"Umdenken muss stattfinden": Sebastian Bezzel und Simon Schwarz sprechen sich für Nachhaltigkeit aus

In den neuen Folgen "Die Grenzgänger" gehen den Bayern-Reisenden Sebastian Bezzel (links) und Simon Schwarz inspirierende Menschen ins Netz. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)
In den neuen Folgen "Die Grenzgänger" gehen den Bayern-Reisenden Sebastian Bezzel (links) und Simon Schwarz inspirierende Menschen ins Netz. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)

"Wer kann aus dem Stegreif die sechs längsten Flüsse Bayerns aufzählen?" - Sebastian Bezzel und Simon Schwarz klären in sechs neuen Folgen ihrer BR-Serie "Die Grenzgänger", was es mit Donau, Inn und Co. auf sich hat. So viel sei verraten: Die Reise mit dem Wohnmobil hatte es in sich, wie sie im Interview erzählen.

Seit 2013 spielt sich der Schauspieler Sebastian Bezzel aus Garmisch-Partenkirchen als stoisches Ermittler-Original Franz Eberhofer in die Herzen des Publikums. Auch wenn man ihm seine oberbayerische Herkunft im Interview stets anmerkt, betont der heute 53-Jährige immer wieder, wie gerne er in Hamburg zu Hause ist. Aber die Verbindung nach Bayern steht natürlich. Seit 2019 reist er mit seinem Eberhofer-Spezl Simon Schwarz (53) für die BR-Doku "Bezzel & Schwarz - Die Grenzgänger" (sechs Folgen, montags, ab 3. Juni, 20.15 Uhr, BR) durch Bayern. Im Interview stellt der gebürtige Wiener Schwarz innovative Umweltschutzprojekte vor und schwärmt gemeinsam mit Bezzel von inspirierenden Vorreitern. Diesmal waren die beiden ganze sechs Wochen entlang der sechs längsten Flüsse Bayerns unterwegs - mit dem Wohnmobil. Ob sich die Eberhofer-Stars in dieser "intensiven Zeit" auf die Nerven gegangen sind und warum Wasser, genauer gesagt die Donau, für beide so wichtig im Leben ist, verraten sie im Interview.

teleschau: Für die Dreharbeiten zu "Bezzel und Schwarz - Die Grenzgänger" waren Sie wochenlang in einem Wohnmobil unterwegs: Geht man sich da nie auf die Nerven?

Simon Schwarz: Also von meiner Seite war alles sehr harmonisch. Wenn wir uns nicht blind verstehen würden und bis heute so konfliktfrei durch unsere Projekte gekommen wären, würden wir das nicht machen.

Sebastian Bezzel: Außerdem gewöhnt man sich daran und entwickelt sogar eine Art Zuhause-Gefühl. Kuscheltiere habe ich zwar nicht mehr dabei, aber im gewohnten Umfeld jedes Mal woanders aufzuwachen, ist großartig. Wenn es mal zu viel wird, kann sich jeder jederzeit kurz zurückziehen. Grundsätzlich ist Simon aber ein Mensch, neben dem man auch wunderbar zwei Stunden schweigend sitzen und trotzdem eine gute Zeit haben kann. Wir haben beide schon genug Stress im Leben.

teleschau: Männerfreundschaft und die Liebe zur Heimat werden demnach ganz großgeschrieben ...

Bezzel: Streichen wir das "Männer" aus "Männerfreundschaft" und das "Heimat" aus "Heimatliebe". Simon und ich würden auch zusammen funktionieren, wenn du uns in Südamerika oder Thailand rausschmeißt. Aber das würde für den BR nicht viel Sinn machen (schmunzelt). Bayern ist mehr als Geranienbalkone, schneebedeckte Berge und a Maß Bier. Unsere Reisen sind nicht nur für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer ein Erkenntnisgewinn, sondern auch für Simon und mich.

Schwarz: Ja, die gemeinsame Zeit im Wohnmobil hat uns positiv beeinflusst. Wir wohnen zwar sehr weit voneinander entfernt, aber die Freundschaft hält seit jeher. Vielleicht wäre die Freundschaft gar nicht so toll, würden wir Nachbarn sein.

In einer neuen Staffel "Bezzel und Schwarz - Die Grenzgänger" tingeln die beiden Schauspielkollegen und langjährigen Freunde Sebastian Bezzel (rechts) und Simon Schwarz mit ihrem Wohnmobil entlang der sechs längsten Flüsse Bayerns. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski/Montage: BR)
In einer neuen Staffel "Bezzel und Schwarz - Die Grenzgänger" tingeln die beiden Schauspielkollegen und langjährigen Freunde Sebastian Bezzel (rechts) und Simon Schwarz mit ihrem Wohnmobil entlang der sechs längsten Flüsse Bayerns. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski/Montage: BR)

Schwarz: "Den Spott habe ich mir für Wochen, wahrscheinlich Jahre eingehandelt"

teleschau: Nachdem Sie sich nicht auf die Nerven gehen - was war dann die größte Herausforderung?

Bezzel: Zeitlich war die Planung gar nicht so einfach, wegen der vielen verschiedenen Termine von Simon und mir. Wir müssen das alles auch noch mit den Terminen unserer Protagonisten und Protagonistinnen kombinieren. Vom Wetter will ich gar nicht erst anfangen.

teleschau: Bei Wind und Wetter ist ein Hotel womöglich die bequemere Wahl ...

Bezzel: Die eigentliche Frage ist: Was ist das für ein Camper und wo steht er? Wenn er auf einem riesigen Platz mit hundert anderen steht, verliert das Campingleben für mich seinen Reiz und seine Romantik. Außerdem ist es dann meist genauso teuer wie ein Hotel.

Schwarz: Ich finde beide Möglichkeiten super. Das hat alles damit zu tun, wo du bist und mit wem du bist. Privat bin ich allerdings noch nie mit dem Wohnwagen unterwegs gewesen. Eine Idee schwirrt mir schon lange im Kopf herum: Vielleicht baue ich mir einen Sprinter oder einen VW-Bus um. Dann könnte ich mal eine große Skandinavien-Tour machen. Mein Herz schlägt aber auch für Schiffe, vor allem für Segelschiffe.

teleschau: Oder Faltboote ...

Schwarz: Oh ja (lacht). In der ersten "Grenzgänger"-Episode der neuen Staffel habe ich versucht, mit Sebastian unser altes Faltboot aufzubauen. Es hat viel länger gedauert, als ich versprochen hatte. Den Spott habe ich mir für Wochen, wahrscheinlich Jahre eingehandelt.

Bezzel: Beim Aufbau des Faltbootes musste ich einfach lachen: Simon schwärmte: "Das ist toll, das haben wir in zehn bis 20 Minuten aufgebaut. Das habe ich früher mit den Kindern gemacht." Ich dachte nur: "Das heißt, du hast es das letzte Mal vor zehn Jahren aufgebaut. Mal sehen, ob das immer noch so schnell geht." Aus 20 Minuten wurden rund zweieinhalb Stunden. Aber als alles fertig war, waren wir sehr stolz auf uns.

Sebastian Bezzel (links) und Simon Schwarz sind seit knapp zwanzig Jahren gute Freunde. Im Interview mit teleschau verraten sie ihr Geheimnis hinter ihrer Freundschaft. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)
Sebastian Bezzel (links) und Simon Schwarz sind seit knapp zwanzig Jahren gute Freunde. Im Interview mit teleschau verraten sie ihr Geheimnis hinter ihrer Freundschaft. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)

Bezzel: "Ich respektiere auch Menschen, die sich einfach nichts scheißen"

teleschau: Ihre Herzen schlagen dafür, Altbewährtes in Ehren zu halten, aber auch Neues auszuprobieren ...

Schwarz: Richtig, so wie beim Foilsurfen am Forggensee. Dort trafen wir den Surf-Experten Lukas Schuler, der uns unterrichten sollte.

teleschau: Schuler war nur eine von vielen interessanten Persönlichkeiten auf Ihrer Reise. Wer hat Sie besonders beeindruckt?

Bezzel: An dieser Stelle bin ich gegen Superlative. Es ist sehr schwierig, Vergleiche zu ziehen. Es gibt Menschen, die beeindrucken mich durch ihr soziales Engagement, durch ihre ehrenamtliche Arbeit. Ich respektiere auch Menschen, die sich einfach nichts scheißen und für das kämpfen und arbeiten, woran sie glauben.

teleschau: Wer blieb Ihnen besonders in Erinnerung?

Bezzel: Die beiden Damen, die den Reiterhof für Kinder mit geistiger Behinderung betreiben und auf Spenden angewiesen sind, haben es wirklich nicht leicht. Reich werden sie damit nicht. Aber es ist ein erfülltes Leben. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, wie zum Beispiel Ulrich Süttner, Leiter der Obdachloseneinrichtung "Domus Misericordiae" in Nürnberg, die auch den Ärmsten eine Stimme geben. Andere beeindrucken wiederum mit ihrem Humor, ihren pfiffigen Ideen oder ihrer Kochkunst.

Schwarz: Die ehrenamtliche Wasserwacht an der Isar ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ich finde es beeindruckend, dass Menschen in ihrer Freizeit ihr Leben zur Verfügung stellen. Es ist harter Tobak, wenn ein Kind vermisst wird oder Hochwasser Menschenleben fordert. Für mich sind das Heldinnen und Helden. Ihre bewegenden Geschichten relativieren deine eigenen Probleme ganz schnell.

Sie schrecken vor nichts zurück. In den neuen Folgen "Die Grenzgänger" machen sich Sebastian Bezzel (links) und Simon Schwarz schonmal die Hände schmutzig. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)
Sie schrecken vor nichts zurück. In den neuen Folgen "Die Grenzgänger" machen sich Sebastian Bezzel (links) und Simon Schwarz schonmal die Hände schmutzig. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)

Diese Lebensentwürfe stellen "Die Grenzgänger" vor Herausforderungen

teleschau: Können Sie sich vorstellen, für ein, zwei Monate in die Haut eines Ihrer Protagonisten zu schlüpfen?

Bezzel: Ja, für ein, zwei Monate ist vieles möglich. Mein Beruf als Schauspieler bringt ja auch mit sich, dass ich mich für eine bestimmte Zeit in eine ganz neue Situation begebe. Ein, zwei Monate auf einer Alm wie der Kastenalm am Isarursprung leben? Wo soll ich unterschreiben? Das mache ich sofort. Aber das sind Laborbedingungen. Danach freue ich mich, wieder nach Hamburg zu meiner Familie zu fahren, abends ins Theater zu gehen und beim Inder um die Ecke zu essen - herrlich.

teleschau: Sie stellen in "Die Grenzgänger" verschiedenste Lebensentwürfe vor ...

Bezzel: Ja, ich finde es toll, Menschen wie die Wirtin der Kastenalm zu treffen. Sie weiß, was sie von ihrem Leben erwartet. Sie schätzt auch die Einsamkeit. Denn Einsamkeit bedeutet nicht immer, allein zu sein. Diese bewusste Art zu leben, auf einen Teil der Kultur zu verzichten, bringt einen der Natur viel näher. Mir wäre das auf Dauer aber wahrscheinlich zu monoton.

teleschau: Weil Sie nicht so lange alleine sein können?

Bezzel: Jein. Man darf nicht vergessen: Es gibt auch Tage, da kommen nicht so viele Gäste auf die Alm oder es regnet eine Woche durch - die harte Arbeit muss trotz Sauwetter immer gemacht werden, und du musst voll ran. Das macht dann keinen Spaß mehr.

Lea Braun (von links) zeigt Sebastian Bezzel und Simon Schwarz gemeinsam mit Thomas Hauke wie man mit einem Einbaum paddelt. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)
Lea Braun (von links) zeigt Sebastian Bezzel und Simon Schwarz gemeinsam mit Thomas Hauke wie man mit einem Einbaum paddelt. (Bild: BR/Film Five GmbH/Ralf Wilschewski)

"Wasser bedeutet Leben": Was Bezzel und Schwarz verbindet

teleschau: Wie kam es dazu, dass Sie gemeinsam die sechs längsten Flüsse Bayerns erkunden?

Schwarz: Der Wunsch des Bayerischen Rundfunks war, dass wir mehr als vier Folgen machen. Dabei waren wir uns schnell einig, dass es lächerlich wäre, die üblichen vier Himmelsrichtungen um Südwest, Nordost oder andere zu erweitern.

Bezzel: Und wer kann schon die sechs längsten Flüsse Bayerns aus dem Stegreif aufzählen? Unser Regisseur recherchierte bei den zuständigen Landesämtern alles ganz genau. Dass die Altmühl in diese Kategorie fällt, wusste ich beispielsweise nicht. Außerdem hatten Simon und ich schon lange den Wunsch, eine Folge nur über die Donau zu machen.

teleschau: Warum ist die Donau für Sie so interessant?

Bezzel: Weil wir beide von unserem Geburtsort her etwas gemeinsam haben. Die Wasserscheide ist bei uns beiden die Donau. Jeder Tropfen Regen, der in unserer Heimat fällt, landet irgendwann im schwarzen Meer.

Schwarz: Die Donau verbindet uns. Die Menschen haben nicht im Blick, was mit dem ganzen Wasser passiert, welche Wege es nimmt. Sonst würden wir auch anders mit unseren Ressourcen umgehen und diese Landschaft besser pflegen.

teleschau: Ist das Ihr Appell an das Publikum?

Schwarz: Auf jeden Fall. Nicht umsonst siedeln die Menschen seit jeher an Flüssen. Wasser bedeutet Leben. Wir haben ein wenig vergessen, uns an diesen Ursprung und diesen Wert zu erinnern. Wasser ist der Grund, warum es uns gibt. Diesen Teil der Natur werden wir nie durch Technik ersetzen können. Deshalb schwingt in "Die Grenzgänger" auch die Frage mit: Warum zieht es alle so weit weg, wenn das Schöne doch so nah liegt?

"Ansonsten verblöden wir": Davor warnt Simon Schwarz

teleschau: Nach nunmehr sechs Staffeln müssen Sie es ja wissen ...

Schwarz: Ja, wir haben wirklich viele schöne Fleckchen in Bayern gesehen. Man sieht zwar überall viel von Menschen gemachte Hässlichkeit, allerdings gibt es auch viel Schönes. Wir wollen in erster Linie unterhalten, aber den Leuten auch etwas mitgeben. Schließlich prägen wir dieses Format mit unserem Namen. Da steht nicht Franz Eberhofer und Rudi Birkenberger drauf - da steht Sebastian Bezzel und Simon Schwarz.

teleschau: Und wo Bezzel & Schwarz draufsteht, ist auch viel Humor und Persönlichkeit drin?

Bezzel: Auf jeden Fall. Auch wenn der Rahmen der Sendung und die Themen geplant sind, lassen Simon und ich doch alles auf uns zukommen. Uns ist wichtig, dass alles authentisch ist, es gibt kein Drehbuch wie beim Film. Wir lernen die Protagonistinnen und Protagonisten erst kennen, wenn die Kamera läuft. Das führt schon mal zu Verwirrung, wenn wir nicht sofort 'Hallo' sagen (schmunzelt).

Schwarz: Nicht nur von unserer, sondern auch von der Persönlichkeit der Protagonistinnen und Protagonisten lebt das Format. Wir suchen sie nicht alle aus, aber wir haben ein Mitspracherecht. Unser Anspruch ist, dass sich jeder Zuschauer und jede Zuschauerin nach jeder Folge Gedanken macht - genau wie wir. Schließlich bin ich selbst ein sehr neugieriger Mensch.

teleschau: Mittlerweile ist das sogar ein Running Gag, dass Sie nach den Treffen mit den Menschen meist noch mehr Fragen haben, als sie mitgebracht hatten.

Schwarz: Richtig. Stets auf der Suche nach weiteren Fragen zu sein, ist das Beste, was wir tun können. Wir dürfen nie aufhören, diese Fragen zu stellen, und wir dürfen nie aufhören, auf der Suche nach Antworten zu sein. Ansonsten verblöden wir und verkommen zu einer Spezies, die es nicht mehr braucht auf dieser Erde. Darüber hinaus müssen wir, wenn wir über Fortschritt und Entwicklung sprechen, eine Welt anstreben, die auch für künftige Generationen noch lebenswert ist.

Schwarz philosophiert über Nachhaltigkeit: "Es geht darum, in die Zukunft zu denken"

teleschau: Wie lässt sich dieses nachhaltige Denken mit dem Beruf des viel reisenden Schauspielers vereinbaren?

Schwarz: Ja, wir haben einen Beruf, der nicht sehr nachhaltig ist. Deshalb habe ich auch Verständnis für alle, die berufsbedingt reisen müssen. Aber ich kann immer versuchen, das kleinere Übel zu wählen. Nachhaltigkeit wird bei uns sehr gerne mit Verzicht in Verbindung gebracht und damit, dass man uns etwas wegnehmen will. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, in die Zukunft zu denken. Wenn ich zum Beispiel einen Fluss sehe, der renaturiert wird, dann kann niemand etwas Schlechtes daran finden.

teleschau: Schließlich gibt es auch nachhaltigere Alternativen in der oft betroffenen Landwirtschaft ...

Schwarz: Richtig. Es gibt junge Bauern, die im Falle einer Renaturierung umdenken, um ihren Vorteil daraus zu ziehen. Sie legen sich Wasserbüffel zu und strukturieren ihren Bauernhof um. So jemanden trafen wir bereits in einer früheren Staffel. Wir alle müssen einen guten Kompromiss finden, der aber trotzdem die beste Lösung für alle ist.

teleschau: Wie sieht es da bei Film- und TV-Produktionen allgemein aus?

Schwarz: Wir versuchen natürlich während der gesamten Produktionszeit, so nachhaltig wie möglich zu agieren. Da gibt es die berühmte Green Production: also Müll vermeiden und CO2-Emissionen minimieren. Das ist ein mühsamer Weg. Wie so oft geht das leider nicht so schnell, wie man das gerne hätte.

Schwarz: "Es ist beruhigend zu sehen, dass es immer noch Menschen gibt, die die Mühe nicht scheuen"

teleschau: Wie zuversichtlich blicken Sie in die Zukunft?

Schwarz: Ich bin optimistisch, denke aber, dass wir immer mehr machen können. Aber so ist das Leben: Man schafft nicht immer alles. Der Versuch zählt. Dahingehend passiert viel - nicht nur beim Film.

teleschau: Woran denken Sie?

Schwarz: Da fällt mir sofort ein innovatives Projekt am Inn ein. Dort brodelt gerade der Konflikt Wasserkraft versus Naturschutz. Ein Verbund nahm sich dieser Sache an - trotz vieler Auflagen. Es geht darum, die Durchgängigkeit für Fische und die Renaturierung zu gewährleisten - und gleichzeitig die Hydrologie zu berücksichtigen. Das ist alles sehr komplex. Trotz vieler Hürden macht er nicht nur das Minimum, was der Gesetzgeber vorschreibt, sondern setzt sich mit Universitäten und regionalen Fischern zusammen, um einen Kompromiss zu finden. Es ist beruhigend zu sehen, dass es immer noch Menschen gibt, die die Mühe nicht scheuen.

teleschau: Und vermutlich auch die Kosten ...

Schwarz: Aber hallo. Die Verantwortlichen nehmen ein paar Millionen mehr in die Hand, um die Pläne umzusetzen. Und das, obwohl es sich dabei nicht unbedingt um den größten Energiekonzern in Mitteleuropa handelt. Er gehört zu den kleineren ¬ und kann sich das leisten. Da frage ich mich: Wie ist es möglich, dass die großen Player vergleichbare Maßnahmen ablehnen mit der Begründung, dass es zu teuer sei?

Schwarz: "Jeder muss sich überlegen, welcher Lebensstil auf Dauer sozial nachhaltiger ist"

teleschau: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Alltag?

Bezzel: Man kann den Klimawandel natürlich als Erfindung der grünen Ökospinner abtun. Aber das ist ein Irrtum. Man kann einfach nicht mehr übers Wochenende auf Malle fliegen. Ich lebe seit Jahren in Norddeutschland und kenne noch lange nicht alle schönen Ecken. Ich packe die Kinder ein, nehme einen Fußball mit, lege mich mit Kumpels in eine ruhige Ecke im Park, kicke und lasse es mir einfach gut gehen. Dafür muss ich keine 200 Kilometer fahren oder gar fliegen.

Schwarz: Ich achte auch sehr darauf. Nachhaltigkeit ist für mich mehr, als zu sagen, heute lasse ich das Auto stehen und fahre mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich versuche zu Hause fast nur pflanzlich zu essen. Aber ich möchte niemandem das Fleisch wegnehmen. Jeder kann so viel tierische Produkte essen, wie er will. Ich finde nur, man sollte sich überlegen, ob man für andere noch etwas übrig lässt oder nicht. Es ist doch so: Wenn wir die Landwirtschaft in Zügen umstrukturieren und diejenigen fördern, die Kulturlandschaften erhalten und die Kreislaufwirtschaft fördern, dann können wir den nachfolgenden Generationen ein Erbe hinterlassen. Wenn jemand seinen Fisch selbst fängt, ihn beim Fischhändler direkt am See kauft oder Wild schießt, um den Bestand zu regulieren und den Wald zu schützen, dann habe ich dafür vollstes Verständnis. Jeder muss sich überlegen, welcher Lebensstil auf Dauer sozial nachhaltiger ist. Hier muss ein Umdenken stattfinden.

Bezzel: "Meine ganze Familie bemüht sich, bewusster zu leben"

teleschau: Sie beide scheinen dem Thema viel Aufmerksamkeit zu schenken.

Bezzel: Das sollte uns allen wichtig sein. Meine ganze Familie bemüht sich, bewusster zu leben. Meine Kinder kommen langsam aber sicher ins Teenageralter. Ich freue mich darüber, dass viele Impulse von ihnen kommen. Zum Beispiel einfach "Nein" zu Plastik zu sagen. "Nein" ist ein wichtiges Wort beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Jeder sollte wieder mehr das Besondere im Bescheidenen suchen - gerade beim Essen. Für ein Schnittlauchbrot nehme ich die Kräuter aus dem Garten, das leckere Brot vom Bäcker nebenan und eine sehr gute Butter aus der Region und schon habe ich etwas, das ich genießen kann. Es muss nicht immer die mehrfach verpackte Billigware aus dem Supermarkt oder das Billigfleisch sein.