Unheimliches Uran: Das kontroverse Element, das die Welt verändert

Ein Rohstoff zwischen Besorgnis und Begehrlichkeit an den Kapitalmärkten

Ein Mitarbeiter kontrolliert niedrig angereichertes Uran in einem metallurgischen Werk in Kasachstan  (Foto: REUTERS/Shamil Zhumatov)
Ein Mitarbeiter kontrolliert niedrig angereichertes Uran in einem metallurgischen Werk in Kasachstan (Foto: REUTERS/Shamil Zhumatov)

Uran fasziniert und polarisiert Wissenschaftler, Technologen und Laien gleichermaßen. Seit seiner Entdeckung am Ende des 18. Jahrhunderts hat das Element die Art und Weise, wie wir über Energie, Krieg und Umweltschutz denken, grundlegend beeinflusst. Aufgrund seiner einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften, insbesondere seiner Radioaktivität, spielt Uran eine Schlüsselrolle in der Kernphysik und Energieerzeugung.

Es ist ein Element, das in der Lage ist, mächtige Kernreaktionen auszulösen, die sowohl für friedliche als auch für militärische Zwecke genutzt werden können. Diese Doppelnatur von Uran als Quelle ungeheurer Energie und potenzieller Zerstörung löst sowohl Bewunderung als auch tiefe Besorgnis aus. Zehn erstaunliche Fakten über das schwere Metall und seine wichtige Rolle in unserer modernen Welt:

Uran wurde 1789 von dem deutschen Chemiker Martin Heinrich Klaproth entdeckt. Er benannte das neu entdeckte Element nach dem Planeten Uranus, der selbst erst acht Jahre zuvor entdeckt worden war. Diese Namensgebung unterstreicht die damalige Begeisterung für die Astronomie und die Verbundenheit der Wissenschaften untereinander.

Uran war das erste Element, bei dem man die Eigenschaft der Radioaktivität entdeckte. Der französische Physiker Henri Becquerel bemerkte 1896, dass Uransalze photographische Platten schwärzen können, selbst ohne Licht. Diese Entdeckung, die er zunächst nicht vollständig verstand, führte zur weiteren Erforschung der Radioaktivität durch Marie Curie und andere Wissenschaftler.

Ein Warnschild neben einer verlassenen Uranmine in Pinedale, New Mexico (Foto: REUTERS/Pamela J. Peters)
Ein Warnschild neben einer verlassenen Uranmine in Pinedale, New Mexico (Foto: REUTERS/Pamela J. Peters)

Uran existiert natürlich in mehreren Isotopen – hauptsächlich Uran-238 und Uran-235. Uran-235 ist besonders wichtig, da es spaltbar ist, was bedeutet, dass es in Kernreaktoren und in Kernwaffen verwendet werden kann. Natürliches Uran enthält etwa 99,3% Uran-238 und nur 0,7% Uran-235.

Auf der Erde ist Uran etwa so häufig wie Zinn oder Wolfram und kommt in Spuren in fast allen Gesteinen und Böden sowie in Meerwasser vor. Interessanterweise zeigen Messungen, dass der Mars eine höhere Konzentration von Uran in seiner Oberfläche aufweist als die Erde, was auf unterschiedliche geologische Prozesse in den beiden Planeten hinweist.

Der größte Teil des geförderten Urans wird als Brennstoff für Kernreaktoren verwendet. Durch einen Prozess namens Anreicherung wird der Anteil von Uran-235 in natürlichem Uran erhöht, um eine effektivere Kernspaltung zu ermöglichen. Die dabei freigesetzte Energie wird genutzt, um Wasser zu erhitzen und Dampf zu erzeugen, der Turbinen antreibt und Strom erzeugt.

Die Anreicherung von Uran, die für Kernkraftwerke erforderlich ist, kann auch zu militärischen Zwecken missbraucht werden. Hochangereichertes Uran, das einen sehr hohen Anteil von Uran-235 enthält, kann für den Bau von Kernwaffen verwendet werden.

Die Bedeutung von Uran geht entsprechend über die Wissenschaft hinaus und beeinflusst Politik, Wirtschaft und Kultur. Die Diskussionen um die Kernenergie und die Atomwaffen haben zu tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Diskussionen und Veränderungen geführt, die unsere Welt bis heute prägen.

Der Abbau von Uran ist technisch herausfordernd und umweltbelastend. Neben den konventionellen Bergbauverfahren wird oft die In-situ-Laungewinnung (ISL) verwendet, bei der eine Lösung in das Gestein gepumpt wird, um das Uran herauszulösen. Die dabei entstehenden Abfallprodukte und das Abwasser können jedoch erhebliche Umweltprobleme verursachen.

Eine Freiluft-Uranmine in Arevas Somair, Niger (Foto: REUTERS/Joe Penney)
Eine Freiluft-Uranmine in Arevas Somair, Niger (Foto: REUTERS/Joe Penney)

Die Radioaktivität von Uran kann schwerwiegende Gesundheitsprobleme verursachen. Uranarbeiter und Menschen, die in der Nähe von Uranminen leben, sind einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs und andere Erkrankungen ausgesetzt. Auch die Belastung des Grundwassers durch Uran ist ein bedeutendes Umweltproblem.

Obwohl weniger bekannt, spielt Uran auch eine Rolle in der Medizin. Radioaktive Isotope des Urans werden in einigen Formen der Krebsbehandlung eingesetzt, besonders in der Brachytherapie, wo sie direkt in oder in der Nähe von Tumoren platziert werden, um Krebszellen zu zerstören.

Uranglas, das durch die Zugabe von Uranoxid während des Glasblasens seine charakteristische hellgrüne oder gelblich-grüne Farbe erhält, ist ein weiteres bemerkenswertes Produkt, das Uran enthält. Dieses Glas hat die bemerkenswerte Eigenschaft, unter UV-Licht leuchtend zu fluoreszieren.

Die Glaswaren eines Art-Deco-Reise-Minibar-Sets aus Uranglas leuchten unter ultraviolettem Licht in Wangen an der Aare in der Schweiz (Foto: REUTERS/Stefan Wermuth)
Die Glaswaren eines Art-Deco-Reise-Minibar-Sets aus Uranglas leuchten unter ultraviolettem Licht in Wangen an der Aare in der Schweiz (Foto: REUTERS/Stefan Wermuth)

Uranglas wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert populär und erlebte eine Renaissance unter Sammlern und Kunsthandwerkern. Seine einzigartige Farbe und Fluoreszenz machen es zu einem beliebten Objekt in Museen und Sammlungen. Die Verwendung von Uran in Glas zeigt die Vielseitigkeit des Elements und seine kulturelle Bedeutung, die weit über seine industriellen und energetischen Anwendungen hinausgeht.

Uran zieht aufgrund seiner zentralen Rolle in der Kernenergie und seiner strategischen Bedeutung erhebliches Interesse auf den Kapitalmärkten an. Der Rohstoff ist dabei nicht nur für Energieunternehmen wichtig, sondern auch für Investoren und Spekulanten, die auf Preisschwankungen setzen. Diese können durch politische Entscheidungen, neue Umweltvorschriften oder Ereignisse wie Nuklearunfälle stark beeinflusst werden, was zu abrupten Marktbewegungen führen kann.

Aufgrund der meist langfristigen Verträge im Uranhandel sind die aktuellen Marktpreise oft intransparent und bieten Raum für spekulative Investitionen. Anleger müssen daher nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die politischen und ökologischen Rahmenbedingungen im Auge behalten, um das volle Risiko- und Gewinnpotential ihrer Investments im Uranmarkt zu verstehen.

Binnen der letzten zwölf Monate befanden sich die Futures-Kontrakte auf Uran an den Terminbörsen mit einem Plus von mehr als 70 Prozent deutlich im Aufwind. Bereits Ende 2023 kletterte der Uranpreis auf ein 15-Jahreshoch.