Uschi Glas wird 80 Jahre alt: "Die große Ego-Perspektive war eigentlich nie mein Ding"
Eines erfüllte Uschi Glas eigentlich nie: das Bild der klassischen Diva. Weil - oder obwohl? - bei ihr Künstler- und Starallüren fehlten, war die Münchnerin über Jahrzehnte die vielleicht beliebteste Schauspielerin Deutschlands. Am 2. März wird die "Zur Sache, Schätzchen"-Darstellerin 80 Jahre alt.
Schon die ersten beiden Filme, die Uschi Glas 1966 und 1968 so groß machten, wie man es sich heute in Inflationszeiten des Star-Begriffs nicht mehr vorstellen kann, waren maximal unterschiedlich. In "Winnetou und das Halbblut Apanatschi" bezauberte die 23-jährige Ursula Glas als Titelheldin das Mainstream-Kinopublikum. Und kurz danach, bei ihrem großen Durchbruch mit "Zur Sache, Schätzchen" (1968), wurde das Mädchen aus dem niederbayerischen Landau dann ungefragt zur Ikone der rebellischen 68er-Generation. Jene Rolle, die ihr bis heute den Beinamen "Schätzchen" verlieh. Nun, am 2. März, wird Uschi Glas 80 Jahre alt. In ihrer Biografie "Ein Schätzchen war ich nie" wie auch in einem neuen Film der BR-Reihe "Lebenslinien" ("Uschi Glas - Ich weiß, wo ich her komm", ARD Mediathek) zeigt sie sich immer noch sehr positiv, wach und fast jugendlich agil. Eigentlich so, wie seit den ersten Tagen ihrer Erfolge.
Dass gerade das vierte und jüngste Kind zweier einfacher Leute aus Landau an der Isar mal zum wahrscheinlich größten weiblichen deutschen Filmstar der späten 60-er und frühen 70-er aufsteigen würde, war extrem unwahrscheinlich. Als schwarz gelocktes Mädchen mit ungewöhnlich dunklem Teint wurde Uschi damals als "Negerlein" gehänselt. Dies und die strenge, aber auf einen funktionierenden moralischen Kompass ausgerichtete Erziehung des Vaters, eines Automobilarbeiters, und der Mutter, schärften schon damals den Gerechtigkeitssinn der jungen Uschi Glas.
Sie hätte gern Architektur studiert, doch fürs Gymnasium fehlte der Familie das Geld. Nach einer guten Mittleren Reife auf der Wirtschaftsschule zog Uschi - gegen den Willen der Eltern - ins pulsierende München jener Tage. Eine zweite bayerische Heimat, die sie bis heute nicht mehr loswurde.
"Ich bin durchaus dafür, sich zu trennen, wenn es nicht mehr geht"
Uschi Glas, die in Landau mit ihren Freundinnen schon als Kind auf dem Balkon Theater gespielt hatte, kam zu ihrer ersten Rolle, weil sie einem unbekannten Herren bei einer Münchener Kinovorführung die Leviten las. Eine Episode des Films sei extrem konstruiert und unglaubwürdig gewesen, sagte sie im Kino nach einer Vorstellung mit prominenten Gästen. Der Kritisierte war Filmproduzent Horst Wendlandt, damals einer der Größten in der Branche. Weil ihm die freche junge Frau gefiel, verschaffte er ihr eine kleine Rolle im Edgar Wallace-Streifen "Der unheimliche Mönch" (1965). Und dann ging die Karriere ihren Weg: In den späten 60-ern und 70-ern bildete Glas im Doppelpack mit Roy Black das Traumduo des deutschen Unterhaltungsfilms. Filme wie "Immer Ärger mit den Paukern" (1968), dessen Sequels und ähnliche Kassenschlager sorgten für "Bambis" und "Bravo"-Auszeichnungen im Abo und machten das bodenständige Mädchen aus der Provinz zu einer der bekanntesten Deutschen überhaupt.
Eine Karriere, die auch in den folgenden Lebensjahrzehnten weiterging. Mit TV-Serien wie "Unsere schönsten Jahre" (1983-1985) an der Seite ihres 2023 verstorbenen engen Freunds Elmar Wepper, mit "Zwei Münchner in Hamburg" (1989-1993) oder "Anna Maria - Eine Frau geht ihren Weg" (1994-1997). Volksschauspieler(in) nannte man früher Menschen, deren Bekannt- und Beliebtheit derartige Ausmaße erreichten. So jemand wie Uschi Glas eben.
Drei Kinder bekam sie mit dem Filmproduzenten Bernd Tewaag. Die zwei Söhne Benjamin und Alexander, geboren 1976 und 1982, und 1986 Nesthäkchen-Tochter Julia. Ex-Ehemann Bernd Tewaag war aber auch wohl für die größte Krise im Leben der Uschi Glas verantwortlich. 2002 erfuhr sie aus den Medien, dass Tewaag schon längere Zeit eine jüngere Geliebte hatte. Für Glas und ihr Leben mit dem moralischen Kompass brach eine Welt zusammen. Heute blickt sie - seit 2005 glücklich mit dem Unternehmer Dieter Hermann verheiratet - deutlich milder auf diese Enttäuschung zurück: "Ich muss zugeben, dass mir die Trennung damals sehr wehgetan hat", sagte sie im Herbst 2023 in einem Interview mit der Agentur teleschau. "Es war ein Schock für mich, auch weil ich es nicht habe kommen sehen. Heute, mit Abstand, bin ich aber durchaus dafür, sich zu trennen, wenn es nicht mehr geht. Das ist dann der Fall, wenn man sich dauerhaft unglücklich fühlt. Es ist auch nicht richtig, nur der Kinder wegen zusammenzubleiben. Permanentes Unglück der Eltern macht die ganze Familie unglücklich."
Politisch "frei" und engagiert
Überaus glücklich macht Uschi Glas hingegen ihr heutiger Hauptjob, für den sie laut eigenen Angaben 60 bis 70 Prozent ihrer Zeit aufwendet. Der von ihr gegründete Verein "brotZeit e.V." versorgt mittlerweile 8.000 Kinder in 171 Schulen in München und Umgebung mit einem gesunden Frühstück. Im Rahmen des Sozialprojekts kümmern sich 1.000 ehrenamtliche Seniorinnen und Senioren mithilfe einer Lebensmittelkette um sozial Schwache, darunter viele Kinder von Geflüchteten. "Helfend und nicht ausgrenzend" seien die wichtigsten Eigenschaften, die sie von ihrer Mutter gelernt habe, sagt Glas in der "Lebenslinien"-Doku.
Eine Einstellung, die Glas immer auch wieder als überparteiliche, ja freie moralische Stimme in Deutschland auszeichnete. Weder die in Bayern omnipräsente CSU noch "die Linke", früher war diese in der SPD und einem Bundeskanzler Willy Brandt zu finden, konnten die prominente Schauspielerin Uschi Glas dauerhaft für ihre Sache "gewinnen". Sie behielt sich ihre eigene Meinung, die von Thema zu Thema unterschiedlich ausfiel. Glas engagierte sich für Frauenrechte und Flüchtlinge, spendete im Jahr 2000 aber "aus emotionalen Gründen" an Helmut Kohl und ließ sich vom ehemaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet nach dem letzten Kanzlerkandidaten-Triell einladen.
"Die große Ego-Perspektive war eigentlich nie mein Ding", sagte Uschi Glas im teleschau-Interview vom Herbst 2023 über sich. Und ihr Ehemann Dieter Hermann fügt im aktuellen BR-Porträt über seine Frau hinzu: "Betroffenheit für kurze Zeit gibt es bei Uschi nicht." Wegen dieser beiden Eigenschaften wird alles, was die Jubilarin anpackt, zu einem Langzeitprojekt - so wie "brotZeit e.V.". Ihre Prominenz scheint Uschi Glas, Oma von bislang drei Enkelsöhnen, dafür einzusetzen, um Gutes zu bewirken. Divenhaftigkeit, Selbstmitleid oder gar Fatalismus scheinen Uschi Glas auch im fortgeschrittenen Alter fremd.
Ihr teleschau-Interview vom Herbst 2023 schloss sie auf die Frage danach, ob ihr bevorstehender runder Geburtstag sich surreal anfühlen würde, mit den Worten: "Das Leben ist in all seinen Facetten viel zu schön, um sich über den 60., 70. oder 80. Geburtstag zu beschweren. Wer lieber sterben will, als alt zu werden, tut mir eigentlich leid."
(Am Samstag, 2. März, strahlt das BR-Fernsehen um 12.30 Uhr den Liebesfilm "Traumhotel - Karibik" und um 23.30 Uhr die Komödie "Die Lümmel von der ersten Bank" aus. Die Filme sind nach Ausstrahlung in der ARD Mediathek abrufbar, wo auch der "Lebenslinien"-Beitrag "Uschi Glas - Ich weiß, wo ich her komm" von Beatrice Sonhüter sowie der Spielfilm "Zwei am großen See" zu finden sind.)