Umfrage: Wie macht sich der Klimawandel im Alltag bemerkbar?

Nicht einmal zwei Drittel glauben an menschengemachten Klimawandel

Nur etwa 63 Prozent der Deutschen glauben laut einer Umfrage an den wissenschaftlichen Konsens, dass vor allem die Menschen an der Erderwärmung Schuld sind. Osttdeutsche sind besonders skeptisch. Andere sehen hingegen konkrete Auswirkungen des Kimawandels in ihrem Alltag. Was am häufigsten genannt wird.

Klimaforscher sehen den Menschen als hauptverantwortlich für die rapide Erderwärmung. (Bild: Getty)
Klimaforscher sehen den Menschen als hauptverantwortlich für die rapide Erderwärmung. (Bild: Getty)

Das Bild vom traurigen Eisbären auf seiner dünner werdenden Eisscholle ist das Symbol für den Klimawandel und seine Folgen. Und tatsächlich spielen sich schmelzende Gletscher, Dürren, Fluten oder Waldbrände oftmals noch weit weg von Deutschland ab.

Doch mittlerweile ist für viele der Klimawandel jenseits der Arktis auch vor der eigenen Haustür angekommen, in Form von steigenden Temperaturen und häufigeren Extremwetterereignissen. Ein Beispiel sind die Überschwemmungen im Ahrtal 2021, deren Ursache viele ebenfalls im menschengemachten Klimawandel vermuten.

Extreme wie schmelzende Gletscher, Dürren und Hitzeperioden sowie Starkregen werden in der Wahrnehmung vieler Menschen merklich häufiger - und auch viele Menschen hierzulande bemerken spürbare Veränderungen.

Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage von YouGov und Statista, in der Erwachsene in Deutschland zu ihrer Wahrnehmung von Klimaveränderungen befragt wurden.

Unter den Befragten, die den Klimawandel anerkennen, gaben viele an, in ihrem Umfeld selbst bereits Entwicklungen beobachtet zu haben, die sie auf den Klimawandel zurückführen.

Welche Veränderungen durch den Klimawandel haben die Befragten bemerkt?

Die meisten der Befragten nannten dabei "Zu warme Temperaturen" für den Winter, wie auch die folgende Grafik zeigt:

Grafik Statista
Grafik: Statista

Insgesamt 60 Prozent gaben an, zu warme Temperaturen für die kalte Jahreszeit bemerkt zu haben: Sie beobachteten in den letzten Wochen und Monaten in ihrer wohnlichen Umgebung zu warme Temperaturen für die Winterjahreszeit - und sahen darin eine Folge des menschengemachten Klimawandels.

Jeder Zweite der Befragten, die an den menschengemachten Klimawandel glauben, hat eine starke Schwankung in den Temperaturen bemerkt (50 Prozent) und führt diese auf den Klimawandel zurück.

Schnelle Wetterumschwünge und Trockenheit wurden von jeweils 44 Prozent bemerkt und auf den Klimawandel zurückgeführt.

Das frühe Blühen von Bäumen, Sträuchern und Blumen nannten 41 Prozent als klimatisches Ereignis, dessen Ursache sie im menschengemachten Klimawandel sehen. 39 Prozent nannten außerdem Stürme und 34 Prozent Tiere (u.a. Vögel), die früher aus ihren Wintergefilden zurückkommen.

Unter einem Drittel (31%) haben zudem starke Regengüsse in ihrer Umgebung erlebt.

Ist der Klimawandel menschgemacht? Viele sind skeptisch

Auch der Frage nach Ursachen des Klimawandels wurde in der Umfrage nachgegangen.

Der Ausstoß von CO2 durch die Menschen, unter anderem durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, hat drastisch zugenommen: Klimaforscher sind sich einig, dass die Hauptursache des Klimawandels der Mensch ist.

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Dennoch ist ein erheblicher Teil der Deutschen skeptisch, ob der Klimawandels auf den Menschen zurückzuführen ist.

Dieser wissenschaftlichen Erkenntnis glauben demnach nur 63 Prozent der Menschen in Deutschland - 22 Prozent glauben hingegen nicht daran:

Grafik: Statista
Grafik: Statista

Vor allem die jüngsten (18- bis 24-Jährige) sowie die ältesten Befragten (über 55-Jährige) glauben an den menschengemachten Klimawandel (jeweils 67 Prozent).

Ostdeutsche glauben seltener an den menschengemachten Klimawandel

Ein Viertel der Befragten aus Ostdeutschland glaubt nicht daran, dass vor allem den Menschen die Erderwärmung zuzuschreiben ist. In Westdeutschland zweifeln daran ebenfalls rund 21 Prozent.

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Ebenfalls fällt auf, dass sich 18 Prozent der Befragten in den neuen Bundesländern noch keine Meinung gebildet oder die Frage nicht beantwortet haben, während es im Westen nur 14 Prozent sind.

Nur knapp drei von zehn Befragten informieren sich außerdem laut der Umfrage regelmäßig über den Klimawandel.

Weltweiter Co2-Ausstoß: Hoch wie nie

Entwicklung des weltweiten CO2-Ausstoßes (Grafik: P. Massow; Redaktion: B. Schaller)
Entwicklung des weltweiten CO2-Ausstoßes (Grafik: P. Massow; Redaktion: B. Schaller)

2022 wurden in Deutschland rund 657 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, weltweit waren es 2021 laut Global Carbon Project 37 Milliarden. Die größten Emittenten waren dabei China, USA, Indien und Russland.

Der Weltklimarat (IPCC) hat prognostiziert, dass sich die Erde zwischen 2030 und 2035 nahezu gesichert um 1,5 Grad erwärmen wird. Als wahrscheinliche Folgen gelten eine vermehrte Desertifikation, das zunehmende Schmelzen der Gletscher und der Meeresspiegelanstieg.

Derzeit beträgt die Erderwärmung etwa 1,1 Grad im Vergleich zu 1960: Um das 1,5-Grad-Ziel zumindest temporär halten zu können, müssten die Emissionen bis 2035 um 65 Prozent gegenüber des Werts von 2019 sinken.

Studie: Klimafolgen kosten Deutschland wohl bis zu 900 Milliarden

Neben den negativen Veränderungen für die Lebensräume der Menschen und Tiere hat der Klimawandel auch finanzielle Konsequenzen. Auf Deutschland könnten durch den Klimawandel bis 2050 Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro zukommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die die Bundesministerien für Umwelt sowie Wirtschaft und Klimaschutz Anfang März präsentierten.

Die Folgekosten des Klimawandels in verschiedenen Klimaszenarien (Grafik: dpa)
Die Folgekosten des Klimawandels in verschiedenen Klimaszenarien (Grafik: dpa)

Wer wurde für die Umfrage interviewt?

Für die YouGov-Umfrage in Kooperation mit Statista wurden 2.085 Personen in Deutschland vom 20. bis 22. März 2023 mittels Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Video: Wie aus dem Horrorfilm - Fleischfressende Bakterien sind aufgrund der wärmeren Meerestemperaturen auf dem Vormarsch