Streik an Flughäfen trifft tausende Passagiere
Frankfurt/Main (dpa) - Ein Warnstreik der Luftsicherheitskräfte hat die Pläne tausender Passagiere durcheinandergewirbelt, die an deutschen Flughäfen starten wollten. Dem Flughafenverband ADV zufolge mussten mehr als 200.000 Menschen ihre Reisepläne ändern, weil rund 1100 Flüge streikbedingt abgesagt wurden.
Bereits vor dem geplanten Ende des Ausstandes legte Verdi am Flughafen Hamburg nach, wo für diesen Freitag die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste zum Warnstreik aufgerufen wurden. Hier drohen erneut zahlreiche Flugausfälle. Außerdem fahren am Freitag in vielen Städten keine öffentlichen Busse und Bahnen, weil die Fahrerinnen und Fahrer ebenfalls unter der Ägide von Verdi die Arbeit niederlegen.
An Flughäfen wie Hannover, Stuttgart, Berlin oder Hamburg wurden sämtliche Abflüge gestrichen, die Landungen ausgedünnt. In den Terminals war es den Betreibern zufolge sehr ruhig, weil die Passagiere vorab informiert waren.
In Nordrhein-Westfalen wurde fast das komplette Programm für Köln-Bonn abgesagt, während in Düsseldorf noch 189 von 290 geplanten Starts und Landungen stattfinden konnten. Am Frachtdrehkreuz Köln stauten sich die Lastwagen, deren Ladungen nicht kontrolliert und abgefertigt werden konnten. «Die beiden einzigen Flughäfen, an denen sie eine Flugreise antreten können, sind München und Nürnberg», warnte die Lufthansa ihre Gäste.
Durchsetzen von höheren Gehältern
Insgesamt hatte Verdi die Beschäftigten an elf Flughäfen aufgerufen, die Arbeit ruhen zu lassen, um höhere Gehälter für die rund 25.000 Mitarbeiter privater Sicherheitsdienstleister durchzusetzen, die im Auftrag der Bundespolizei oder des Flughafens Passagiere, Personal und Gepäck kontrollieren. Im Bundesland Bayern sind diese Kräfte im Öffentlichen Dienst angestellt, für den ein anderer Tarifvertrag gilt. Auch an kleineren, nicht von Lufthansa angeflogenen Flughäfen, gab es Starts anderer Gesellschaften. Teilweise hatten Fluggesellschaften ihre Abflüge auf benachbarte, nicht bestreikte Airports verlagert.
Am meisten Betrieb war noch am Frankfurter Flughafen, wo laut Betreiber Fraport von 1120 an diesem Tag geplanten Flugbewegungen 325 bis zum Nachmittag abgesagt waren. Der Hauptkunde Lufthansa hatte angekündigt, den Großteil seines Programms in Frankfurt einschließlich der Fernflüge insbesondere für die Umsteiger aufrechtzuerhalten. Zusteigen konnte man am größten deutschen Airport hingegen nicht.
Im Transitbereich gab es nach Angaben eines Fraport-Sprechers keine Unregelmäßigkeiten. Hier müssen einige Umsteiger nachkontrolliert werden, die nicht aus sicheren Herkunftsländern nach Frankfurt geflogen sind. Hierfür gibt es einen vereinbarten Notdienst. Auch an den Umbuchungsschaltern im öffentlichen Terminalbereich bildeten sich Schlangen, obwohl Fraport von einer Anreise an den Flughafen abgeraten hatte. Für den Betriebsanlauf am Freitagmorgen rechnet der Flughafenbetreiber mit einigen Verzögerungen, weil die Prozesse wieder anlaufen müssten und nach dem Streik mehr Reisende unterwegs seien.
Mehr Verhandlungen in der kommenden Woche
Bei einer Kundgebung vor dem Frankfurter Terminal skandierten etwa 300 Menschen: «Wir sind es wert - 2,80 Euro.» Diese Stundenlohnerhöhung fordert Verdi pauschal mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde. «Ich denke, das ist ein deutliches Zeichen für einen vernünftigen Abschluss in der nächsten Woche», sagte Verdi-Sekretär Mathias Venema. Dann würde auch niemand mehr fragen, warum man die Republik lahmlege. Wenn allerdings kein Tarifabschluss zustande komme, «müssen wir es halt wieder tun», sagte der Gewerkschafter mit Blick auf weitere Arbeitsniederlegungen.
Die Arbeitgeber vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben für dieses Jahr 4 Prozent und für das kommende Jahr 3 Prozent mehr Geld angeboten. Der Streik sei völlig unangemessen, sagte BDLS-Verhandlungsführer Frank Haindl. Es liege ein diskussionsfähiges Angebot auf dem Tisch. Beide Seiten müssten zudem über Eckpunkte einer Schlichtungsvereinbarung sprechen - für den Fall, dass es am Verhandlungstisch keine Lösung gebe, sagte Haindl. Es müsse verhindert werden, dass es zu ausufernden Streiks wie bei der Deutschen Bahn komme. Am kommenden Dienstag (6. Februar) soll weiterverhandelt werden.