Versicherung für Fahranfänger muss kein Budget-Killer sein

Berlin (dpa/tmn) - Egal, ob man mit 18 den Führerschein macht oder mit 28, Kfz-Versicherungen für Fahranfänger sind teuer. Denn statistisch gesehen verursachen sie deutlich mehr Unfälle. Deshalb stufen sie Autoversicherer in der Regel in der höchsten Schadenfreiheitsklasse ein, was die Tarife für sie nach oben treibt.

Doch es gibt eine ganze Reihe Tricks und Kniffe, die Kosten zu senken. Beate Bextermöller von der Stiftung Warentest und Hermann-Josef Tenhagen vom Ratgeberportal Finanztip teilen ihre wichtigsten Tipps:

Versicherung als Zweitwagen - eine häufig genutzte Variante

Die Eltern versichern das Auto des Fahranfängers als Zweitwagen. Das macht den Tarif oft billiger, als wenn der Führerscheinneuling ein Auto auf seinen Namen versichert. Hat der Anfänger mit dem Auto einen Unfall, erhöht sich in der Regel nur der Zweitautotarif, nicht der des Erstautos. «Begrenztes Risiko, aber deutlicher Effekt. Mit bis zu 40 Prozent Ersparnis», sagt Hermann-Josef Tenhagen.

Möglicher Nachteil der Zweitwagenvariante: Beabsichtigt der Fahranfänger später sein eigenes Auto anzumelden, könnte es sein, dass die Versicherung ihn in der teuersten Schadenfreiheitsklasse einstuft.

Was versteckt sich hinter dem Begriff «Elternregelung»?

Wenn keine Fahrerfahrung vorliegt, fängt man als Versicherter in der Regel in der Klasse 0 an. Erkundigt man sich beim Versicherer der Eltern, bietet der oft bessere Sonderkonditionen an. «Ich kann dann - je nach Versicherer - die Schadenfreiheitsklasse 1/2 oder besser bekommen und arbeite schon - durch unfallfreies Fahren - für meinen eigenen Vertrag», sagt Beate Bextermöller von der Stiftung Warentest.

Was bringt das «begleitete Fahren» - also der Führerschein mit 17?

«Fahren ist super, weil es bedeutet, dass Sie als späterer Versicherungsnehmer in jeden Fall ein Jahr mehr Fahrpraxis haben», erklärt Hermann-Josef Tenhagen. Das Fahren mit Begleitung bringt erhebliche Ersparnisse, vor allem im ersten Jahr des eigenen Führerscheins. Dass der Anfänger mehr Fahrsicherheit erlangt, ist ein wichtiger Zusatzeffekt.

Zu beachten ist hier noch: Die Begleitperson darf zum Zeitpunkt der Beantragung laut ADAC nicht mehr als einen Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg haben, muss seit fünf Jahren die Fahrerlaubnis der Klasse B besitzen und darf den Fahranfänger nicht unter dem Einfluss von Alkohol (0,5-Promille-Grenze) oder Rauschmittel begleiten.

Wie hilft ein Vorleben als Moped-, Mofa- oder Rollerfahrer?

Wurde die erste Fahrerlaubnis für einen Roller, ein Leichtkraftrad (50 bis 125 ccm) oder auch den Trecker für den landwirtschaftlichen Betrieb schon mit 16 erworben, nimmt der Versicherer an, dass der jeweilige Fahrer mehr Fahrpraxis besitzt. Genau das sorgt dann für einen günstigeren Versicherungstarif bei der Autoversicherung.

Telematik-Tarif - was ist das?

Verbraucherjournalist Tenhagen nützt diesen Versicherungstarif selbst. «Ich habe eine App auf dem Handy und wenn ich ins Auto steige, kontrolliert das Handy wie ich fahre». Neben der Handy-App gibt es auch im Auto verbaute Telematik-Geräte.

In beiden Fällen werden mittels GPS etwa Geschwindigkeit, Bremsverhalten, Kurvenverhalten oder Tageszeit gemessen - im Prinzip alles, was das Unfallrisiko beeinflusst. Die Daten werden an einen Dienstleister übermittelt, der sie zusammenfasst und dann an den Autoversicherer des Fahrers weitergibt.

«Wenn ich gut gefahren bin, wird meine Versicherung 20 bis 30 Prozent günstiger», sagt Tenhagen. In Bezug auf Datenschutz muss man hier erwähnen, dass im Falle eines Unfalls mit Verdacht auf grobe Fahrlässigkeit die Polizei die Telematik-Daten verwerten will.

Melanie Berggold von der Allianz sagt zum Umgang ihres Unternehmens mit Telematik-Daten: «Es erfolgt keine Datenübermittlung an Dritte. Wir geben die Daten auch nicht an die Polizei zur Aufklärung von Ordnungswidrigkeiten weiter». Ausgenommen sind Straftaten, bei denen Polizei und Staatsanwaltschaft ein berechtigtes Interesse an den Daten nachweisen können.

Wie wichtig ist für Fahranfänger, das «richtige Auto» zu kaufen?

Das Typklassenverzeichnis des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für die Kfz-Versicherung spiegelt die Schadenhäufigkeit eines Modells wider. Typische Anfängerautos, die auch wegen des günstigen Preises populär sind, wie etwa VW Polo, Opel Corsa oder der Renault Clio sind dort höher eingestuft und deshalb bei der Versicherung kostspieliger.

«Wenn man schaut und nimmt ein anderes Modell, das in der Anschaffung vielleicht ein bisschen teurer ist, kann das aber im Versicherungsschutz eine ganze Ecke günstiger sein», sagt Beate Bextermöller.

Fahrpraxis durch Carsharing - Was muss man tun?

Hat man als Fahranfänger noch kein eigenes Auto, nutzt aber oft Carsharing, kann man damit auch Fahrpraxis nachweisen, die sich günstig auf einen zukünftigen Versicherungstarif auswirkt. In der Regel weist die Abrechnung der Carsharing-Firma die gefahrenen Kilometer aus. Also Rechnungen aufbewahren.

Was muss der Fahranfänger bei der Selbstbeteiligung beachten?

Grundsätzlich kann der Versicherungsnehmer frei entscheiden, wie hoch die Selbstbeteiligung sein soll - also der Betrag, den man im Schadenfall bei einer Kasko-Versicherung selbst zahlen muss.

Doch das führt zur Annahme, dass man hier sparen kann. «Kommen Sie nicht auf den Gedanken, die Selbstbeteiligung auf null zu setzen», warnt Hermann-Josef Tenhagen. Das macht den Tarif teuer. Richtwerte für die Selbstbeteiligung sind hier laut Tenhagen: 150 Euro bei der Teilkasko - und 300 bei der Vollkaskoversicherung.

Was bringen Vergleichsportale?

Tarife vergleichen ist immer gut. Bekannte Portale sind unter anderem «Verivox.de» und «Check24.de» Wichtig zu wissen ist hier, dass nicht zwingend alle Versicherer bei diesen beiden großen Vergleichsportalen mitmachen, etwa die Huk24. Deshalb, sagt Hermann-Josef Tenhagen, lohne sich ein Extrablick auf deren Internetseite. Dann kann man die Ergebnisse der Portalabfrage auch noch mit deren Tarifen vergleichen.

Was muss man vor Vertragsunterschrift beim Versicherer noch klären?

Es zahlt sich aus, einen Versicherer zu finden, der Kunden mit ÖPNV-Jahreskarten oder einer Bahncard Vergünstigungen anbietet. «Bei Jahreskarten liegt die Ersparnis zwischen vier und fünf Prozent, bei der Bahncard zwischen zwei und sieben Prozent», äußert sich Wolfgang Schütz als Geschäftsführer von Verivox.

Auch die Zahlungsweise der Police ist wichtig: Jahreszahlung ist zu bevorzugen, denn laut Finanztip sind monatliche Zahlungen im Schnitt acht bis zehn Prozent teurer.