US-Wissenschaftler dürfen jetzt wieder mit tödlichen Viren experimentieren

Eine Labormitarbeiterin testet eine Mücke auf das Zika-Virus. (Bild: AP Photo)
Eine Labormitarbeiterin testet eine Mücke auf das Zika-Virus. (Bild: AP Photo)

Die Regierung in den USA hat das Moratorium für die Forschungsfinanzierung zur „Stärkung von Vireneigenschaften“ aufgehoben. Damit ist es Wissenschaftlern wieder erlaubt, an hochgefährlichen Virenstämmen zu experimentieren.

Jahrelang untersuchten und veränderten Wissenschaftler in den USA die Gene von Viren und Bakterien, um festzustellen, welche Mutationen für den Menschen gefährlich sind und welche nicht. Vor drei Jahren stellte die US-Regierung die Finanzierung von solchen Forschungsvorhaben jedoch ein. Denn durch die gezielte Erbgutveränderungen an Viren gewinnt man nicht nur neue Erkenntnisse – die Viren können dadurch auch neue Eigenschaften entwickeln, die ein großes Sicherheitsrisiko darstellen.

Nun hat die US-Regierung unter Donald Trump dieses Forschungsverbot wieder gekippt. Das heißt aber nicht, dass Forscher nun uneingeschränkt in ihren Laboren an Virenstämmen tüfteln dürfen. Wie die „New York Times“ berichtet, müssen Wissenschaftler fortan der Regierung Rede und Antwort über ihre Forschungsabsichten stellen. Nur wenn diese solide und nachvollziehbar seien und die Experimente in einem Hochsicherheitslabor stattfinden, erhalten die Wissenschaftler demnach grünes Licht von der Regierung.

Gefährliche Erreger werden in der Regel in speziellen Behältern transportiert. (Bild: AP Photo)
Gefährliche Erreger werden in der Regel in speziellen Behältern transportiert. (Bild: AP Photo)

Bei diesen sogenannten „gain-of-function“-Experimenten war es im Jahr 2011 zu einem Zwischenfall gekommen: Forscher in den Niederlanden und den USA hatten einen Vogelgrippe-Erreger so verändert, dass die Viren über die Atemwege Frettchen infizierten. Diese dienen bei Versuchen als Menschenmodell. Das Virus war damit im Gegensatz zu bisher auch leicht von Mensch zu Mensch übertragbar.

Nachdem im Jahr 2014 in einem US-Labor versehentlich Anthrax-Viren freigesetzt worden waren und kurz darauf in der gleichen Einrichtung vergessene Behälter mit Pockenviren gefunden wurden, verfügte die Obama-Regierung ein Moratorium. Nun wurde dieses wieder aufgehoben.

Der Direktor der US-Regierungsbehörde „National Institutes of Health“, Francis Collins, begründet die Entscheidung mit einer Weiterentwicklung im Kampf gegen Erreger. Seiner Meinung nach werden die „Forschungen zur Grippe, zum MERS-Coronavirus und zum SARS-Virus es möglich machen, wirksame Lösungen zur Bekämpfung dieser Infektionen zu entwickeln“, sagte Collins gegenüber dem Fachmagazin „Science Alert“.

Es gibt auch viele Stimmen, die sich skeptisch über die Entscheidung äußern. Eine Gefahr für die Biosicherheit sieht der Molekularbiologe Richard Ebright von der Rutgers University: „Ich bin überzeugt, dass diese Arbeit mehr Schaden als Nutzen anrichtet.“