“Realpolitiker” Hollande bedankt sich bei Angola

Frankreichs Präsident François Hollande ist häufig zu Gast in afrikanischen Ländern. Auf seiner aktuellen “Afrika-Tournee” bereist er Benin, Angola und Kamerun. Die Station Angola sei “politisch und wirtschaftlich wichtig”, so Hollande in Luanda. Der französische Ölkonzern Total etwa ist seit 1953 im Land und seit 2012 Marktführer in Angola – für die seit 40 Jahren unabhängige frühere portugiesische Kolonie sind Erdölverkäufe wichtigste Quelle für Devisen und Staatseinnahmen. François Hollande, französischer Präsident: “Es gibt eine Menge Aktivitäten hier in Angola, aber auch viele Arbeitsplätze in Frankreich in sehr verschiedenen Bereichen, erneuerbare Energien, nachhaltige Entwicklung, Städte eingeschlossen. Angola hat zur Sicherheit von Zentralafrika beigetragen, unterstützte Zentralafrika zur gleichen Zeit, als Frankreich war dort engagiert war, Morde und Massaker zu verhindern. Ich begrüße, was Angola da gemacht hat.” Angolas Präsident José Eduardo dos Santos ist seit 1979 an der Macht – laut Kritikern haben Menschrechtsverletzungen, Repressionen und Korruption in Angola seither nicht abgenommen. (Korruptionsindex Transparency International: Rang 161 von 175 Ländern). Der Wirtschaftsminister Abrahão Gourgel freut sich über die neuen Kontakte: “Ich meine, Afrika ist heute vorbereitet, im gleichen Spielfeld mit Europa mitzuhalten. Und als Partner bei der Entwicklung von Unternehmen zu dienen.” Vor allem rund 200.000 Krisenflüchtlinge aus der ehemaligen Kolonialmacht Portugal hoffen, dass Angola mit den sinkenden Ölpreisen klarkommt. François Chignac, euronews: “Angola ist die wichtigste Station auf der Afrikatour von François Hollande. Die wirtschaftliche Dynamik dieser afrikanischen Regionalmacht ist eine strategische und wirtschaftliche Frage, macht Europa doch eine der größten Krisen in seiner Geschichte durch. Hier in Luanda, übt sich François Hollande in Realpolitik, wie in der Vergangenheit schon Matteo Renzi und Angela Merkel.” Angolas Wirtschaft war jahrelang kräftig gewachsen, mitunter um mehr als 10% pro Jahr. Im Staatsbudget für 2015 hatte die Regierung in Luanda erst ein Wachstum um 9,7% veranschlagt. Im Zuge einer Budgetkorrektur steckte sie auf 6,6% zurück; die grossen Rating-Agenturen erwarten indes nur noch ein Plus um 3%. Für die seit 1975 unabhängige frühere portugiesische Kolonie sind Erdölverkäufe die wichtigste Devisenquelle. Sie sichern bisher drei Viertel der Staatseinnahmen, weshalb Fragezeichen über dem Land hängen, das für Exporteure, Investoren und Emigranten aus dem kriselnden Portugal einst als Eldorado gegolten hatte. Laut Schätzungen ist die Zahl der dort lebenden Portugiesen in den Krisenjahren auf rund 200.000 gestiegen, trotz korrupter Oligarchie und schockierenden sozialen Gegensätzen. Unter den teuersten Städten der Welt liegt Angolas Hauptstadt Luanda zum dritten Mal in Folge im Cost-of-Living-Ranking von 207 Städten ganz vorn. Auf Platz zwei und drei folgen Hongkong und Zürich, so das Beratungsunternehmen Mercer. “Besonders die Kosten für Importwaren und für sicheren und angemessenen Wohnraum sind in der ansonsten eher günstigen Stadt enorm”. Militärisch hätte Frankreich gern, dass Angola sich mit Truppen in der Zentralafrikanischen Republik (CAR) engagiert, wo es militärisch eingegriffen hat. Bisher hat Angola lediglich im Jahr 2014 neun Millionen Euro gespendet. su