Völliger Irrsinn! Diese Saga wird immer absurder

Völliger Irrsinn! Diese Saga wird immer absurder
Völliger Irrsinn! Diese Saga wird immer absurder

Um die italienische Tennisspielerin Camila Giorgi rankten sich schon immer gerne wilde Schlagzeilen - um ihre Leistungen auf dem Platz ging es dabei in den seltensten Fällen. Die Athletin sorgte stattdessen öfter mit ihren Postings auf Instagram, unerwarteten Aussagen gegenüber der Presse oder wegen Schlagzeilen rund um ihren Vater und Trainer für Aufsehen.

Doch so sehr wie in den vergangenen Wochen überschlugen sich die Meldungen noch nie - und das hat nur bedingt damit zu tun, dass die ehemalige Weltranglisten-26. kürzlich ihr Karriereende verkündete. Stattdessen geht es um mehrere Straftaten, die Giorgi vorgeworfen werden.

Laut der italienischen Sportzeitung Gazzetta dello Sport handle es sich dabei um gefälschte Corona-Impfzertifikate, 500.000 Euro Schulden bei einem italienischen Finanzamt und eine vermeintliche Flucht ins Ausland - die Untersuchungsakte der Italienerin ist inzwischen prall gefüllt.

Seit Wochen ist die mehrmalige WTA-Titelträgerin nun schon untergetaucht. Italienische Medien spekulieren über einen Aufenthalt in den USA, um der Geldstrafe für ihre demnach nicht ordnungsgemäß ausgefüllte Einkommenssteuer-Erklärung zu entgehen. Daher soll sie nun in Kalifornien einen Zweitwohnsitz besitzen.

Zuletzt persönlich zu Wort meldete sich Giorgi vor einigen Tagen „Vertraut dieser Instagram-Seite für wahre Informationen“, schrieb sie auf der Plattform, ehe sie dort offiziell ihr Karriereende verkündete, das zuvor nur bekannt geworden war, weil die International Tennis Integrity Agency sie auf ihrer Website als „im Ruhestand“ listete. Konkret zu den Vorwürfen äußerte sie sich nicht.

Vermieter wirft Giorgi-Familie Diebstahl vor

Kürzlich folgte nun das nächste Kapitel der unglaublichen Geschichte: Giorgi und ihre Familie sollen ihren eigenen Vermieter bestohlen haben. Die Familie wohnte in einer Villa im toskanischen Calenzano, die nun teilweise leergeräumt sei.

Berichten der italienischen Tageszeitung Repubblica zufolge beobachteten Nachbarn einen Kran und einen Lieferwagen vor dem Haus - und informierten den Vermieter. „Es war ein Schock. Als ich ankam, war keiner mehr dort und das Haus halb leer“, berichtete dieser.

„Im Garten waren Möbel und Teppiche übereinander gestapelt und dem Regen und Wind ausgesetzt. Wahrscheinlich hatten sie ihre Container schon vollbepackt und wussten nicht mehr, wohin mit diesen Dingen.“ Eine Anzeige wegen Raubes muss die italienische Familie aber wohl nicht fürchten.

„Sie sind wahrscheinlich im Ausland und wir werden sie nie wieder sehen. Ich möchte nicht noch mehr Zeit und Ressourcen verschwenden“, sagte der Vermieter und fasste zusammen: „Wir dachten, wir seien sicher, weil wir das Haus an eine bekannte Person, eine Sportlerin von internationalem Format, vermietet haben. Aber schlimmer konnte es nicht laufen.“

Tatsächlich soll sich der Schaden nicht nur auf die gestohlenen Gegenstände, sondern auch auf sechs nicht gezahlte Monatsmieten belaufen: So kommt ein Wert von geschätzten 50.000 bis 100.000 Euro zusammen.

Die Aktion verwundert noch mehr, wenn man bedenkt, dass Giorgi im Laufe ihrer Tenniskarriere über 6,5 Millionen Dollar an Preisgeld verdiente.

Vater Giorgi sorgt immer wieder für Skandale

Ihr Vater Sergio, der das Haus mietete, war auch vor dem aktuellen Vorfall nicht frei von Skandalen. Auf der Tennistour, auf der er seine Tochter jahrelang als Trainer begleitete, sorgte der extrovertierte Argentinier schon mehrfach für Eklats.

So beispielsweise 2021 beim WTA-Turnier in Rom, als er während der Erstrundenpartie seiner Tochter von der Tribüne aus mehrfach auf Stuhlschiedsrichterin Lara Morgane einredete. Die Französin fühlte sich sichtlich unwohl und holte sich mit den Worten „Giorgis Vater ist echt sauer und ich hätte gerne jemanden hier“ Verstärkung auf den Platz.

Bei den French Open ein Jahr später machte Papa Giorgi erneut auf der Tribüne auf sich aufmerksam, als er heimlich rauchte und versuchte, dies zu verstecken, in dem er sich eine Jacke vor das Gesicht hielt. Für Steuervergehen stand der Spielervater ebenfalls bereits in den Schlagzeilen - so wie jetzt seine Tochter.

Diese zeigte sich ihrem Vater gegenüber in der Öffentlichkeit stets dankbar. Beiden wird ein sehr enges Verhältnis nachgesagt. Sie machten gemeinsam viel durch - auf der Tennistour, aber auch privat.

So musste die Familie beispielsweise den Tod von Camilas älterer Schwester Antonella verkraften, die 2011 bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.

Dieser Schicksalsschlag hatte großen Einfluss auf die Italienerin, wie Sergio Giorgi im Jahr 2015 nach dem ersten Turniersieg seiner Tochter im niederländischen s‘Hertogenbosch berichtete: „Es war keine leichte Zeit für Camila, denn sie ist gerade 23 Jahre alt geworden. Genau dasselbe Alter, das ihre Schwester Antonella hatte, als sie vor vier Jahren (...) verunglückte. Das war eine ganz dramatische Zeit für unsere ganze Familie.“

Tennisstar kann Potenzial nicht ausschöpfen

Insgesamt sammelte Giorgi im Laufe ihrer Karriere vier Titel auf der WTA-Tour, den größten feierte sie 2021 beim 1000er-Turnier in Toronto. Dabei hätten es durchaus mehr Erfolge sein können.

Zu Beginn ihrer Karriere scheiterte sie oft denkbar knapp in Endspielen und verpasste so weitere Triumphe. Auch auf Grand-Slam-Ebene reichte es nie für den ganz großen Coup: Ihr bestes Major-Ergebnis erreichte sie 2018 mit dem Viertelfinaleinzug in Wimbledon.

Nachgesagt wurde der Athletin aus der Gemeinde Macerata das Potenzial für sehr viel mehr - auch von ihrem Vater. „Aus einer puren Tennis-Perspektive glaube ich, dass es nur zwei Spielerinnen gibt, die besser sind als Camila, Serena Williams und Petra Kvitova, denn die beiden sind absolut fantastisch“, sagte dieser 2015.

Mit den Erfolgen der beiden genannten Tennis-Stars konnte seine Tochter allerdings bei weitem nicht mithalten - diese sammelten gemeinsam immerhin 101 Einzel-Titel, wobei Serena Williams dabei natürlich heraussticht.

Angelo Binaghi, der Präsident des italienischen Tennisverbandes, machte auch ihr Team und so auch Sergio Giorgi dafür verantwortlich, dass es nie für mehr reichte. „Sie hatte zehnmal mehr Talent. Mit Sinners Umfeld wäre sie vielleicht die Nummer 1 und nicht die Nummer 30 gewesen“, mutmaßte der 63-Jährige.

Die Blondine überzeugte stets mit ihrer Physis und ihrem Powertennis, welches sie trotz ihrer für Tennis-Profispielerinnen eher geringen Größe von nur 1,68 Metern kompromisslos zeigte. Sie spielte ohne Rücksicht auf Verluste - auch an Tagen, an denen ihre Taktik so gar nicht aufging.

Festzuhalten bleibt: Wenn Giorgi ihr Potenzial abrufen konnte, war sie in der Lage, fast jede zu schlagen - doch in der Realität gelang ihr dies nur selten. Ihr letztes Match vor dem Karriereende bestritt sie in Miami Ende März - es wurde eine glatte 1:6, 1:6 Niederlage gegen Iga Swiatek, die Nummer eins der Welt.

„Ich verfolge Tennis nicht“

Die Tour wird Giorgi sehr wahrscheinlich nun aber nicht weiter verfolgen - dessen kann man sich sicher sein. „Ich verfolge Tennis nicht, Frauentennis“, stellte sie 2018 auf einer Pressekonferenz, ausgerechnet beim geschichtsträchtigen Wimbledon-Turnier, klar.

Der Tennissport als Ganzes, abseits ihrer eigenen Karriere, scheint in ihrem Leben keine große Rolle zu spielen. Auch anhand ihres Instagram-Accounts lässt nur wenig auf das ehemalige Profidasein der 32-Jährigen schließen - dort sorgt sie stattdessen regelmäßig mit Fotos mit knapper Kleidung für Aufmerksamkeit und wirbt für ihr Modelabel „Giomila“.

Es sind Geschichten wie diese, die dafür sorgten, dass die Italienerin sich in der Tennisszene einen Namen machte - auch ohne große Erfolge auf dem Platz.

Die Ex-Spielerin gilt als Einzelgängerin, in Austausch mit ihren Tenniskollegen trat sie so gut wie nie. Sie wirkt oft ruppig und emotionslos.

Die leichte Rührung, die sie nach ihrem größten Erfolg beim Gewinn des Titels in Toronto zeigte, blieb eine Ausnahme. Deutlich emotionaler war da schon ihr Vater an der Seite.

In der Tennis-Szene werden sie abseits ihrer Fans wohl nur die wenigsten vermissen. Ihre nächsten Schritte zu verfolgen bleibt dennoch spannend. Denn die Italienerin muss sich am 16. Juli vor einem Gericht in Vicenza rechtfertigen, weil sie und ihre Familie sich angeblich gefälschte Corona-Impfzertifikat ausstellen ließen. Dies behauptet zumindest die beschuldigte Ärztin Daniela Grillone.

Ein Ende der verrückten Saga um Camila Giorgi ist also längst nicht in Sicht.