Umstrittener Letzte-Generation-Protest: Was ist das Grundgesetz-Denkmal?

Eine Aktion der Klimaaktivist*innen der "Letzten Generation" hat dafür gesorgt, dass ein Denkmal an der Spreepromenade gerade in aller Munde ist. Aber was ist "Grundgesetz 49" überhaupt, wer ist der Künstler dahinter - und vor allem, wofür steht es?

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Eine Aktion der Klimaaktivisten der "Letzten Generation" hat dafür gesorgt, dass ein Denkmal gerade in aller Munde ist. (Bild: Sven Kaeuler/dpa)

Vor dem Jakob-Kaiser-Haus, in Augenhöhe vor dem Haus der Fraktionen und unmittelbar an der Spreepromenade, stehen 19 jeweils ungefähr drei Meter hohe Glasscheiben. In jede Scheibe ist mit Laser eines der 19 Grundrechte des Grundgesetzes in der Fassung aus dem Jahre 1949 eingraviert. Spätere Grundgesetzergänzungen sind dementsprechend nicht zu finden. Kreiert wurde das Denkmal mit dem Namen "Grundgesetz 49" in den 1990er Jahren von dem israelischen Künstler Dani Karavan, der unter anderem auch für die Gestaltung des Mahnmals zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma bekannt ist.

"Letzte Generation" mahnt: "Erdöl oder Grundrechte?"

Aktuell ist das Denkmal medial omnipräsent, weil Klima-Aktivist*innen der "Letzten Generation" mit einer Farbattacke auf das Kunstwerk Kritik auf sich gezogen haben. Aktivist*innen der Gruppe hatten eine schwarze Flüssigkeit an die gläsernen Wände geworfen. Mit Pinseln verschmierten sie sie an den Scheiben, darüber klebten sie Plakate etwa mit der Aufschrift "Erdöl oder Grundrechte?"

Die Aktion richtete sich nach Angaben der Aktivist*innen gegen die Politik. Man habe gezeigt, wie diese mit dem Grundgesetz umgehe, erklärte die Gruppe. "Erdöl verfeuern oder Grundrechte schützen? 2023 geht nur eines von beidem", hieß es. Die Gruppe wirft der Bundesregierung vor, sich nicht an die Verpflichtung aus dem Grundgesetz zu halten, Lebensgrundlagen und Freiheit der Menschen zu schützen.

Oppositionspolitiker und Mitglieder der Ampel-Regierung verurteilten die Aktion. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der "Bild am Sonntag": "Es gibt keinerlei Rechtfertigung dafür, ausgerechnet die Grundrechte zu beschmieren - und das auch noch am Bundestag, dem Herz unserer Demokratie." Bundestagspräsidentin Bärbel Bas teilte mit, das Kunstwerk sei eine Mahnung, die Grundrechte zu achten und zu schützen.

Das steckt hinter "Grundgesetz 49" von Dani Karavan

Tatsächlich heißt es auch in den Informationen des Bundestages zu "Grundgesetz 49", dass das Denkmal an die "schwierigen Jahre der Gründung der jungen deutschen Demokratie" und daran, dass "Politik in Berlin nicht [...] geschichts- und voraussetzungslos" ist erinnern soll. Zugleich wird das Grundgesetz durch die klare Formulierung und die Darstellung auf Glasplatten wortwörtlich transparent und auf eine neue, eindringliche Weise sichtbar gemacht.

Wie man Dani Karavans Kunstwerk allerdings auslegt, liegt, wie es bei vielen Kunstwerken eben ist, im Auge des Betrachters. Ob man nun die Ansicht von Politiker*innen, wie Bärbel Bas oder die der Klima-Aktivist*innen teilt, Fakt ist, dass die Aktion auf jeden Fall wieder einmal Aufmerksamkeit generiert hat - nicht nur für die "Letzte Generation", sonder auch für "Grundgesetz 49" von Dani Karavan.

Im Video: "Letzte Generation" stellt Protestaktionen in Hannover dauerhaft ein