angriff auf die ukrainische Stadt Dnipro eingesetzt.
Putin ordnete zudem die Serienproduktion von Oreschnik-Raketen an. „Wir müssen mit der Serienproduktion beginnen“, sagte der Kreml-Chef und lobte die „besondere Stärke dieser Waffe und ihre Kraft“.
Abschreckung von Russland: USA erwägen Änderung ihrer Atomstrategie
Freitag, 22. November, 07.08 Uhr: Nur wenige Tage nach der Änderung der russischen Atomstrategie stellt das US-Verteidigungsministerium mögliche Änderungen an der amerikanischen Atomwaffen-Strategie in Aussicht. Der zuständige Vize-Minister Richard Johnson verwies unter anderem auf verbesserte nukleare Fähigkeiten Chinas und Russlands. Um wirksame nukleare Abschreckung sicherzustellen, könne eine Anpassung der zuletzt 2022 aktualisierten Atom-Strategie notwendig werden, sagte er bei einem Auftritt in Washington.
Russland hatte erst kürzlich seine Atom-Doktrin verändert. In der neuen Fassung heißt es, dass Moskau die Aggression eines Staates, der selbst keine Atomwaffen hat, aber von Atommächten unterstützt wird, als deren gemeinsamen Angriff auf Russland wertet.
Auch über Russland und China hinaus sieht das Pentagon Risiken. Mehrere Länder vergrößerten und modernisierten ihre Atomwaffen-Arsenale, sagte Johnson. Zugleich komme Nuklearwaffen eine größere Rolle in der Sicherheitsstrategie dieser Staaten zu.
Selenskyj fordert Reaktion auf russischen Raketenschlag
23.37 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Weltgemeinschaft zu einer entschiedenen Reaktion auf den russischen Angriff mit einer neuen Mittelstreckenrakete aufgefordert. „Dies ist eine eindeutige und ernsthafte Ausweitung des Ausmaßes und der Brutalität dieses Krieges, eine zynische Verletzung der UN-Charta durch Russland„, schrieb Selenskyj in sozialen Netzwerken. “Es ist ihm egal, was China, Brasilien, die europäischen Länder, Amerika und alle anderen Länder der Welt fordern.“
Putin droht mit Raketenschlägen gegen Kiews Unterstützer
19.28 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin droht nicht nur der Ukraine, sondern auch ihren westlichen Unterstützerländern mit möglichen Raketenangriffen. „Wir sehen uns im Recht, unsere Waffen gegen militärische Objekte der Länder einzusetzen, die es zulassen, dass ihre Waffen gegen Objekte bei uns eingesetzt werden“, sagte er in einer Videoansprache in Moskau.
„Im Fall einer Eskalation aggressiver Handlungen werden wir entschieden spiegelbildlich handeln“, sagte er. Der Kremlchef nannte dabei keine Staaten. Aber die USA und wohl auch Großbritannien haben der Ukraine dem Vernehmen nach erlaubt, mit reichweitenstarken Raketen aus ihrer Produktion militärische Ziele in Russland anzugreifen.
Putin sprach von der Erprobung einer neuen Mittelstreckenrakete mit der Bezeichnung Oreschnik unter Gefechtsbedingungen. Eine solche Rakete traf nach seinen Angaben am Donnerstagmorgen die südukrainische Großstadt Dnipro.
Putin bestätigt neuen Raketenschlag und droht weitere an
18.40 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen Angriff auf die Ukraine mit einer neuen Mittelstreckenrakete bestätigt und mit weiteren Schlägen gedroht. In einer Videoansprache nannte er das System Oreschnik. Es arbeite mit Hyperschallgeschwindigkeit und könne nicht abgefangen werden, sagte der Kremlchef. In der ukrainischen Großstadt Dnipro waren am Donnerstagmorgen mutmaßlich sechs Sprengköpfe einer russischen Rakete eingeschlagen. Es seien keine nuklearen Sprengladungen gewesen, sagte Putin.
Er sprach von einer Reaktion darauf, dass die USA und andere westliche Länder der Ukraine den Einsatz weitreichender Waffen auch auf russischem Territorium erlaubt hätten. „Wir haben mehrfach unterstrichen, dass der vom Westen provozierte Regionalkonflikt in der Ukraine Elemente globalen Charakters angenommen hat“, sagte Putin. Zugleich nannte er das neue System die Moskauer Antwort darauf, dass die USA Mittelstreckenraketen in Europa und im Pazifik stationieren wollten.
Mehr Kohle für mehr Waffen: Jetzt macht Putin die Kriegskasse ganz weit auf
17.54 Uhr: Das russische Parlament hat eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben für das kommende Jahr um 30 Prozent beschlossen. Die Duma bestätigte Haushaltsmittel in Höhe von umgerechnet rund 127 Milliarden Euro für das Militär. Das entspricht einem Anteil von mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Insgesamt sollen im kommenden Jahr sogar ganze 40 Prozent des russischen Haushalts für Verteidigung und die nationale Sicherheit ausgegeben werden. Der von der Duma bewilligte Haushalt berücksichtigt insgesamt die Jahre 2025 bis 2027. Er muss noch vom Oberhaus des Parlaments bestätigt werden. Die anschließende Absegnung durch Präsident Wladimir Putin gilt als Formsache.
Viele Verletzte nach russischem Raketenangriff auf Selenskyjs Heimatstadt Krywyj Rih
12.13 Uhr: Infolge eines russischen Raketenangriffs sind in der südostukrainischen Großstadt Krywyj Rih nach Behördenangaben mindestens 15 Menschen verletzt worden. Neun Opfer mussten in Krankenhäuser verlegt werden, wie Gebietsgouverneur Serhij Lyssak bei Telegram schrieb. Der örtlichen Militärverwaltung zufolge schlug eine Rakete in einem Verwaltungsgebäude ein. Etwa zehn Wohngebäude seien beschädigt worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die Attacke auf Krywyj Rih folgte einem größeren Raketenangriff auf die Ukraine am frühen Morgen. Aus der Industriestadt im Gebiet Dnipropetrowsk mit gut 600.000 Einwohnern stammt Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Ukraine wehrt sich seit über zweieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion.
Russland will Storm-Shadow-Marschflugkörper abgefangen haben
10.48 Uhr: Russland hat nach eigenen Angaben zwei von der Ukraine abgefeuerte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow abgefangen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es wäre der erste Einsatz dieser aus Großbritannien gelieferten Waffen über Russland seit Kriegsbeginn.
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