USA und Großbritannien schlagen erneut gegen pro-iranische Milizen zu
Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben am Samstag in einer zweiten Angriffswelle 36 Houthi-Ziele im Jemen angegriffen. Ziel ist, vom Iran unterstützte Gruppen, die im Zuge des Kriegs im Gazastreifen immer wieder amerikanische und internationale Interessen angegriffen haben, außer Gefecht zu setzen. Allerdings hat Washington den Iran erneut nicht direkt ins Visier genommen. Die USA versuchen, ein Gleichgewicht zwischen einer energischen Reaktion und einer Eskalation zu finden.
In einer Mitteilung der US-Zentralkommandos (CENTCOM) heißt es, die Marschflugkörper in den von Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen hätten eine unmittelbare Bedrohung für Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine in der Region dargestellt. Die Angriffe gegen die Huthis am Samstag wurden von US-Kriegsschiffen sowie amerikanischen und britischen Kampfflugzeugen gestartet.
Eingesetzt wurden US-amerikanischen F/A-18-Kampfflugzeugen vom Flugzeugträger USS Dwight D. Eisenhower und britische Typhoon FGR4-Kampfjets. Die Zerstörer USS Gravely und USS Carney feuerten Tomahawk-Raketen aus dem Roten Meer ab. Ziele an 13 verschiedenen Orten im Jemen wurden getroffen.
Die Huthis führen fast täglich Raketen- oder Drohnenangriffe auf Handels- und Militärschiffe durch, die das Rote Meer und den Golf von Aden durchqueren, und sie haben deutlich gemacht, dass sie trotz des Drucks seitens der USA und Großbritanniens nicht die Absicht haben, damit aufzuhören.
Huthi-Sprecher Mohammed al-Bukhaiti bekräftigte: „Die Militäroperationen gegen Israel werden fortgesetzt, bis die Verbrechen des Völkermords in Gaza beendet und die Belagerung seiner Bewohner aufgehoben ist, egal welche Opfer es uns kostet.“ Und er fügte an: „Die amerikanisch-britische Aggression gegen den Jemen wird nicht unbeantwortet bleiben und wir werden einer Eskalation mit einer Eskalation begegnen.“
Die Regierung Biden hat angedeutet, dass dies wahrscheinlich nicht der letzte ihrer Angriffe sein wird. Es ist bereits der dritte große gemeinsame Angriff der USA und Großbritanniens auf Stellungen, Radaranlagen und Drohnen der Huthi. Die Angriffe im Jemen sollen die umfassendere Botschaft an den Iran unterstreichen, dass Washington Teheran für die Bewaffnung, Finanzierung und Ausbildung zahlreicher Milizen, die hinter Angriffen im gesamten Nahen Osten auf US-amerikanische und internationale Interessen stecken, – von der Hisbollah im Libanon über die Hamas im Gazastreifen bis zum Islamischen Widerstand im Irak und den Huthi im Jemen- verantwortlich macht.
Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps hielt es für notwendig, zu erklären, dass die jüngsten Angriffe „keine Eskalation“ seien: „Wir haben bereits erfolgreich Raketenwerfer und Munitionsdepots angegriffen, die an Huthi-Angriffen beteiligt waren, und ich bin zuversichtlich, dass unsere jüngsten Angriffe die Huthis weiter geschwächt haben“, sagte Shapps.
In einem von Menschen in Sanaa online geteilten Video war das Geräusch von Explosionen zu hören, und mindestens eine Explosion erhellte den Nachthimmel. Anwohner beschrieben, dass sich die Explosionen in der Nähe von Gebäuden ereigneten, die mit dem Amtssitz des jemenitischen Präsidenten in Verbindung standen. Die von den Huthi kontrollierte staatliche Nachrichtenagentur SABA berichtete von Angriffen in den Provinzen al-Bayda, Dhamar, Hadschah, Hodeida, Taiz und Sanaa.
Am Samstag bestellte das irakische Außenministerium einen Vertreter der US-Botschaft ein, um einen formellen Protest gegen die US-Angriffe in der Nacht zuvor zu unternehmen. Das Pentagon gab an, mehr als 85 Ziele im Irak und in Syrien getroffen zu haben. Diese sollen mit vom Iran unterstützten Milizen in Verbindung gestanden haben.
US-Medien berichten, der Irak seien im Voraus vor bevorstehenden Angriffen gewarnt worden. Bagdad bestritt jedoch zuvor, irgendwelche Warnungen erhalten zu haben.
Von Iran unterstützte Gruppen im Irak berichten von etwa 16 Toten in ihren Reihen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden 23 Kämpfer getötet. Laut einer Zusammenfassung von USA Today könnte es in beiden Ländern mehr als 60 Tote gegeben haben.
Folgende Journalisten der Nachrichtenagentur AP Ahmed al-Haj in Sanaa im Jemen, Abdulrahman Zeyad und Ali Jabar in Bagdad, Abby Sewell und Bassem Mroue in Beirut, Jon Gambrell in Jerusalem und Aamer Madhani haben zu diesem Bericht beigetragen.