Ukraine-Update: Russland kämpft in Awdijiwka ohne Rücksicht auf Verluste
Russland setzt alles daran, die schwer umkämpfte Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine einzunehmen. Die Lage der ukrainischen Truppen in der Stadt verschlechtert sich.
"Hier findet eine Schlacht statt, in die der (russische) Feind seine Hauptkräfte wirft", schrieb der gut im Militär vernetzte Journalist Jurij Butussow bei Telegram. Die Lage der ukrainischen Soldaten in der Stadt hat sich verschlechtert. Laut mehreren Quellen ist der Nachschubkorridor der ukrainischen Truppen auf sechs bis acht Kilometer geschrumpft.
Awdijiwka ist bereits mehr als zur Hälfte von der russischen Armee eingeschlossen. Von den einst über 30.000 Einwohner:innen sind in der stark zerstörten Industriestadt nur noch etwa 1000 verblieben. Allein am Donnerstag habe die Ukraine 14 russische Sturmangriffe abgewehrt, gab der ukrainische Generalstab an. Die russische Armee erleidet zwar hohe Verluste, kreist die Stadt aber weiter ein.
"Das russische Militär lässt Soldaten hinrichten"
Um Awdijiwka einzunehmen, ist Russland nach Angaben der US-Regierung bereit, diesen Preis zu zahlen. "Das russische Militär scheint das, was wir als Menschenwellen-Taktik bezeichnen würden, zu verwenden, sie schicken Massen von schlecht ausgebildeten Soldaten direkt in den Kampf, ohne richtige Ausrüstung, ohne Führung, ohne Ressourcen und ohne Unterstützung", so John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA.
Es sei nicht überraschend, dass die Moral der russischen Streitkräfte unter diesen Bedingungen leide, fügte er hinzu. Soldaten, die sich den Befehlen widersetzten, drohe die Hinrichtung.
"Wir haben außerdem Informationen, dass russische Befehlshaber damit drohen, ganze Einheiten hinzurichten, sollten diese versuchen, sich vor ukrainischem Artilleriefeuer zurückzuziehen", berichtete der Sprecher des Weißen Hauses.
Russland plant neuen Haushalt
Am Donnerstag hat die russische Staatsduma den Haushaltsentwurf für 2024 bis 2026 in erster Lesung verabschiedet. Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte Russlands überschreiten die für 2024 geplanten Ausgaben für Militär und Sicherheit die für soziale Angelegenheiten. Insgesamt seien 11 Billionen Rubel, umgerechnet über 110 Milliarden Euro, für die "Landesverteidigung" eingeplant, erklärte der russische Finanzminister Anton Siluanow. Das sind über 25 Prozent mehr, als für soziale Zwecke vorgesehen sind.
Selbst einige der sozialen Kostenpunkte unterstützen defacto den Krieg Russlands in der Ukraine. Zum Beispiel sollen die Ausgaben für die Militärdienstkommission und die "patriotische Erziehung" steigen.
Damit der Haushalt in Kraft tritt, muss er auch in der zweiten und dritten Lesung vom Unterhaus des russischen Parlaments bestätigt und anschließend von Präsident Wladimir Putin unterschrieben werden.
Selenskyj drängt auf schnellen EU-Beitritt der Ukraine
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt derweil weiterhin auf schnelle Verhandlungen zum EU-Beitritt seines Landes. Die Entscheidung über die Aufnahme der Ukraine sei eine der wichtigsten dieses Jahrzehnts und entscheidend für die gemeinsame Sicherheit Europas, sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Rede für den Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel.
Ziel Russlands hingegen sei, nicht nur eine Aufnahme der Ukraine in die EU und Nato zu verhindern, sondern auch über die Mitgliedschaft anderer Länder zu entscheiden. "In diesem Krieg geht es darum, zu entscheiden, wie Europa aussehen soll. Und die Entscheidung darüber liegt bei Ihnen und mir, nicht beim Kreml", sagte Selenskyj.
In Teilen der Ukraine herrschte in der Nacht auf Freitag wieder Luftalarm, weil Russland Kampfdrohnen gegen Ziele im Nachbarland fliegen ließ.