Die vielen Seiten von Fürst Albert II.
Nie war er so gut wie heute. Das mag daran liegen, dass Albert II., Fürst von Monaco, ein wenig in die Jahre gekommen ist. Am 14. März wird er 65 Jahre alt.
Zur Verwunderung seiner Untertanen ist aus einem umtriebigen Junggesellen ein verantwortungsvoller und besonnener Regent und Familienvater geworden, der nicht wie sein Vater und Vorgänger Rainier III. (1923-2005) als Märchenfürst über Monaco herrscht und dessen Persönlichkeit verschiedene Seiten ausweist.
Der Titel-Träger
Albert wird zwar nicht zum europäischen Hochadel gezählt, doch die Anzahl seiner Titel (28) ist beeindruckend: Albert II. Grimaldi, durch Gottes Gnade Fürst von Monaco - offizielle Anrede: Son Altesse Sérénissime le Prince Albert II. (Seine Durchlaucht...), inoffiziell "Monseigneur" - ist unter anderem auch: Duc (Herzog) von Valentinois, Marquis (Markgraf) des Baux, Comtes (Graf) de Carladès, Baron du Buis, Seigneur de Saint-Rémy, Sire de Matrignon, Comte de Torigni, Duc d'Estouteville, de Mazarin et de Mayenne, Prince (Fürst) de Château-Porcien, Barion d'Altkirch, Marquis de Chilly, Comte de Longjumeau, Baron de Massy und Marquis de Guiscard.
Des Weiteren ist Albert unter anderem: Großoffizier der französischen Ehrenlegion, Großoffizier des senegalesischen Löwenordens, Ritter des Souveränen Malteserordens, Kollarritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem sowie zweifacher Ehrendoktor der Universitäten Sorbonne (Paris) und Bern (Schweiz).
Das Staatsoberhaupt
Albert ist der Chef einer konstitutionellen Monarchie Monaco, mit ca. 39.000 Einwohnern und einer Gesamtfläche von etwas über 208 Hektar der zweitkleinste Staat der Welt. Der regierende Fürst ist das Staatsoberhaupt, die Macht teilt er sich mit dem Nationalrat. Die Exekutive besteht aus einem vierköpfigen Regierungsrat, an dessen Spitze ein Staatsminister steht, den der Fürst auswählen darf. Monaco ist zwar ein souveräner Staat, seine Außen-, Wirtschafts- und Verteidigungspolitik ist jedoch eng mit dem Nachbarn Frankreich abgestimmt.
Außerdem ist es Albert als Regierungschef gelungen, Reformen anzustoßen, vor allem in der Sozial- und Wirtschaftspolitik: Er förderte etwa den Bau von Sozialwohnungen und will das Image seines Staates als Steuerparadies ändern. Schritt für Schritt signalisierte er eine Zusammenarbeit im Kampf gegen Steuerhinterziehung und einen Informationsaustausch bei der Verfolgung von Steuerbetrug, Geldwäsche und Korruption. Ganz besondere Verdienste hat sich der studierte Politikwissenschaftler, der neben seinen Muttersprachen Französisch und Englisch (mit amerikanischem Akzent) auch fließend Deutsch spricht, mit Abschluss des renommierten Amherst Colleges (USA) bei der Umweltpolitik erworben. Albert gilt als volksnah und feiert lieber mit seinen Monegassen als mit dem internationalen Jetset. Seine Untertanen nennen ihn deswegen "Fürst mit Herz".
Der Familienvater
Aus dem leichtlebigen Thronfolger, der im Jetset unterwegs war, ist zur Verwunderung vieler Zeitzeugen ein besonnener Familienmensch geworden. Nach seiner lang erwarteten Hochzeit mit der südafrikanischen Schwimmerin Charlene Wittstock (45) 2011 wurden drei Jahre später die heute achtjährigen Zwillinge Prinzessin Gabriella und Erbprinz Jacques geboren.
Bereits 2006 hat Fürst Albert zwei außereheliche Vaterschaften anerkannt. 2003 wurde sein Sohn Alexandre Coste (19) geboren, den er mit einer Flugbegleiterin aus Togo hat. Bereits 1992 kam seine Tochter Jazmin (31) zur Welt, deren Mutter die US-Kellnerin Tamara Rotolo ist. Beide unehelichen Kinder sind von der Thronfolge ausgeschlossen, doch es bestehen familiäre Kontakte.
Der Umweltschützer
Seit über zwei Jahrzehnten setzt sich Albert aktiv für den Umweltschutz ein. Ein Jahr nach seiner Amtseinführung nahm er an einer Nordpol-Expedition teil - wie schon 100 Jahre zuvor sein Ururgroßvater und Vorbild Fürst Albert I. Er war somit das erste amtierende Staatsoberhaupt, das den Nordpol betreten hat, um auf die Klimaerwärmung hinzuweisen. Drei Jahre später startete er die gleiche Mission zum Südpol.
Er kämpft gegen die Überfischung der Meere und gegen die Jagd auf Robben, Haie und Wale. Und er gründete die "Prince Albert II of Monaco Foundation". Mit dieser Stiftung, die Verbindungsbüros in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, in der Schweiz, in Singapur und in den USA unterhält, finanziert er Projekte gegen die "besorgniserregenden Bedrohungen für die Umwelt unseres Planeten".
In einem Interview mit "ntv" sagte er: "Ironischerweise hat Monaco die beste Luftqualität, wenn die Formel 1 in der Stadt stattfindet. Denn genau dann haben wir nur rund 20 Autos auf den Straßen, die zur selben Zeit fahren. Wir fördern im großen Stil die Elektromobilität und die Nutzung von Elektroautos. Das ist der Grund, warum wir auch die Weltmeisterschaft der E-Mobilität, die Formel E, bei uns in Monaco zu Gast haben. Ein einziges Fahrzeug mit einer Performance eines Formel-1-Wagens kann Menschen dazu inspirieren, sich für Elektromobilität zu begeistern."
Fürst Albert ist mit dem englischen König Charles III. (74) befreundet und bewundert seinen Kampf "für energetische Nachhaltigkeit, gegen Entwaldung und für eine Reihe von Umweltfragen. Dies sind Anliegen, über die wir uns häufig ausgetauscht haben".
In seinem Privatleben achtet er darauf, dass nur alle zwei bis drei Wochen Fleisch gegessen wird, die Flugmeilen seines Privatjets kompensiert er mit Spenden an Klimaschutzprojekte. Wichtig ist ihm, dass bei der Erziehung seiner beiden Kinder Gabriella und Jacques die Liebe zur Natur geweckt wird. "Ich bin sehr froh, dass wir ein großes Grundstück in den Bergen von Monaco haben, wo sie Zugang zu einem Gemüsegarten haben, wo sie Tiere wie auf einem Bauernhof erleben können... Es ist ein lebenslanges Lernen, was die Natur für uns bedeutet und wo wir unseren Platz in dieser Natur haben."
Der Multimillionär
Vermutlich ist er sogar Milliardär, denn die letzten Schätzungen seines Vermögens beliefen sich 2021 auf angeblich über 900 Millionen Dollar. Seine Haupteinnahmequelle dürfte die Grimaldi-Beteiligung an der Societé des Bains de Mer et du Cercle des Étrangers à Monaco (SBM) sein. Diese milliardenschwere Gesellschaft betreibt neben der Spielbank von Monte-Carlo vier Luxushotels, die Oper von Monaco, Diskotheken, Sterne-Restaurants, das Kurhaus Thermes Marins, den Monte Carlo Sporting Club sowie den berühmten Beach Club. Daneben gehört den Grimaldis das nordfranzösische Château de Marchais plus Ländereien und Gutswirtschaft.
Auch mütterlicherseits hat Albert geerbt: Die Familie seiner amerikanischen Mutter Fürstin Patricia, vormals Grace Kelly (1929-1982), gehört zu den reichsten von Philadelphia. Großvater John B. Kelly sr. hatte ein großes Bauunternehmen. Und Grace Kelly hatte als Filmstar und Oscarpreisträgerin über 60 Millionen Dollar verdient, bevor sie 1956 in Monaco heiratete und mit 26 ihre Karriere beendete. Ihr altes Elternhaus in Philadelphia gehört ebenfalls zum Besitz Alberts.
Der Sportler
Man sieht es ihm nicht (mehr) an, aber Albert war als Thronfolger eine echte Sportskanone. Von 1988 bis 2002 vertrat er Monaco als Bobfahrer bei fünf Olympischen Winterspielen. Beste Platzierung: Rang 25. Er nahm an internationalen Kombinations-Wettbewerben von Golf und Segeln teil und fuhr die gefürchtete Rallye Paris-Dakar. Außerdem besitzt er den schwarzen Judo-Gürtel. Offenbar hat er seine sportlichen Talente von der mütterlichen Kelly-Familie geerbt: Sein Großvater John B. Kelly sr. war dreifacher Olympiasieger im Rudern, sein Onkel John B. Kelly jr. holte die Bronze-Medaille im Rudern. Alberts Ehefrau Charlène war ebenfalls eine herausragende Hochleistungssportlerin: Sie startete 2000 im Schwimmteam von Südafrika bei den Olympischen Sommerspielen von Sydney (5. Platz 4 × 100-Meter-Lagenstaffel), 1999 holte sie bei den All Africa Games drei Goldmedaillen und einmal Silber.